II.

Gegenströmungen.

[36] Antagonismus seitens des Kabinetssekretariates und der ultramontanen Partei. – Verkehr mit dem Grafen Schack. – Münchener Kunstgenossen: Musiker, Dichter und Maler – Intriguen der Ultramontanen; Besuch und Antrag des alten Klindworth. – Gerüchte über eine angebliche ›Ungnade‹. – Angriffe der Augsburger Zeitung und Erwiderung darauf.


Seit meiner so verheißungsvollen Berufung nach München entging es mir keinen Augenblick, daß der Boden, auf welchem ich zur Verwirklichung ungemeiner Tendenzen gestellt war, nicht mir und diesen Tendenzen gehören könnte.

Richard Wagner.


Noch in den letzten Dezembertagen des verheißungsvollen Jahres 1864 war der geniale Baumeister Gottfried Semper auf Wagners Ruf von Zürich her in der Isarstadt eingetroffen und vom Könige zur Beratschlagung über den Bau des Nibelungentheaters empfangen worden (29. Dez.). Dem auf dem Gebiete der Bühnenarchitektur so vorzüglich erfahrenen, von dem Meister selbst für den besonderen Zweck empfohlenen Architekten ward der Auftrag erteilt, für die Herrichtung eines, allen seinen Intentionen entsprechenden Theaterraumes mit unsichtbarem Orchester und amphitheatralischer Einrichtung für die Zuschauer den Plan zu entwerfen, und sein Vorschlag genehmigt, eine provisorische Konstruktion dieser Art in einem der Flügel des Ausstellungsgebäudes herstellen zu dürfen. Hiermit war der erste Schritt für die dereinstige musterhafte Aufführung des großen Werkes geschehen. Gleichzeitig war der junge Monarch eifrigst darauf bedacht, auserlesene bildende Künstler seiner Residenz mit reichlichen Aufgaben zu Wandgemälden aus Wagners Schöpfungen im Kgl. Schlosse und anderweitigem bildnerischen Schmucke aus diesen Werken zu betrauen.1 Folgte er bei diesen letzteren Bestellungen [37] lediglich seinen persönlichen Neigungen, in deren Pflege er sich so wenig als irgend ein, seinen Liebhabereien nachgehender Privatmann, zu einer Beschränkung veranlaßt fühlte, so erwuchsen ihm dadurch auch in der Tat keinerlei Nachteile bei der Bevölkerung. Die Bestellung von Gemälden für die inneren Räume der kgl. Schlösser hatte für das bayerische Publikum nichts Aufregendes, man war daran seit den Zeiten früherer Herrscher gewohnt; diese Art Betätigung der ›Kunstpflege‹ war in München althergebracht. Anders stand es mit dem ersten Schritt zur Verwirklichung höherer Kunstziele. Die bloße Tatsache der Anwesenheit Sempers, das Gerücht von einem an ihn ergangenen allerhöchsten Auftrag für die Errichtung eines neuen, besonderen Theaters für die Werke Wagners, sprach sich alsbald von Mund zu Munde und gab den dabei Interessierten willkommensten Anlaß zu künstlicher Aufhetzung der Bevölkerung. Charakteristisch dafür ist das spätere, buchstäbliche Zugeständnis des Staatsrats Pfistermeister,2 die Agitation gegen Wagner habe ›von dem Tage an begonnen, an welchem die Pläne für ein großes Mustertheater auftauchten und dadurch die Interessen der Zivilliste gefährdet schienen.‹

Die Interessen der Zivilliste! Um die fürsorglich warme Teilnahme des Kgl. Kabinetssekretariates an dieser Institution gehörig zu würdigen, ist die Kenntnis eines bestimmten tatsächlichen Umstandes durchaus erforderlich. Seit der Regierung Ludwigs I. bestand in Bayern der Brauch, daß von den jährlich erübrigten Geldern der Zivilliste und des gesamten königlichen Privatvermögens die Beamten des königlichen Kabinets gewisse Prozente bezogen. Die Gnade des Monarchen, die dem Künstler nach allen Drangsalen und Beschwerden seines unruhvollen Lebens die ersehnte Heimat zu schaffen bemüht war, wurde ihm daher von dieser Seite her genau so übel vermerkt, wie einst durch Meyerbeer die drohende Konkurrenz auf Berliner oder Pariser Tantiemen. Die Vorliebe des jungen Herrschers erwies sich durch diesen ersten entscheidenden Schritt auf der neuen Bahn als tiefer begründet, keine bloße jugendliche Laune, der man geschmeidig nachgegeben haben würde. Von hier ab schien jedes Mittel erlaubt, um dem Künstler, wenn nicht die Geneigtheit seines hohen Gönners, so doch das Vertrauen der Bevölkerung, ja des gesamten zeitunglesenden deutschen Publikums durch ein System der Verleumdung abwendig zu machen. Der Deckmantel der Anonymität, die Gewohnheit, durch bezahlte Agenten und obskure Soldschreiber nach ausgegebenen Parolen die Presse zu beeinflussen, war in diesem Kampf [38] das geeignetste, vollkommen zureichende Arsenal; das übrige tat die Unwissenheit oder Voreingenommenheit der großen Redaktionen in allen nichtpolitischen Angelegenheiten. Beschämend war die Bereitwilligkeit und das blinde Zutrauen, mit welcher sich die Zeitungsöffentlichkeit jeder Farbe zu diesen Minierungsarbeiten hergab. Beschämend aber auch die stumpfe Ahnungslosigkeit des Münchener Publikums, welches dem Vorteil oder Nachteil gewisser Angestellten seine eigenen wohlverstandenen Interessen willig aufopferte. Der kurzsichtige Neid wird seines Lebens nicht froh; er wechselt bloß den Gegenstand. Damals richtete er sich gegen die Person Wagners, gegen die dem großen Unverstandenen erwiesene Auszeichnung, gegen den ›Übermut‹, mit welchem dieser ›ein eigenes Theater für die Aufführung seiner Opern‹ verlangte, und – nachdem es dieser feindseligen Gesinnung geglückt, das künstlerisch ruhmvollste Unternehmen mit Hand und Faß von München abzuwehren und der Meister sich die Heimstätte seiner Kunst unter schweren Sorgen und Mühen an einem anderen, unabhängigen Orte erbaut, wandte sich eben derselbe Neid gegen Bayreuth, dem er das Festspielhaus und die damit verknüpfte Institution nicht gönnt, – die er selbst einst verschmäht hat, als sie ihm angeboten wurde! – – –

Ging somit der Widerstand gegen die wahrhaft königlichen Pläne Ludwigs II. aus dessen eigener allernächsten Umgebung hervor, so fanden doch seine interessierten Urheber gerade auf dem Boden der bayerischen Residenz das allerfruchtbarste Terrain für ihre Wirksamkeit. Der alle Münchener Kreise beherrschende, bornierte altbayerische Nativismus mit seiner Abneigung gegen alles Fremde, von außen Herzutretende, machte Wagners Gegnern die Arbeit leicht. Dazu kam das Übergewicht gewisser festeingesessener reaktionärer Kreise und ultramontaner Dunkelmänner. Für die einen war er der ›Barrikadenmann‹ und gewesene politische Revolutionär, für die andern der ›Freigeist‹ und ›Protestant‹. Was war nun aber – für ehr- und gewissenlose journalistische Verleumder – mit dem einen Schlagwort des ›ehemaligen Barrikadenmannes‹ nicht alles gegen ihn auszurichten! Und ein solcher sollte dauernden Einfluß auf die Person des jugendlichen Regenten gewinnen? Die Stellung Wagners zu dem königlichen Beschützer seines künstlerischen Ideals galt in profanen Augen einfach als ein Günstlingsverhältnis. Wozu aber war der ›Günstling‹ eines regierenden Herrschers von je vorhanden gewesen, als um von ränkevollen Parteien für ihre Zwecke ausgenutzt, zwischen beständiger Furcht vor dem Verluste der fürstlichen Huld, deren Kreatur er ist, und vor der Ungunst der Masse, dem Einfluß der Fraktionen, durch alle Mittel der Drohung und Schmeichelei in ängstlicher Schwebe erhalten zu werden? Auch Wagner, meinte man, sollte so in steter Sorge zittern und – nach dem Grundsatze: manus manum lavat – gewissen düsteren kirchlich-politischen Plänen Vorschub leisten. Dann wolle man ihn[39] schonen, ihn in seinem Streben begünstigen. An der großen, ja naiven Haltung des Meisters kamen ähnliche direkte Versuche angesehener Parteihäupter, seinen ›Einfluß‹ auf den König in ihrem Sinne zu verwenden, zum Scheitern. Weder fand man ihn solchen Verführungen zugänglich, noch konnte man ihm in der Art seiner Zurückweisung solcher Zumutungen eine Blöße abgewinnen und verließ ihn mit der Überzeugung: er sei entweder gar kein Diplomat, oder der allerfeinste. Einen charakteristischen Fall dieser Art, wie sich das ekle Gewürm der Jesuitenintrigue auf die Pfade des Künstlers schlich, werden wir weiterhin kennen lernen. In der Tat hätte man keine üblere Wahl treffen können, als – sich mit ähnlichen Insinuationen gerade an Wagner zu wenden! Wer so von der Hoheit seines heiligen Berufes erfüllt, von der reinen Würde der Kunst durchdrungen war, wie er, dem konnte es nicht schwer fallen, sich gegen derartige Versuchungen unnahbar zu erhalten. Mochte er jedoch nicht mit ihnen Hand in Hand gehen, so – schwor man sich – sollte er sie fürchten lernen!! So vereinigten sich die entgegengesetztesten Strömungen in der Bekämpfung des einen Mannes, dessen Verunglimpfung sich die biedermännisch liberale Augsburger Allgemeine Zeitung in gleicher Weise angelegen sein ließ, wie die ultramontanen Parteiorgane des Bayerlandes. Die abenteuerlichsten Gerüchte und Anekdoten über seine angebliche Günstlingsherrschaft, über seine Prachtliebe, seinen Hochmut und Eigendünkel, seine Eitelkeit und Selbstüberhebung wurden planmäßig in Umlauf gesetzt, um ihm die Sympathien des Publikums zu entfremden Selbst seine ihm durch die Huld des Monarchen zugewiesene Wohnung vor den Propyläen wurde, durch den angeblichen, besonderen Luxus ihrer Ausstattung, der Gegenstand des Stadtklatsches. Gewiß konnte dies alles nicht ohne Rückwirkung auf die Unbefangenheit des also Befehdeten bleiben, und mußte ihn vielmehr – zu seinem eigenen Bedauern – nach manchen Richtungen hin zur Zurückhaltung bestimmen, Für die Anstifter dieses lange nachwirkenden Mißverhältnisses zwischen Künstler und Publikum konnte wiederum nichts erwünschter sein, als dieser Erfolg ihrer Bemühungen.

Über die inneren und äußeren Ursamen seiner Abgeschlossenheit gegen die Außenwelt während dieser ersten Münchener Monate hat sich Wagner selbst geäußert; keinesfalls aber war sie in irgendwelcher offensiven Geringschätzung speziell des Münchener Publikums als solchen begründet. ›Wenn auch die deutsche Kunst nicht bayerisch, sondern nur deutsch sein kann, so ist München doch die Hauptstadt dieser Kunst: hier, unter dem Schutz eines mich begeisternden Fürsten mich heimisch und volksangehörig zu fühlen, war mir, dem Vielumhergeirrten, lange Heimatlosen, ein inniges wahres Bedürfnis. Von je an große Zurückgezogenheit dem öffentlichen Leben gegenüber gewohnt, meist kränklich und an den Nachwehen leidenvoller Jahre siechend, mußte ich in den ersten Zeiten meiner hiesigen Niederlassung es für später mir [40] aufsparen, meinem herzlichen Verlangen nach Befreundung in weiteren Kreisen zur Verwirklichung der von mir beschlossenen gänzlichen Naturalisierung in Bayern gerecht zu werden.‹3 Wo die Gelegenheit zu dieser Befreundung ungesucht sich fand, hat er sie auch schon damals gern ergriffen. Andauernd gute und freundliche Beziehungen unterhielt er so z.B. zu seinem nächsten Hausnachbar, dem Grafen Schack, der eben damals für seine stattliche private Gemäldesammlung in dem, an Wagners Grundstück grenzenden Garten seines Wohnhauses ein eigenes Gebäude errichtet hatte. Ihn interessierte an dem ausgezeichneten Manne gleicherweise die freie vornehme Persönlichkeit, wie der große Reichtum an Anschauungen und Eindrücken bei dem Vielgereisten, in den Literaturen aller Völker Heimischen. ›Wagner bewohnte‹, so berichtet Schack über diesen Verkehr, ›geraume Zeit hindurch ein an das meinige angrenzendes Haus; dadurch lag es ihm nahe, meine Gemäldegalerie häufig zu besuchen.‹ Nie unterließ es dabei der Besitzer, dem Meister als freundlicher Führer sich zur Verfügung zu stellen. ›Auf diese Art‹, fährt er in seiner Erzählung fort, ›lernte ich ihn kennen und habe mehrfach angenehme Unterhaltung mit ihm gepflogen. Er betrachtete vor allen, ja studierte bis in jede Einzelheit hinein, die Bilder Genellis. In früheren Zeiten war er persönlich zu Leipzig mit diesem Maler bekannt gewesen, und er sagte mir, er habe immer eine große Bewunderung für denselben gehabt, auch hätten dessen Kompositionen bedeutenden Einfluß auf seine eigene Kunst geübt.‹ Möge auch dieser letztere Satz eine unbewußte starke Übertreibung seitens des Berichterstatters in sich schließen, so können wir doch ein hervorragendes Interesse Wagners für die Schöpfungen Genellis, insonderheit des in der Smackschen Galerie befindlichen Gemäldes ›Bacchus unter den Musen‹ von uns aus nur bestätigen. Schack hatte seinerzeit, in den Jahren 1849 oder 1850, mit vollem Verständnis einer der ersten Weimarischen Aufführungen des ›Tannhäuser‹ unter Liszts Leitung beigewohnt und war zu Liszt und der Fürstin Wittgenstein in freundschaftliche Beziehungen getreten; umgekehrt waren dem Meister, bei seiner weitausgebreiteten Belesenheit, die literarischen Arbeiten seines jetzigen Nachbars keineswegs fremd und gleichgültig geblieben. Wie er, bei seiner enthusiastischen Hochschätzung Calderons, gewiß dessen besten Kennern beigezählt werden kann, und die sonstigen großen zu Dichter der spanischen Blütezeit, vor allem der göttliche Cervantes, jederzeit zu seinem nahen und nächsten Umgang gehörten,4 so hatte er auch dem klassischen Jugendwerke Schacks, seiner ›Geschichte der dramatischen Literatur und Kunst in Spanien‹ seit lange ein eingehenderes Studium zugewandt, als die meisten der Zeitgenossen.5 Auch in der pietätvollen Schätzung Platens, [41] den Wagner gern als den ›letzten deutschen Dichter‹ bezeichnete, fand er bei Schack eine feurige Zustimmung; dieser hatte, bei seinen wiederholten Aufenthalten in Syrakus, es nie unterlassen, einen Lorbeerzweig auf das Grab im Garten Landolina zu legen. Ja, es will uns scheinen, als knüpften speziell die, in ›Deutsche Kunst und deutsche Politik‹ episodisch ausgesprochenen, einem großen eigenen Gedankengange angehörigen Äußerungen über Platen, in gewissem Sinne, an die mit seinem geistvollen Nachbar gepflogenen Unterhaltungen an Wenigstens stehen sie dort in unmittelbarem Zusammenhang mit der Erwähnung jener Preisausschreibungen, durch welche der verewigte König Maximilian von Bayern die dramatische Kunst zu fördern gedachte (und die in diesen Gesprächen gewiß wiederholt berührt worden sind): ›Beklagenswerter edler Fürst, der hier etwas beschützen, fordern zu können, zu müssen glaubte! Was konnte sein großherziger Wille anders, als eben die endlich eingetretene Impotenz der deutschen poetischen Literatur aufdecken?‹6 Schack hatte bei diesem Unternehmen auf den Wunsch des Königs als Preisrichter funktionieren müssen, wiewohl ihm der Nutzen solcher Preisausschreiben durchaus zweifelhaft erschien Wirklich war ihm die ungemein schwierige, damit übernommene Arbeit, von den eingelaufenen anderthalbhundert Trauerspielen Kenntnis zu nehmen, durch den einfachen Umstand beträchtlich erleichtert worden, daß sich die meisten schon auf den ersten Seiten als vollkommen stümperhaft erwiesen. Nach der Ansicht des Grafen hingegen wäre das einzige Mittel, um eine Blüte des Theaters hervorzurufen, die unaufhörliche Aufführung von Dramen im höheren Stil,7 mit völliger Außerachtlassung jener Art von Kritik, welche nach seiner Ansicht ›schon das ihrige getan, um Shakespeares und Calderons Schaffen zu lähmen, die ihre Stücke derselben zum Trotz geschrieben. Hiervon sei nun der durch Aussetzung von Preisen verfolgte Weg so ziemlich das Gegenteil.‹ ›Ein weiteres Thema des Gespräches zwischen Wagner und mir‹, fährt Schack in seinen Erinnerungen fort, ›bildete Firdusi Wagner hatte diesen, wie er mir versicherte, in meiner Nachbildung wiederholt gelesen und trug sich mit dem Gedanken, eine der Episoden aus dem Gedicht des großen Persers zu einem Musikdrama zu gestalten; seine Wahl schwankte zwischen der Sage von Rustem und Isfendiar und der vom Untergange des Sijawusch. Es ist sehr zu beklagen, daß der Meister diese Absicht nicht ausgeführt hat. Er sagte mir auch, ihm sei schon [42] oft die Idee gekommen, eine der indischen Legenden, die ich in meinen »Stimmen vom Ganges« bearbeitet, zur Grundlage für eine seiner Kompositionen zu machen; welche der Legenden er dabei im Auge hatte, weiß ich nicht.‹8 Daß die letztere Hindeutung tatsächlich auf den Stoff der Sieger geht9 und etwaige anerkennende Worte Wagners über die letztgenannte Schacksche Dichtung10 nur durch ein bloßes Mißverständnis damit kombiniert sind, kann dem kundigen Leser nicht entgehen; sowie auch, daß hinsichtlich eines Stoffes aus dem Firdusi mit dem bestimmten Ausdruck ›Absicht‹ bei weitem zu viel gesagt ist.

Mit Unrecht und in tendenziöser Gehässigkeit ist es dem Meister als Hochmut ausgelegt worden, wenn es ihm im übrigen nicht gelingen wollte, im Laufe des eine von ihm in München verbrachten Jahres, zu den einheimischen künstlerischen Elementen der Isarstadt in intimere Beziehungen zu treten. Wie gern hätte er diese sich befreundet gewußt! Sehen wir uns indeß diese einheimischen, oder doch ortsansässigen Elemente und ihr Verhalten zu ihm an dieser Stelle etwas näher an. Nur zu sehr wurde ihm durch deren eigentümliche Beschaffenheit die Anknüpfung solcher Beziehungen erschwert. Meist fehlte dazu von der anderen Seite jede Spur eines guten Willens, und die entfernteste Gerechtigkeit in der Würdigung seines Wollens und seiner Bedeutung. Die einheimischen Musiker der Residenz – obenan der Generalmusikdirektor Franz Lachner! – fühlten sich ihm gegenüber so völlig null und nichtig, daß schon hieraus, wie der deutsche Musiker nun einmal ist, eine unheilbar eifersüchtige Verstimmung gegen ihn entstand. Lachner speziell war schon von alten Zeiten her11 ein verbitterter Gegner, den keine noch so verbindliche und liebenswürdige Haltung auszusöhnen vermochte. Von Wagners erster Münchener Begegnung mit ihm, im Mai 1864, erzählt Nohl als zufälliger Augenzeuge, wie belustigend dabei das gegenseitige Komplimentieren mit ›berühmter Meister‹, ›großer Künstler‹ usw. gewesen sei. Nur daß es, so fährt er fort, dem ›älteren Kollegen‹, wenn's auch schwer von der Leber ging, im Grunde doch ganz ernst war, während Wagner dabei die ganze ironische Heiterkeit seines Hans Sachs entwickelte. Er ließ den ›berühmten älteren Kollegen‹ nicht fort; sie erzählten einander wohl eine Stunde lang und Wagner sprühte von geistvollem Witz. ›Diese Stunde war für den Herrn Hofkapellmeister ein Fegefeuer, in dem er all die Sünden büßte, die er früh und spät an Wagners Partituren begangen. Niemals habe ich [43] persönlich mehr die Überlegenheit des Genius gefühlt.‹12 Vier Monate später, im September, kurz vor seiner Übersiedelung aus Starnberg nach München, hatte der Meister sogar die Einladung Lachners zu einem Diner in seinem Hause angenommen und sich, in dieser sonderbaren Umgebung, mit dem besten Willen es zu keiner Feindschaft kommen zu lassen, so unbefangen und heiter versöhnlich gezeigt, wie dies eben nur der überlegenen Natur des Genius möglich ist Vergeblich, der tiefere Grund der Verstimmung ließ sich dadurch nicht beseitigen. Um kein Haar besser war es mit den literarischen Koryphäen der bayerischen Residenz bestellt. Die unter dem Zeichen des ›Krokodils‹ harmlos vereinigte Gruppe von Münchener poetischen Literaten, die Bodenstedt, Paul Heyse usw. usw. hielten sich für die eigentlichen ›Dichter‹, Wagner hingegen für den ›Opernkomponisten‹, obgleich doch kein einziger von ihnen etwas von jener ursprünglichen Naturkraft der genialen dichterischen Persönlichkeit besaß, die den Zauber in Wagners Werken ausmacht. Sie alle nahmen gegen ihn eine schroff ablehnende Haltung ein. ›Ja, hier diese Dichter‹, heißt es in einem Münchener Briefe des jungen Cornelius, – sie sind alle in den vorhandenen, Formen befangen, wie das Tier in dem Kreis! Heyse ist von den hiesigen doch gewiß der beste... aber er und die andern, aus allem, was ich so merke, sehen Wagner mit Unbehagen an, er ist ihnen unheimlich. Sie machen sich gern lustig über einzelne Ausdrücke im ›Tristan‹, – wenn es ihnen gegeben wäre, sich ein geistiges Bild vom Ganzen zu machen, sie würden mit L... sagen: ›Nimm ab Mütze!‹13 – Von Bodenstedt wird der, gegen Wagner gerichtete, grobe Ausspruch zitiert: ›wenn der Landstreicher doch endlich von der Straße wegkäme!‹14 Und Paul Heyse, der formgewandte, glückverwöhnte Sohn der Jüdin Minna Saling, in den Berliner Mendelssohn-Kreisen aufgewachsen15 und in seinen Fähigkeiten, wie in seinen Schwächen und Beschränkungen, seinem mütterlichen Oheim Felix auf das nächste verwandt, erzählt von sich selbst: in Berlin habe er seinerzeit gern mit Peter Cornelius verkehrt, bei ihrer späteren Wiederbegegnung in München aber den Umgang des Jugendfreundes aufgegeben, da er ihm ›in seiner Begeisterung für die Meister der Zukunftsmusik nicht habe folgen können.16

[44] Unter den Münchener Malern war Wagner noch von Dresden her17 mit Moritz von Schwind bekannt, wenn auch nicht eben befreundet. Ihr jetziger gemeinschaftlicher Aufenthalt in München konnte bei Schwinds cholerischem Charakter durchaus keine Annäherung herbeiführen. Leidenschaftlich, parteiisch in Liebe und Haß, konnte er bei seiner einseitigen Begeisterung für Mozart, Schubert und Mendelssohn, seiner engen Freundschaft zu Lachner, sich zu allem, was Wagner betraf, nur negierend verhalten. An derben Ausbrüchen fehlte es dabei nicht.18 Eine Sammlung der ihm durch die Überlieferung zugeschriebenen bitteren Sarkasmen auf Kosten Wagners wollen wir hier nicht veranstalten, und nur den charakteristischen Umstand erwähnen, daß er sich bei Gelegenheit wegen des Verdachtes einer wirklich perfiden Handlungsweise gegen den Meister zu verantworten hatte.19 Von Wagners Besuche bei Kaulbach, den er auf Liszts Wunsch und in Liszts Begleitung gemacht, war bereits (S. 23) die Rede; er blieb ohne alle weiteren Folgen für eine nähere Beziehung, und die kalten und leblosen, steif theatralischen großen Kartons, welche später Kaulbach, im Auftrag des Königs, zu Wagners Werken entwarf und in denen das Aufgedunsene mit dem Heroischen verwechselt ist, zeigen deutlich den inneren Grund, weshalb es dem berühmten Illustrator versagt bleiben mußte, zu dem Schaffen Wagners in ein inneres Verhältnis zu treten. Wirklich betrübend aber ist es, aus so manchen Anzeichen zu ersehen, daß selbst der ehrwürdige und von Wagner unter allen zeitgenössischen Meistern hochgeschätzte und aufrichtigst verehrte, greise Peter Cornelius über seinen größten Kunstgenossen in den wunderlichsten Vorurteilen befangen war, wie wir aus mannigfachen Nachrichten über seinen Verkehr mit seinem Neffen, Wagners Freunde, entnehmen. ›Der alte Oheim, der Wagner nicht günstig gesinnt war, sah mit mißtrauischem Künstlerauge auf die Bestrebungen seines, der Liszt-Wagnerschen Schule angehörigen Verwandten. Während einer Unterhaltung sagte er ihm einmal sehr lebhaft: »Höre Peter, das sag' ich dir, wenn du mir die Zauberflöte und den Don Juan unter den Tisch wirfst, dann schlage ich dir die Knochen im Leibe entzwei!«‹20 Dagegen ehrt den alten Mann, als eben wieder die Zeitungsagitation[45] gegen Wagner einen Höhepunkt erreicht hatten und der König dazu – scheinbar! – eine passive Haltung einnahm, der Hinweis auf die Energie seines Großvaters, König Ludwigs I.: ›wie dieser in seinem festen Willen die Leute dann gerade erst recht gehalten habe, wenn sie angegriffen worden wären.‹21

Dieser traurige Überblick über das Verhalten der eingesessenen Münchener Künstler- und Literatenkreise zu dem größten und produktivsten Genius ließe sich durch tausend Details zu einer besonderen kulturgeschichtlichen Studie erweitern. Wichtig dünkt es uns aber an dieser Stelle hervorzuheben, daß all diese ›Gegenströmungen‹ an und für sich noch eigentlich keinen gefährlichen, aggressiven Charakter hatten. Sie konnten mit Geduld und Ausdauer überwunden werden, sobald dem Meister und seinem königlichen Freunde Zeit gelassen wurde, Zeit zur Verwirklichung ihrer großen, segensreichen Absichten Allein dieser Sumpf des Unvermögens und Eigendünkels, der Beschränktheit und des Mißtrauens, sollte sich leider als der fruchtbare Nährboden für die Wucherpflanze der Intrigue und wohlberechneten Verleumdung erweisen, die mit ihren üppigen Trieben die ganze Münchener Öffentlichkeit bedeckte, sobald es einer zweckbewußten Gegnerschaft beikam, ihn in diesem Sinne auszunutzen.

Unter allen Umständen ist uns, nach dem Vorausgegangenen, die briefliche Äußerung Bülows aus dem Beginn dieses Jahres (8. Jan. 65) wohlverständlich: ›Wagner ist so einsam und verlassen, daß ihm selbst die bloße Gegenwart einiger unbedingter Anhänger, wie P. Cornelius‹ und meiner ›von Wert sein muß.‹22 Über diese völlige Abgeschiedenheit von aller Welt und den Mangel an fördernder Liebe, Verehrung und Dankbarkeit seitens seiner Zeit-, Kunst- und Landesgenossen half alle königliche Gunst ihm nicht hinweg. Und während von München aus die Nachrichten über seinen unbeschränkten Einfluß auf den Monarchen durch alle Welt gingen, lesen wir in denselben Briefen des jüngeren Freundes: ›Vorderhand müssen wir nicht bloß vorsichtig, sondern auch ganz still sein, der Öffentlichkeit gegenüber; denn es ist nicht verhehlen, daß wir Neulinge, Wagner, Cornelius und meine Wenigkeit, für München von Luxus sind und jedwede Oktroyierung vom Publikum so aufgenommen werden würde, daß der junge, unerfahrene Souverän einen schwierigen Stand haben könnte. Also vorderhand sind wir noch keineswegs die regierenden Mächte, sondern nur Zukunftsersatzmänner. Welch' schöne Aufgabe aber‹, fährt er in dem gleichen Zusammenhange fort, ›mit [46] der öffentlichen Meinung, der Presse usw. nichts zu tun zu haben und doch sicher zu sein, daß man allmählich auf diese Faktoren durch ein Medium, von oben. durchgreifend influieren kann!‹23 Die Elemente und Persönlichkeiten, welche dem Meister unter solchen Verhältnissen als neue ›Verehrer‹ und ›Anhänger‹ sich näherten, waren ihm noch dazu nicht allemal besonders sympathisch. So z.B. der bereits genannte Privatdozent Ludwig Nohl, der, nach seiner eigenen späteren Erzählung, durch seinen wenig taktvollen Übereifer Wagner gar manchen verdrießlichen Augenblick bereitet haben muß. Charakteristisch für ihn ist sogleich die Art seiner ersten Bekanntschaft mit dem Meister: ohne irgendwelche vorausgegangene persönliche Beziehung, ja ohne Kenntnis seiner Werke, die er sich erst in der Folge allmählich gewann, überraschte er ihn gleich bei seinem allerersten Eintreffen in München, um ihm seine Beethoven-Biographie zu dedizieren! Wie er sich dann im Spätherbst desselben Jahres wiederum mit der Dedikation eines neuerschienenen Produktes unmittelbar an den König selbst zu drängen wußte, ward von uns bereits beachtet (S. 29). Hätte er Wagner zuvor darüber um Rat befragt, so würde ihm dieser gewiß von seinem Vorhaben abgeraten oder eine passendere Form für die Zustellung seines Buches in Vorschlag gebracht haben. Der König seinerseits habe ihn nun, anläßlich dieser Audienz, zu regelmäßigen Vorträgen über Musik zu sich eingeladen – dies war auch sogleich in den Zeitungen zu lesen!24 – und, immer nach Nohls eigenem Bericht, Wagner ›eine besondere Freude zu machen geglaubt‹, indem er ihm eines Tages sagte: ›Nun, jetzt habe ich auch einen Ihrer Anhänger in meine Nähe gezogen‹ Worauf Wagner geantwortet haben soll: ›Der Herr Doktor hat früher gegen mich geschrieben, und jetzt schreibt er für mich.‹ So weit Nohl, der bei seinem Vorgehen wohl kein deutliches Gefühl davon haben mochte, wie peinlich dergleichen, auf seinen Namen hin ausgeübte Zudringlichkeiten den Meister berühren mußten, wieviel tägliche Not dieser mit der Abwehr ähnlicher Zumutungen hatte, wieviel Gesuche um Beförderungen, Begünstigungen, Auszeichnungen, Pensionierungen täglich an ihn gerichtet wurden! Zur Genüge erklären sich daraus aber auch die gleichzeitigen Privatäußerungen Bülows, in denen er mit unwillig scharfen Ausdrücken25 von dem Manne spricht, ›der sich jetzt, wie viele andere, die Wagnergunst zunutze machen wolle, sich als Intimus des ›Günstlings‹ beim Könige einzuschmeicheln sucht und das Odium seiner, hoffentlich noch rückgängig zu machenden Beförderung auf den daran sehr unschuldigen Wagner zu werfen droht.‹26 Nichts konnte diesem vielmehr verhaßter sein, als ein Mißbrauch der, ebenso zarten als erhabenen, [47] Beziehungen, die ihm zur Verwirklichung überpersönlicher, höchster künstlerischer Ideale dienen sollten, – zu irgendwelcher gewöhnlichen Cliquenprotektion!

Anders geartet, wenn zwar auch nicht in jeder Hinsicht durchaus erfreulich und ungetrübt, waren die erneuten Beziehungen zu seinem alten Pariser Bekannten Friedrich Pecht27, dem er nachmals vorübergehend in Dresden begegnet war28 und den er jetzt zu seiner vollen Überraschung nach mehr als fünfzehn Jahren der Unterbrechung ihres Verkehrs, als ortsansässigen Münchener wieder antraf. Mit Recht rühmt Pecht an ihm die schöne großherzige Eigenschaft seines Charakters, daß er ›seinen alten Freunden auch als weltberühmter Meister die Treue hielt, sie nie vergaß oder verleugnete‹.29 Er hatte sie auch diesem alten Genossen seiner ersten schweren Pariser Leidensjahre bewahrt, wie Pecht gleich bei seinem ersten, dem Meister in München abgestatteten Besuche wohl erkennen konnte! In seinen dreißig Jahre später veröffentlichen Erinnerungen30 befindet sich manches Verworrene, Widerspruchsvolle, ja Unmögliche: Urteile, die sich gegenseitig aufheben, Ereignisse, die sich niemals zugetragen haben;31 doch soll uns das, dem Plane dieses Buches gemäß, nicht hindern, diejenigen charakteristischen Mitteilungen, gegen deren Richtigkeit ein Einwand nicht zu erheben ist, an dieser Stelle zu berücksichtigen. So sei eines Tages Wagner, nachdem er mehrere kürzlich entstandene Arbeiten Pechts gesehen, in sein Atelier gekommen, um sein Porträt von ihm malen zu lassen, das der König von ihm verlangt und womit er ihn zu überraschen gedächte.32 ›Ich malte‹, so berichtet er weiter,33 ›das Bild mit besonderem Eifer, so daß es nicht übel geriet und dem Könige große Freude gemacht haben soll Sofort aber verbreitete sich in der Stadt das Gerücht und fand seinen Weg auch in die Zeitungen, ich habe eine ziemlich starke Rechnung dafür bei der Kabinetskasse eingereicht. Sehr ärgerlich über diese ganz aus der Luft [48] gegriffene Beschuldigung, wandte ich mich in Wagners Gegenwart an den Kabinetschef v. Pfistermeister, der mir dann die Auskunft gab, daß er (Pfistermeister) geglaubt, es wäre passend, wenn mir der König für die schöne Arbeit seine Erkenntlichkeit bezeigte, und deshalb eine Remuneration von 1000 Gulden beantragt habe Dadurch sei wohl das Gerede entstanden Was nun daran wahr war, habe nie erfahren, auch kein anderes als das mit Wagner ausgemachte Honorar erhalten.‹

Noch ein anderes Mal habe er, Friedrich Pecht, nach seiner Erzählung ›sehr lebhaft an den Wagnerschen Angelegenheiten teilnehmen müssen‹. Es wird indes aus seinen vorliegenden Angaben nicht klar, worin diese ›lebhafte Teilnahme‹ bestanden habe? Es wäre denn, daß man seine, gleich daran geknüpfte, doch gar zu harmlose Behauptung dafür nehmen sollte, er sei es eigentlich gewesen, welcher dem Meister für den Bau des projektierten großen Festtheaters ›seinen alten Unglücksgenossen Gottfried Semper empfohlen habe.‹ Nein, der ausgezeichnete Züricher Freund, der die direkte Fühlung zu Wagner seit den Dresdener Tagen nicht verloren, brauchte ihm, als zu dieser Aufgabe Nächstbefähigter, nicht erst durch Fr. Pecht ›empfohlen‹ zu werden. Die ›lebhafte Teilnahme‹ Pechts in dieser Angelegenheit bestand denn auch tatsächlich in etwas ganz anderem, und es ist gar nicht zu begreifen, weshalb er nicht frei damit herausrückt, sondern die Tatsache in den wunderlichsten Wendungen verschleiert Sie gehört zu den, uns im übrigen unbekannt gebliebenen, von ihm selbst aber der Erwähnung wert befundenen, geringen Diensten ›die er Wagner gelegentlich in der Presse leisten konnte‹, und ist unseres Wissens seine einzige Heldentat auf diesem Gebiete. Wir meinen damit seinen Zeitungsartikel ›König Ludwig II. und die Kunst‹ vom Januar 1865, den er in Anlaß des Festspielhaus-Bauprojektes für den Wiener ›Botschafter‹ verfaßte, aus welchem derselbe durch Abdruck auch in die Münchener ›Neuesten Nachrichten‹ überging, und um dessentwillen er allerdings genug Unannehmlichkeiten zu erdulden hatte! Die Augsburger Allgemeine fiel über den nach ihrer Ansicht ›byzantinischen‹ Artikel des ›unberufenen Künstlers‹, in welchem ›neben der bombastisch gepriesenen Erwerbung Wagners der durch Semper auszuführende monumentale Prachtbau als königlicher Beschluß angekündigt wurde‹, in so gehässiger Weise her, daß es den darin heruntergerissenen, mit vollem Namen genannten Verfasser billig hätte verdrießen können, – wenn er sich nicht damit trösten wollte, daß dieser plumpe Angriff in Wahrheit nicht ihm, sondern einem Größeren galt, den man damit zu verwunden gedachte. Um so unerklärlicher muß es uns erscheinen, weshalb er bei späterer Rückerinnerung sich nicht dazu entschloß, dieses nicht unrühmliche Schriftstück offen zu vertreten, sondern es vorzog, dasselbe in ziemlich konfuser Weise auf – – H. Porges als Urheber abzuschieben, den vortrefflichen Porges, der damals leider aber noch gar [49] nicht in München war, und der mit diesem Artikel auch nicht das mindeste zu tun hatte!!34

Mit diesen letzteren Erwähnungen stehen wir bereits inmitten des Kampfes, der sich eben damals heftig und geräuschvoll gegen den Meister erhob, und dessen Schilderung uns im folgenden beschäftigen wird. ›Bei allen diesen Gelegenheiten‹, bemerkt Pecht in dieser Beziehung,35 ›zeigte Wagner eine unbeugsame Tapferkeit und zugleich eine Vornehmheit der Gesinnung, die seines Genies vollkommen würdig waren. Und es ist doch gewiß keine Kleinigkeit, ringsum von geheimen und offenen Feinden umgeben zu sein, am König selber nur einen sehr unzuverlässigen (?) Schutz zu haben, an seiner Umgebung aber lauter stille, aber um so wirksamere Gegner. Er blieb immer ungebeugt, weil er das volle Bewußtsein seiner Überlegenheit und seines Genies und des daraus entstammenden Rechtes hatte. Ebenso ward er, in so großer Aufregung und Leidensmast ich ihn auch gesehen habe, doch niemals gemein und roh, wie viele andere begabte Männer. Daß er eine Menge verachtete, die immer nur die gemeinsten und kleinsten Maßstäbe für ihn hatte – wer wollte ihm das verdenken? Die Schwärmerei des jungen Königs für ihn hatte zuerst etwas fast Kindliches; er behandelte ihn durchweg als Ratgeber und Freund, während Wagner wieder die väterlichste Zärtlichkeit für ihn zur Schau trug (!), aber zugleich auch in Gedanken gleich das ganze Königreich Bayern mitregierte (?!). Wenn es aber uns andern36 damals komisch vorkam, daß er eigentlich den jungen König protegierte, statt sich von ihm protegieren zu lassen, so hat ihn die Zeit glänzend gerechtfertigt.‹ ›Es kann aber auch kein Zweifel sein‹, fährt derselbe Autor fort, ›daß Wagner von all den genialen Künstlern, die ich je gekannt, weitaus der begabteste und die reichste Natur unter ihnen war. Vorab besaß keiner von allen diese unbezwingliche Tapferkeit und gewaltige, eiserne Willenskraft Sein Talent wie sein Mut verließen ihn nie, selbst wenn sich die Schwierigkeiten und Gefahren haushoch um ihn auftürmten. Dabei war er gegen seine Diener der gutmütigste und wohlwollendste Herr, hatte trotz seiner fieberhaften Ungeduld immer Nachsicht mit ihnen und sorgte nach Kräften für sie. Für die Musiker und Sänger aber war er geradezu berauschend und konnte sie zu den äußersten Anstrengungen begeistern. So gab es nichts Interessanteres, als ihn eine Probe leiten zu sehen; da glich der kleine Mann mit dem mächtigen Kopf einem feuerspeienden Vulkan, ja riß alles mit sich fort. Das merkwürdigste an diesem Münchener Aufenthalt war und blieb, daß selbst zur Zeit ihrer größten Empörung gegen den Meister die Münchener [50] doch seine Musik immer gleich gern hörten und das Theater dazu jedesmal bis zum letzten Platz füllten. Ohne Zweifel hätte sich Wagner in München, beschützt vom Könige, immerhin lange halten können, wenn er nicht in Hans v. Bülow einen Genossen herangezogen hätte, der es in ganz ungewöhnlichem Maße verstand, bei den Münchenern sich unbeliebt und Wagner zahllose Feinde zu machen (!).37 Dagegen kam selbst die außerordentliche Klugheit und der seine Takt seiner Frau nicht auf, an deren geistvolle Unterhaltung und Weltgewandtheit ich mich noch heute mit Vergnügen erinnere. Mit ihrem scharfkantigen Gatten nur noch äußerlich verbunden und längst in Wagner den mächtigeren Genius verehrend, war sie in dessen Interesse unaufhörlich tätig und versöhnte ihm viele Gegner. Schon lange, bevor sie sich ganz von Bülow trennte und Wagners Gattin ward, war sie sein Sekretär, Vertrauter und immer sein guter Genius.‹38

Die heftigste öffentliche Agitation gegen Wagner, ein wahrer Sturmlauf frechster Verleumdung, fällt in den Februar 1865, nachdem er noch kaum neun Monate in der neuen Umgebung, kaum ein Vierteljahr in München verbracht. So viele verschiedenartige Elemente waren in diesem Kampfe gegen ihn verbündet, seine Gegner im Kgl. Kabinet, wie in der ultramontanen Partei Münchens und Bayerns, daß es wohl geeignet scheint, auch auf die Bestrebungen der letzteren an dieser Stelle einen Blick zu werfen. Über einen raffinierten Versuch der Jesuitenpartei, durch Ausnutzung gewisser Beziehungen den Meister für ihre Zwecke zu gewinnen, berichten wir hier nach den Angaben Fröbels. Es sei damals, so erzählt dieser im ganzen wohlunterrichtete Politiker, zwischen den ehrgeizigen Plänen des fürstlichen Hauses Thurn und Taxis und der Münchener und Berliner Politik ein halb stillschweigendes, halb ausgesprochenes Einverständnis im Werke gewesen. In Regensburg bildete man sich ein, für das Haus Taxis ein projektiertes Königreich Rheinland-Westfalen, mit der Hälfte von Belgien, zustande bringen zu können, wenn es Preußen gestatte würde, als Ersatz sich im übrigen Norddeutschland zu arrondieren; in München glaubte man um den gleichen Preis großbayerische Interessen verfolgen zu können. ›So war am bayerischen Regierungssitze eine heimliche Kompromißpolitik zu Einfluß gelangt, deren Phantasien der ehrenwerte Freund des Königs dienstbar hat gemacht werden sollen. Das ist die Erklärung der von zwei entgegengesetzt scheinenden Seiten auf Richard Wagner genommenen Anläufe.39 Nun war um jene Zeit [51] gerade, ebenfalls unter den gleichen jesuitischen Auspizien, das Projekt eines großen Bankunternehmens im Gange; es hatte die allmähliche völlige Usurpierung der österreichischen Finanzen zum Ziel, indem es der Gläubiger des ganzen österreichischen (und deutschen) Bauernstandes werden und dadurch die Wahlen der Volksvertreter beherrschen sollte.40 ›Man wollte sich dadurch in majorem Dei gloriam und zum Nutzen der christlichen Kirche an die Stelle der Juden setzen.‹ Als politischer Agent des fürstlichen Hauses Thurn und Taxis in dem, von den Jesuiten ausgeheckten Plane des Königreichs Rheinland-Westfalen und der Teilung Belgiens, wie auch des ultramontanen, Finanzunternehmens, funktionierte nun aber eben jener Staatsrat Klindworth, mit welchem Wagner seinerzeit, in der völligen Verlassenheit seines kurzen Brüsseler Aufenthaltes im Februar 1860, und keineswegs aus eigenem Antriebe, einen ebenso zufälligen als vorübergehenden Verkehr unterhalten hatte.41 Unmöglich konnte er dem Manne, dessen Gastfreundschaft er damals in Brüssel angenommen, jetzt hier in München sein Haus verschließen! Um so weniger, als dessen Tochter, eben jene Mme Street, deren wir bei dem gleichen Anlaß gedachten, als ehemalige Schülerin Liszts, sich auf freundschaftliche Beziehungen zu diesem letzteren berufen durfte,42 und einer der geschätztesten jüngeren Freunde des Meisters, der Musiker Karl Klindworth, dem seltsamen alten Herrn mindestens namensverwandt war; – Bülow nennt ihn sogar kurzweg dessen ›Onkel‹. Aber er wußte sich sein Anliegen auf andere Weise fernzuhalten.

Dies die nötigen ausführlichen, tatsächlichen Voraussetzungen der charakteristischen Episode aus Wagners Münchener ›Günstlings‹-Existenz, welche in der Folge einem J. Fröbel die bewundernde Anerkennung abzwingt: eine Freude sei es gewesen zu sehen, wie der – in seinem wahren Wesen von ihm so über die Maßen wenig begriffene – Künstler ›auf dem schlüpfrigen Boden seiner dortigen Stellung in den bedenklichsten Versuchungen (!) seine Integrität auf das ehrenvollste bewährt habe‹.43 Gestützt auf die soeben dargelegten persönlichen Beziehungen des alten Klindworth zu dem Meister, hatte dessen Partei den abenteuerlichen Plan gefaßt, sich der Vermittelung Wagners zu bedienen, um jenen Mann einen persönlichen Einfluß auf den König von Bayern gewinnen zu lassen und ihn an die Stelle des Kabinetssekretärs Pfistermeister zu setzen. Noch mehr: in unglaublicher [52] Verkennung der Persönlichkeit Wagners sollte dieser letztere für die von ihm gewünschte Dienstleistung durch materielle Vorteile, nämlich die eines Aktionärs der erwähnten Jesuitenbank, willig gemacht werden!! Zu diesem Zwecke schickte man ihm zunächst den Baron Gruben von Regensburg in Begleitung Klindworths in das Haus.44 Auf eine wunderliche Weise ward ihm nun bei dieser Gelegenheit von den beiden Herren die Teilnahme an einem großen Finanzunternehmen des Fürsten Taxis angeboten.45 ›Ich blieb dumm‹, sagt Wagner von sich in einem späteren Briefe, worin er in gegebenem Anlaß über diesen Vorfall berichtet. ›Die beiden kamen wieder, mit Klindworths Tochter, welche eine ältere Freundschaft mit Frau v. Bülow zu benutzen hatte. Der alte Klindworth bot mir offen seine Dienste an, wenn ich ihn statt Pfistermeister beim Könige unterbringen wolle. Abermals blieb ich dumm.‹ Andererseits, so erfahren wir des weiteren, sei ihm nun Pfistermeister mit Gunst und Schmeicheleien entgegengekommen, habe seine großen Kunstzwecke zu fördern versprochen, ihm einen unbegrenzten Kredit in Aussicht gestellt, den Ankauf seines Wohnhauses für die Zivilliste veranstaltet, dabei aber immer, angeblich im Namen des Königs, ihn nach seinen religiösen und politischen Ansichten gefragt. ›Ich blieb dabei‹, – schreibt Wagner, – ›meine Kunstzwecke und nichts anderes im Sinne zu haben. Ich war also nicht zu werben.‹46

Daß die ›im Namen des Königs‹ an den Meister gerichteten Erkundigungen über seine religiösen und politischen Ansichten lediglich geschickt gestellte Fallen waren, ist demjenigen völlig klar, der die damals gegen ihn in Anwendung gebrachte Kampfesweise seiner Gegner kennt. Sie war hauptsächlich darauf gerichtet, durch Provokationen verfänglicher Art irgend eine kompromittierende Äußerung ihm zu entlocken, um ihn hinterher wegen derselben in Anklagestand zu versetzen. Besonders einleuchtend erscheint es uns Heutigen, daß solche Fragen seitens des Königs an Wagner gar nicht gestellt werden konnten (– am wenigsten durch Vermittelung seines Kabinetssekretärs! –), da uns die Schrift ›über Staat und Religion‹ (S. 19), kein Geheimnis mehr ist, durch welche alle Fragen über die politischen und religiösen Überzeugungen seines großen Freundes im voraus von diesem beantwortet waren! Aber auch auf andere Weise suchte man an seiner Stellung zu rütteln. ›Daß man‹, bemerkt Fröbel, ›absichtlich gegen ihn Finanz verlegenheiten organisiert hat, um ihn, welcher entgegengesetzten Parteiansichten im Wege war, aus seiner Stellung zu bringen, unterliegt keinem Zweifel.‹47 Der stärkste [53] Angriff aber erfolgte mit Hilfe eines großen Teiles der aufgewiegelten bayerischen Presse im Laufe des Monats Februar. Er ist es, auf den wir bereits zuvor die Aufmerksamkeit unserer Leser hinlenkten, und dessen Einzelheiten einen so charakteristischen Bestandteil der Münchener Erfahrungen Wagners bilden, daß wir sie an dieser Stelle nicht übergehen zu dürfen glauben.

Was man wünschte, galt es als Tatsache zu behaupten. Es wurde das Gerücht in Umlauf gesetzt, er sei bei dem Könige ›in Ungnade gefallen‹. Als willkommene äußere Bestätigung irgend einer obwaltenden Verstimmung zwischen beiden Teilen mußte die Tatsache dienen, daß bei einer, am Sonntag den 5. Februar, im Hoftheater stattfindenden Wiederholung des ›fliegenden Holländers‹, wie nicht minder bei einer acht Tage später – am Sonntag den 12. Februar – erfolgenden Aufführung des ›Tannhäuser‹, die königliche Loge leer und dunkel geblieben war. Kein Wunder, da in nächster Zeit eine Aufführung des gleichen Werkes unter Mitwirkung Schnorrs zu gewärtigen stand, welche, zum mindesten hinsichtlich des Vertreters der Hauptrolle, die höchsten idealen Anforderungen zu erfüllen verhieß! In der achttägigen Pause zwischen diesen beiden Aufführungen war jenes müßige Gerede aufgetaucht; man weiß, wie reißend sich, einmal erfunden, derartige Gerüchte unter einer Residenzbevölkerung verbreiten. In wenigen Tagen waren alle Zeitungen voll davon. ›Richard Wagner habe sich die Ungnade des Königs vollständig zugezogen, und der kunstliebende Monarch von nun an die Musik von der Person des Kompositeurs in seiner Gunst streng zu trennen beschlossen.‹ ›Diese »ganz gleichlautende Nachricht« sei, aus so zweifelhaft glaubwürdigem Munde und mit solch ostensibler, gleichsam höherem Wunsch entsprechender, Rückhaltlosigkeit einer Menge von Personen mitgeteilt worden, daß jeder Zweifel an der vollsten objektiven Wahrheit unbedingt ausgeschlossen sei‹.48 Wagner selbst habe, so wurde versichert, an jenem ›Tannhäuser‹-Abende vergeblich auf die Beleuchtung der Königsloge gewartet,49 und ›das Publikum den Komponisten in offenbar demonstrativer Absicht am Schlusse stürmisch auf die Bühne gerufen‹.50 Unter den Münchener Preßorganen waren es einzig die ›Neuesten Nachrichten‹, die in loyaler Weise das ihrige zur Widerlegung des Irrtumes taten. ›Elende, kurzsichtige Menschen‹, heißt es inzwischen in einem Briefe des Königs an Wagner (14. Febr.), ›die von Ungnade sprechen können, die von unserer Liebe keine Ahnung haben, keine haben können. Sie wissen nicht, daß Sie mir alles sind, waren und sein werden bis in den Tod, daß ich Sie [54] liebte, ehe ich Sie sah.‹ In Übereinstimmung mit diesen königlichen Worten gab eine Reklamation des Meisters an das Augsburger Blatt ›lediglich zur Beruhigung seiner auswärtigen Freunde‹ die bündige Erklärung ab: ›die in einer Münchener Korrespondenz der gestrigen Nummer der Allg. Zeitung über ihn und seine hiesigen Freunde gemachten Mitteilungen seien falsch.‹ Während ganz München über Gnade oder Ungnade in größter Erregung war, konnte der zunächst daran Beteiligte höchstens durch das Bewußtsein der wirkenden Ursachen, des Hasses und des Neides seiner Gegner, betrübt werden. Wie wenig ernst man es in seiner Umgebung mit all diesen Machinationen nahm, ergibt sich wohl am evidentesten aus einem gleichzeitigen Briefe Bülows (vom 12. Februar), der – allerdings in der Absicht geschrieben, einen Fernstehenden zu beruhigen, und zugleich in einer Anwandlung des ihm eigenen exzentrisch übermütigen Humors – den Anlaß zur Entstehung des Gerüchtes auf die dadurch Geschädigten selbst, nämlich auf den Meister und die Seinigen, zurückführt. ›Jene Gerüchte, die Sie so in Aufregung gesetzt, sind von uns selbst erfunden, um uns gegenüber dem unverschämten zudringlichen Bettelvolk einigermaßen zu schützen. Sie würden erschrecken, wenn Sie den Haufen grobes und seines geschwärztes Papier sähen, der sich allein bei mir seit fünf Wochen aufgespeichert hat! Da der Sonnenschein königlicher Gnade lediglich derartiges Geschmeiß ausbrütet und heranlockt, so ist das einzig mögliche persische Insektenpulver in ähnlichen Fällen – Sonnenfinsternis. Wir haben uns denn zur künstlichen Inszenesetzung einer solchen in einer scherzenden Stunde entschlossen. Der Effekt hat sich grandios, bengalisch gezeigt: die »vertrauliche Mitteilung« wurde in Zeit von 24 Stunden non plus ultra-publik. Jetzt sind wir ruhig, ungeschoren – selbst die Kammermusiker kommen nicht mehr zum Triospiel zu uns, – enfin, alles charmant und besser wie vorher, wo die Zeitungen nicht logen und uns dadurch viel Pein verursachten‹51...

Tatsächlich nahmen die anonymen Hetzereien der Presse sobald noch kein Ende, sondern verstiegen sich vielmehr, in schier unbegreiflicher Siegesgewißheit, zu den gewagtesten Verdrehungen und Entstellungen der Wahrheit. Das bereits erwähnte Dementi der ›Neuesten Nachrichten‹ wird durch den Münchener Korrespondenten der ›Allg. Zeitung‹ vom 14. Februar mit dreister Behauptung des Gegenteiles erwidert: ›Demgegenüber kann ich Ihnen bestimmt ver sichern, daß Richard Wagner die ihm so reich zuteil gewordene Gnade unseres Monarchen so völlig verscherzt hat, daß nur zu wünschen ist,[55] es möge in dem so guten und edlen Herzen unseres jugendlichen Königs nicht schon allzufrüh Mißtrauen erweckt werden. Wie ich weiter vernehme, hat Herr Wagner München bereits verlassen‹ (!!). Und fast in demselben Moment, wo der König in seinem, eben zitierten Briefe an Wagner (14. Februar) seinem ›brennenden Verlangen‹ Ausdruck gab, Sempers Plan zu dem neuzuerrichtenden Festtheater baldigst zu schauen – der Auftrag zur Entwerfung desselben war ihm sechs Wochen zuvor erteilt worden! – verkündete die Augsburgerin in einem neuen, vom 16. Februar datierten Artikel, es sei ›aller Wahrheit zum Hohn, daß die Errichtung des monumentalen Prachtbauer eines Opernhauses, durch den angeblich dazu berufenen Architekten Semper, der staunenden Welt als königlicher Beschluß angekündigt werde‹!

Der letztere Passus gehört dem berüchtigten Pasquill ›Richard Wagner und die öffentliche Meinung‹52 an, in welchem diese ganze schmachvolle gegen den Meister gerichtete Polemik für jetzt ihren Gipfel- und Höhepunkt fand. Es bildete die Antwort auf Wagners kurze Notiz, die über ihn gebrachten Nachrichten seien falsch. Der Verfasser scheint, aus der besonderen Hochachtung zu schließen, mit welcher die Redaktion ihn einführte und offenkundig seine Partei ergriff, dem königl. Kabinet nicht allzu ferngestanden haben, wenn auch weder der Kabinetschef Pfistermeister, noch Herr von Lutz, der spätere Minister, – deshalb zur Rede gestellt – für die darin aufgestellten Behauptungen einzustehen geneigt waren.53 Der Redaktion genügte es, nach ihrer eigenen Erklärung, vollständig, daß es ›ein Mann sei, welcher den musikalischen Kreisen nicht angehöre, so daß bei ihm (die Logik ist unübertrefflich!) von einer Parteinahme für oder wider nicht die Rede sein könne‹! Vielmehr sei er ›seiner ganzen Stellung nach wohlberechtigt (!), in einer Same, die so delikate Rücksichten und so ernste Interessen berühre, ein Urteil abzugeben.‹ Dieser namenlose, Federheld verschmähte bei dieser Gelegenheit auch die Mittel niedrigster persönlicher Verleumdung nicht und häufte Beschuldigung auf Beschuldigung gegen den ›Kompositeur‹ und ›vormaligen Barrikadenmann‹ über den Mißbrauch, den er mit seiner bevorzugten Stellung treibe. Wagners Ansprüche an den Komfort des täglichen Lebens seien, so ausgesucht sybaritischer Art, daß ein orientalischer Grandseigneur sich nicht scheuen dürfe ›in seiner Behausung vor den Propyläen einzukehren und sich mit ihm als Gast zu Tisch zu setzen‹. So habe er ›bei seinen hiesigen Einkäufen für seine luxuriöse Hauseinrichtung allein für Teppiche mit Tausenden um sich geworfen‹!! Er macht ihm ferner den ›unschönen Charakterzug des Undanks für empfangene Wohltaten‹ öffentlich zum Vorwurf; dazu komme noch ›jene bekannte krankhaft reizbare Überschätzung der eigenen, [56] noch so bedeutenden Leistungen, welche als Koloß einer Siegesgöttin der Zukunft auf den vorangegangenen unsterblichen Werken unserer musikalischen Heroen wie auf einem brauchbaren Sockel zu thronen beanspruchen‹. Direkt gegen Bülow gerichtet war der aufreizende Satz von ›den kleineren, durch ihren Herrn und Meister hierherberufenen Geistern‹, die zu den bezeichneten Wagnerschen Ansprüchen ›aus Thematen über bayerische Borniertheit und Münchener Musikbarbarei allerliebste einschmeichelnde Variationen komponierten‹. Den Beschluß bildete der fromme Wunsch, Wagner möchte, mit seinen ›hiesigen Freunden‹, sich bescheiden lernen, um nicht ›durch fortgesetzte brutale Verachtung (!) unserer auch in musikalischer Beziehung sehr achtenswerten Zustände sich zwischen Bayerns Volk und seinen geliebten König zu stellen‹. ›Sonst‹, so heißt es buchstäblich weiter, ›müßten wir wahrlich den Tag preisen, an welchem Richard Wagner samt seinen Freunden wirklich »gestürzt« unserer guten treuen Stadt München und ganz Bayern den Rücken kehren würde!‹

Einem derartigen Sturme öffentlicher Anschuldigungen, ›wie sie sonst nur aus Gerichtsverhandlungen, und dort noch mit gewissen herkömmlichen Rücksichten in die Zeitungen überzugehen pflegen‹, fand sich Wagner, ›aus Achtung vor dem bayerischen Volke, in dessen Mitte er sich plötzlich als zu seinem Unheil vorhanden dargestellt sehe‹, zum ersten und einzigen Male zu einer ausführlichen Entgegnung veranlaßt.54 ›Ich habe erlebt‹, heißt es in diesem Schriftstück, ›daß in London und Paris die Blätter ihrer Zeit auf das schonungsloseste sich über meine künstlerischen Arbeiten und Tendenzen lustig machten, daß man mein Werk in den Staub trat und im Theater auspfiff. Daß meine Person, mein Privatcharakter, meine bürgerlichen Eigenschaften und häuslichen Gewohnheiten in ehrenrührigster Weise der öffentlichen Schmähung übergeben werden sollten, das hatte ich erst da zu erleben, wo meinen Werken Bewunderung gezollt, meinem Dichten und Trachten das Zeugnis männlichen Ernstes und edler Bedeutung gegeben wird.‹ Er enthalte sich dessen, aus dieser traurigen Erfahrung Folgerungen zu ziehen und lasse sich zu der niedrigen, ihm jedenfalls sehr unangemessenen Arbeit herab, dem unbekannten Ankläger aus seinen eigenen Widersprüchen den sachlichen Beweis zu liefern, daß er seinen Artikel zwar nicht sine ira, wohl aber sine studio geschrieben habe. Kurz vor dem Meister selbst hatte schon Bülow gegen die öffentliche Verdächtigung, welche auch die ›Genossen‹ Wagners in sich begriff, einen scharfen Protest erlassen und ihren anonymen Urheber für einen ›ehrlosen Verleumder‹ erklärt. Beide Erwiderungen wurden [57] von der Allgemeinen Zeitung entgegengenommen, ohne daß eine Visieröffnung von seiten des ritterlichen Anonymus erfolgte. In einer, in dem gleichen scheinheilig biederen Tone gehaltenen ›Schlußantwort‹,55 zu welcher die Redaktion ihm den Raum offen gehalten, trat er – mit spürbarer Befangenheit – den Rückzug an, ohne den geringsten Versuch, die ihm durch Bülow erteilte Signatur von sich abzuschütteln. Er war offenbar gar keine ›Person‹, die sich beleidigt fühlen konnte, sondern nur die bloße gedungene Schreibfeder seiner Auftraggeber im – Kgl. Ministerium und Kabinet. Immerhin schien ihm für einige Zeit die Lust verdorben, den Anwalt der ›öffentlichen Meinung‹ zu spielen, bis sich eine günstigere Gelegenheit dazu fände.

Auch war der beabsichtigte Hauptzweck erreicht. Die Konflikte, welche die Isarstadt in die größte Aufregung versetzten – in ihrem Entstehen und Vergehen die Sache von etwa acht bis vierzehn Tagen – erfüllten weit und breit die Zeitungswelt von ganz Europa mit dem größten Geräusch und blieben auf das Münchener Publikum nicht ohne tiefen, nachhaltigen Eindruck.

Fragen wir zum Schluß, um das Fazit dieses ganzen, weit ausgedehnten Kapitels zu ziehen, wie der gesamte Vorgang auf den Meister persönlich gewirkt, so ist die Antwort darauf am besten aus den, in einem intimen Briefe vom 26. Februar – an Frau Wille – niedergelegten Äußerungen gegeben. Er übersendet ihr seine ›Erwiderung‹ und fügt zur Orientierung hinzu, sie enthalte eine Unaufrichtigkeit: die Darstellung der Beschränktheit seines Verhältnisses zum Könige. ›Für mein Bedürfnis der Ruhe wünschte ich sehnlich, es wäre so. Die wunderbar tiefe, fatalistische Neigung des Königs zu mir, – entsage ich (um meiner Ruhe willen) den Rechten, die sie mir gibt, so begreife ich noch nicht, wie ich es vor meinem Herzen, meinem Gewissen anfangen soll, den Pflichten zu entsagen, die sie mir auferlegt. Sie erraten, daß, was man öffentlich gegen mich hetzt, nur Werkzeuge sind: dies hat keine Bedeutung, und die Verleumdung spielt bereits ihr letztes verzweifeltes Spiel. Aber die Anlässe? Nun muß ich schaudern, wenn ich, nur an meine Ruhe denkend, mich in die hierfür gedeihlichen Schranken zurückziehen will, um ihn – seiner Umgebung zu überlassen. Ihm fehlt jeder Mann, der ihm nötig wäre! – Dies, dies ist meine wahrhafte Beklemmung Mir bangt es in tiefster Seele, und ich frage meinen Dämon: warum mir dieser Kelch? – Warum da, wo ich Ruhe und ungestörte Arbeitsmuße suchte, in eine Verantwortlichkeit verwickelt werden, in welcher das Heil eines himmlisch begabten Menschen, vielleicht das Wohl eines Landes, in meine Hände gelegen ist?‹

Fußnoten

1 ›Im königlichen Schlosse werden Illustrationen zu W.'s sämtlich in Opern von den auserlesensten Künstlern gemalt‹ (Bülow, Briefe IV, S. 14, 4. Jan. 1865). ›Der König läßt in einer der Galerien, die zu seinen Gemächern führen, einen »Nibelungen-Gang« malen; er hat außerdem eine »Wagner-Galerie« befohlen, die sich aus einer Anzahl der Hauptszenen aus »Tannhäuser«, »Lohengrin«, dem »fliegenden Holländer« usw. zusammensetzen soll‹ (Liszt, Briefe III, S. 178.) 1885.


2 Augsburger Allg. Zeitung 1865, S. 5464.


3 Augsburger Allg. Zeitung 1865, S. 856.


4 Band III, S. 164; vgl. auch die Artikel ›Spanien,‹ ›Calderon‹, ›Cervantes‹, ›Lope de Vega‹, in der ›Wagner-Encyklopädie‹.


5 Noch i. J. 1881, nahezu 3 Dezennien seit seinem ersten Erscheinen, hat daher Wagner dieses Buch – durch Prof. L. Schemann – seinen Freunden nochmals warm empfohlen (Bayreuther Blätter, Mai 1881: ›Zum Gedächtnis Calderons‹).


6 Wagner, Ges. Schriften Bd. VIII, S. 77/78.


7 Ein verwandter Gedanke tritt in einem Briefe König Ludwigs an Wagner vom 8. Nov. 64 hervor: ›Meine Absicht ist, das Münchener Publikum durch Vorführung ernsterer, bedeutenderer Werte, wie des Shakespeare, Calderon, Mozart, Gluck, Weber, in eine gehobene, gesammelte Stimmung zu versetzen, nach und nach dasselbe jener gemeinen, frivolen Tendenzstücke entwöhnen zu helfen, und es so vorzubereiten auf die Wunder Ihrer Werke.‹


8 Adolf Friedrich Graf v. Schack, ein halbes Jahrhundert, Erinnerungen und Aufzeichnungen, 3 Bde., 1888, Bd. II, S. 24, 25, 168, 69, I, 413. Über seine Beziehungen zu Liszt und der Fürstin Wittgenstein I, 327/28. 389.


9 Vgl. Bd. III des vorliegenden Werkes, S. 118/19.


10 Diese, die ›Stimmen vom Ganges‹, schätzte er nach Gebühr, wie nicht minder Holtzmanns ›Indische Sagen‹.


11 Bd. III, S. 14.


12 L. Nohl, das moderne Musikdrama S. 234/235.


13 Peter Cornelius, Briefe an Fedor und Rosa v. Milde (Weimar 1901), S. 115/116.


14 Nohl, R. Wagner (Reklam) S. 74.


15 ›Im Mendelssohnschen Hause lernte mein Vater meine Mutter kennen, die eine Cousine von Felix' Mutter war.‹ ›Da mein Vater als ein Eingewanderter keine Familienverbindungen in Berlin besaß, beschränkte sich unser geselliger Umgang fast ausschließlich auf die jüdischen Familien, mit denen meine Mutter vor ihrer Verheiratung befreundet gewesen war,‹ d.h. alle die verschiedenen Kommerzienräte Mendelssohn ›Felix‹ Brüder.


16 Jugenderinnerungen, von P Heyse, ›Deutsche Rundschau‹ 1900, S. 382. Vgl. dazu Heyses erbitterte, förmlich haßerfüllte Ausfälle gegen Wagner in dem Roman ›Die Kinder der Welt‹ und sonst (›pathetischer Cancan,‹ ›musikalische Haschisch-Benebelung‹ u. dergl. mehr.)


17 Band II, S. 117/18.


18 Wie er an seinen Werken arbeitete, schildert Pecht in drastischer Weise: ›Gewöhnlich in Hemdsärmeln sitzend, räsonierte und wetterte er beständig vor sich hin, verarbeitete, während er die anmutvollsten Figuren zeichnete, in Gedanken wohl einen Widersacher und konnte, während das süßeste Gesicht entstand, wohl fortwährend brummen: »der Lump, der elendige, hol' ihn der Teufel!«‹ (Deutsche Künstler I, S. 223).


19 Die Dokumente dieser ›Rechtfertigung‹ befinden sich handschriftlich im Eisenacher Wagner-Museum.


20 Hermann Riegel, Peter Cornelius (Berlin, Decker 1883) S. 116/17. Ebendaselbst lesen wir. ›Während dieser Tage war über Tische auch wieder besonders oft von Richard Wagner gesprochen worden, und Cornelius war neugierig geworden, was er für ein Gesicht habe. Diesem Wunsche konnte durch eine Photographie leicht genügt werden; als er sie betrachtete, machte er seine Bemerkungen dazu: »Ein etwas stark ausgeprägtes Selbstgefühl – der Knochenbau ist nicht übel – das ist doch kein unbedeutender Mensch – der Hinterkopf ist sehr groß – und das Kinn ist stark nach vorn geschoben. – Bei uns haben die Bauern ein Sprichwort: ›een' spitze Nas', een spitzes Kinn, da sitt der Düwel mitten drin‹ – so scheint's hier auch. – Der Kerl ist doch zu hochmütig, kalt (!) und erweckt kein Vertrauen.«‹


21 Ebendaselbst S. 64.


22 Bülow, Briefe IV, S. 16.


23 Ebenda, S. 13.


24 Vgl. z.B. Signale 1865, Nr. 3 und Nr. 4.


25 Er nennt ihn dabei einen ›seichten, faden Schwätzer‹, einen ›Renegaten, den die reaktionäre musikalische Professorenpartei früher, als er ihr noch huldigte, ohne weiteres ausgespieen‹ (Brieflich, 4. Jan 1865).


26 Bülow, Briefe IV, S 15/16.


27 Band I des gegenw. Buches, S. 291. 319.


28 Band II, S. 171. 191. 349.


29 Unvergeßlich bleibt dem Verfasser in dieser Beziehung der gegen ihn selbst einmal getane Ausspruch des Meisters: ihm könne niemand den Vorwurf des Stolzes machen! je ›berühmter‹ er – in den Augen der Welt! – geworden sei, desto mehr habe er es sich zum Gesetz gemacht, gegen niemand, auch den Geringsten nicht, stolz und abweisend zu sein!


30 ›Aus meiner Zeit‹, 2 Bde., München 1894.


31 Völlig aus der Phantasie geschöpft ist z.B. die eingehende Schilderung einer – von Wagner dirigierten! – Privataufführung des ›Tristan‹ für den König, zwischen deren zweitem und drittem Akt der erlauchte Zuhörer sich angeblich auf zwei volle Stunden entfernt und Sänger und Musiker eine tödlich lange Zeit auf sich habe warten lassen! Ein dieser Schilderung entsprechendes Ereignis ist niemals vorgekommen.


32 Pecht sagt hierbei verworrener Weise: ›zu seinem Geburtstage zu überraschen‹. Aber der Geburtstag des Königs fiel auf den 25. August, und die ganze Porträt-Angelegenheit spielt im Monat Januar 1865. Am 30. Januar schreibt der König an Wagner: ›Soeben vom Spaziergange zurückgekehrt, finde ich das herrliche Bild! – Welch eine Überraschung für mich! – Wie bezaubernd gut getroffen ! – Empfangen Sie meinen heißesten, innigsten Dank‹ usw.


33 Pecht, a. a. O., S. 138/39 (verkürzt).


34 Vgl. den Anhang.


35 Lebenserinnerungen II, S. 140 ff.


36 Wer diese ›wir‹ eigentlich sind, wird nicht recht klar; auch übertreibt der Memoirist in diesen Sätzen entschieden den Grad von Vertraulichkeit, in welcher er zu dem Meister gestanden hat.


37 Auf welche, späterhin (S. 75 dieses Bandes) näher zu betrachtende Vorgänge hiermit angespielt ist, liegt für jeden Kenner der Tatsachen offen zu Tage; dennoch scheint das schroff absprechende Urteil Pechts über einen so selbstlosen, ritterlichen Charakter wie Bülow in ganz speziellen, allzupersönlichen Ursachen und Erfahrungen begründet zu sein.


38 Pecht, a. a. O., II S. 140/42, 137/38.


39 Fröbel, Memoiren, Bd. II, S. 407.


40 Dieses Projekt, mit seinen weitgehenden jesuitischen Plänen, erfuhr in der berüchtigten Langrand-Dumonceauschen Bank einen kurzlebigen Verwirklichungsversuch, welcher der fürstlich Taxisschen Familie trotzdem mehrere Millionen gekostet hat.


41 Band III, S. 253.


42 Liszt hatte noch bei seinem letzten Aufenthalte in Deutschland, gelegentlich des Karlsruher Musikfestes (S. 22) mit ihr verkehrt Er nennt unter den dazu Anwesenden, Mme Street, venant de Ratisbonne, où elle est en intimité d'affaires avec les Tour et Taxis An die Fürstin Wittgenstein, 30. August 64.


43 Fröbel, Erinnerungen II, S. 407.


44 ›Heute speist Klindworths Onkel, der große Geheimdiplomat bei Wagner, auch ein Adjutant des Fürsten Thurn und Taxis‹, schreibt Bülow am 12. Februar 1865.


45 Eben jener Langrand-Dumonceauschen Bank, die auch in Liszts Briefen an Mme Street vom 19. Mai 1865 und 14. Februar 1867 erwähnt wird (Liszts Briefe III, S. 183 und 192.)


46 Fröbel, Memoiren Bd. II, S. 401/405.


47 Fröbel, a. a. O. II, S. 405.


48 Allgem. Zeitung 1865, Nr. 50, S. 798.


49 Daß dem Meister die Gründe, weshalb der König jener Aufführung, sowie der vorangehenden des ›Fliegenden Holländers‹ nicht beiwohnte, im voraus bekannt waren, würden wir uns denken können, selbst wenn er es in der Folge nicht ausdrücklich erklärt hätte! (Allg. Zeitung, 1865, S. 856).


50 Allg. Zeitung, S. 799.


51 Das durchaus vertrauliche Schreiben, in seinem vollen Wortlaute ein wahres Sprühfeuerwerk echt Bülowschen Humors, ist dem Weißheimerschen Buche als Faksimile beigegeben. Doch ist es, in seinem scherzhaft übermütigen Ton, als etwaige historische Quelle für die faktische Entstehung jenes Gerüchtes, wenn man nicht auf eine gänzlich falsche Fährte geraten will, nur mit äußerster Vorsicht aufzufassen!


52 Augsb. Allg. Zeitung vom 19. Febr. 1865.


53 Vgl. Pecht, Erinnerungen II, S. 138/139.


54Zur Erwiderung des Aufsatzes »Richard Wagner und die öffentliche Meinung« in Nr. 50 der »Allgem. Zeitung«‹(abgedruckt ebendaselbst in Nr. 53 von Mittwoch, den 23. Februar). Unterzeichnet ist derselbe mit der vollen Namensunterschrift des Meisters: ›München, 20. Februar 1865.‹


55 Augsb. Allg. Zeitung, Nr. 56 vom 25. Februar 1865.

Quelle:
Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners in 6 Büchern. Band 4, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1905, S. 36-58.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Meyer, Conrad Ferdinand

Das Leiden eines Knaben

Das Leiden eines Knaben

Julian, ein schöner Knabe ohne Geist, wird nach dem Tod seiner Mutter von seinem Vater in eine Jesuitenschule geschickt, wo er den Demütigungen des Pater Le Tellier hilflos ausgeliefert ist und schließlich an den Folgen unmäßiger Körperstrafen zugrunde geht.

48 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon