Die Heerde in der Luft.

[131] Die beiden Töchter eines ehrbaren Farmers im Kirchspiel Bedwellty waren eines Tages um Heu zu machen mit ihren Knechten, Mägden und einigen Nachbarn draußen, als sie auf einem Hügel, etwa fünf Minuten weit von sich entfernt eine große Schaafheerde sahen. Bald danach sahen sie dieselbe nach einem andren Platz, etwa zehn Minuten weiter gehn, dann kam sie ihnen ganz aus dem Blick, als ob sie in der Luft verschwunden wäre. Ungefähr eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang erschien die Heerde wieder, aber sonderbar genug – die Einen hielten sie für Schaafe, die Andren für Schweine, Andre für Windhunde – Einige sogar für nackte Kinder. Sie[131] erschienen im Schatten der Gebirge zwischen ihnen und der Sonne, und auf den ersten Blick schien es, als ob sie aus der Erde gekommen wären.

Dieß war offenbar eine Erscheinung der Feen, setzte Mutter Moll hinzu, und ist von glaubwürdigen Zeugen gesehn worden. Die Ungläubigen sind sehr unvernünftig, wenn sie nach solchen Zeugnissen noch an dem Dasein von Feen zweifeln wollen!

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 131-132.
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