Poltergeister.

[120] Giraldus Cambrensis erzählt, daß zu seiner Zeit auch Poltergeister mit Menschen verkehrten, aber nicht sichtbar, sondern nur fühlbar. In einem Hause zeigten sie ihre Gegenwart dadurch an, daß sie Staub und andre Dinge umherwarfen; in einem andren Hause machten sie in wollene und leinene Kleider Riße zum großen Schaden des Hausherrn und Aller, die ihn besuchten. Und weder Vorsicht, noch Schloß und Riegel konnten ihn davor beschützen. Oft sprachen diese Geister sogar mit den Leuten vom Hause, und wenn diese sie verhöhnten, was sie zuweilen aus Muthwillen thaten, dann hielten ihnen die Poltergeister zum Lohne dafür dasjenige, was sie grade am Meisten vor den Andern zu verbergen und geheim zu halten wünschten, öffentlich vor. Dergleichen sollte gewöhnlich einem plötzlichen Wechsel, entweder von Dürftigkeit zu Reichthum oder nach häufiger von Wolhabenheit zu Elend und Armuth voranzugehn pflegen. Wunderbar dabei war es, daß solche Plätze sowenig durch Weihwaßer als durch den Beistand der Sacramente von Erscheinungen[120] solcher Art befreit werden konnten. Ja, die Priester selbst, wenn sie demüthig eintraten, durch Kreuz und Weihwaßer geschützt, wurden gleich zuerst mit Staub beworfen und be schmutzt. Woraus dann folgt, schließt der gottesfürchtige Mann, daß Sacramentalien und Sacramente wol vor verderblichen nicht aber harmlosen Dingen, vor Unheil, nicht aber bloßem Spuk behüten.

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 120-121.
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