9. Vater Collignon und die kirchlichen Gewänder des h. Bernhard.

[13] Im Jahre 1151 kam der h. Bernhard eines Tages in das Kloster Cambron bei Mons und brachte dort das h. Meßopfer dar. Da der Ruf seiner großen Heiligkeit schon damals weltberühmt war, so beschlossen die Mönche, die Gewänder, welche der Heilige während der h. Messe getragen, zur frommen Erinnerung aufzubewahren. Über 600 Jahre lang blieben die ehrwürdigen Gewänder im Kloster von Cambron und wurden nur während des feierlichen Hochamtes am Festtage des Heiligen von dem celebrirenden Abte, oder auch noch von den neu ordinirten Mönchen während ihrer Primizfeier getragen.

Als die Abtei Cambron durch ein Dekret vom 1. September 1796 aufgehoben wurde, teilten die letzten Mönche des Klosters sich die wenigen Wertsachen, welche ihnen nach den Stürmen der Revolution noch übrig geblieben waren, und gingen auseinander.

Die Gewänder des h. Bernhard hatte der aus Arlon gebürtige Pater Collignon bekommen. Derselbe kam in seine Geburtsstadt zurück und fand Aufnahme in dem 1665 gebauten Kapuzinerkloster, dessen erster Oberer er sogar in der Folge wurde. Als aber auch das Kapuzinerkloster aufgehoben ward, und seine Mönche sich zerstreuen mußten, kam Pater Collignon als Vikar nach Guirsch, bei Arlon, wo er am 30. Januar 1825 als seeleneifriger und opferwilliger Priester, von allen hoch[13] verehrt und tief betrauert in seinem fünfundsechzigsten Lebensjahre starb. Auf eigene Kosten hatte dieser vortreffliche Mann die während der Revolutionszeit verheerte Kapuzinerkirche in Arlon wieder herstellen lassen; und die alte Orgel, die im Sommer 1889 durch eine neue ersetzt ward, hatte er der Kirche geschenkt. Die alte Orgel soll nämlich auch von Cambron gekommen sein. Schließlich hatte Pater Collignon seiner lieben Kapuzinerkirche auch die von Cambron mitgebrachten ehrwürdigen Meßgewänder des h. Bernhard vermacht. Es sind dies: eine Casel (Meßgewand), eine Manipel (Armbinde) und eine Stola. Diese Gewänder sind von sehr großer Einfachheit. Die Casel ist aus einem ärmlichen, weißen Stoff gemacht und mit roten Borten verziert. Woraus der zur Casel verwandte Stoff hergestellt ist, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen. Ein alter ehemaliger Pfarrer behauptete stets, derselbe sei aus verarbeiteten Brennesseln gemacht worden. Die Stola und die Manipel bestehen dagegen aus einem farbigen Seidengewebe und sind mit Tierfiguren und sonstigen Verzierungen geschmückt.

Die kostbaren Gewänder werden noch immerfort mit großer Verehrung in der Kapuzinerkirche aufbewahrt; und alljährlich am 20 August, dem Feste des h. Bernhard, trägt der Pastor während des Hochamtes die ehrwürdigen Gewänder wie ehemals der Abt in dem alten Kloster von Cambron.7

7

Institut archéol. XIX. 325 ss. Prat, I, 425 ss.

Quelle:
Warker, N.: Wintergrün. Sagen, Geschichten, Legenden und Märchen aus der Provinz Luxemburg. Arlon: Willems, 1889/90, S. 13-14.
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