Rod [3]

[44] Rod (spr. rodd), Edouard, Schriftsteller der franz. Schweiz, geb. 31. Mai 1857 in Nyon (Waadt), studierte in Bonn und Berlin Philologie und Geschichte und fühlte sich schon hier stark von der Philosophie Schopenhauers angezogen. Er wandte sich alsdann nach Paris und trat dort als Kritiker lebhaft für die naturalistische Schule Zolas ein in der Schrift »A propos de l'Assommoir« (1879). Ihr folgte eine satirische Studie: »Les Allemands á Paris« (1880), und Rods erster Roman: »Palmyre Veulard« (1881), worin er Zolas Verfahren möglichst getreu nachahmte. Der gleichen Richtung gehören auch die folgenden Werke an: »La chute de Miss Topsy« (1882); »Côte á côte« (1882), eine herbe Satire gegen die Heuchelei der protestantischen Orthodoxie in Frankreich; »La femme d'Henri Vanneau« (1883); »L'autopsie du docteur Z...« (1884). Mit dem nächsten Werke: »La course á la mort« (1885), verließ R. mit Entschiedenheit die naturalistische Schule und fand mit diesem teilweise selbstbiographischen philosophischen Roman von ausgeprägtem Pessimismus seinen ersten großen Erfolg. »Tatiana Leïlof« (1886) war ein Rückfall in die frühere Manier. Neben seinen Romanen beschäftigte sich R. fortwährend mit Kritik. Er ließ 1886 »Wagner et l'esthétique allemande« erscheinen, worin er Wagner verteidigte, und widmete dem pessimistischen Dichter Leopardi eine Studie (1888). »Le sens de la vie« (1888) war eine Fortsetzung und teilweise Korrektur in optimistischem Sinne von »La course à la mort« und fand noch größern Erfolg als diese. Nachdem R. in Paris von 1884–87 die »Revue contemporaine« redigiert hatte, wurde er als Professor der modernen Literatur an die Universität Genf berufen, gab aber diese Stellung 1892 wieder auf, um sich in Paris ganz seiner literarischen Tätigkeit zu widmen. Eine neue Seite seines Talents zeigte er in dem Doppelroman »La vie privée de Michel Teissier« (1893; deutsch, 2. Aufl., Dresd. 1906) und »La seconde vie de Miche I Teissier« (1894), worin er das Verhältnis zwischen der politischen Tätigkeit und dem Privatleben und ihre Wechselwirkungen im heutigen Frankreich einer feinsinnigen moralisierenden Betrachtung unterwarf. »La vie privée de Michel Teissier« wurde von R. auch auf die Pariser Bühne gebracht, aber ohne sonderlichen Erfolg. Rods bedeutendstes Werk auf kritischem Gebiet ist »Les idées morales du temps présent« (1891), worin namentlich die Kritik der Philosophie und Geschichtschreibung Renans von Interesse ist. R. hat außerdem auf kritischem Gebiet herausgegeben: »Dante« (1891), »Stendhal« (1891), »Lamartine« (1893), »Essai sur Goethe« (1898), »Nouvelles études sur le XIX. siècle« (1899), »L'Affaire J. J. Rousseau« (1906) und auf dem Gebiet des Romans: »Scènes de la vie cosmopolite« (1890), »Nouvelles romandes« (1891), »La sacrifiée« (1888), »Les trois cœurs« (1890), »Le silence« (1894), »Les roches blanches« (1895; deutsch, Stuttg. 1897), »Dernier refuge« (1896), »Làhaut« (1897), »Le Ménage du pasteur Naudié« (1898), »L'eau courante« (1902), »L'inutile effort« (1903), »Un vainqueur« (1905; deutsch, Berl. 1905), »L'indocile« (1905), »L'incendie« (1906). Er dramatisierte ferner die Geschichte Rousseaus in »Le Réformateur« (1906). In der Vorrede zu den Übersetzungen von Prozor (1889) führte er Ibsen zuerst in Frankreich ein. Vgl. Firmin Roz, Edouard R. (Par. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 44.
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