XII.

Musikalischer und journalistischer Frondienst.

[387] Arrangements für Cornet à pistons. – Feierliche Einbringung der Asche Napoleons. – Sylvesterabend 1840. – ›Ein Ende in Paris‹. – Mißerfolg der ›Kolumbus‹-Ouvertüre. – Übervorteilung durch Schlesinger. – Verhandlungen wegen des Rienzi in Dresden. – Korrespondenzen für die Abendzeitung. – Projekt einer Beethoven-Biographie. – Henri Vieuxtemps, Schindler, Liszt. – Auf das Land nach Meudon.


Gut war es, daß nun meine Oper beendet war; denn jetzt sah ich mich genötigt, auf längere Zeit der Ausübung aller Kunst zu entsagen. Diese Zeit war der Kulminationspunkt meiner äußerst traurigen Lage.

Richard Wagner.


Hatte er bis zum letzten Federstrich, den er seiner großen Arbeit schuldig war, die drängendsten äußeren Lebensansprüche mit allen Kräften von sich fern zu halten gesucht, so brach nun eine wahre Hochflut niederer Sorgen und Nöte über ihn zusammen. Keiner seiner Freunde – so arm wie er selbst! – vermochte ihm beizustehen, einzig eine fast übermenschliche Anstrengung seiner Arbeitskraft im Schlesingerschen Frondienst gestattete ihm eine kleine Erleichterung seiner Lage. An die Ausführung seines ›fliegenden Holländers‹ in Dichtung und Musik war nicht zu denken Endlose Melodienarrangements aus faden Donizettischen Modeopern, für die verschiedensten Instrumente bis zum Cornet à pistons, beschäftigten ihn von frühmorgens bis spät in die Nacht.1 Von äußeren Ereignissen dieser harten Entbehrungs- und Arbeitszeit [388] ist die auf den 15. Dezember 1840 fallende Feierlichkeit der Beisetzung der Asche Napoleons im Invalidendom zu bemerken. Die irdischen Reste des gewaltigen Eroberers waren durch den Herzog von Joinville mit Bewilligung Englands aus St. Helena eingebracht; der ganze Vorgang, den Erinnerungen an eine glorreiche Vergangenheit schmeichelnd, nahm die allgemeine Aufmerksamkeit auf das lebhafteste in Anspruch, und Wagner gedenkt (in einer Pariser Korrespondenz) ausdrücklich des Umstandes, wie die cendres de Napoléon ›seit dem Tage, wo man erfuhr, daß der Held noch ziemlich unversehrt gefunden sei, mit der strengsten Genauigkeit nur noch le corps de l'empereur genannt wurden, weshalb denn auch plötzlich die hübsche Dantansche Charge verschwand, welche Herrn Thiers mit einem Büchschen, die Asche Napoleons enthaltend, darstellte‹. Die Erwähnung dieses Ereignisses kehrt in seinen Aufzeichnungen aus dieser Periode überhaupt öfters wieder;2 selbst ein darauf bezügliches Gedicht, aus fünf achtzeiligen Strophen bestehend, ist auf uns gekommen. Das unscheinbare Oktavblättchen, welches sie enthält, trägt das Datum, Paris am 15. Dezember ›früh um 7 Uhr‹, und ist, – wie zum bitteren Hohn auf den peinigenden Mangel seiner Entstehungszeit! – kaum ein halbes Jahrhundert später als interessantes ›Autograph‹ mit dem Luxuspreis von über hundert Mark bezahlt worden.3 An diesem feierlichen, ganz Paris erregenden Tage scheint der junge Meister seine Arrangementssuiten für einige Stunden beiseite getan und sich eine Erholung dekretiert zu haben, um sich, in Gesellschaft der Freunde, in der wogenden Menschenmenge dem allgemeinen Strome patriotischer Begeisterung zu überlassen. ›120000 Mann Nationalgarde und 50000 Linientruppen waren aufgeboten, um den vom Arc de l'Etoile hereinkommenden und über den Konkordienplatz und die Brücke zu den Invaliden ziehenden Kondukt zu bilden. Wir sahen uns den Vorgang von der Terrasse des Tuileriengartens an, bei 10 Grad Kälte, die bei dem ewig langen Warten bald alle Stimmung und Poesie einfrieren ließen. Man hatte hier übrigens Gelegenheit zu beobachten, wie wenig Pietät für historische Erinnerungen beim[389] Pariser vorhanden ist. Das Ganze ward von der Menge überhaupt nicht anders aufgefaßt, denn als ein großer Spektakel zu ihrer Belustigung‹.4

Zu besserem Verständnis der besonderen Begegnung, die sich für ihn mit dieser seltsamen nationalen Feier verknüpfte, muß man wissen, daß sein dem Mitleiden stets weit offenes Herz ihn schon seit geraumer Zeit – mitten in aller eigenen Bedrängnis – einem noch unglücklicheren, halbverkommenen deutschen Landsmann mit Rat und Tat hatte beistehen lassen, mit dem er, wenn ihm sonst kein Almosen zur Verfügung stand, doch zum mindesten seinen Vorrat an Schnupftabak teilte! ›Es war dies‹, so erzählt er selbst, ein junger Mann, der durch Gott weiß welchen betrübten Zufall nach Paris verschlagen worden war. Er besaß nicht gewöhnliche Kenntnisse, war Mediziner, Jurist, Schriftsteller, Dichter und Gelehrter; er verstand Goethes Faust vom Prolog im Himmel bis zum Chorus mysticus; konnte Rezepte schreiben und Prozesse führen, wie irgend einer, und führte den Beweis ›daß der Mensch keine Seele habe‹. Der reißende Fortgang seines kurzen Existenzkampfes in Paris, der nach Wagner, gewiß Lebensstoff für wenigstens zehn deutsche Residenzjahre enthielt, brachte den Unglücklichen zuletzt in das Hospital der Pitié, von wo aus er noch vor kurzem einen Brief an seinen, selbst so hilfsbedürftigen Beschützer gerichtet hatte. ›So kam‹, fährt dessen Erzählung fort, ›der 15. Dezember heran, der Tag der Einbringung der Asche Napoleons Alle Welt weiß, daß Gott an diesem Tage die Pariser mit einer unerhörten Kälte beschenkte. Ich hatte vier Stunden auf der Estrade des Invalidenplatzes gefroren, und beneidete meinen wohlgeborgenen Landsmann, den ich unter einer der wärmenden Decken der Pitié glaubte. Der Unglückliche hatte sich aber nicht enthalten können, seinem historischen Forschungsdrange – denn er war auch Geschichtsschreiber – nachzugeben, um die Tatsache der Bestattung der kaiserlichen Überreste in persönlichen Augenschein zu nehmen. So wohl er daran tat, da er sonst leicht hätte verführt werden können, das Faktum dieser Bestattung ebenso gut zu leugnen, wie die Existenz der Seele, – so war doch die Kleidung des Ärmsten durchaus nicht für die Kälte dieses merkwürdigen Tages berechnet; sie war jedenfalls in einem der fröhlich durchlebten Sommer im Leben ihres Eigentümers angefertigt worden, und weigerte sich hartnäckig, den ziemlich ansehnlichen Gliedmaßen meines sonst so wohlbedachten Landsmannes hinreichendes Obdach zu gewähren. Er bot einen jammervollen Anblick dar, der mir durch Herz und Seele ging. Es mußte also für die dringendsten Bedürfnisse Rat geschafft werden. Es gelang mir, eine seiner geringsten Fähigkeiten in Anwendung zu bringen: der Philosoph, Jurist, Mediziner und Historiker – mußte Noten schrei ben‹.5

[390] Von den Vorgängen der Totenfeier des großen Kaisers im Dome der Invaliden absehend, zu welcher ›die hinreißendsten Sänger der italienischen und französischen Oper sich bestimmt fühlten, Mozarts Requiem vorzutragen‹ und die entzückendsten Herzoginnen und Gräfinnen, vor dem angebeteten Rubini und der bezaubernden Persiani dahinschmelzend, anstatt der Fächer, ihren Muff sinken ließen und sich auf ihren kostbaren Pelz zurücklehnten (denn in der Kirche war es am 15. Dezember 1840 kalt) und ganz wie in der Oper lispelten: ›c'est ravissant‹ – geleiten wir den armen jungen Meister in sein Stäbchen in der Rue du Helder zurück, wo er nach kurzer Unterbrechung den heißen Kampf mit seiner Tagelöhnerarbeit wieder aufnahm. O wie hatte er dabei mit Überdruß und Ekel zu ringen! Und als Gegengewicht dazu nur die stachelnde Sorge für die Erhaltung seines kleinen Hausstandes, die ihn unablässig wieder zur Arbeit trieb. Aus Dresden, wohin sein hoffnungkrankes Herz ihn über seine Notenblätter hinweg den sehnsuchtvollen Blick richten ließ, traf noch lange keine Antwort auf seine Sendung ein. Wer kannte dort den Komponisten? Er weilte fern vom Vaterlande, niemand wußte, wer er war. Und schon der bloße erste Anblick der ungeheueren Partitur durfte die Bequemlichkeit der Theaterdirektion leicht zu der bekannten Resolution bestimmen: ›zur Darstellung nicht geeignet‹. Noch einmal scheint er sich um diese Zeit an Meyerbeer gewendet zu haben, dessen Empfehlung hier im günstigen Fall ausschlaggebend sein konnte; und rührend wirkt auf uns das Zeichen einer dem Erfolg weit vorauseilenden Dankbarkeit, wenn er in dem Postskript eines launigen Briefchens an Robert Schumann aus den letzten Dezembertagen sich bei diesem für den großmächtigen Bühnenbeherrscher fürsprechend verwendet: ›Lassen Sie doch Meyerbeer nicht mehr so herunterreißen; dem Manne verdank' ich alles, und zumal meine baldige grenzenlose Berühmtheit‹. Denn zunächst verdankte er ihm tatsächlich noch gar nichts, außer den bittersten Enttäuschungen! Der eben erwähnte briefliche Gruß an Schumann ist übrigens seit Königsberg das erste wieder an diesen gerichtete Lebenszeichen, in wenig Zeilen ein tolles Capriccio voll Laune und Grandezza, sogleich im Eingange die Situation mit den Worten kennzeichnend: ›Seit fast anderthalb Jahren bin ich in Paris; es geht mir herrlich, da ich noch nicht verhungert bin‹. Von Rienzi ist darin mit keiner Silbe die Rede. Aber er hat gehört, Schumann habe soeben die Heineschen Grenadiere komponiert, und die Marseillaise komme darin vor. Vorigen Winter habe ich sie auch komponiert, und zum Schluß auch die Marseillaise angebracht. Das hat etwas zu bedeuten! Er erzählt dann mit prächtiger Ironie von den Schicksalen seiner Grenadiere. ›Sie wurden hier und da gesungen und haben mir den Orden der Ehrenlegion [391] und 20000 Frks. jährliche Pension eingebracht, die ich direkt aus Louis Philippes Privatschatulle beziehe. Diese Ehren machen mich nicht stolz, und ich dediziere Ihnen hiermit ganz privatim meine Komposition noch einmal, trotzdem sie schon Heine gewidmet ist. In gleichem erkläre ich Ihnen, daß ich die Privatdedikation Ihrer Grenadiere annehme, und das Widmungsexemplar erwarte‹...

Und mit einem nicht minder tollen, wundersamen Capriccio der Wirklichkeit, wie aus Hoffmannscher Märchenwelt, sollte das entbehrungsreiche Jahr der Vollendung des ›Rienzi‹ seinen Abschluß finden. Hören wir darüber Pecht als Augenzeugen ›Das Jahr 1841 kam heran‹, so erzählt er, ›da traf ich gerade am Neujahrsabend im Case mit Kietz zusammen, und er schlug mir vor, wir wollten bei Wagner, der sehr trübselig zu Hause sitze, ein Pickenick arrangieren, um den Sylvesterabend heiter zu verbringen. Gesagt, getan: Kietz war mit dem Sohne des berühmten Champagnerfabrikanten Moët befreundet, und sollte von da auf gemeinschaftliche Kosten einen Korb Champagner herbeischaffen; Brix, Anders und ich für kalte Küche sorgen. So trafen wir uns schwer beladen auf Brix‹ Stube und marschierten von da feierlich, Kietz mit dem Champagner voran, wir mit allerhand Fleischwaren, Chester und Roquefort, Wiener Brot und süßem Nachtisch bei dem nebenan wohnenden Wagnerschen Ehepaar ein. Die Überraschung war nicht gering, als uns seine Frau die Tür öffnete Wagners, wie eine Stahlfeder wohl leicht niederzudrückendes, aber immer wieder doppelt energisch aufschnellendes Naturell war elastisch genug, um bald alle Not der Gegenwart zu vergessen. Sein Humor war von einer, durch seinen sächsischen Dialekt noch drolliger gemachten, liebenswürdigen Unerschöpflichkeit, die bei aller Neckerei doch nie die Linie überschritt, welche die Gegenwart von Frauen einzuhalten gebietet. Ja, er wurde mit seiner genialen Freiheit des Sinnes so begeistert und gehoben, daß er bei der zwölften Stunde Schlag auf einen Stuhl sprang, und von da herab eine mindestens dreißig Minuten dauernde geniale Weissagung improvisierte, in welcher er unser Aller dürftige Vergangenheit und Gegenwart mit der glänzenden Zukunft verglich, die unser warte, wobei er weder sich, noch uns schonte, sondern jeder sein Teil erhielt. Das sprudelte ihm aber so geistreich und witzig, so ohne alles Stocken und Besinnen von den Lippen, daß ich seither nie mehr so vollendet in Versen improvisieren gehört habe. Ich weiß nicht, ob er es je nachher wieder getan, das aber ist sicher, daß uns Allen nie wieder ein ähnlicher Genuß zuteil geworden.

›Zu Wagners menschlich liebenswürdigsten Zügen gehört es aber‹, fügt der Erzähler dieser Erinnerungen hinzu, ›daß er den Freunden, die damals in seiner trübsten Periode nicht an ihm verzweifelt waren, auch seinerseits als weltberühmter Meister immer die alte Treue erhielt, sie nie vergaß oder verleugnete!‹

[392] Dem Beginn des Jahres 1841 gehört, bei fortwährendem Lohn- und Frondienst für Schlesinger, die ausführliche Abhandlung ›de l'Ouverture‹ an (in der Gazette musicale vom 10., 14., 17. Januar erschienen). Seine Beiträge für das Schlesingersche Blatt sind leicht in zwei verschiedene Gruppen zu sondern: die einen (›Über deutsches Musikwesen‹, ›über die Ouvertüre‹), bei allem begeisterten Schwung der Darstellung, von mehr objektiv ästhetischer, technisch-musikalischer Art, die anderen in jenem wunderbar freien Spiel des Humors und der Phantasie das Subjekt der Kunst, die Natur des Künstlers und seiner Beziehungen zur modernen Kunstöffentlichkeit, psychologisch und philosophisch ergründend. Zu letzterer Gruppe gehörte bereits der Artikel ›du métier de virtuose usw.‹ (›Der Virtuos und der Künstler‹), mit dem charakteristischen Nebentitel ›fantaisie esthétique d'un musicien‹. Der letztere Zusatz scheint den Gedanken im Keime anzukündigen, eine Folge von Artikeln verwandter Beschaffenheit als die Ausstrahlungen eines ganz bestimmten Subjektes zu geben, und somit auch auf diesem Gebiete zu einer Art von Objektivität und Abstreifung des rein Persönlichen zu gelangen. Aus einem derartigen Bedürfnis scheint zunächst der Kollektivtitel: ›Grillen aus dem Tagebuch eines armen Musikers‹ entstanden zu sein, das am Ende, unter konsequentem Vorschreiten in der gleichen Richtung, zu dem ›Tagebuch eines verstorbenen Musikers‹ wird: ›Caprices esthétiques, extrait du journal d'un musicien défunt.‹ Unter dieser, von allem Persönlichen befreiten Gesamtüberschrift, war die Möglichkeit so intimer Mitteilungen aus dem eigensten Innern geschaffen, als sie uns z. B. in dem echtesten Gold des Aufsatzes: ›der Künstler und die Öffentlichkeit‹ vorliegen. Wer war nun dieser ›verstorbene Musiker?‹ Darauf ließ sich nur in Form eines Lebensberichtes, einer einleitenden Erzählung antworten. Hatte bereits die Novelle ›eine Pilgerfahrt zu Beethoven‹ in dem ausgebreiteten Leserkreise der Gazette musicale ein nicht geringes Aufsehen erregt, so entstand aus der klaren Empfindung, unter dem harten Drucke der Not in der Tat ein anderer geworden zu sein, als bei seinem ersten Eintritt in die Weltstadt, in seiner schaffenden Phantasie das Bild einer zweiten Kunstnovelle, im Zusammenhang mit jener ersten: ›Das Ende eines deutschen Musikers in Paris‹. ›Hierin stellte ich, in erdichteten Zügen und mit ziemlichem Humor, meine eigenen Schicksale in Paris bis zum wirklichen Hungertode, dem ich glücklicherweise allerdings entgangen war, dar‹. Der früheste Entwurf dazu, vielleicht anfangs wirklich nur als eine Art Einleitung gedacht, scheint bereits aus dem Spätherbst 1840, gleich nach Vollendung des ›Rienzi‹, zu stammen; gewisse ergreifende Züge der späteren Ausführung, die Episode mit dem Hunde, dessen Abfall und Flucht vor seinem eigenen Herrn, dieser bitter tragische Zug einer völligen Vereinsamung des Helden, fehlen darin noch ganz. Die wiederauftauchende typische Gestalt des Engländers dagegen ist, als äußere Verknüpfung beider [393] Erzählungen, bereits vorhanden. Da dieser Entwurf unseres Wissens bisher nur in einer Berliner Zeitung zum Abdruck gelangt ist, fügen wir ihn an dieser Stelle ein: ›Wie ein armer Musiker in Paris starb.‹ Ich hab' ihn hinaustragen helfen. Es war eine gute Seele Allgemeines Urteil über ihn. Wie ich mit ihm zusammentraf. Was er mir erzählte, das ihn hergetrieben habe. Was er hier suche und wolle? Seine Erklärungen, Hoffnungen auf Publikum usw. Meine Entgegnungen. Wir streiten uns. Er sagt mir die Freundschaft auf Lange sehen wir uns nicht Endlich begegne ich ihm einmal in den Champs Elysées; er deliberiert, ob er dem Polichinelltheater eine Oper anbieten solle Sehr unglücklich. Neue Zwistigkeiten; affektierte Frivolität von mir bekämpft; er spricht von Quadrillen und weint dazu. Ich werde teilnehmend. Er verschließt sich mir und enteilt. Lange Zeit kann ich ihn nicht wiederfinden Erhalte endlich Einladung und Nachricht, daß er auf dem Tode läge. Wie ich ihn finde. Seine Bekenntnisse; Spuren von Wahnsinn; den Teufel aufgesucht – den Engländer gefunden. Was ihm mit diesem passiert ist. Entschluß zum Selbstmord gefaßt; Ausführung nicht für nötig gehalten; hat eingesehen, daß eine Herzgeschwulst seinem Leben von selbst ein Ende machen werde Vorgenommen, in Gott und der reinen Kunst selig versterben zu wollen. Letzte Gedanken über die hohe Kunst. Er übergibt mir sein Tagebuch – Grillen eines armen Musikers; – wünscht ehrlich begraben zu werden und – stirbt. Hinterläßt viele Schulden, zur Deckung derselben soll das Honorar für die mitzuteilenden Grillen aus seinem Tagebuche bestimmt sein. ›Mit der nächsten Nummer soll sie beginnen‹. – Es folgt noch das skizzierte Fragment eines Dialogs. ›Ich: Du kannst es nicht ändern! – Er: So wird es mir vergönnt sein, daran zu sterben! – Er starb auf dem Berg der Märtyrer als Martyr seines Glaubens, den ihm allerdings niemand bestritten, als der Hunger‹. – In ihrer Vereinigung ergeben beide Novellen, die ›Pilgerfahrt zu Beethoven‹ und das ›Ende in Paris‹, die bisherige ideelle Lebensgeschichte des Künstlers. Daß aber auch die realen Voraussetzungen der Begebenheiten von Zug zu Zug durch lebt sind, das verleiht der Geschichte des deutschen Musikers in Paris, bei aller phantastischen Exzentrizität der Vorgänge, ihre fast grausame Naturwahrheit.6 Der ›Schrei der Empörung‹ gegen die umgebenden Kunstzustände [394] wird in ihr vernehmlich laut. ›Meinen wenigen treuen Freunden, mit denen ich in trübselig traulicher Zurückgezogenheit des Abends bei mir mich zusammenfand, hatte ich hiermit zugleich aber ausgesprochen, daß von mir vollständig mit jedem Wunsche und jeder Aussicht auf Paris gebrochen, und der junge Mann, der mit jenem Wunsch und mit jener Aussicht nach Paris kam, wirklich des Todes gestorben sei‹.

Wir haben diese Angabe durchaus wörtlich zu nehmen. Aus seinem eigenen Innern war jedes fernere, auf Pariser Erfolge gerichtete Verlangen von Grund aus gewichen. Aber Paris selbst ließ ihn nicht so leichten Kaufes frei. Das drängende Lebensbedürfnis hielt ihn mit eisernen Banden umklammert und verwies ihn gebieterisch immer wieder auf die nächste Umgebung. Somit sah er sich veranlaßt, genau in denselben Tagen, in denen sein ›Musicien étranger à Paris‹ in den Spalten der Revue et Gazette musicale gedruckt erschien (nämlich in den Nummern vom 31. Januar, 7. und 11. Februar), bei gebotener günstiger Gelegenheit zum erstenmal wirklich mit einer seiner Kompositionen vor das Pariser Publikum zu treten. Schlesinger bot, als Herausgeber der Gazette musicale, seinen Abonnenten alljährlich eine Serie von Vokal- und Instrumentalkonzerten, in der Salle St. Honoré, deren neuntes, am 4. Februar 1841, durch den Umstand, daß sein Programm fast ausschließlich von Deutschen ausgefüllt war, einen besonderen ›parfum allemand‹ erhielt. Die noch ganz jugendliche, viel gefeierte Sängerin Sophie Löwe (nachmalige Fürstin Lichtenstein) sang darin Beethovens ›Adelaide‹ und eine Arie aus Persianis ›Inez de Castro‹; Kathinka Heinefetter, die jüngste der nicht unberühmten drei Schwestern gleichen Namens, Schuberts ›Wanderer‹ und eine unvermeidliche Arie aus ›Robert‹; zu den sonstigen Mitwirkenden gehörte u. a. der Klaviervirtuose Mr. Charles Halle. Zur Einleitung des Ganzen sollte eine Ouvertüre Wagners dienen, da die ›Faustouvertüre‹ bei diesem Anlaß unbedenklich ausgeschlossen war, schien die Wahl einzig wiederum auf die ›Kolumbus‹-Ouvertüre entfallen zu müssen. Das besondere Mißgeschick, worunter das Tonstück bei dieser Vorführung zu leiden hatte, wird aus den gleichzeitigen öffentlichen Besprechungen klar ersichtlich. Der Musikkritiker des ›Artiste‹ (A. Specht) faßt seine daraus gewonnenen Eindrücke zu sammen, wie folgt. ›Der Komponist der Ouvertüre »Christoph Kolumbus«, Herr Richard Wagner, ist einer der hervorragendsten Mitarbeiter der Gazette musicale. Wir waren begierig, uns nach diesem Tonstück ein Urteil über die Anwendung seiner, letzthin so geistvoll von ihm dargelegten Theorien über die Ouvertüre zu bilden. Die Kolumbusouvertüre gliedert sich in zwei Hauptmomente: der erstere schildert die Schwankungen und Entmutigungen in der Seele des Helden, [395] dessen beharrliches Festhalten an seinem Gedanken durch eine Stimme von oben geleitet wird. Unglücklicherweise war das zum Ausdruck dieser Idee bestimmte leitende Thema den Trompeten anvertraut, welche bei dessen Ausführung konsequent umschlugen. Der eigentliche Sinn und Gehalt der sehr geschickt ausgeführten Komposition ward daher nur einer sehr kleinen Anzahl ernstlicher Zuhörer verständlich. Die Gedanken sind vornehm, von künstlerischer Vollendung, und das sehr kurze Schlußallegro bringt mit großer Erhebung den Sieg des Kolumbus zum Ausdruck. Das Orchester des Herrn Valentino ist Herrn Wagner eine Rehabilitation schuldig‹. Ähnlich äußerte sich der Berichterstatter der Gazette musicale, Mr. Henri Blanchard;7 wogegen Berlioz in seinem eingehenden (auch in deutschen Musikzeitungen reproduzierten)8 Bericht im Journal des Débats über dieses Konzert es vorzog, die Ouvertüre gänzlich mit Stillschweigen zu übergehen. Die Hauptaufmerksamkeit der Zuhörer, meldet er, sei den Vorträgen des Frl. Löwe zugewendet gewesen, und selbst die vorzüglichen Leistungen des Herrn Halle darüber kaum beachtet worden.

Eine sehr detaillierte und lebendige, wenn auch im einzelnen mancher Berichtigung bedürftige Schilderung des Ereignisses gibt wiederum Pecht in seinen mehrfach zitierten Aufzeichnungen. ›Ich erinnere mich leider durchaus nicht mehr, welche seiner Kompositionen es war, die er den Musikern der populären Konzerte einstudieren durfte; wahrscheinlich war es die Faustouvertüre.9 Da sich der Ertrinkende an einem Strohhalm festhält, so hatten er und seine Frau ihre letzten Hoffnungen für ein Durchdringen in Paris auf diese Aufführung gesetzt.10 Weil Wagner selber dirigierte,11 so bekam ich die [396] Aufgabe, seine Frau in das Konzert zu begleiten,12 während sich die übrigen Freunde da und dort im Saal als Claqueurs (!) verteilten.13 Es war schon ziemlich gefüllt, als wir Beide ankamen und uns in die Mitte des Parterres setzten. Sie, deren Existenz an dem Erfolge hing, natürlich schon in großer Aufregung und mit klopfendem Herzen. Der dunkle Saal ward voll und voller, besonders auch von deutschen Landsleuten; endlich ging es an. Ich war selber im höchsten Grade gespannt, endlich Wagnersche Musik aufführen zu hören. Man denke sich dieselbe nun aber vor einer an Bellini, Donizetti und Rossini gewöhnten Zuhörerschaft! Verstand ich davon ebenso wenig wie das übrige Publikum, so galt das leider auch von den Musikern selber. Diese letzteren hatten das ihnen gänzlich unfaßliche Stück schon mit großem Widerwillen einstudiert oder vielmehr nicht studiert; denn bei einem Eintreten der Trompeten warfen sie so schändlich um, daß das bis dahin mäuschenstill gebliebene Auditorium unruhig zu werden und zu zischen anfing. Der armen Frau Wagner, die bis dahin atemlos, mit stockendem Herzen dagesessen, stürzten sofort die Tränen aus den Augen; sie war einer Ohnmacht nahe und zog die Aufmerksamkeit aller um uns Herumsitzenden auf sich. In meiner grenzenlosen Verlegenheit wußte ich kein anderes Mittel, als grob zu werden, und sagte ihr also, ich begriffe sie gar nicht, da sie, auf der Bühne aufgewachsen, doch mehr Tapferkeit haben müßte, als sich über schlechte Musikanten zu entsetzen. Diese Brutalität machte indes die beabsichtigte Wirkung; im Zorn darüber faßte sie sich wieder etwas, und wir konnten unseren Rückzug ungehindert bewerkstelligen. Wir waren kaum aus dem Hause, so kamen nacheinander Wagner und die übrigen Freunde, er eigentlich weniger niedergeschlagen als unmutig, daß auch diese letzte Hoffnung gescheitert war. Wir Alle begleiteten das Ehepaar jetzt [397] nach Hause, um es zu trösten. Wir wollten uns nun zurückziehen; Wagner aber bat uns, ihn nur jetzt nicht allein zu lassen, und indem er, natürlich tapfer von uns sekundiert, seinem Ärger über die elenden Musikanten Luft machte, gelang es ihm bald die Fassung wiederzufinden. Nie habe ich ihn hinreißend liebenswürdiger gesehen, als in der Art, wie er diese Niederlage aufnahm. Hier offenbarte sich wieder die unvergleichliche Elastizität und der unbeugsame Mut seiner Natur. Der vollständigste Galgenhumor ging ihm nicht einen Augenblick aus, sobald wir nur erst wieder bei ihm daheim saßen. Diesmal lachte er wirklich mit dem einen Auge schon wieder, während er mit dem anderen noch weinte. Die angeborene unbesiegliche Tapferkeit verließ ihn keinen Moment. Ein kleines Abendessen hatte in Erwartung des Erfolges schon bereit gestanden; jetzt trösteten wir uns an ihm über die Niederlage, die uns allen ja gleich nahe ging. Um so mehr, als wir fühlten, daß sie nicht verdient war, daß hier wohl eine bedeutende Kraft ein edles und hohes Ziel angestrebt hatte. Das weckte aber auch unseren Trotz, und so brachten wir es durch lebhaftes Aussprechen dieses unverminderten, ja im Gegenteil, gestärkten Glaubens an sein Talent, durch Scherze und lustige Einfälle dahin, daß wir den Komponisten um Mitternacht ziemlich getröstet, wenigstens seines Genies sicherer als je, verlassen kennten‹

Der neuerdings erfahrene Mißerfolg konnte ihn nur in der bereits gefaßten Überzeugung bestärken, von ferneren Pariser Unternehmungen absehend, seine Hoffnungen einzig noch auf Deutschland zu richten. Wenn nur dieses Deutschland selber ihn nicht immer wieder auf die ihn umgebende fremde Welt zurückgewiesen hätte! Einzig hieraus haben wir uns manche immer noch eintretende Schwankung in seinen Plänen zu erklären. Noch immer war keine Nachricht über Annahme oder Nichtannahme seines ›Rienzi‹ verlautbart, und die Erfahrung einer allgemeinen Schreibeschen selbst wohlgesinnter, aber vielbeschäftigter und dem jungen Künstler noch ganz fernstehender Personen, in einer noch ganz unentschiedenen Sache, an sich keine unbegreifliche Erscheinung. Nur ist leicht vorzustellen, wie schwer diese Enthaltung für den Vereinsamten ins Gewicht fiel, dem ein jedes geringfügige Zeichen teilnehmenden Wohlwollens in seiner schwierigen Lage von der größten Bedeutung gewesen wäre. Einstweilen saß er immer noch über den Arrangements aus dem ›Guitarrero‹ gebeugt und dabei immer noch in der schwierigsten finanziellen Lage Nach so langer Unterbrechung wandte er sich mit ihrer Darlegung am 22. Februar14 vertrauensvoll wieder an Avenarius: ›Schlesinger, für den ich im ganzen für 3000 Frs. Arbeit übernommen habe, nämlich sämtliche Arrangements [398] von zwei Opern, der »Favorite« und des »Guitarrero«, hat mir die Hälfte, 1500 Frs., schon bar ausgezahlt; da ich jetzt eben erst darüber komme, die zweite Oper anzufangen, so fürchte ich aber, und zwar aus triftigen Gründen, daß ich jetzt nicht sobald wieder eine ordentliche Zahlung erhalten kann, und hätte aus einigen Privatgründen es gern gesehen, wenn ich jetzt nicht nötig hätte, ihn eher wieder um Geld anzugehen, als bis ich mit allem fertig bin und das Ganze zu fordern habe.‹ Unter diesen Gründen führt er nur einen an, der aber genügt, um einen heutigen Leser in teilnehmende Empörung zu versetzen. Er habe erst heute noch erfahren, daß Schlesinger gewöhnlich für derartige Arrangements fast die Hälfte mehr gezahlt und somit seine Notlage auf das schamloseste ausgenutzt habe! ›Ich möchte‹, fährt er dann fort, ›diese Notiz benutzen, um mit Schlesinger ein ernstes Wort über eine Honorarerhöhung zu sprechen, was ich aber unmöglich kann, wenn ich komme, ihn um einen bedeutenden Vorschuß zu bitten‹. Leider war Avenarius zu der erbetenen Hilfeleistung nicht in der Lage; doch zeigt seine im Konzept erhaltene Antwort wenigstens die gebührende Teilnahme15 und gibt ihm den Rat, sich von Schlesinger ein ›Billet‹ (d. h. einen Wechsel) auf den Mai oder Juni als Abschlagszahlung auf den ›Guitarrero‹ geben zu lassen. ›Dadurch ersparen Sie ihm für den Augenblick eine Zahlung barer Gelder, die er stets gern vermeidet, und ich werde dann sehen behilflich zu sein, das Billet ohne großen Verlust zu eskomptieren‹.

Unter den von ihm in Sachen des ›Rienzi‹ angegangenen Dresdener Autoritäten war der Erste, der sich zu einer Erwiderung herbeiließ, der als Theatersekretär funktionierende Hofrat Winkler, alias Theodor Hell (S. 60), ein wunderliches Exemplar aus Dresdens verzopftester Periode, übrigens im Rufe eines zweideutigen und unzuverlässigen Charakters stehend und in seinem Verkehr mit Wagner durch ein seltsames Gemisch von Teilnahme und Egoismus geleitet.16 Er berief sich auf eine bereits abgegangene offizielle Beantwortung von Wagners Schreiben, welche dieser nie erhalten hatte, und meldete privatim verschiedene, die Entscheidung der Generalintendanz erschwerende Bedenken gegen die religiös-katholische Partie des Textes, insofern darin Papst, Kirche und Priestertum direkt oder indirekt ins Spiel gezogen seien. Auch [399] behauptete er – infolge nachlässiger Information –, der Partitur sei kein Textbuch beigegeben und in diesem Übelstande der Aufschub der Entscheidung begründet gewesen. Er nötigte dadurch den jungen Meister zu der unerhörten Arbeit einer erneuten Abschrift des verloren geglaubten Textbuches, mit einigen erläuternden Bemerkungen und Modifikationen, um jedem erdenklichen Anstoß im voraus zu begegnen, die er ihm mit einem zweiten dringlichen Briefe einsandte. Eine Bleistiftnotiz der Direktion auf Wagners Brief zeigt aber an, daß Partitur und Textbuch (zu dessen abermaliger eigenhändiger Herstellung man den Autor gezwungen) inzwischen ruhig beim Kapellmeister Reißiger gelegen!!17. Von einer hoffnungerweckenden Unterredung, die er in Sachen des ›Rienzi‹ mit der Schröder-Devrient gehabt, hatte Laube aus Leipzig gemeldet; und der alte Hausfreund der Geyerschen Familie, der Regisseur und Kostümier Ferdinand Heine (S. 61, 346)18 in seiner Korrespondenz mit dem ihm ebenfalls näher bekannten Kietz dann und wann ein Zeichen seines wohlwollenden Gedenkens an Wagners Angelegenheit mit einfließen lassen. Das war aber auch alles Seine wiederholten Versuche, das entsetzlich langsame Hoftheatertempo, mit dem die Sache in Angriff genommen (oder zunächst vielmehr vollständig vernachlässigt) wurde, im Sinne eines Accelerando zu beeinflussen, seine dringenden, zum Teil ziemlich drastischen Anrufe an Reißiger, die Schröder-Devrient, Tichatscheck19 fanden nur sehr allmählich ein Echo oder blieben, auf schriftlichem Wege, ganz unbeantwortet. ›Sie schweigen, Herr Fischer schweigt – und fast fürchte ich, alles würde schweigen, wenn ich nicht Berichte in die Abendzeitung schriebe [400] und französische Komödien besorgte‹, hören wir ihn noch neun Monat später mit trauriger Bitterkeit klagen.20

Mit den ›französischen Komödien‹ und ›Berichten in die Abendzeitung‹ hatte es die folgende, für den bedrängten Rienzi-Komponisten oft recht belästigende Bewandtnis. Nach zwei verschiedenen Seiten hin war die Auswahl und Vermittelung der ersteren eine der wenigen ihm gebotenen Gelegenheiten, von dem Zentralpunkte europäischer Theaterkunst aus solchen Freunden und Gönnern eine Gegengefälligkeit zu erweisen, deren Beziehungen zu ihm noch so wenig durch die Erkenntnis seines Genius und dagegen vielmehr durch das rein persönliche Interesse geregelt wurden! Nach zwei verschiedenen, ja entgegengesetzten Richtungen hin: das ›junge‹ Deutschland, wie das überlebte zopfige, war ohne den Lebensnerv ›französischer Komödien‹ nicht zu denken! ›Hier, wertester Laube, erhalten Sie Stücke, die ich nach Ihrem Verlangen Ihnen sous bande zuschicke‹, heißt es in einem Briefe Wagners vom 13. März.21 ›Die Auswahl machte mich zuerst verlegen; ich ergriff jedoch das beste Auskunftsmittel und durchlief das Repertoire der Theater während der letzten Monate, wählte die Stücke, die am meisten gegeben und am meisten besprochen sind, und war, als ich sie endlich gekauft, so glücklich, meine Auswahl von jemandem, der in allen Theatern gewesen war, belobt zu sehen. Das Geld dazu habe ich mir‹ (ersichtlich nach Laubes Vorschrift!) ›von Heine geben lassen‹. Ein zweiter, nicht minder begieriger Reflektant auf die neueste Pariser theatralische Ware war nun aber der soeben erwähnte Dresdener Hofrat Winkler, mit dem ein halbwegs regelmäßiger Verkehr in Sachen des ›Rienzi‹ sich nur durch das Opfer einer sorgsamen Behandlung des alten Herrn und ein geduldiges Aufsichnehmen der unerhörtesten Zumutungen ermöglichen ließ, womit dieser den, zur Zeit fast einzig auf seine Teilnahmsbezeigungen angewiesenen, jungen Meister das ganze Jahr 1841 hindurch an den altersgebrechlichen Triumphkarren seiner – stets korrespondenzbedürftigen – ›Abendzeitung‹ zu fesseln verstand! Nicht weniger als zehn solcher umfänglicher Pariser Korrespondenzen hat damals Wagner, einzig um des Schicksales seines ›Rienzi‹ willen, in der Zeit vom 23. Februar bis 31. Dezember 1841 aus bitterer Not und Sorge heraus22 an das Dresdener Blatt eingesandt, – ungerechnet [401] die ebenfalls darin abgedruckten deutschen Originale seiner beiden Pariser Novellen. Nur zwei davon23 sind nachmals durch die sichtende Hand des Meisters der Aufnahme in den ersten Band der ›Gesammelten Schriften‹ für würdig befunden; das Brillantfeuerwerk des Witzes und der Phantasie, der Sprühfunkenregen genialer Bemerkungen und Beobachtungen der übrigen aber, bis zu dem dereinstigen Zeitpunkt einer vollständigen Zusammenstellung der literarischen Kundgebungen des ›jungen Wagner‹, im Schutt und Moder der Theodor Hellschen Zeitung begraben!

Der soeben erwähnten brieflichen Nachricht an den Leipziger Freund sind auch einige vertrauliche persönliche Mitteilungen eingeflochten. Wir erfahren daraus, wie mit dem ersten schönen Frühling auch stets das Unglück wieder losgehe: die Arbeit gehe zu Ende und es sei keine neue zu erhoffen. Dabei sei er aber noch nicht aus seinen Schulden heraus, und habe zum Unglück seine Unbekanntschaft mit den französischen Einrichtungen dadurch büßen müssen, daß er acht Tage zu spät sein Logis in der Helderstraße kündigte, wodurch sein Plan, sich diesen Sommer wohlfeil auf dem Lande einzurichten, vereitelt worden sei. Auch von dem Schwager Friedrich Brockhaus ist darin die Rede: ›von ihm habe ich noch keine Antwort – oh, ich kenne die Leute!‹24 Seine hiesige Schriftstellerei, so nützlich sie ihm sonst sei, bringe ihm wenig ein. Dabei sei es ein Elend, so gar nichts vor sich zu sehen, was ihn als Musiker reüssieren lassen könnte: er müsse durchaus darauf bedacht sein, Anfang künftigen Winters einen großen entscheidenden Schritt zu wagen. ›Ich muß ein großes Konzert mit dem Konservatoire-Orchester und Chor geben, worin ich meine besten Sachen aufführe; sonst lernt man mich hier nie kennen. Dazu kann mir aber nur eine günstige Entwickelung meiner Dresdener Angelegenheit verhelfen. Wie lange wird das nur dauern!! Drei Monate haben die Leute nun schon meine Sachen, und noch ist mir nicht ein einziges direktes Wort zugekommen. Ich möchte nur wissen, was sie brüten!‹ Von den Pariser Freunden erwähnt der Schluß des Briefes der in einigen Tagen bevorstehenden Abreise Pechts aus Paris: er habe ein hübsches Bild zur (alljährlichen) Ausstellung geliefert; der Zusatz, daß er spannungsvoll (?) die Entscheidung [402] über dessen Annahme erwarte, ist mit einem dicken Federzug nachträglich bis zur Unleserlichkeit durchstrichen. (Auch von Kietz war eine ›sehr schöne Bleistiftzeichnung‹, das Porträt Minnas, zu derselben Ausstellung angenommen worden).25 – Einen tiefen Stoßseufzer aber enthalten die Zeilen an Laube noch ganz am Rande als letztes Postskript, er lautet: – ›Der unselige Meyerbeer!!!‹ – Offenbar bezieht sich der hingeworfene, dem Empfänger auch ohne Kommentar verständliche, kurze Ausruf auf die dreimonatlange Verzögerung der dringend erbetenen Empfehlung des ›Rienzi‹ nach Dresden. Wirklich scheint es, als habe sich Wagner eben um diese Zeit, nach einem vollen Vierteljahr vergeblichen Wartens, noch einmal behufs Erfüllung seines Versprechens an Meyerbeer gewendet; denn kaum zehn Tage später schickte sich dieser von Baden aus endlich dazu an, bei der Dresdener Generaldirektion das ›Anliegen des interessanten jungen Landsmannes‹ seinerseits nach Möglichkeit zu unterstützen.26

Über seinen Fortgang von Paris lassen wir Pecht selber berichten. ›Der letzte, der aus dem (um Wagner gebildeten) Kreise scheiden mußte, war ich, dessen Mittel erschöpft waren und der ich auch allmählich eingesehen hatte, daß man in Paris kein deutscher Künstler bleiben könne. Mein erstes Bild hatte ich auch gemalt und es war im Salon nicht nur nicht zurückgewiesen worden, sondern hatte sogar einen guten Platz erhalten. Jetzt kam ich vor der Abreise auch noch in arge Verlegenheit, da ich mein Reisegeld Wagner geliehen hatte, der wieder einmal ganz abgebrannt gewesen und auch jetzt nicht imstande war es mir zurückzuzahlen, wo mich dann der gute Brix flott machen mußte, der selber bald zu den Antipoden in Buenos Ayres auswanderte, so daß ich ihn nicht wiedergesehen habe, so wenig als irgend einen anderen der bald in alle Welt zerstreuten (?) Freunde des Wagnerschen Kreises. Dagegen erhielt ich von Wagner selber aus Meudon, wohin er sich im Sommer geflüchtet und nach und nach in immer größere Not geraten war, bald darauf noch einen durch seine Melancholie wahrhaft erschütternden Brief, den er in voller Verzweiflung an mich nach Deutschland richtete, voll so düsterer Hoffnungslosigkeit, daß er mich sogar fragte, ob ich ihm nicht irgendwo im Vaterlande, wo es auch sei, im kleinsten Städtchen auch nur eine Organistenstelle oder dergleichen wisse,27 damit er endlich wieder in die Heimat komme, nachdem ihn jetzt das Paris, auf das er alle Hoffnung gesetzt, so bitter enttäuscht, [403] daß es ihn vielmehr geradezu verhungern lasse. Ja, er schien sich sogar mit Selbstmordgedanken zu tragen, da es ihn in Verzweiflung brachte, auch seine gute Frau so leiden zu sehen. Diesen langen, hochinteressanten Brief besitze ich bedauerlicher Weise nicht mehr, da er bei einem Brande meines väterlichen Hauses mit anderen an mich gerichteten Briefen Wagners zu Asche geworden ist‹.28

Am 1. April 1841 brachte die Gazette musicale den wundervollen melancholisch-humoristischen Artikel aus dem Tagebuche des ›musicien défunt‹: ›Le Musicien et la publicité‹ (›Der Künstler und die Öffentlichkeit‹), – strahlend wie Gold und tief wie die Nacht! Die Nötigung, neben diesen Arbeiten für die Schlesingersche Zeitung auch noch den Dresdener Hofrat mit Korrespondenzberichten zu versorgen, und außerdem noch, da die ›Arrangements‹ ausgegangen waren, womöglich auf dem gleichen Wege sich einige geringe Subsidien zu verschaffen, drängte den jungen Meister um diese Zeit überhaupt in eine fast ununterbrochene schriftstellerische Tätigkeit. Einer bereits im vorigen Sommer, während der gedrängten Arbeit am ›Rienzi‹, an ihn ergangenen Aufforderung August Lewalds zur literarischen Mitwirkung an der ›Europa‹ leistete er (an demselben 1. April) durch die Einsendung eines ausführlichen Beitrages unter der Aufschrift ›Pariser Amüsements‹ Folge, dem er seine drei noch ungedruckten französischen Romanzen (›Dors, mon enfant‹, ›Mignonne‹ und ›Attente‹) zur Verwendung als Musikbeilagen beifügte.29 Mit jener unnachahmlichen Offenheit und Unbefangenheit des Genies bittet er zugleich um einen beschleunigten Abdruck seiner Einsendungen: ›zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich Sie darum weniger aus Eitelkeit, als – aus Geldnot angehe. Ein Schelm, wer sich besser gibt, als er ist – – mich hat man hier so zugerichtet!‹ Einmal so, wider seinen Willen, aus seiner künstlerischen Schaffenstätigkeit heraus in die Bahn des Schriftstellers gedrängt, wäre es für ihn nun doch wenigstens ein erhebendes Bewußtsein gewesen, anstatt des peinlichen Zwanges zu journalistischer Zersplitterung seine volle Kraft auch auf diesem Felde an eine seiner würdige, große Aufgabe zu setzen. Die Veranlassung zu einer solchen bot sich ihm in nächster Nähe dar. Anders, der begeisterte Beethoven- Verehrer, hatte im Lauf langer Jahre eine der umfassendsten, je existierenden Sammlungen bio- und bibliographischen Materiales über Beethoven zusammengebracht, die jedoch bisher, da dem etwas schwerfälligen Freunde eine fließende Feder nicht zu Gebote stand, nur im Geiste des Sammlers ihre Verarbeitung und ihren einigenden Mittelpunkt gefunden. [404] Sein Antrag zu gemeinsamer Herstellung eines monumentalen Beethovenwerkes, zu welchem er das Material, Wagner aber die Ausführung bieten sollte, fand dessen wärmste Zustimmung. Man vergegenwärtige sich die unermeßliche Bedeutung einer solchen großen Arbeit für die ganze musikalische Epoche, zu einer Zeit, wo der Schleier der Offenbarungen des letzten Beethoven kaum erst noch halb gelüstet war und das öffentliche Urteil über den einsamen Riesengeist einem Fétis, Ulibischeff und Genossen anheimfiel! Ein volles Vierteljahr, vom März bis zum Mai 1841, hat sich Wagner nachweisbar ernstlich mit diesem Gedanken getragen. Dreien der angesehensten deutschen Verlagsbuchhandlungen, der Brockhausschen, Cottaschen und Arnoldschen, ist die Arbeit durch die Vermittelung Laubes, Lewalds und Theodor Hells angeboten; allen dreien Männern hat zur weiteren Vermittelung an die Verlagsbuchhändler ein ausführlicher brieflicher Prospekt über den Inhalt und die Abfassungsweise des beabsichtigten Werkes, mit genauer Angabe des Umfanges (2 Bände à 30 Bogen) und der Honorarforderung, nebst der Verpflichtung, das vollständige Manuskript im Lauf eines Jahres zu liefern, vorgelegen! Mit welcher Wärme sie ihrerseits die ihnen übergebene Sache geführt, muß allerdings dahingestellt bleiben. Genug, – das Projekt gelangte nicht zur Verwirklichung!

Zu den erfreulicheren Anregungen, welche das Frühjahr dieses Jahres für Wagner mit sich brachte, gehörte der Verkehr mit Henri Vieuxtemps. Diesen hatte er bereits vor zwei Jahren in Riga kennen gelernt, wo der damals neunzehnjährige Violinist, auf einer mit Franz Servais gemeinschaftlich unternommenen Kunstreise zwei Konzerte im Theater veranstaltete, – gerade in den Tagen der Bestattungsfeierlichkeit von Holteis Gattin und der durch diesen Todesfall mit bedingten Veränderungen, deren schließlicher Ausgang den jungen Meister zu seiner kühnen Pariser Unternehmung drängte. Inmitten des gefallsüchtigen Pariser Virtuosentums mit seinen entehrenden airs variés, Fantasien und Polacca guerrieras war ihm das Erscheinen und die freundschaftliche Annäherung des sympathischen jungen Künstlers eine wirkliche Erfrischung. Gleich sein erstes öffentliches Auftreten im Konservatoire (10. Januar), mit einem großen Violinkonzert eigener Komposition, gewann ihm Wagners lebhafte Anerkennung. ›So hat es endlich einer gewagt, sich vor den überreizten Ohren der Menge hinzustellen mit einem edlen, gediegenen Tonstücke, rein und keusch konzipiert, frisch und lebensvoll ausgeführt, für das er zuerst und zunächst die ausschließliche Aufmerksamkeit der Zuhörer in Anspruch nimmt und dem er, augenscheinlich nur um es im idealen Verständnis zu heben, seine Kunst als Virtuose anschmiegt!‹30 ›Wie mit einem Blitzstrahl hat er seine [405] Epoche geschaffen‹, schreibt damals Wagner über ihn, und die guten persönlichen Beziehungen beider werden nicht nur aus den wiederholten Erwähnungen in Wagners Dresdener Korrespondenzberichten,31 sondern auch aus seinem Privatbrief an Ferdinand Heine ersichtlich, worin es heißt: ›Vieuxtemps und Freund Kietz grüßen Sie herzlich!‹32 Bald darauf begab sich der junge Künstler zu weiteren Siegen nach England, und Wagner sollte ihm erst in Dresden (und 1852 in Zürich) wieder begegnen. Eine andere Begegnung, mehr von heiterer Beschaffenheit, steht in einer Art von Zusammenhang mit dem projektierten Beethovenwerk: es ist die mit dem wunderlichen Beethoven-Intimus und -Biographen Anton Schindler. ›Ich muß mit Salbung von ihm reden‹, sagt Wagner von ihm, ›denn er ist ein salbungsvoller Mann, der überdies eine frappante Ähnlichkeit mit irgend einem Apostel hat, auf dessen Aussehen ich mich nicht sogleich besinnen kann. Er hat ein kühnes Ansehen, milde Mienen und muntere Augen, trägt einen braunen Rock und gewöhnlich Beethovens Porträt‹. Erst vor kurzem war sein bekanntes Beethovenbuch33 erschienen, in ziemlich unbeholfener Abfassung meist nur die Mitteilung dessen enthaltend, was der Verfasser von seinem eigenen beschränkten Gesichtspunkt zu übersehen und zu erkennen glaubte; – bald darauf traf er, der ›intime Schindler‹, selber, zu weiteren Forschungen in der französischen Hauptstadt ein. Nun hatte er es, in seinem Buche, unvorsichtiger Weise für gut befunden, über eine von Anders in Paris erschienene Broschüre, die zum Besten der Subskription für das Beethoven-Denkmal verkauft wurde und eine französische Bearbeitung der Riesschen und Wegelerschen Notizen34 enthielt, in gravitätischen Ausdrücken einen heiligen Bann auszusprechen. Anders, ein Schüler Forkels und einer der gelehrtesten und gründlichsten Musikbibliographen, war entrüstet über den ihm gemachten, für einen gewissenhaften Literaten empfindlichen Vorwurf, als hätte er jene Notizen mit willkürlichen Zusätzen und Erdichtungen entstellt und schamloser Weise den großen Meister als zottigen Waldmenschen den Franzosen al fresco hingemalt. ›Als der Mann Beethovens in Paris angekommen‹, so erzählt Wagner diese heitere Episode, ›hatte er die Gefälligkeit, Anders eine Konferenz anzutragen, um ihm auf das Gründlichste die Wahrheit seiner Behauptung darzulegen. Die Konferenz fand statt; es war ein trüber Tag und Schindler auffallend zur Milde gestimmt. Nachdem ihm [406] Anders Zeile für Zeile nachgewiesen, daß er sich nicht den geringsten wesentlichen Zusatz zu den Original-Notizen erlaubt hatte, gingen dem Manne Beethovens die munteren Augen über, und in einem Übermaß von Zahmheit ergriff er tiefbewegt Anders‹ Hand und versicherte ihm, daß, hätte er ihn gekannt, er sich gewiß jenen kleinen Scherz nicht erlaubt haben würde, daß er im übrigen feierlich gelobe, ihm in der zweiten Auflage seines Buches eine feierliche Satisfaktion zu geben. – –35

In diese Zeit des vorgerückten Frühjahrs fällt merkwürdigerweise auch ein, in seiner Veranlassung nicht näher aufgeklärter, zweiter Annäherungsversuch des jungen Meisters an Liszt, beurkundet durch den ersten Brief im Briefwechsel zwischen Wagner und Liszt, vom 24. März 1841. Auffallend ist es, daß Liszt, dessen Sache das Konservieren gleichgültiger Briefe gewiß nicht war, gerade diese wenigen an ihn gerichteten Zeilen des ihm ganz fremd gebliebenen deutschen Künstlers einer pietätvollen Aufbewahrung gewürdigt hat; sie wären sonst nicht auf uns gekommen. Er kann also doch schon damals nicht ohne Eindruck von Wagners Persönlichkeit geblieben sein. Trotzdem kam es zu keiner näheren Berührung. Noch lag eine ganze Welt zwischen beiden großherzigen Geistesverwandten, – eben jene Welt der eleganten Pariser Luxuskunst! Am 24. April gab Liszt sein großes Konzert zum Besten des Beethovendenkmals, welchem auch Wagner beiwohnte. Seine Äußerung darüber haben wir bereits im Vorhergehenden (S. 386) mitgeteilt; aber auch Liszts eigenes späteres, genau mit dem damals von Wagner gefällten übereinstimmendes, Urteil über seine damaligen sorglos und gleichgültig gewählten Konzertprogramme. Der geniale Mann, dem das Publikum zum Beschluß des Beethovenkonzertes die Fantasie über Robert den Teufel abverlangte, und der sie ihm mit Ingrimm und ›zerknirschender Fertigkeit‹ zum besten gab, erschien ihm in dieser Umgebung nicht genug. Er selbst, vielmehr in dem bedauerlichen Lichte eines unfreien Opfers seiner eigenen Berühmtheit.

Durch so manche Erfahrung gedemütigt und von tiefem Ekel erfüllt, sah er sich von innen und außen immer mehr dazu gedrängt, alle einstigen frevelhaften Wünsche zur Eroberung von Paris von sich abzustreifen. ›Solche Wünsche‹, heißt es bald darauf in dem Aufsatz ›Pariser Fatalitäten für Deutsche‹, in einem Zusammenhang, der in seiner noch so allgemein gehaltenen Fassung genau seine damalige Stimmung bezeichnet, ›solche Wünsche führen gewöhnlich [407] nur zu dem heftigsten Ennui; die Künste Liszts und Chopins, die Töne Duprez' und der Dorus-Gras, sind dann oft nicht imstande eine Langeweile zu zerstreuen, die zu vermehren ihnen aber weit öfters glückt. Glücklich daher, wenn das Frühjahr erscheint und man Grund bekommt, das heillose Paris mit seinen unerhörten Verführungen und ennuyanten Betäubungen zu fliehen. Denn in Paris ist dann für Deutsche nichts zu tun, als höchstens die Giraffe anzusehen oder auf eine Revolution zu warten. Es gibt zwar noch tausend andere Dinge, die selbst zur Sommerszeit den Pariser beschäftigen; der Deutsche aber, wenn er unter harten Entbehrungen den Winter durchlebte, sehnt sich nach den stillen Freuden des Landes. Wo aber Land finden um Paris?‹

Seine Sehnsucht nach der Ruhe und dem Frieden eines Landaufenthaltes, nach Flucht und Befreiung von dem geräuschvoll bunten Treiben in den Straßen der Hauptstadt, war nicht leicht zu befriedigen. Wo war, nach seinem eigenen Ausruf, Land zu finden um Paris? So weit er seine Schritte lenkte, rings um die Stadt nur Paläste und Villen voll Minister und Rentiers. ›Mit wahrer Wollust entdeckte ich zwei Lieues von Paris – in Meudon – ein einsam stehendes Haus von verfallener Bauart‹, berichtet er an derselben Stelle.36 ›Wie atmete ich auf, denn ohne Nachbarschaft zu sein, ist ein Glück, welches man erst in Paris erkennen lernt! Als ich mich in diesem Hause einmietete, entzückte mich zumal der Umstand, daß ich an der unendlichen Masse von Gemälden in der Wohnung seines Besitzers erkannte, mein Wirt sei ein Maler. So abscheulich diese Gemälde waren, so gaben sie mir doch eine wohltuende Beruhigung über das geräuschlose Metier ihres Schöpfers, denn Bilder, so lange man sie wenigstens nicht sieht, haben nichts Störendes. Mich amüsierte die originelle Gestalt meines Hauseigentümers, eines Mannes von ungefähr achtzig Jahren mit der Rüstigkeit eines Vierzigjährigen. Er erzählte mir, daß er eine große Zeit seines Lebens am Hofe von Versailles verlebt habe, daß er daher Legitimist sei, vor allem, weil ihn die Juli-Revolution einer Pension von tausend Franken beraubt habe. Ich bestärkte ihn in seinem Glauben und erklärte ihm die Gründe, die mich bewögen, den Legitimismus für eine vortreffliche Sache zu halten. Dies gefiel ihm sehr; desto mehr beklagte er aber meine Indifferenz in legitimistischen Angelegenheiten, als ich durch meine Zerstreutheit ihn einmal empfindlich verletzte: er erzählte mir nämlich, daß er sich noch deutlich des Leichenbegängnisses der Gemahlin Ludwigs XV. erinnerte, worauf ich ihn in der Verwirrung frug, ob er von der Pompadour oder der Dubarry spreche? – Nichtsdestoweniger blieben wir jedoch den ersten Tag [408] gute Freunde; nur betrübte mich eine Entdeckung, die ich machte, als ich aus meinem Fenster in den Garten hinter dem Hause hinabblickte. Mitten darin stand nämlich ganz offen eine Badewanne, die mein Legitimist des Morgens mit Wasser füllte, von der Sonne wärmen ließ und vor dem Diner in höchst illegitimer Entkleidung bestieg. Störender aber als diese traurige Entdeckung war, was der ehrwürdige Günstling der Dubarry mir des Abends zu hören gab. Ich hatte nicht alle seine Zimmer gesehen, und somit war mir die ansehnliche Sammlung von musikalischen Instrumenten entgangen, die er in einem derselben verwahrte. Der Unglückliche hatte sich neben der Malerei und dem Legitimismus auch auf die Erfindung von Tonwerkzeugen gelegt, von denen er alle Abende und alle Morgen eines nach dem andern durchprobierte‹. Alle Versuche, diesen entsetzlichen Erfindungsdrang auf andere, stillere Gegenstände abzuleiten, blieben fruchtlos; die Aussicht auf Ruhe und Sammlung in einer, den Äußerungen der Pariser Kultur entrückten ländlichen Einsamkeit, erlitt demnach einige unverhoffte Einbußen und Störungen.

Fußnoten

1 Zur Gewinnung eines Einblickes in die Ausdehnung dieser erzwungenen Tagelöhner- und musikalischen Handlangerdienste, die ihm in seiner bitteren Not doch fast ›als Erlösung gelten mußten‹ (Ges. Schr. IV, 323), diene hier der bloße Hinweis auf das nach den Instrumenten geordnete Verzeichnis der allein in das Jahr 1840 entfallenden, von Wagner gelieferten Arrangements, in Oesterleins Wagner-Katalog, Bd. II, S. 154. Wir treffen daselbst auf Arrangements aus Donizettis ›Favorite‹ und Halévys ›Guitarrero‹, 1) en quatuor pour deux violons, alto et basse; 2) pour deux violons; 3) en quatuor pour flûte, violon, alto et basse etc. etc., und zwar immer in endlosen Folgen: deux suites, trois suites, und wieder: trois suites, deux suites usw. Außerdem Klavierauszüge mit und ohne Text usw. Auch von diesen traurigen Zeugen einer schmählichen Sklaverei sind die Autographen zum Teil erhalten und zu mehr oder minder hohen Preisen in den ›Handel‹ gelangt.


2 Ges. Schr. I, 233–34; ferner im Korrespondenzbericht für die ›Dresdner Abendzeitung‹ vom 23. Febr. 1841, sowie in dem Aufsatz ›Pariser Fatalitäten für Deutsche‹ für Lewalds ›Europa‹.


3 Gelegentlich einer Berliner Autographenauktion am 8. Juni 1886. Die reimlosen Schlußverse (vielleicht zur Übersetzung ins Französische bestimmt?) lauten:


›Doch was erblick‹ ich – jenes Denkmal dort, sieh' hin – was im Triumph man führt –

Ist's Beute, sind es stolze Siegstrophä'n, die er im fernen Land gewann?

Sein Ehrenbette schließt es ein – ein kleiner Hut dient ihm zur Zier –

der ihn dereinst getragen, der Kaiser kehrt zurück!


4 Fr. Pecht, aus meiner Zeit I, 199.


5 Daß es sich bei dieser Schilderung aus den ›Pariser Fatalitäten‹ nicht etwa um eine fingierte Persönlichkeit handle, sondern um eine wirkliche, leibhaftige, bemerken wir hier gegen laut geworden Zweifel. Dem Meister war sogar noch in späten Zeiten der Name seines damaligen Schützlings gegenwärtig!


6 Wir gedachten bereits (S. 345) des Denkmals, welches Wagner am Schluß der Novelle den Freunden Lehrs und Kietz gesetzt hat, indem er den Sarg des armen Musikers durch einen Philologen und einen Maler auf den Friedhof des Montmartre geleiten läßt. In der Wirklichkeit hätte es leicht umgekehrt sich zutragen können, nämlich daß der Musiker dem Philologen den letzten Dienst erwies; aber Wagner war, wie bereits erwähnt, bei dem Tode des Getreuen nicht mehr in Paris anwesend. Unter der Zahl derer, die dem armen Lehrs auf den Kirchhof des Mont Parnasse das Geleit gaben, werden uns genannt: ›der Maler Kietz aus Dresden, der ihn nach seinem Ableben gezeichnet, Anders, sein ältester Freund, Hahn aus Breslau, der ihm den letzten Arzt noch zugeführt, Dr. Dübner und Avenarius‹ (Briefe von und an Lobeck und Lehrs I, S. 326).


7 Wir geben seine an das Tonstück geknüpften Betrachtungen hier im Original: ›Ce morceau, qui a plutôt le caractère et la forme d'une introduction, mérite-t-il bien la définition d'ouverture que l'auteur a si bien définie dernièrement dans la Gazette Musicale? A-t-il voulu peindre l'infini de la pleine mer, de l'horizon qui semblait sans but aux compagnona du célèbre navigateur, par le trémolo aigu des violons? Les entrées d'instruments de cuivre reviennent trop uniformément et avec trop d'obstination; d'ailleurs, leurs discordances qui choquaient les oreilles exercées et délicates n'ont pas permis d'apprécier à sa juste valeur le travail de M. Wagner qui, malgré ce contretemps, nous a paru l'oeuvre d'un artiste ayant des idées larges, assises, et connaissant bien les ressources de l'instrumentation moderne‹.


8 Neue Zeitschrift für Musik 1841, I, S. 109.


9 Erster Irrtum! Die Faust-Ouvertüre ist in Paris nicht zur Aufführung gelangt!


10 Ungenau; ist auch die Situation im allgemeinen richtig gekennzeichnet, so haben wir uns doch im vorhergehenden davon überzeugt, daß Wagner es eben jetzt auf ein eigentliches Durchdringen in Paris nicht mehr abgesehen hatte. Doch ist allerdings nicht zu übersehen, daß der in den rein persönlichen Dingen ziemlich zuverlässig erscheinende Erzähler sich der Wendung bedient: ›er und seine Frau‹. Es mag sich daher mehr um eine ›letzte Hoffnung‹ Minnas, als des Meisters selber, gehandelt haben.


11 Zweiter Irrtum! Wagner hat die Aufführung seiner Ouvertüre nicht selbst dirigiert; die Leitung lag in den Händen des gewöhnlichen Dirigenten. Ob er sie, wie Pecht behauptet, selbst einstudiert oder einen Einfluß auf das Studium gehabt habe, muß dahingestellt bleiben. Daß der Komponist die Proben und die Aufführung seines Werkes persönlich dirigiere, ohne daß der eigentliche Chef des Orchesters seine Eigenliebe dadurch im mindesten gekränkt fühle, führt Berlioz in seinem ersten musikalischen Brief aus Deutschland (1843) als eine daselbst von ihm wahrgenommene, von allen Pariser Gewohnheiten abweichende, nachahmungswerte Sitte an. Noch 1861 war es dagegen Wagner in Paris durchaus unmöglich, irgend einen Einfluß auf die Orchesterleitung seines Tannhäuser in den Proben zu erhalten!


12 Ohne Zweifel richtig; offenbar war der Komponist des aufzuführenden Tonstückes, auch ohne selbst zu dirigieren, dennoch veranlaßt oder genötigt, im Interesse seines Werkes bereits vor Beginn des Konzertes an Ort und Stelle zu sein.


13 Mindestens ungenau, durch Verwechselung etwaiger subjektiver Wünsche und Vorstellungen mit der Wirklichkeit; an ein so unmögliches Unternehmen, wie die künstliche Leitung der Beifallsäußerungen eines Pariser Konzertpublikums auf dessen eigenem Grund und Boden können die vier bis fünf persönlichen Freunde des jungen Meisters beim besten Willen im Ernst nicht gedacht haben! – Von hier ab gedenken wir nun den Bericht des Erzählers nicht mehr von Satz zu Satz durch unsere Bemerkungen zu unterbrechen.


14 Dieser Brief ist von ihm versehentlich mit der Jahreszahl 1840 versehen, doch stimmen sowohl der Poststempel, als auch das auf der Rückseite vorhandene Konzept der Antwort, von Avenarius Handschrift, in der richtigen Jahreszahl 1841 deutlichst überein.


15 ›Glauben Sie mir, lieber Wagner‹, so lautet die Antwort, ›daß vielleicht keiner Ihrer Verwandten bereitwilliger sein würde, Ihnen durch einen Vorschuß nützlich zu sein, als ich. Aber ich habe keine Gelder disponibel, – was mir die Handlung abwirft, gebrauche ich für mein doch so bescheidenes häusliches Leben in regelmäßigen Raten, welche ich von derselben beziehe, und die Fonds der Handlung stehen nicht zu meiner persönlichen Verfügung.‹


16 Und selbst dieses bloße eine Gran von Teilnahme hat ihm Wagner mit Dankbarkeit gelohnt. ›Der Mensch – bei allem Egoismus – ist mir doch immer wichtig gewesen, und hat seinen Anteil an dem glücklichen Gang meiner Angelegenheiten‹, schreibt er mehrere Jahre später, als er einmal die Gelegenheit hat (und tatsächlich wahrnimmt), sich ihm gefällig zu erweisen!


17 So meldet R. Prölß nach dem Befunde der Akten des Dresdener Theaterarchivs.


18 Auf die Intimität der Beziehungen Heines zum Geyerschen Laufe deutet u. a. die Anspielung Wagners auf einen Vorgang aus seiner frühesten Kinderzeit. in seinem ersten Briefe an ihn (vom 18. März 1841) erinnert er ihn an die ›Amüsements, die ich Ihnen in meiner Jugend bereitete, als ich in einer gewissen Situation neben einem gewissen Wagen einherlief‹. Leider sind wir über den Vorgang, auf den hier angespielt wird, nicht näher unterrichtet!


19 In zartester Weise zeigt er sich gegen Tichatschek mit der Sorge beschäftigt, ob die ihm zuerteilte Partie dem Geiste und den Anforderungen seines Geschmackes entspräche. Kein Theater der Welt, außer der Dresdener Hofoper, vermöge ihm Künstler von dem mächtigen dramatischen Wuchs eines Tichatschek oder der Schröder-Devrient zu gewähren. Wie aber wäre es möglich, sich mit Hingebung einer Aufgabe zu unterziehen, die seiner Neigung nicht gewiß sei: frei müsse der Künstler sein, solle er dem Studium einer Partie Liebe und Wärme widmen! Der Rienzi, der seinem lebendigsten Innern entsprungen, solle im vollsten Sinne des Wortes Held sein, – ein hochbegeisterter Schwärmer, der, wie ein blitzender Lichtstrahl, unter einem tief gesunkenen entarteten Volke erschiene, das zu erleuchten und emporzuheben er sich berufen hält. Dieser Rienzi sei zur Zeit seines großen Unternehmens in dem jugendlichsten Alter von achtundzwanzig Jahren gestanden; dieser Umstand, sowie Wagners besondere Meinung von dem mannigfaltigen Charakter der Tenorstimme hätten ihn bewogen, die Partie für Tenor zu schreiben; er trete damit aus dem Kreis der gewöhnlichen Ansicht, die Tenorstimme entspräche ausschließlich nur dem Charakter der Liebhaber, heraus usw.


20 An Ferdinand Heine (Briefe an Uhlig, Fischer und Heine, S. 387).


21 Original im Besitze des Herrn Alfred Bovet (Valentigney).


22 Die sogleich in der ersten dieser Korrespondenzen enthaltene Anspielung auf die ›düsteren, unbegreiflichen Rechnungen des Mont de Piété‹ (S. 369) erfüllt den eingeweihten heutigen Leser mit trauriger Teilnahme an den schweren Bedrückungen seiner damaligen Lage. Dazu steht es nun wieder in schneidendem Kontrast zu erfahren, wie die Originalhandschrift des darbenden jungen Künstlers vierzig Jahre später (am 8. Juni 1886) in Berlin öffentlich als ›Autograph‹ für den Taxationswert von einhundert Mark (warum denn nicht gleich fünfhundert oder tausend? – war sie wirklich nicht mehr wert?) verhandelt worden ist!


23 Le Freischutz ›Bericht nach Deutschland‹ (Ges. Schr. I, 274–98) und: ›Bericht über eine neue Pariser Oper: La reine de Chypre von Halevy‹ (I, 301–19).


24 Vgl. die hierhergehörige Mitteilung W. Tapperts: Aus Paris schrieb Wagner einmal an seinen reichen Schwager Friedrich Brockhaus in Leipzig, – der Not gehorchend, kaum dem eignen Trieb. Wie der Bescheid ausgefallen, entnehmen wir der im Entwurf vorhandenen Antwort. Brockhaus machte die Gewährung einer materiellen Beihilfe davon abhängig, daß Wagner seine Lebensrichtung ändere!! Wie oft mag dem Ärmsten diese Bedingung gestellt worden sein! Danken wir Gott, daß er außerstande war, sie zu erfüllen! Bemerkenswert erscheint folgende Stelle (in Wagners Erwiderung): ›Hätte ich das Glück gehabt, in Leipzig Musikdirektor zu werden, so wäre ich nie auf den ausschweifenden Plan verfallen, in Paris mein Glück zu versuchen‹ (W. Tappert im Musikal. Wochenblatt, Jahrgang 1888, S. 17).


25 Brief vom 18. März 1841, an Ferdinand Heine (Briefe an Uhlig, Fischer, Leine, S. 359).


26 Der Brief des Maestro ist, mit Über- und Unterschrift rund 20 Zeilen lang, in den ›Dramaturgischen Blättern‹ 1878, I S. 75 zum Abdruck gelangt, teilweise auch im ›Bayreuther Taschenbuch‹ für 1892, S. 57, in dem vortrefflichen Aufsatz O. Eichbergs ›Zum fünfzigjährigen Jubiläum des Rienzi‹.


27 Da hat er natürlich den ironischen, unter Tränen lachenden Humor des betreffenden Passus falsch verstanden und, wiewohl Maler, die bloße Farbe für das Bild gehalten!


28 Pecht, Aus meiner Zeit I, S. 213, ergänzt aus dem mehrfach von uns zitierten Aufsatz ›Aus R. Wagners Pariser Zeit.‹


29 Dieselben erschienen, der Aufsatz wie die Musikbeilagen, im Laufe des Jahrgangs 1841 der Lewaldschen Zeitschrift. Vgl. Österleins ›Katalog einer R. Wagner-Bibliothek, nach den vorliegenden Originalien bearbeitet‹, I, S. 11 und 32.


30 Ganz in dem gleichen Sinne äußert sich Wagner noch elf Jahre später über Vieuxtemps in einem kleinen Artikel der Züricher ›Eidgenössischen Zeitung‹ (v. 20. Sept. 1852): ›Daß er in seinen Kompositionen ein bei den Künstlern seines Faches durchaus seltenes, großes und wahrhaft erquickendes Talent zur Geltung bringt, das ist es, was ihn mir von je als eine ausgezeichnete Erscheinung kundtat‹.


31 Vom 23. Februar und 6. April 1841.


32 Briefe an Uhlig, Fischer, Heine, S. 359.


33 ›Biographie Beethovens mit Porträt und zwei Faksimiles, herausgegeben von Ant. Schindler‹; Münster, Aschendorff 1840. Als Nachtrag dazu: ›Beethoven in Paris. Nebst anderen den unsterblichen Tondichter betreffenden Mitteilungen‹. Gr. 8°, ebend. 1842.


34 ›Biographische Notizen über Beethoven, herausgegeben von F. G. Wegeler und Ferd. Ries‹, Koblenz, Bädeker 1838.


35 Wir besitzen übrigens aus dem gleichen Jahr 1841 ein Urteil Schindlers über Wagner, welches – nicht von des jungen Meisters Tonschöpfungen, sondern – von eben jenen Korrespondenzberichten handelt, in deren einem er in der oben bezeichneten Weise gezaust wird! ›Herrn Wagners Korrespondenzberichte verdienen vorzugsweise die Aufmerksamkeit des musikalischen Deutschlands‹, so lautet dieses Urteil, ›er hält sich stets an die Sache, die er durch und durch versteht, und liebt es, die Wahrheit nach bester Überzeugung frei auszusprechen‹.


36 Es gab damals auf dem Wege von Meudon nach Bellevue eine ganze Anzahl sehr hübscher kleiner Häuser in stiller und zurückgezogener Lage, nur wenige Schritte weit von den prächtigen Waldanlagen von Meudon entfernt, sagt Gasperini. Das damals von Wagner bewohnte Haus (Avenue de Meudon 3) ist noch heutigen Tages vollkommen wohlerhalten.

Quelle:
Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners in 6 Büchern. Band 1, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1905, S. 387-409.
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