Der schwache Wind.

[139] Ein junger Mann aus Caermarthen kehrte eines Abends von einem Stelldichein zurück und hörte beim Nachhausegehn auf einmal einen Gesang so unbeschreiblich süß, daß er dem Verlangen nicht widerstehn konnte, zu sehn, wer da auf der Wiese so wunderbar sänge. Als er hinkam, fand er die Feen, welche im[139] Kreiße tanzten. Da er mit ihren Sitten aber nicht bekannt war, so gieng er auf sie zu, um sie fortzutreiben. Aber sie kamen ihm plötzlich entgegen, umringten ihn und tanzten um ihn herum. Da sie grade guter Laune waren, so bestraften sie ihn für seine Zudringlichkeit nicht, sondern fragten ihn, mit was für einem Winde er nach Hause geblasen sein wolle: mit einem starken, mit einem gemäßigten oder einem schwachen Winde? Der bestürzte Landmann wählte natürlich den schwachen Wind, da er davon am Wenigsten befürchtete. Darauf ergriffen die Feen seinen Arm, schleppten ihn, ohne auf sein Schreien zu hören, durch Dornen und Hecken, und warfen ihn schließlich, da sie ihr Vergnügen lang genug mit ihm gehabt hatten, in einen Sumpf, von wo er sich wieder aufraffen und nach Hause gehn konnte.

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 139-140.
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