Feentanzplätze.

[133] Ein ehrbares und tugendhaftes Frauenzimmer erzählte, daß sie einst, da sie noch ein kleines Mädchen war und in die Schule gieng, die Feen unter einem Holzapfelbaume tanzen sah. Da sie Kinder von ihrer eignen Größe zu sein schienen, so gieng sie zu ihnen, tanzte mit ihnen und nahm sie darauf mit sich in eine leere Scheune. So machte sie's noch drei oder vier Tage. Sie zog ihre Schuh dabei immer aus, da sie niemals ihren Gang hören konnte und daher glaubte, daß der Lärm ihnen wol unangenehm sei. Sie waren von kleinem Wuchs, sahen eher alt als jung aus und trugen blaue und grüne Schürzen. Auch ihr Großvater, welcher in dem Kirchspiel Schulmeister war, sah oft, wenn er spät Abends nach Haus gieng, die Feen unter einer Eiche, zwei oder drei Felder weit von der Kirche tanzen.

Ein andrer alter Mann hatte die Feen oft an Waßerfällen gesehn, besonders an denen des Neath-Thales, wo ein Weg zwischen dem Fall und dem Felsen dahingeht. Als er hinter dem Fall stand, erschienen sie in allen Farben des Regenbogens und ihre[133] Musik vermischte sich mit dem Rauschen des Waßers. Dann zogen sie sich in eine Höhle zurück, welche sie in den Felsen gemacht hatten, und nachdem sie sich daselbst belustigt hatten, stiegen sie die Felsen hinan und giengen im Mondenschein fort und die Klänge ihrer Harfe starben dahin, während sie giengen.

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 133-134.
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