[388] Cosi fan tutte.

[388] Opera buffa in 2 Akten.

Für die italienische Oper in Wien geschrieben 1790 oder im Dezember 1789.

Die Uebersetzung dieser Oper ist unter einer Menge von Titeln erschienen. Man kennt sie als: Die Schule der Liebenden. Die Mädchen sind von Flandern. Die Wette. Eine machts wie die andre. So sind sie alle. – Selbst der wesentliche Gang der Fabel des Stücks ist nicht bei allen Theatern überein, und ich selbst habe diese Oper[389] viermal mit verändertem Texte zu derselben Musik gehört. Doch war keiner sonderlich erbaulich. Man muß sich in der That wundern, wie Mozart sich herablassen konnte, an ein so elendes Machwerk seine himmlischen Melodien zu verschwenden. Es stand nicht in seiner Gewalt, den Auftrag abzulehnen, und der erbärmliche Text des Originals ward ihm ausdrücklich aufgetragen.

Man kann in diesem Stücke weder Plan noch Anordnung finden, und es würde schwer halten, es als ein Kunstwerk zu beurtheilen. Es ist eine Sammlung einzelner Schönheiten, doch tragen sie größtentheils das Gepräge froher, muthwilliger Laune. Jugendkraft und üppige Fülle blüht in ihr. Der Reichthum der Melodien ist unerschöpflich. In dieser Hinsicht hat es viel Aehnlichkeit mit Figaro,[390] doch färbt sich in ihm die heitre Laune weit höher an.

Die Karaktere der Damen sind naiv, flatterhaft und buhlerisch gezeichnet.

Der humoristische Edukazionsrath zeichnet sich vorzüglich aus. Mozart, dem überhaupt nie etwas mißlang, hat auch diesen Karakter mit vielem Glücke bearbeitet.

Die beiden Liebhaber sind frei gezeichnet, und über sie, wie über die anderen Karaktere, verbreitet sich eine leichte, etwas grelle, Farbengebung.

Die Ouverture versinnlicht den Titel der Oper: »Die Mädchen sind von Flandern« durch ihr beständiges Wechsel der Instrumente. Mit einer äußerst muthwilligen Laune giebt Mozart bald den Blaßinstrumenten, bald den Geigen die Melodie, und wechselt hierin so schnell und unversehens, daß das Gehör beständig getäuscht[391] wird, und oft die Geigen noch zu hören wähnt, wenn schon die Blaßinstrumente an ihre Stelle gerückt sind, und so im Gegentheile mit den Violinen. Oft schweigen diese plötzlich und die Blaßinstrumente führen die Melodie und akkompagniren zugleich. Die Melodie wandert, gleich den Mädchen von Flandern, von einem zum andern – Instrumente. In dieser, so wie in jeder andern Hinsicht ist diese Ouverture eine der künstlichsten und angenehmsten Komposizionen Mozarts. Ihre Ausführung erfordert die äußerste Genauigkeit und den strengsten Takt.

In der ganzen Oper, so wie in der Ouverture, herrscht eine immerwährende Abwechselung, eine überaus liebliche Melodie und ausgesuchte Instrumentalbegleitung.

Quelle:
Arnold, Ignaz Ferdinand Cajetan: Mozarts Geist. Erfurt 1803, S. 388-392.
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