5. Die Statue des h. Franziskus und das Bild der schmerzhaften Muttergottes zu Arlon.

[9] Im Mai des Jahres 1660 brach mitten in der Nacht des h. Fronleichnamfestes eine furchtbare[9] Feuersbrunst in Arlon aus. Das Feuer entstand zuerst in der Behausung eines Privatmannes, namens N. Boucher, und griff mit rasender Schnelligkeit um sich. In kurzer Zeit hatte das verheerende Element die Pfarrkirche, die Fleischhalle, das Hospital, das Kloster der Karmelitenpatres und fast die meisten Wohnhäuser in der Stadt in Schutt und Asche gelegt.

Damals befand sich eine große Pforte unten am Eingange zu dem in Folge mehrmals eingestürzten und wieder aufgebauten Kreuzwege, der zur Kapuzinerkirche hinauf führt. Auf der Vorderseite dieser Pforte, zur Straße hin, stand ganz oben in einer Nische die Statue des h. Franziskus; auf der anderen Seite, zum Kreuzweg hin, befand sich ein Bild der h. Muttergottes von den sieben Schmerzen.

Als die wütenden Flammen die Pforte erreichten und das Kapuzinerkloster zu vernichten drohten, sah man, wie die Statue des h. Franziskus sich plötzlich rechts dem Kreuze zuwandte. Sofort erlosch das Feuer, und die Statue des Heiligen sowie das Bild der Gottesmutter blieben unversehrt.

Zum Andenken an dieses wunderbare Ereignis setzte man unter die Heiligenbilder Inschriften, in denen die Summen der durch große Buchstaben bezeichneten Zahlen die Jahreszahl der betreffenden Begebenheit bilden.

Unter das Muttergottesbild schrieb man:

IN INCENDIO ARLVNENSI MANEO INTEGRA.

Das heißt: Im Brande von Arlon bleibe ich unversehrt.

Die Statue des h. Franziskus bekam folgende Inschrift mit doppeltem Chronogramm:

IN INCENDIO ARLVNENSI CONVERTENS SE FLAMMAS REDARGVIT3[10]

Das heißt: Sich umkehrend im Brande von Arlon wehrt' er den Flammen.

3

Vergl. Prat, Histoire d'Arlon, I, 350, 421, 435, 483. Ed de la Fontaine, Luxemburger Sagen und Legenden. S. 135.

Quelle:
Warker, N.: Wintergrün. Sagen, Geschichten, Legenden und Märchen aus der Provinz Luxemburg. Arlon: Willems, 1889/90, S. 9-11.
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