8. Die alte [21] joma und die beiden mädchen.

Es war einmal ein ehepaar. Sie hatten eine tochter. Die mutter starb, der vater nahm eine andere frau. Er bekam [mit dieser frau] ein zweites mädchen. Die stiefmutter schilt und schlägt beständig die tochter ihres mannes. Einmal sagt die frau zu [ihrem] manne: »Bring deine tochter irgendwohin aus [meinen] augen weg! Komm, wir lassen [sie] in einen trockenen brunnen hinab!« Sie warfen das mädchen [in einen brunnen]. Dort [in dem brunnen] wandert es und wandert: es gelangte zu einer grünnen wiese. Dort weiden pferde. Diese streichelt und tätschelt es. Die pferde sagen: »Du gehst [geradeaus weiter] und gelangst zum haus der alten joma. Sie heisst dich die badestube heizen, darnach aber bringt sie dir eine blaue und eine rote schachtel, und nimm[21] da ja die blaue!« Darauf kommen [ihr] entgegen kühe, schafe. Sie streichelt und tätschelt sie ebenso. Sie geben ihr denselben rat [wie die pferde]. Das mädchen wandert immer weiter und gelangt zum haus der joma. Sie tritt hinein. Die joma sagt: »Uh, [da] ist eine dienerin für mich gekommen! Geh geschwind, mach [mir] die badestube zurecht, spalte holz, sodass nicht das leiseste knacken hörbar wird! Heize die badestube so, dass kein rauch und kein dampf herauskommt!« Das mädchen heizt die badestube. Nach dem bade bringt die joma eine rote und eine blaue schachtel und sagt: »Nimm eine von beiden!« Das mädchen nimmt die blaue und geht nachhause zu. Sie wandert immerfort, gelangt in den brunnen und fängt an zu rufen: sein vater hört [es] und kommt und hebt [es] hinauf. Sie sehen in die schachtel, und drinnen [waren] kleider, geld und was sonst nicht alles!

Die frau sagt zu [ihrem] manne: »Bring sofort meine tochter in den brunnen!« Der mann wirft das mädchen [in den brunnen]. Das mädchen wandert und wandert [und] gelangt zu einer grünen wiese. Da sind pferde auf der weide. Es schlägt und prügelt sie, die pferde aber sagen: »Du gelangst zum haus der joma, und sie bringt dir eine rote und eine blaue schachtel; nimm aber ja[22] die rote!« Das mädchen wandert und wandert, und ihm entgegen kommen kühe, schafe. Diese schlägt und schlägt und prügelt und prügelt es. Diese heissen [sie] gleichfalls von der joma die rote schachtel nehmen. Sie wandert, wandert und gelangt auch schliesslich zum haus der joma. Sie tritt dahinein. Die joma sagt: »Uh, irgendwoher ist [da] eine dienerin für mich gekommen! Gehe sofort hin [und] wärme die badestube! Spalte holz, sodass nicht das leiseste knacken hörbar wird, und heize die badestube, sodass kein rauch noch dampf herauskommt!« Das mädchen geht und fängt an holz zu spalten – spaltete aber so, dass man das krachen hörte [eig.: – und »kut8. Die alte joma und die beiden mädchen« und »kat8. Die alte joma und die beiden mädchen«]. Die badestube heizt sie, und sowohl rauch als auch dampf steigt auf. Die joma bringt ihr nach dem bad eine rote und eine blaue schachtel. Sie nimmt die rote und geht heim. Die mutter ist sehr vergnügt, und damit niemand sehe, dass das mädchen eine schachtel hat, geht sie mit ihrer tochter in das kellergeschoss. Die mutter öffnet die schachtel, aber aus der schachtel steigt ein feuer hervor und verbrennt die mutter wie die tochter.


(Usťsysoľsk)

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Syrjänische Volksdichtung. Helsinki 1916, S. 21-23.
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