Puck und die Feen.

[140] Zwei junge Männer von Llannarmon kehrten nach einem Rendezvous, welches sie in Ruthinfair mit ihren Geliebten gehabt hatten, nach Haus. Es war um Mitternacht, als sie in einen Wald traten, den sie durchwandern mußten, und da es sehr finster war, so verloren sie einander. Der Vorderste von ihnen rannte durch Büsche und Sträuche und rief ein Halloh über das andre, ohne Antwort zu bekommen – der neckische Puck hatte ihn von seinem Cameraden getrennt. Dieser war auch in der Nacht wolbehalten nach Haus gekommen, aber der Andre erreichte es erst am nächsten Morgen und in einem Zustande, daß ihn[140] die Leute gar nicht erkannten. Sein Gesicht war zerrißen, seine Kleider zerfetzt, und nachdem er sich ein wenig wieder erholt hatte, erzählte er: nachdem er seinen Genoßen verloren hatte, habe er sich plötzlich von einer glänzenden Beleuchtung umgeben gesehn und zahllose Feen hätten nach dem Klange der lieblichsten Musik getanzt. Sobald er aber fortzukommen versuchte, habe er sich immer sogleich in vollständiger Dunkelheit befunden und sei so erschreckt gewesen, daß er es vorgezogen hätte, den Feen zu folgen. Sie schwebten über Busch und Dornhecken, sanft und getragen, ohne nur im Mindesten davon beschwert zu werden; und er mußte ihnen folgen, durch alle die Reiser und Stacheln, zerrißen und verwundet – immerzu, immerzu – bis die luftigen Wesen den Hahn krähen hörten! Da ließen sie ihn todtmüde und in dem Zustande liegen, in welchem er später nach Haus kam.1

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Wer würde durch die Umrisse dieses Märchens nicht an die Waldscenen in Shakespeare's Sommernachtstraum erinnert, dem ja – wie oben schon bemerkt – die Localität des Cwm Pwcca dabei vorschwebte?

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 140-141.
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