Feentanz.

[114] Morgan Rhys Harris – ein alter Mann von sehr[114] achtbarem Rufe – bewirthschaftete zwei Farmen an den Hügeln in der Nachbarschaft von Neath. Früher hatten die Farmer dicht bei den Häusern ihre Oefen, um Gerste und Hafer darin zu backen, und auch Morgan's Haus hatte ein solches Zubehör. Da nun der Farmer eines Tages den Hügel hinab nach seinem Backofen gieng, so hörte er auf einmal eine wundervolle Musik. Er stand still und hörte sie noch; er gieng weiter und hörte sie nur um so voller und deutlicher. Da sah er endlich in kleiner Entfernung vor sich auf dem graden Wege, den er gehen mußte, und nahe beim Backofen zahllose kleine Geschöpfe tanzen. Die Wendungen und Touren des Tanzes waren sehr verschieden, bald giengs vorwärts, bald rückwärts, bald im Kreiße. Der alte Mann blieb stehn, und wußte nicht recht, ob er weiter gehn oder umkehren sollte. Er fürchtete sich, bei ihnen vorüberzugehen, damit er seinen Fuß nicht auf Feenland setze und dadurch den Besitz deßelben verlöre. Er machte daher einen Umweg und erreichte die Scheune bei dem Backofen. Hier versteckte er sich hinter die Thüre, von wo aus er ihre Bewegungen eine ganze Stunde lang beobachtete. Auch behielt er die Melodie, welche sie spielten, und hat sie hernach Jedem vorgesungen, der sie hören wollte.

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 114-115.
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