V.

[623] 1.1


Verona 7 Gennajo 1770.


Allerliebste Schwester!


Einen spannenlangen Brief habe ich gehabt, weil ich auf eine Antwort vergebens gewartet habe; ich hatte auch Ursache, weil ich Deinen Brief noch nicht empfangen hatte. Jetzt hört der deutsche Tölpel auf und das wälsche Tölperl fängt an. Lei è piu franca nella lingua italiana di quel che mi ho imaginato. Lei mi dica la cagione, perchè Lei non fù nella commedia che anno giocato i Cavalieri. Adesso sentiamo sempre una Opera titolata: Il Ruggiero. Oronte, il padre di Bradamante, è un principe (fà il Sign. Afferi), bravo cantante, un baritono, ma gezwungen, wenn er in Falset hinaufpiepet, aber doch nicht so sehr, wieTibaldi in Wien2. Bradamante, innamorata di Rugiero (mà sie soll den Leone heirathen, will aber nicht)fà una povera Baronessa, che ha avuto una gran disgrazia, ma non sò la quale. Recita unter einem fremden Namen, ich weiß aber den Namen nicht; ha una voce passabile e la statura non sarebbe male, ma distuona come il diavolo. Ruggiero, un ricco principe innamorato di Bradamante, è un Musico: canta un poco manzuolisch ed ha una bellissima voce forte ed è già vecchio: ha 55 anni ed a una läufige Gurgel. Leone soll die Bradamante heirathen,ricchississimo è; ob er aber außer dem [623] Teatro reich ist, das weiß ich nicht. La moglie di Afferi che ha una bellissima voce, ma è tanto susurro nel teatro che non si sente niente. Irene fà una sorella di Lolli,del gran Violinista, che habbiamo sentito a Vienna, a una schroffelte voce e canta sempre um ein Viertel zu tardi o troppo a buon' ora. Ganno fà un signore che non sò come si chiama: è la prima volta che lui recita. Zwischen einem jeden Act ist ein Ballet. Es ist ein braver Tänzer da, der sich nennt Monsieur Rössler. Er ist ein Teutscher und tanzt recht brav. Als wir das letzte Mal (aber nicht gar das letzte Mal) in der Oper waren, haben wir den Mr. Rössler in unsernPalco herauskommen lassen (denn wir haben die Loge des Mr. Carlotty frey, denn wir haben den Schlüssel dazu) und mit ihm geredet. A propos. Alles ist in der Maschera jetzt, und was das Commodeste ist, wenn man eine Larve auf dem Hute hat, und hat das Privilegium, den Hut nicht abzuziehen, wenn Einer mich grüßt, und nimmer beim Namen zu nennen, sondern allezeit: Servitore umilissimo, Signora Maschera. Cospetto di Bacco, das spritzt. Was aber das Rareste ist, ist dieses, daß wir um halb acht Uhr zu Bette gehen. Se Lei indovinasse questo, io dirò certamente che Lei sia la Madre di tutti gli indovini. Küsse anstatt meiner der Mama die Hand, und Dich küsse ich zu tausend Mal und versichere Dich, daß ich werde bleiben immer


Dein aufrichtiger Bruder

Portez Vous bien et aimez moi toujours.


2.


[Malland] 26 Januar 1770.


Mich freut es recht von ganzem Herzen, daß Du bei der Schlittenfahrt, von der Du mir schreibst, Dich so sehr ergötzt hast, und ich wünsche Dir tausend Gelegenheiten zur Ergötzung, damit Du recht lustig Dein Leben zubringen mögtest. Aber eins verdrießt mich, daß Du den Herrn von Mölk so unendlich seufzen und leiden hast lassen, und daß Du nicht mit ihm Schlitten gefahren bist, damit er Dich hätte umschmeißen können. Wie viele Schnupftücher wird er nicht denselbigen Tag wegen Deiner gebraucht haben vor Weinen. Er wird zwar vorher schon drei Loth Weinstein eingenommen haben, die ihm die grausame Unreinigkeit[624] seines Leibes, die er besitzt, ausgetrieben haben wird. Neues weiß ich Nichts, als daß Herr Gellert, der Poet zu Leipzig gestorben ist und dann nach seinem Tode keine Poesien mehr gemacht hat. Just ehe ich diesen Brief angefangen habe, habe ich eine Aria aus demDemetrio3 verfertigt, welche so anfängt:


Misero tu non sei:

tu spieghi il tuo dolore,

e se non desti amore,

ritrovi almen pietà.

Misera ben son io,

che nel segretto laccio

amo, non spero e taccio,

e l' idol mio nol sà.


Die Oper zu Mantua ist hübsch gewesen. Sie haben den Demetrio gespielt. Die prima Donna singt gut, aber still; und wenn man sie nicht agiren sähe, sondern singen nur allein, so meynte man, sie sänge nicht, denn den Mund kann sie nicht öffnen, sondern winselt Alles her, welches uns aber Nichts Neues ist zu hören. Die seconda Donna macht ein Ansehn wie ein Grenadier, und hat auch eine starke Stimme; und singt wahrhaftig nicht übel, für das, daß sie das erste Mal agirt. Il primo uomo, il musico singt schön, aber hat eine ungleiche Stimme. Er nennt sich Caselli. Il secondo uomo ist schon alt, und mir gefällt er nicht. Der Tenor nennt sich Ottini: er singt nicht übel, aber halt schwer, wie alle italienischen Tenore; er ist unser sehr guter Freund. Wie der zweite heißt, weiß ich nicht. Er ist noch jung, aber nicht viel Rares. Primo ballerino, gut; Prima ballerina, gut, und man sagt, sie sei gar kein Hund; ich aber habe sie nicht in der Nähe gesehen. Die Uebrigen sind wie alle Andern. Ein Grotesco ist da, der gut springt, aber nicht so schreibt wie ich: wie die Säue brunzen. Das Orchester ist nicht übel. Zu Cremona ist das Orchester gut, und der erste Violonist heißt Spagnoletta. Prima Donna nicht übel, schon alt, glaube ich, wie ein Hund; singt nicht so gut, wie sie agirt, und ist die Frau eines Violinisten, der bei der Oper mit geigt, und sie nennt sich Masci. Die Oper hieß La clemenza di Tito. Seconda Donna, auf dem Theater kein Hund, aber nichts Rares. Primo uomo, musico, Cicognani, eine hübsche Stimme und ein schönes Cantabile. Die andern zwei Castraten, jung und passabel. Der Tenor [625] nennt sich non lo so, hat ein angenehmes Wesen, sieht demLe Roi zu Wien natürlich gleich. Ballerino primo, gut und ein sehr großer Hund. Eine Tänzerin war da, die nicht übel getanzt hat, und was das nicht für ein capo d'opera ist, außer dem Theater und in demselben kein Hund. Die Uebrigen wie Alle. Ein Grotesco ist auch dort, der bei jedem Sprunge einen hat streichen lassen. Von Milano kann ich Dir wahrhaftig nicht viel schreiben: wir waren noch nicht in der Oper. Wir haben gehört, daß die Oper nicht gerathen hat. Primo uomo, Aprile, singt gut, hat eine schöne gleiche Stimme. Wir haben ihn in einer Kirche gehört, wo just ein großes Fest war. Madam Piccinelli von Paris, welche in unserm Concerte gesungen hat, agirt bei der Oper. Herr Pick, welcher zu Wien tanzte, tanzt jetzt hier. Die Oper nennt sich Didone abandonata, und wird bald aufhören. Sign. Piccini, welcher die zukünftige Oper schreibt, ist hier. Ich habe gehört, daß seine Oper heißt: Cesare in Egitto.


Wolfgang de Mozart

Edler vom Hochenthal, Freund des Zahlhausens.


3.


[Nachschrift.]

[Mailand 10 Febr. 1770].


Wenn man die Sau nennt, so kömmt sie gerennt. Ich bin wohl auf, Gott Lob und Dank, und kann kaum die Stunde erwarten, eine Antwort zu sehen. Ich küsse der Mama die Hand, und meiner Schwester schicke ich ein Blattern – – Busserl, und bleibe der nämliche – – aber wer? – – der nämliche Hanswurst. Wolfgang in Deutschland, Amadeo in Italien


de Morzantini.


4.


[Nachschrift.]

[Mailand 17 Febr. 1770].


Da bin ich auch, da habt's mich: Du Mariandel, mich freut es recht, daß Du so erschrecklich – – lustig gewesen bist. Dem Kindsmensch, der Urserl, sage, daß ich immer meyne, ich hätte ihr alle Lieder wieder zurückgestellt; aber allenfalls, ich hätte sie in den wichtigen und hohen Gedanken nach Italien mit mir geschoben, so werde ich nicht ermangeln, wenn ich es finde, es in den Brief hinein zu prägen. Addio, Kinder, lebt's wohl, der [626] Mama küsse ich tausend Mal die Hände, und Dir schicke ich hundert Busserln oder Schmazerin auf Dein wunderbares Pferdgesicht. Per fare il fine, bin ich Dein etc.


5.


[Nachschrift.]


Und ich küsse die Mama und Dich. Ich bin völlig verwirrt vor lauter Affairen. Ich kann unmöglich mehr schreiben.


6.


[Mailand] den 3 März 1770.


Cara sorella mia!


Recht vom ganzen Herzen freut es mich, daß Du Dich so lustig gemacht hast. Du mögtest aber etwa glauben, ich hätte mich nicht lustig gemacht. Aber ja, ich könnte es nicht zählen. Ich glaube gewiß, wir waren sechs oder sieben Mal in der Oper, und dann in denfeste di ballo, welche, wie zu Wien, nach der Oper anfangen, aber mit dem Unterschied, daß zu Wien mit dem Tanzen mehr Ordnung ist. Die facchinata undchiccherata haben wir auch gesehen. Die erste ist eine Maskerade, welche schön zu sehen ist, weil sich Leute anlegen als facchini oder als Hausknechte, und da ist eine barca gewesen, worin viel Leute waren, und viele sind auch zu Fuße gegangen. Vier oder sechs Chöre Trompeten und Paucken, und auch etliche Chöre Geigen und andere Instrumente. Die chiccherata ist auch eine Maskerade. Die Mailänder heißen chicchere diejenigen, die wir petits maîtres heißen, oder Windmacher halt, welche denn alle zu Pferde, welches recht hübsch war. Mich erfreut es jetzt so, daß es dem Herrn von Aman besser geht, als wie es mich betrübt hat, wie ich gehört habe, daß er ein Unglück gehabt hat4. Was hat die Madame Rosa für eine Maske gehabt? Was hat der Herr von Mölk für eine gehabt? Was hat Herr von Schidenhofen für eine gehabt? Ich bitte Dich, schreibe es mir, wenn Du es weißt: Du wirst mir einen sehr großen Gefallen erweisen. Küsse statt meiner [627] der Mama die Hände 1000000000000 Male. An alle gute Freunde Complimente von wansten derwischt, so haften schon, und von Don Casarella, absonderlich von hinten her. –


7.


[Nachschrift.]

[Mailand 13 März 1770].


Ich empfehle mich und küsse die Mama und meine Schwester Millionen Male und lebe gesund, Gott sei Dank. Addio.


8.


[Bologna] 24 März 1770.


O Du Fleißige Du!


Weil ich gar so lange faul war, so habe ich gedacht, es schadete nicht, wenn ich wieder eine kurze Zeit fleißig wäre. Alle Posttage, wann die deutschen Briefe kommen, schmeckt mir das Essen und Trinken viel besser. Ich bitte, schreibe mir, wer bei den Oratorien singt. Schreib' mir auch, wie der Titel von den Oratorien heißt. Schreibe mir auch, wie Dir die Haydn'schen Menuette gefallen, ob sie besser als die erstern sind. Daß Herr von Aman wieder gesund ist, freut mich von Grund meines Herzens: ich bitte Dich, sage ihm, er soll sich wohl in Obacht nehmen: er soll keine starke Commotion machen. Sage es ihm, ich bitte Dich. Aber sage ihm auch, daß ich so oft an Dich denke, wie wir zu Triebenbach Handwerker gespielt haben, und da er durch den Schrottbeutel und durch das Ischmachen, den Namen Schrattenbach5 vorstellte. Und sage ihm auch: daß ich so oft daran denke, da er oft zu mir gesagt hatte folgende Worte: Wollen wir uns vertheilen? und da ich ihm allezeit antwortete: Wie z'wieder! Aufs nächste werde ich Dir ein Menuett, welchen Mr. Pick auf dem Theater tanzte, schicken, und welchen dann in feste di ballo zu Mailand alle Leute tanzten, nur damit Du daraus siehst, wie langsam die Leute tanzen. Der Menuett an sich selbst ist sehr schön. Er ist natürlich von Wien, also gewiß von Teller oder von Starzer. Er hat viele Noten. Warum? weil es ein theatralischer Menuett ist, der langsam geht. Die Menuette aber [628] von Mailand oder die wälschen haben viele Noten, gehen langsam und viel Takte. Z.B. der erste Theil hat 16, der zweite 20 auch 24 Takte. Zu Parma lernten wir eine Sängerin kennen, und hörten sie auch recht schön in ihrem eigenen Hause, nämlich die berühmte Bastardella6, welche 1. eine schöne Stimme, 2. eine galante Gurgel, 3. eine unglaubliche Höhe hat7. Folgende Töne und Passagen hat sie in meiner Gegenwart gesungen:


5.


[629] 9.


[Nachschrift.]

[Rom 14 April 1770].


Ich bin, Gott Lob und Dank! nebst meiner miserablen Feder gesund und küsse die Mama und die Nannerl tausend oder 1000 Mal. Ich wünschte nur, daß meine Schwester zu Rom wäre, denn ihr würde diese Stadt gewiß wohl gefallen, indem die Peterskirche regulär, und viele andere Sachen zu Rom regulär sind. Die schönsten Blumen tragen sie jetzt vorbei; den Augenblick sagte es mir der Papa. Ich bin ein Narr, das ist bekannt. O ich habe eine Noth. In unserm Quartier ist nur ein Bett. Das kann die Mama sich leicht einbilden, daß ich bei dem Papa keine Ruhe habe. Ich freue mich auf das neue Quartier. Jetzt habe ich just den heil. Petrus mit dem Schlüsselamt, den heiligen Paulus mit dem Schwert, und den heiligen Lukas mit meiner Schwester etc. etc. abgezeichnet. Ich habe die Ehre gehabt, des heil. Petrus Fuß zu S. Pietro zu küßen, und weil ich das Unglück habe, so klein zu sein, so hat man mich als den nämlichen alten


Wolfgang Mozart

hinaufgehoben.


10.


Rom den 21 April 1770.


Cara sorella mia!


Ich bitte Dich, Du wirst die Künste von der Rechenkunst finden, denn Du hast sie selbst aufgeschrieben, und ich habe sie verloren, und weiß also Nichts mehr davon. Also bitte ich Dich, [630] sie mir zu copiren, nebst andern Rechenexempeln, und mir sie her zu schicken.

Manzuoli steht im Contract mit den Mailändern, bei meiner Oper zu singen. Der hat mir auch deßwegen in Florenz vier oder fünf Arien gesungen, auch von mir einige, welche ich in Mailand componiren habe müssen, weil man gar nichts von theatral. Sachen von mir gehört hatte, um daraus zu sehen, daß ich fähig bin, eine Oper zu schreiben. Manzuoli begehrt 1000 Ducaten. Man weiß auch nicht, ob die Gabrielli sicher kommen wird. Einige sagen, es wird diede Amicis singen, welche wir in Neapel sehen werden. Ich wünschte, daß sie und Manzuoli recitirten. Da wären nun zwey gute Bekannte und Freunde von uns. Man weiß auch noch nicht das Buch. Eins vonMetastasio habe ich dem Don Ferdinando8 und dem Herrn von Troyer recommandirt.

Jetzt habe ich just die Arie: Se ardire e speranza9 in der Arbeit. – – –


11.


[Rom] 25 April 1770.


Cara sorella mia!


Io vi accerto, che io aspetto con una incredibile premura tutte le giornate di posta qualche lettera di Salisburgo. Jeri fummo à S. Lorenzo, e sentimmo il Vespero, e oggi matina la messa cantata, e la sera poi il secondo vespero, perchè era la festa della Madonna del Buon consiglio. Questi giorni fummo nel Campidoglio e viddemmo varie belle cose. Se io volessi scrivere tutto quel che viddi, non basterebbe questo foglietto. In due Accademie suonai, e domani suonerò anche in una. – Subito dopo pranzo giuochiamo a Potsch10. Questo è un giuoco che imparai quì, quando verrò a casa, ve l'imparerò. Einita questa lettera finirò una sinfonia mia, che cominciai. L'aria è finita, una sinfonia è dal copista (il quale è il mio padre) perchè noi non la vogliamo dar via per copiarla; altrimente ella sarebbe rubata.


Roma caput mundi,

il 25 Aprile anno 1770.

nell' anno venturo 1771.

Wolfgango in Germania,

Amadeo Mozart

in Italia.


Hinten wie vorn und in der Mitte doppelt.


[631] 12.


[Nachschrift.]

[Rom 28 April 1770].


Meine Schwester küsse ich ins Gesicht, und der Mama die Hände. Ich habe noch keine Scorpionen und Spinnen gesehen: man redet und höret gar nichts davon. Die Mama wird wohl meine Schrift kennen. Schreibe die Mama mir's geschwinde, denn sonst setze ich meinen Namen her.


13.


[Nachschrift.]

[Rom 2 Mai 1770].


Ich bin Gott Lob und Dank gesund, und küsse der Mama die Hand, wie auch meiner Schwester das Gesicht, Nase, Mund, Hals, und meine schlechte Feder.


14.


Neapel, den 19 Mai 1770.


C. S. M.


Vi prego di scrivermi presto e tutti i giorni di posta. Io vi ringrazio di avermi mandata questi Rechenhistorie, e vi prego, se mai volete avere mal di testa, di mandarmi ancora un poco di questi Künste. Perdonate mi che scrivo si malamente, ma la razione è perchè anche io ebbi un poco mal di testa. Der 12te Menuett von Haydn, den Du mir geschickt hast, gefällt mir recht wohl, und den Baß hast Du unvergleichlich dazu componirt, und ohne mindesten Fehler. Ich bitte Dich, probire öfter solche Sachen.

Die Mama soll nicht vergessen, die Flinten alle beide putzen zu lassen. Schreibe mir, wie es dem Herrn Canari geht. Singt er noch? Pfeift er noch? Weißt Du, warum ich auf den Canari denke? Weil in unserm Vorzimmer einer ist, welcher ein G'seis macht, wie unserer. A propos, der Herr Johannes wird wohl den Gratulations-Brief empfangen haben, den wir haben schreiben wollen. Wenn er ihn aber nicht empfangen hätte, so werde ich ihm schon selbst mündlich sagen zu Salzburg, was darin hätte stehen sollen. Gestern haben wir unsere neuen Kleider angezogen; wir waren schön wie die Engel. An die Nandl meine Empfehlung, und sie soll fleißig für mich beten. Den 30ten wird [632] die Oper anfangen, welche derJomelli componirt. Die Königin und den König haben wir unter der Messe zu Portici in der Hofcapelle gesehen, und den Vesuvius haben wir auch gesehen. Neapel ist schön, ist aber volkreich wie Wien und Paris. Und von London und Neapel, in der Impertinenz des Volkes weiß ich nicht, ob nicht Neapel London übertrifft; indem hier das Volk, die Lazzaroni, ihren eigenen Obern, oder Haupt haben, welcher alle Monate 25 Ducati d'argento vom König hat, um nur die Lazzaroni in einer Ordnung zu halten.

Bei der Oper singt die de Amicis. Wir waren bei ihr. Die zweite Oper componirt Caffaro; die dritteCiccio di Majo, und die vierte weiß man noch nicht. Gehe fleißig nach Mirabell11 in die Litaneyen, und höre das Regina coeli oder das Salve Regina und schlaf gesund und laß Dir nichts Böses träumen. An Herrn von Schidenhofen meine grausame Empfehlung tralaliera, tralaliera. Und sage ihm, er soll den Repetiter-Menuett auf dem Claviere lernen, damit er ihn nicht vergessen thut. Er soll bald dazu thun, damit er mir die Freude thut machen, daß ich ihm einmal thue accompagniren. An alle andere gute Freunde und Freundinnen thue meine Empfehlungen machen, und thue gesund leben, und thue nit sterben, damit Du mir noch kannst einen Brief thun, und ich Dir hernach noch einen thue, und dann thun wir immer sofort, bis wir was hinaus thun, aber doch bin ich der, der will thun, bis es sich endlich nimmer thun läßt. Indessen will ich thun bleiben


W.M.


15.


[Nachschrift.]

[Neapel 22 Mai 1770].


Ich bin Gott Lob und Dank gesund, und küsse der Mama die Hände, und alle Beyde küsse ich zu tausend Mal.


16.


Neapel 29 Mai 1770.


C. S. M.


Jeri l'altro fummo nella prova dell' opera del Sign. Jomelli, la quale è una opera che è ben scritta e che me piace [633] veramente. Il Sign. Jomelli ci ha parlato ed era molto civile. E fummo anche in una chiesa a sentir una Musica la quale fù del Sign. Ciccio de Majo, ed era una bellissima Musica. Anche lui ci parlò ed era molto compito. La Signora de Amicis cantò a meraviglia. Stiamo Dio grazia assai bene di salute, particolarmente io, quando viene una lettera di Salisburgo. Vi prego di scrivermi tutti giorni di posta, e se anche non avete niente da scrivermi, solamente vorrei averlo per aver qualche lettera tutti giorni di posta. Egli non sarrebbe mal fatto, se voi mi scriveste qualche volta una letterina italiana. – – –


17.


Neapel, den 5 Juni 1770.


Heute raucht der Vesuvius stark. Potz Blitz und kanent aini. Haid homa gfresa beim Herr Doll. Das is a deutscha Compositor und a browa Mo. Anjetzo beginn ich meinen Lebenslauf zu beschreiben. Alle 9 ore, qualche volta anche alle dieci mi sveglio, e poi andiamo fuor di casa, e poi pranziamo da un trattore, e dopo pranzo scriviamo, e poi sortiamo, e indi ceniamo, ma che cosa? Al giorno di grasso, un mezzo pollo ovvero un piccolo boccone d'arrosto; al giorno di magro, un piccolo pesce; e di poi andiamo a dormire. Est-ce que Vous avez compris? Redma dafir soisburgarisch, don as is gschaida. Wir fand Gottlob gesund, da Voda und i. Ich hoffe Du wirst Dich auch wohl befinden, wie auch die Mama. Neapel und Rom sind zwei Schlafstädte. A scheni Schrift! Net wor? Schreibe mir und sei nicht so faul. Altrimente avrete qualche bastonate di me. Quel plaisir! Je te casserai la tête. Ich freue mich schon auf die Porträte12, und i bi korios, wias da gleich sieht; wons ma gfoin, so los i mi und den Vodan a so macha. Mädli, laß Da saga, wo bist dan gwesa, he? Die Oper hier ist von Jomelli; sie ist schön, aber zu gescheut und zu altväterisch fürs Theater. Die de Amicis singt unvergleichlich, wie auch der Aprile, welcher zu Mailand gesungen hat13 Die Tänze sind miserabel pompös. Das Theater ist schön. Der König ist grob neapolitanisch auferzogen, [634] und steht in der Oper allezeit auf einem Schemerl, damit er ein Bissel größer als die Königin scheint. Die Königin ist schön und höflich, indem sie mich gewiß sechs Mal im Molo auf das Freundlichste gegrüßt hat. N. S. Meinen Handkuß an die Mama!


18.


[Nachschrift.]

[Neapel 16 Juni 1770].


Ich bin auch noch lebendig und beständig lustig wie alle Zeit, und reife gern: nun bin ich auf dem mediteranischen Meer auch gefahren. Ich küsse der Mama die Hand und die Nannerl zu 1000 Malen und bin der Sohn Steffrl und der Bruder Hansl. –


19.


[Nachschrift.]

[Rom 7 Juli 1770].


C.S.M.


Ich habe mich recht verwundert, daß Du so schön componiren kannst. Mit einem Worte, das Lied ist schön. Probire öfter Etwas. Schicke mir bald die andern sechs Menuetten von Haydn. Mlle. j'ai l'honneur d'être Votre très humble serviteur et frère Chevalier de Mozart. – Addio.


20.


[Nachschrift.]

[Bologna 21 Juli 1770].


Ich gratulire der Mama zu dem Namensfeste und wünsche, daß die Mama noch möge viele hundert Jahre leben und immer gesund bleiben, welches ich immer bei Gott verlange, und bete alle Tage und werde alle Tage für Sie Beyde beten. Ich kann unmöglich mit Etwas aufwarten, als mit etlichen Loretto Glöckeln und Kerzen und Haubeln und Flor, wenn ich zurückkomme. Inzwischen lebe die Mama wohl, ich küsse der Mama 1000 Mal die Hände und verbleibe bis in den Tod


Ihr getreuer Sohn.


21.


[Nachschrift an die Schwester.]


Io vi auguro d' Iddio, Vi dia sempre salute, e vi lasci vivere ancora cent' anni, e vi faccia morire, quando avrete [635] mille anni. Spero che Voi imparerete meglio conoscermi in avvenire, e che poi ne giudicherete come ch' egli vi piace. Il tempo non mi permette di scriver molto. La penna non vale un corno, ne pure quello che la dirigge. Il titolo dell' opera che ho da comporre a Milano, non si sà ancora. Ich habe die Tausend und eine Nacht in italienischer Sprache von unserer Hausfrau zu Rom zu schenken bekommen; es ist recht lustig zu lesen.


22.


[Nachschrift.]

[Bologna 28 Juli 1770].


C.S.M.


Io vi devo confessare, che ho un grandissimo piacere, che ci avete mandati i ritratti, i quali mi piacciono molto.


2314.


[Nachschrift.]

[Bologna 4 Aug. 1770].


Ich bedaure recht von Herzen, daß die Jungfrau Martha immer so krank ist, und bete alle Tage für sie, damit sie gesund werde. Sage ihr anstatt meiner, sie soll nicht zu viel Bewegung machen und brav gesulzte Sachen essen15.

A propos, hast Du den Robinigsiegerl meinen Brief geben? Du schreibst mir Nichts davon; ich bitte, wenn Du ihn siehst, so sage ihm, er soll auf mich nicht gar vergessen. Ich kann ohnmöglich schöner schreiben, denn die Feder ist eine Notenfeder und keine Schriftfeder. Nun ist meine Geige neu beseitet und ich spiele alle Tage; aber dieses setze ich nur hinzu, weil meine Mama einmal zu wissen verlangte: ob ich noch geige. Gewiß über 6 mal habe ich die Ehre gehabt, allein in die Kirchen und prächtige Functiones zu gehen. Unterdessen habe ich schon vier italienische Sinfonien componirt, außer den Arien, deren ich gewiß 5–6 schon gemacht habe, und auch eine Motetten.

Kömmt der Herr Deibl öfters? beehrt er Euch noch mit seinem unterhaltlichen Discourse? Und Herr Edler Karl von Vogt? würdigt er sich noch, Eure unerträglichen Stimmen anzuhören? [636] Der Herr von Schidenhofen soll Dir fleißig Menuett schreiben helfen, sonst bekömmt er kein Zuckerl mit.

Meine Schuldigkeit wäre, wenn es mir die Zeit erlaubte, Herrn von Mölk und Schidenhofen mit ein Paar Zeilen Beyde zu belästigen, aber da mir das Nothwendigste dazu mangelt, so bitte ich, meinen Fehler zu verzeyhen, und mir auf das Zukünftige diese Ehre aufgehoben sein zu lassen. Anfänge unterschiedlicher Cassationen16. Hier habe ich Dein Verlangen vollbracht. Ich glaube schwerlich, daß es einer von mir sein wird; dann wer würde sich denn unterstehen eine Composition, welche der Sohn des Capellmeisters gemacht hat und dessen Mutter und Schwester da ist, für sich auszugeben? Addio! Lebe wohl, meine einzige Lustbarkeit besteht dermalen in englischen Schritten, Capriol- und Spaggat-machen. Italien ist ein Schlafland; es schläfert Einen immer. Addio, leb wohl!

Wolfgang Mozart.


An alle guten Freunde und Freundinnen mein Compliment! Meinen Handkuß an die Mama!


24.


[Nachschrift.]

[Bologna 21 Aug. 1770].


Ich bin auch noch lebendig und zwar sehr lustig. Heute kam mir die Luft, auf einem Esel zu reiten; denn in Italien ist es der Brauch, und also habe ich gedacht, ich muß es doch auch probiren. Wir haben die Ehre, mit einem gewissen Dominicaner umzugehen, welcher für heilig gehalten wird. Ich zwar glaube es nicht recht, denn er nimmt zum Frühstück oft eine Tasse Chocolade, gleich darauf ein gutes Glas starken spanischen Wein; und ich habe selbst die Ehre gehabt, mit diesem Heiligen zu speisen, welcher brav Wein und auf die Letzte ein ganzes Glas voll starken Weins bei der Tafel getrunken hat, zwei gute Schnitze Melonen, Pfirsiche, Birnen, fünf Schalen Kaffee, einen ganzen Teller voll Nägeln, zwei volle Teller Milch mit Limonien. Doch dieses könnte er mit Fleiß thun, aber ich glaube nicht, denn es wäre zuviel, und aber er nimmt viele Sachen zur Jausen auf Nachmittag.


[637] 25.


[Nachschrift.]


[Bologna 3 Sept. 1770].


Damit ich nicht wider meine Schuldigkeit fehle, so will ich auch ein Paar Worte schreiben. Ich bitte, mir zu schreiben, in welchen Bruderschaften ich bin, und mir die dazu nothwendigen Gebete zu wissen zu machen. Jetzt lese ich just im Telemach: ich bin schon im zweiten Theile. – –


26.


Bologna, den 22 Septbr. 1770.


Ich hoffe meine Mama wird wohl auf sein, wie auch Du, und wünsche, daß Du mir doch ins Künftige auf meine Briefe besser antworten wirst, denn es ist ja weit leichter, Etwas zu beantworten, als selbsten Etwas erfinden.

Die sechs Menuetten von Haydn gefallen mir besser als die ersten zwölf. Wir haben sie der Gräfin oft machen müssen, und wir wünschen, daß wir im Stande wären, den deutschen Menuett-Gusto in Italien einzuführen, indem ihre Menuette bald so lang wie ganze Symphonien dauern. Verzeihe mir, daß ich so schlecht schreibe; allein ich könnte es schon besser, aber ich eile.


27.


[Nachschrift.]

[Bologna 29 Sept. 1770].


Damit der Brief ein wenig voller wird, will ich auch ein paar Worte hinzusetzen. Mir ist von Herzen leid wegen der so lang anhaltenden Krankheit, welche die arme Jungfrau Martha empfinden und mit Geduld übertragen muß. Ich hoffe mit der Hülfe Gottes wird sie schon wieder gesund werden. Wo nicht, so muß man sich nicht so stark betrüben, denn der Wille Gottes ist allezeit der beste; und Gott wird schon besser wissen, ob es besser ist zu sein auf dieser Welt, oder in der andern. Aber sie soll sich trösten, indem sie jetzt von dem Regen in das schöne Wetter kommen kann. – –


28.


[Nachschrift.]

[Bologna 6 Oct. 1770].


Mich freut es recht vom Herzen, daß Du Dich so lustig gemacht hast, ich wünsche ich wäre dabei gewesen. Ich hoffe, daß [638] die Jungfrau Martha besser sein wird. Heute spielte ich bei den Dominicanern die Orgel. Mache meinen Glückwunsch an – – – und sage ihnen, daß ich von Herzen wünsche, daß sie noch können die Secundiz von Pater Dominicus erleben, und damit wir Alle wieder so vergnügt beisammen sein können17. An alle Thereseln meinen Glückwunsch und an alle Freunde in und außer dem Hause mein Compliment. Ich wünschte, daß ich bald die Berchtesgadener Sinfonieen hören könnte, und etwa ein Trompeterl oder Pfeiferl dazu blasen. Ich habe das große Fest des heil. Petronius in Bologna gehört und gesehen. Es war schön aber lang, und die Trompeter haben von Lucca kommen müssen, um den Tusch zu machen, welche aber abscheulich geblasen haben. – –


29.


[Nachschrift.]

[Mailand 20 Oct. 1770].


Meine liebe Mama, ich kann nicht viel schreiben, denn die Finger thun sehr weh von so vielem Recitativ schreiben. Ich bitte, bete die Mama für mich, daß die Oper gut geht, und daß wir dann glücklich wieder beisammen sein können. Ich küsse der Mama tausendmal die Hände, und mit meiner Schwester hätte ich viel zu reden. Aber was? Das weiß nur Gott und ich allein. Wenn es Gottes Wille ist, werde ich es ihr mündlich, wie ich hoffe, bald eröffnen können. Inzwischen küsse ich sie tausend Mal. Wir haben die gute Marthel verloren, doch werden wir sie mit der Hülfe Gottes in einem guten Stande finden.


30.


[Nachschrift.]

[Mailand 27 Oct. 1770].


Allerliebste Schwester! Du weißt, daß ich ein großer Schwätzer bin, und auch als solcher Dich verlassen habe. Nun verlege ich [639] mich aber mehr auf das Deuten, indem der Sohn vom Hause stumm und gehörlos ist. Nun habe ich zu schreiben für die Oper. Es ist mir von Herzen leid, daß ich Dich wegen der verlangten Menuette nicht bedienen kann; doch wenn Gott will, auf Ostern vielleicht wirst Du sie sammt mich selbsten bekommen. Mehr kann ich und weiß ich nicht zu schreiben. Lebe wohl und bete für mich. – –


31.


[Nachschrift.]

[Mailand 3 Nov. 1770].


Allerliebstes Herzensschwesterchen!


Ich bedanke mich bei der Mama und bei Dir für die redlichen Wünsche, und brenne vor Begierde, Euch Beide bald wieder in Salzburg zu sehen. Auf Deinen Glückwunsch zu kommen, so kann ich Dir sagen, daß ich bald gewähnt hätte, daß Hr. Martellini Dir Deinen welschen Wunsch aufgesetzt hätte. Weil Du aber immer die kluge Schwester bist, und es so witzig gewußt hast anzustellen, indem Du nach Deinem welschen Glückwunsch gleich die Empfehlung von Herrn Martinelli, welche in nämlicher Schreibart geschrieben war, darunter gesetzt, so habe ich es, und war es mir unmöglich zu merken, und ich sagte gleich zum Papa: Ach, könnte ich doch so klug und witzig werden! Dann sagte der Papa: Ja, das ist wahr; und ich sagte hernach: mich schläfert, und er sagte jetzt just: Höre auf! Addio, bitte Gott, daß die Oper gut gehen möge. Ich bin Dein Bruder


W. M.

dessen Finger vom Schreiben müde sind.


32.


[Nachschrift.]

[Mailand 1 Dec. 1770].


Liebe Schwester!


Weil ich so lange nicht geschrieben habe, so habe ich gedacht, Deinen Verdruß oder Verschmach zu besänftigen mit gegenwärtigen Zeilen. Nun habe ich viel zu schreiben und zu arbeiten an meiner Oper. Ich hoffe, es wird Alles gut gehen mit der Hülfe Gottes.


[640] 33.


[Nachschrift.]

Allerliebste Schwester!


Ich habe schon lange nicht mehr geschrieben, weil ich mit der Oper beschäftigt war. Da ich jetzt Zeit habe, will ich meine Schuldigkeit mehr beobachten. Die Oper, Gott Lob und Dank, gefällt, indem alle Abende das Theater voll ist, welches auch Alle in Verwunderung setzt, indem Viele sagen, daß sie, so lange sie in Mailand sind, keine erste Oper so voll gesehen haben, als dieses Mal. Ich sammt meinem Papa bin gesund, Gott Lob und Dank, und hoffe, daß ich der Mama und Dir auf Ostern Alles mündlich erzählen kann. A propos, gestern war der Copist bei uns, und sagte, daß er meine Oper just für den Hof nach Lissabon schreiben muß. Leben Sie wohl, meine liebe Mademoiselle Schwester. Ich habe die Ehre zu sein von nun an bis in Ewigkeit


Dero getreuer Bruder.


34.


[Nachschrift.]

[Venedig 20 Febr. 1771].


Ich lebe auch noch und bin, Gott Lob und Dank, gesund. Weißt Du, was es ist, die attacca geben zu lassen? Man muß sich auf dem Boden den Hintern prellen lassen, um ein rechter Venetianer zu werden. Mir haben sie es auch thun wollen, haben alle sieben Weibsbilder zusammen geholfen, und doch waren sie nicht im Stande, mich zu Boden zu bringen.


35.


[Nachschrift.]

[Verona 18 Aug. 1771].


A.S. Ich habe nicht mehr als eine halbe Stunde geschlafen, denn das Schlafen nach dem Essen freut mich nicht. Du kannst hoffen, glauben, meinen, der Meinung sein, in der steten Hoffnung verharren, gut befinden, Dir einbilden, Dir vorstellen, in Zuversicht leben, daß wir gesund sind; aber gewiß kann ich Dir Nachricht geben. Frage den Herrn von Heffner, ob er die Anna Mindl nicht gesehen hat.


[641] 36.


[Nachschrift.]

[Mailand 24 Aug. 1771].


A.S. Wir haben auf der Reise viele Hitze ausgestanden und der Staub hat uns beständig impertinent seckirt, daß wir gewiß erstickt und verschmachtet wären, wenn wir nicht gescheuter gewesen wären. Was Du mir versprochen hast (Du weißt schon was – – – o Du Liebe Du) halte gewiß, ich bitte Dich. Ich werde Dir gewiß verbunden sein.

Jetzt blase ich just vor Hitze: nun reiße ich das Leibel auf. Addio. Ueber uns ist ein Violinist, unter uns auch einer, neben uns ein Singmeister, der Lection giebt, in dem letzten Zimmer uns gegen über ein Oboist. Das ist lustig zum Componiren, das giebt Gedanken. – – –


37.


[Nachschrift.]

[Mailand 31 Aug. 1771].


Wir sind, Gott Lob und Dank, gesund. Ich habe schon anstatt Deiner viele gute Birnen, Pfirsiche und Melonen gegessen. Meine einzige Lustbarkeit ist mit dem Stummen zu deuten, denn das kann ich aus der Perfection18. Ich bitte Dich noch wegen den gar Andern, wo nichts Anderes mehr sey19: Du verstehst mich schon.


38.


[Nachschrift.]

[Mailand 13 Sept. 1771].


A. S. Ich schreibe nur deswegen, damit ich ... schreibe: mir ist es zwar ungelegen, weil ich einen starken Katarrh und Strauchen habe. Sage der Fräulein W. von Mölk, daß ich mich recht auf Salzburg wieder freue, damit ich nur wieder ein solches Präsent für die Menuette bekommen kann, wo, wie ich es bey derselben Akademie bekommen habe: sie weiß es hernach schon.


39.


[Nachschrift.]

[Mailand 21 Sept. 1771].


Ich bin gesund Gott Lob und Dank. Viel kann ich nicht schreiben. Erstens weiß ich nicht, was; zweitens thun mir so die [642] Finger vom Schreiben wehe. Ich pfeife oft meinen Pfiff, und kein Mensch giebt mir Antwort. Jetzt fehlen nur zwei Arien von der Serenade, und hernach bin ich fertig. Ich habe keine Luft mehr nach Salzburg: ich fürchte, ich möchte auch närrisch werden20.


40.


[Nachschrift.]

[Mailand 5 Oct. 1771].


Ich bin, Gott Lob und Dank! auch gesund, aber immer schläfrig. Alles, was ich zu schreiben hatte, hat mir der Papa von der Feder weggenommen. Sgra Gabrielli ist hier: wir werden sie mit Nächstem besuchen, damit wir alle vornehme Sängerinnen kennen lernen.


41.


[Nachschrift.]

[Mailand 26 Oct. 1771].


Ich bin auch, Gott Lob und Dank, gesund. Weil nun meine Arbeit ein Ende hat, so habe ich mehr Zeit, zu schreiben; allein ich weiß nichts Neues, als daß in der Lotterie 35, 59, 60, 61, 62 herausgekommen sind, und also, daß, wenn wir diese Nummern gesetzt hätten, wir gewonnen hätten; weil wir aber gar nicht gelegt haben, weder gewonnen noch verloren, sondern die Leute ausgelacht haben. Die zwei Arien, die in der Serenade wiederholt wurden, waren von Manzuoli und von der Girelli.


42.


[Nachschrift.]

[Mailand 2 Nov. 1771].


Der Papa sagte daß Herr Kirschbaumer sicher seine Reise mit Nutzen und aller Beobachtung gemacht hat, und wir können versichern, daß er sich sehr vernünftig aufführte. Er kann sicher von seiner Reise mehr Rechenschaft geben, als Andere aus seiner Freundschaft, deren einer Paris nicht recht sehen konnte, weil die Häuser da zu hoch sind. Heute ist die Opera des Hasse, weil aber der Papa nicht ausgeht, kann ich nicht hinein. Zum Glück weiß ich schier alle Arien auswendig, und also kann ich sie zu Hause in meinen Gedanken hören und sehen.



[643] 43.


[Nachschrift.]

[Mailand 24 Nov. 1771].


A. S. Der Herr Manzuoli der sonst von allen Leuten als der gescheuteste unter den Castraten angesehen und gehalten worden, hat in seinen alten Tagen ein Stück seiner Unvernunft und Hoffarth gezeigt. Er war für die Oper mit 500 gigliati verschrieben, und, weil Nichts von der Serenada in der Scrittura gemeldet worden, so hat er für die Serenada noch 500 gigliati haben wollen, also 1000. Der Hof hat ihm nur 700 und eine schöne goldne Dose gegeben, (ich glaube, es wäre genug). Er aber, als ein Castrat, hat die 700 G. nebst der Dose zurückgegeben, und ist ohne Nichts weggereist. Ich weiß nicht, was für ein Ende diese Historie nehmen wird: ich glaube, ein übles.


44.


[Nachschrift.]

[Mailand 30 Nov. 1771].


Damit Ihr nicht glaubt, daß ich krank bin, so schreibe ich diese zwei Zeilen. Ich habe hier auf dem Domplatze vier Kerle hängen sehen: sie henken hier wie zu Lyon.21


45.


[Nachschrift.]

[Bologna 28 Oct. 1772].


Nun sind wir schon zu Botzen. Schon? erst! Mich hungert, mich dürstet, mich schläfert, ich bin faul; ich bin aber gesund. Ich hoffe, Du wirst Dein Wort gehalten haben. – –


4622.


Mailand 7 Nov. 1772.


Erschrecken Sie nicht, da Sie anstatt der Schrift meines Papa meine finden, die Ursachen folgen: 1mo sind wir beim Herrn von Oste, und ist der Herr Baron Christiani da, da haben sie so viel mit einander zu reden, daß er unmöglich Zeit hätte zu schreiben; und 2tens ist er zu ... faul. Wir sind den 4 hier [644] Nachmittag angelangt; wir sind gesund. Von unsern guten Freunden ist alles auf dem Lande und zu Mantua, als der Herr v. Tasta und seine Gemahlin, von welcher ich an Sie und meine Schwester ein Compliment schreiben soll. Hr. Misliwiczek ist noch hier. Von dem italienischen Kriege, von welchem in Teutschland stark gesprochen wird und den hiesigen Schloßbefestigungen ist Alles nicht wahr. Verzeihen Sie mir meine schlechte Schrift.

Wenn Sie uns schreiben, so schreiben Sie nur glatt an uns, denn hier ist nicht der Brauch wie in Teutschland, daß man die Briefe herumträgt, sondern man muß sie von der Post abholen, und wir gehen alle Posttage hin, um selbige abzuholen. Hier giebts nichts Neues, wir erwarten von Salzburg Neuigkeiten. Wir hoffen – Sie werden den Brief von Botzen erhalten haben. Ich weiß nichts mehr, darum will ich schließen; unsere Empfehlung an alle guten Freunde und Freundinnen.

Wir küssen die Mama 1000000 Mal (mehr Nullen habe ich nicht hingebracht) und meine Schwester umarme ich lieber in persona, als in der Einbildung.


4723.


Carissima sorella!


Spero che voi sarete stata dalla Signora, che voi già sapete. Vi prego, se la videte di farla un Complimento da parte mia. Spero e non dubito punto che voi starete bene di salute. Mi son scordato di darvi nuova, che abbiamo qui trovato quel Sigr. Belardo, ballerino, che abbiamo conosciuto in Haye ed in Amsterdam, quello che attacò colla spada il ballerino, il Sign. Neri, perchè credeva che lui fosse cagione che non ebbe la permission di ballar in teatro. Addio, non scordarvi di me, io sono sempre il vostro


fidele fratello

Wolfgango Mozart.


48.


[Nachschrift.]

[Mailand 21 Nov. 1772].


Ich sage Dir Dank, Du weißt schon für was. – Ich kann dem Herrn von Heffner unmöglich schreiben. Wenn Du ihn [645] siehst, so laß ihn das Folgende lesen. Ich bitte ihn, er möge sich indessen begnügen.

Ich werde meinem wohlfeilen Freunde nicht vor übel haben, daß er mir nicht geantwortet hat: so bald er wird mehr Zeit haben, wird er mir gewiß, Zweifelsohne, ohne Zweifel, sicher, richtiglich antworten.


49.


[Nachschrift.]

[Mailand 5 Dec. 1772].


Nun habe ich noch vierzehn Stücke zu machen, dann bin ich fertig. Freilich kann man das Terzett und das Duett für vier Stücke rechnen. Ich kann unmöglich viel schreiben, denn ich weiß nichts; und zweitens weiß ich nicht, was ich schreibe, indem ich nur immer die Gedanken bei meiner Oper habe, und Gefahr laufe, Dir statt Worte eine ganze Arie herzuschreiben. Ich habe hier ein neues Spiel gelernt, welches heißtMercante in fiera. Sobald ich nach Hause komme, werden wir es spielen. Eine neue Sprache habe ich auch von einer Frau gelernt, die ist zum Reden leicht, zum Schreiben mühsam, aber auch tauglich. Sie ist aber ein wenig – – – kindisch, aber gut für Salzburg. Meine Empfehlung an unsere schöne Nandl und an den Canarienvogel, denn diese zwei und Du sind die unschuldigsten in unserm Hause. Euer Kapellmeister Fischietti wird wohl bald anfangen an seiner Opera buffa (auf deutsch, an seiner närrischen Oper) zu arbeiten.


50.


[Nachschrift.]

[Wien 14 August 1773].


Ich hoffe, meine Königin24, Du wirst den höchsten Grad der Gesundheit genießen und doch dann und wann, oder vielmehr zuweilen, oder besser bisweilen oder noch besser qualche [646] volta, wie der Wälsche spricht, von Deinen wichtigen und dringenden Gedanken (welche allezeit aus der schönsten und sichersten Vernunft herkommen, die Du nebst Deiner Schönheit besitzest, obwohl in so zarten Jahren, Du, o Königin, auf solche Art besitzest, daß Du die Mannspersonen, ja sogar die Greise beschämest) mir etliche davon aufopfern. Lebe wohl.

Hier hast Du was Gescheutes25.


51.


[Nachschrift.]

[Wien 15 Sept. 1773].


Wir sind, Gott Lob und Dank, gesund. Dieß haben wir uns die Zeit genommen, Dir zu schreiben, obwohl wir Geschäfte hätten. Wir hoffen, Du wirst auch gesund sein. Der Tod des Dr. Niderls hat uns sehr betrübt. Wir versichern Dich, wir haben schier geweint, geplärrt, gerehrt und trenzt. Unsere Empfehlung an – alle gute Geister loben Gott den Herrn – und an alle gute Freunde und Freundinnen. Wir bleiben Dir hiermit mit Gnaden gewogen. Wien aus unserer Residenz


Wolfgang.


52.


[An Hrn. v. Heffner.]


Ich hoffe, wir werden Sie noch in Salzburg antreffen, wohlfeiler Freund. Ich hoffe, Sie werden gesund seyn, und mir nicht seyn Spinnefeind, sonst bin ich Ihnen Fliegenfeind, oder gar Wanzenfeind. Also ich rathe Ihnen,


bessere Verse zu machen, sonst komm'

ich meiner Lebtag zu Salzburg nicht mehr in Dom;

denn ich bin gar capax zu gehen nach Constant-

inopel, die doch allen Leuten ist bekannt;

hernach sehen Sie mich nicht mehr, und ich Sie auch nicht. Aber,

wenn die Pferde hungrig sind, giebt man ihnen einen Haber.

Leben Sie wohl. Ich bin zu aller Zeit,

Von nun an bis in Ewigkeit


W.A.M.


[647] 53.


[Nachschrift.]

[München 28 Dec. 1774].


Meine liebste Schwester! Ich bitte Dich, vergiß nicht vor Deiner Abreise, Dein Versprechen zu halten, d.i. den bewußten Besuch abzustatten – denn ich habe meine Ursachen. Ich bitte Dich, dort meine Empfehlung auszurichten – aber auf das Nachdrücklichste – und Zärtlichste – und oh – ich darf mich ja nicht so bekümmern, ich kenne ja meine Schwester, die Zärtlichkeit ist ihr ja eigen. Ich weiß gewiß, daß sie ihr Möglichstes thun wird, um mir ein Vergnügen zu erweisen, und aus Interesse – ein wenig boshaft! – Wir wollen uns in München darüber zanken. Lebe wohl!


54.


[Nachschrift.]

[München 30 Dec. 1774].


Ich bitte meine Empfehlung an die Roxelane und sie wird heute Abend mit dem Sultan den Thee nehmen. An die Jungfrau Mizerl bitte alles Erdenkliche, sie soll an meiner Liebe nicht verzweifeln: sie ist mir beständig in ihrem reizenden Negligee vor Augen. Ich habe viele hübsche Madel hier gesehen, aber eine solche Schönheit habe ich nicht gefunden. Meine Schwester soll nicht vergessen, die Variationen über den Menuett von Eckart, und meine Variationen über den Menuett von Fischer mitzunehmen. Gestern war ich in der Comödie: sie haben es recht gut gemacht. Meine Empfehlung an alle gute Freunde und Freundinnen. Ich hoffe, Du wirst – Lebe wohl! – Ich hoffe Dich bald in München zu sehen. Der Mama küsse ich die Hände, und damit hat es heute ein Ende. Halte Dich recht warm auf der Reise, ich bitte Dich, sonst kannst Du Deine vierzehn Tage zu Hause sitzen


und hinter dem Ofen schwitzen.

Wer wird Dich dann beschützen?

Ich will mich nicht erhitzen.

Jetzt fängt es an zu blitzen.


Ich bin allezeit u.s.w.


[648] 55.


[Nachschrift.]

[München 11 Jan. 1775].


Wir befinden uns Alle, Gott Lob, recht wohl. Ich kann unmöglich viel schreiben, denn ich muß den Augenblick in die Probe. Morgen ist die Hauptprobe; den 13 ten geht meine Oper in Scena. Die Mama darf sich nicht sorgen, es wird Alles gut gehen. Daß die Mama einen Verdacht auf den Graf Sean geworfen, thut mir sehr wehe, denn er ist gewiß ein lieber, höflicher Herr, und hat mehr Lebensart als Viele seines Gleichen in Salzburg. Hr. von Mölk hat sich hier so verwundert und verkreuzigt über die Opera seria, wie er sie hörte, daß wir uns schämten, indem Jedermann klar daraus sah, daß er sein Lebtag nichts als Salzburg und Innsbruck gesehen hat. Addio. Ich küsse der Mama die Hände.


56.


München, den 14 Januar 1775.


Gott Lob! Meine Oper ist gestern in Scena gegangen, und so gut ausgefallen, daß ich der Mama den Lärmen unmöglich beschreiben kann. Erstens war das ganze Theater so gestrotzt voll, daß viele Leute wieder zurück haben gehen müssen. Nach einer jeden Arie war allezeit ein erschreckliches Getös mit Klatschen, undViva Maestro-Schreyen. Ihro Durchlaucht die Churfürstin und die Verwittwete (welche mir vis à vis waren) sagten mir auch Bravo. Wie die Oper aus war, so ist unter der Zeit, wo man still ist bis das Ballet anfängt, nichts als geklatscht und Bravo geschrieen worden, bald aufgehört, wieder angefangen, und so fort. Nachdem bin ich mit meinem Papa in ein gewisses Zimmer gegangen, wo der Churfürst und ganze Hof durch muß, und habe Ihren Durchlauchten, dem Churfürsten, der Churfürstin und den Hoheiten die Hände geküßt, welche Alle sehr gnädig waren. Heute in aller Frühe schickten Se. Fürstlichen Gnaden der Bischoff von Chiemsee her, und ließ mir gratuliren, daß die Oper bei Allen so unvergleichlich ausgefallen wäre. Wegen unserer Rückreise wird es sobald nicht werden, und die Mama soll es auch nicht wünschen, denn die Mama weiß, wie wohl das Schnaufen thut. – – – Wir werden noch früh genug zum ....26 kommen. [649] Eine rechte und nothwendige Ursache ist, weil am Freitage die Oper abermals gegeben wird, und ich sehr nothwendig bei der Production bin – – sonst würde man sie nicht mehr kennen – – denn es ist gar kurios hier. An Bimberl27 1000 Busserln.


5728.


[Nachschrift.]

[München 18 Jan. 1775].


Meine liebe Schwester, was kann ich denn dafür, daß es jetzt just 71/4 Uhr geschlagen hat? – – Mein Papa hat auch keine Schuld – – das Wahre wird die Mama von meiner Schwester erfahren. Jetzt ist es aber nicht gut fahren, weil sich der Erzbischoff nicht lange hier aufhält – – man will gar sagen, er bleibe so lange, bis er wieder wegreist – – mir ist nur leid, daß er die erste Redoute nicht sieht. Der Mama lasse ich die Hände küssen. Lebe wohl; ich werde Dich gleich abholen. Dein getreuer


Franz Nasenblut.

Fußnoten

1 Die Briefe sind meistens nach Nissen abgedruckt, mit Berichtigung der offenbaren Fehler. Wo mir andere Quellen zu Gebot standen, habe ich es angegeben.


2 S. 87. 310.


3 Von Metastasio; sie findet sich A. I. sc. 4.


4 L. Mozart schreibt in einem früheren Brief: »Das Unglück des Hrn. von Aman, von dem Du schreibst, hat uns nicht nur höchstens betrübt, sondern dem Wolfgang viele Thränen gekostet: Du weißt, wie empfindlich er ist.« S. V. 8.


5 Familienname des Erzbischofes Sigismund von Salzburg.


6 L. Mozart schreibt von derselben: »In Parma hat uns die Sängerin Guari [Ajugari] oder sogenannteBastardina oder Bastardella zum Speisen eingeladen und hat uns drey Arien gesungen. Daß sie bis ins C sopra acuto soll hinaussingen war uns nicht zu glauben möglich: allein die Ohren haben mich dessen überzeugt. Die Passagen die der Wolfg. aufgeschrieben waren in ihrer Arie, und diese sang sie zwar etwas stiller als die tiefern Töne, allein so schön wie eine Octavinpfeife in einer Orgel. Kurz die Triller und Alles machte sie so wie Wolfg. es aufgeschrieben hat, es sind die nämlichen Sachen von Note zu Note. Nebst dem hat sie eine gute Alt-Tiefe bis ins G. Sie ist nicht schön, doch auch nicht eben garstig, hat zu Zeiten mit den Augen einen wilden Blick wie die Leute, die der Fraiß [Krämpfen] unterwerfen sind, und hinkt mit einem Fuß. Sonst hat sie eine gute Aufführung, folglich einen guten Charakter und guten Namen.«


7 Oulibicheff (I. p. 45) erwähnt als eines ähnlichen Phänomens der Mad. Becker, welche 1823 Petersburg durch ihre hohe Stimme und Coloratur in Erstaunen setzte. Sie war damals in Hamburg und früher in Kopenhagen engagirt. Kuhlau schrieb für sie die Partie der Adelaide in der Räuberburg, deren große Arie im dritten Act (n. 18) bis ins 5. geht. Man erzählt, daß sie auf einen ernsten Blick des Musikdir. Schwenke das gefährliche 5. fest einzusetzen sich so zusammengenommen habe, daß sie statt dessen 5. sang.


8 Haushofmeister des Grafen Firmian in Mailand.


9 Aus Metastasios Demofoonte A. I. sc. 13.


10 Das Boccia-Spiel.


11 Lustschloß des Erzbischofs unmittelbar bei Salzburg.


12 Mutter und Schwester hatten sich malen lassen und versprochen die Portraits zu schicken s. V, 22.


13 S. V, 2.


14 Nach einer vom Original genommenen Abschrift bei Al. Fuchs.


15 Sie hatte die Auszehrung; vgl. V, 27. 28. 29.


16 Diese waren leider nicht da.


17 Wahrscheinlich sind Hagenauers gemeint, deren Sohn in den geistlichen Stand getreten war. Als Wolfgang dies während des Aufenthalts in London erfahren hatte, fing er, wie L. Mozart erzählt (27. Nov. 1764) an zu weinen. »Auf Befragen, warum, antwortete er: es wäre ihm leid, weil er glaubte, daß er ihn nun nicht mehr sehen würde. Wir belehrten ihn nun eines Anderen, und er erinnerte sich, daß Ihr Sohn ihm oft Fliegen gefangen, die Orgel aufgezogen und die Polzel-Windbüchse gebracht hatte; sobald er nach Salzburg zurückkomme, wollte er nach St. Peter gehen und sich von ihm eine Fliege fangen lassen und dann müsse er mit ihm Pölzelschießen.«


18 Vgl. V, 30.


19 Ein Fräulein, die er gern sah, sollte heirathen.


20 Man hatte ihnen geschrieben, es wären mehrere Personen in Salzburg närrisch geworden.


21 Dort hatten sie also im Jahr 1766 einer solchen Execution beigewohnt.


22 Nach einer vom Original genommenen Abschrift bei Al. Fuchs.


23 Nach derselben Abschrift.


24 Vielleicht ist hier noch eine Reminiscenz an ein phantastisches Spiel, das ihn als Knaben auf seinen Reisen viel beschäftigte. Er sann sich – erzählt seine Schwester (A. M. Z. II S. 300) – ein Königreich aus, welches er, ich weiß nicht mehr warum, das Königreich Rücken nannte. Dieses Reich und dessen Bewohner wurden mit Allem begabt, was sie zu guten und fröhlichen Kindern machen konnte; er war der König dieses Reichs. Er bildete diese Idee so weit aus, daß der Bediente, welcher ein wenig zeichnen konnte, eine Karte von seinem Reich entwerfen mußte, wozu er die Namen der Städte, Marktflecken und Dörfer angab.


25 Im Briefe des Vaters stand: »Das ganze Haus von Martinez und Bono empfehlen sich.« Dazu hatte Wolfgang geschrieben: »Wenn es die Witterung erlaubte.« Es war just sehr veränderliche Witterung in Wien.


26 Ausgestrichen.


27 Bimberl ist der Hund.


28 Nissen, der diesen Brief S. 287 an der richtigen Stelle mittheilt, setzt »Mailand, d. 25. Mai 1756« darunter, was mir unverständlich ist.


Quelle:
Jahn, Otto: W.A. Mozart. Band 1, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1856, S. 1.
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