Das Kind am Grabe der Mutter.

[129] Du ruhst nun still, o Mutter mein,

Tief unter diesem Leichenstein,

Und heil'ger Friede ringsumher,

Mir macht er nur das Herze schwer; –

Ach, wenn ich doch nur bei Dir wär'!


Zu frühe nahm Dich mir der Tod.

Wer glaubte, daß Dein Morgenrot

Ein düster Abendrot schon wär'?

O teure Mutter, süß und hehr,

Ach, wenn ich doch nur bei Dir wär'!


Nie kann die Welt mit ihrer Lust

Aufwiegen einer Mutter Brust!

Mir ist die Welt ohn' Dich so leer,

Denn immer nur ich Dich begehr'; –

Ach, wenn ich doch nur bei Dir wär'!


Ach, Mutter, könnt' ich bei Dir sein!

Hier bin ich einsam und allein.

Auf dieser Welt such' ich nichts mehr;

Ich sehne mich nach Dir so sehr; –

Ach, wenn ich doch nur bei Dir wär'!


4. September, 1879.

Erakegli.

Quelle:
Warker, N.: Wintergrün. Sagen, Geschichten, Legenden und Märchen aus der Provinz Luxemburg. Arlon: Willems, 1889/90, S. 129.
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