Feengeld.

[116] David Shone erzählte: Meine Mutter pflegte vor langer Zeit einmal von den Feen Geld zu bekommen. Dicht bei unsrem Hause war ein Brunnen und nahe bei diesem Brunnen ein Rasenfleck, welcher dafür bekannt war, daß sich die Feen dort tummelten. So oft nun meine Mutter an den Brunnen gieng, fand sie auf dem Stein über der Waßerröhre eine neugeschlagene, glänzende halbe Guinee. Einst handelte ich um ein Ferkelchen und meine Mutter, um dem weiteren Wortwechsel ein Ende zu machen, brachte ihr Säckchen mit Gold heraus und gab mir eine ganz neue halbe Guinee. Ich erschrak sehr, da ich ein armes Weib, wie meine Mutter eins war, im Besitze[116] so vielen Goldes sah, und ich bat sie, mir zu erzählen, wie sie dazu gekommen sei.

»Auf rechtliche Weise!« sagte sie – ich erinnere mich noch genau dieses Wortes.

»O Mutter«, sagte ich, »erzähle mir, wo du das Gold bekommen hast; wem willst du das Geheimnis anvertrauen, wenn du nicht einmal deinem einzigen Sohne traust?«

»Gut, – wenn ich muß, so muß ich!« sagte meine Mutter. Darauf erzählte sie mir's – aber wollte Gott, ich hätte sie nie darum gequält! Denn von dem Augenblick hörte die Bescheerung auf. Die Mutter besuchte wol oft noch den Brunnen – aber umsonst! Nicht einen Heller fand sie seit jenem Tage mehr.

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 116-117.
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