Die Kirchenkomposizionen.

[413] Bilden die zweite Klasse der Werke unsers Mozarts. Diese Gattung war sein Lieblingsfach, dem er sich aber am wenigsten widmen konnte. Die Messen, die von ihm übrig sind, wurden bei verschiedenen Gelegenheiten und Einladungen verfertigt. Alle tragen den Stempel seines erhabenen Genius. In dem eigenhändig geführten Verzeichnisse seiner Werke findet sich keine einzige Messe angemerkt. Ein Beweis, daß alle, die wir haben, in[414] frühere Zeiten seines Lebens zu setzen sind. (Das letzte Requiem ausgenommen.) Nur ein Graduale auf den Text; »Ave verum corpus« hat er im Junius 1791, wahrscheinlich zur Frohnleichnamsfeierlichkeit in Wien oder Prag verfertigt.

Von seinen frühern Messen habe ich zwei gesehen. Eine aus D, die andre aus B dur: letztere ist 1802 zu Wien in Kupfer gestochen erschienen. Beide sind sehr kurz und können wohl nie zu feierlichen Hochämtern gedient haben. Sie sind ganz im Stil alter italienischer Messen eines Leo, Durante, Jomelli geschrieben, kurze fugirte Sätze der vier Singstimmen, bloß von der Ogel und zwei Violinen begleitet. Sie verrathen unter allen frühern Werken Mozarts am allerwenigsten sein großes Genie, daß sich späterhin entwickelte. Ich glaube, daß sich noch mehrere dieser Art von ihm finden.[415]

Gewiß würde Mozart in diesem erhabenen Fache der Kunst seine ganze Stärke bewiese haben, wenn er die Stelle bei St. Stephan wirklich angetreten hätte, worauf er sich sehr freute. Was er in diesem Fache leisten konnte, beweißt seine

Quelle:
Arnold, Ignaz Ferdinand Cajetan: Mozarts Geist. Erfurt 1803, S. 413-416.
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