[890] Zwey und sechszigstes Schreiben.

Beschreibung von Loreto.

Mein Herr!


Loreto ist wegen der Casa Santa oder des Hauses, welches die h. Maria zu Nazareth bewohnet, in der ganzen Christenheit berühmt. Rand links: Reifen des h. Hauses von Nazareth. Dieses soll im Jahre 1291 im Monate May durch die Luft von den Engeln aus Galiläa nach Tersato in Dalmatien, von dannen aber nach viertehalb Jahren in Italien, und zwar den 10 December 1294 um die Mitternacht erstlich in einen Wald der recanatischen Gegend, ohngefähr tausend Schritte vom Meere gebracht worden seyn. Nach Tursellini Berichte haben die allhier befindlichen Baume bey der Ankunft dieses Heiligthums sich mit großer Ehrerbiethigkeit vor dasselbe geneiget, und in solcher Beugung verharret, bis sie nach und nach ausgestorben; die letzten davon sind im Jahre 1575 aus Unachtsamkeit und zu Verbesserung des Feldes ausgerottet worden1.[890]

Weil dieser Platz damals einer reichen und frommen Matrone, Laureta genannt, zugehörete, so hat das heilige Haus selbst davon den Namen ædis Lauretanæ bekommen Rand rechts: Woher der Name Loreto komme?. Wegen der Bosheit der Straßenrauber, welche die Zugänge zu dem heil. Hause unsicher machten und die Pilgrime von Verrichtung ihrer Andacht abschreckten, blieb es allhier nicht länger als acht Monate, nach deren Verlaufe es die Engel wieder aufnahmen und auf einem Berge, tausend Schritte näher an Recanati niedersetzten. Dieser neue Ort hatte zween leibliche Brüder zu Herren, die anfanglich das ihnen zugedachte Gück mit großen Freuden annahmen, bald darauf aber wegen des Vortheils den ihnen die Ankunft so vieler Pilgrime und die reichen Opfer zubrachten, in solchen Streit und Uneinigkeit geriethen, daß sie darüber vor der h. Kapelle mit mörderischem Gewehre einander überfielen. Um allem Unglücke vorzukommen, und die unwürdigen Besitzer eines solchen Schatzes zu bestrafen, fand die heil. Maria fürs rathsamste, ihre ehemalige Wohnung einen Bogenschuß weiter auf einen Hügel, der ohngefähr zweytausend geometrische Schritte vom Meere entfernet ist, und woselbst sie noch steht, durch die Engel fortrücken zu lassen. Dieses geschah wenige Monate, nachdem sie bey den zänkischen Brüdern sich niedergelassen hatte, weil es als eine ausgemachte Sache angenommen wird, daß die Casa Santa noch vor Verfließung eines Jahres, da sie aus Dalmatien nach Italien gewandert, in der Gegend von Recanati drey verschiedene Plätze eingenommen.

Die römischkatholischen Scribenten wissen nicht, wie sie den Einwurf, daß la Casa Santa beynahe zweyhundert Jahre in Italien gewesen, ehe ein Autor dieses Landes davon Erwähnung thut, beantworten sollen: und ist die Ausflucht gar schlecht, wenn Tursellinus vorgiebt, es sey solches aus Bescheidenheit geschehen, weil man gezweifelt, daß die Nachwelt so vortrefflichen Wundern und Geschichten Glauben beymessen würde. Rand rechts: Warum man lange Jahre von diesem h. Hause in Italien nichts gemeldet? Denn wenn diese Bescheidenheit erlaubet war, warum ist man nicht bey derselben geblieben? Und streitet nicht offenbar mit den Erzählungen der italienischen Pfaffen, wenn St. Vincentius und andere von dem annoch zu Nazareth stehenden Hause der h. Mariä schreiben zu einer Zeit, da solches nach der Recanater Rechnung schon längst bey ihnen soll berühmt gewesen seyn. Nach des Pabstes Pius des zweyten Zeiten aber wird der lauretanischen Mariä mehrmalen in Schriften gedacht, und soll dieser Pabst ihr ein Gelübde von einem goldenen Becher mit folgender daran befindlichen Inscription selbst überbracht haben Rand rechts: Bis auf die Zeit Pius des zweyten. Gelübde dieses Pabstes.


Pia Dei Genitrix


Quamvis tua potestas nullis coarctetur finibus, ac totum impleat Orbem miraculis; quia tamen pro voluntate sæpius uno loco magis quam alio delectaris, & Laureti tibi placitam sedem per singulos dies innumeris signis & miraculis exornas; ego infelix peccator, mente & animo ad Te recurro supplex orans, ut mihi ardentem febrim molestissimamque tussim auferas, læsisque membris sanitatem restituas, Reipublicæ, ut credimus, salutarem. Interim hoc munus accipito meæ servitutis signum

Pius Papa II. Ann. hum. Sal.

MCCCCLXIV.


Der Pabst starb ohngeachtet dieses Gelübdes und der Allmacht, welche in angeführten Worten der Mariä beygeleget wird, gleich darauf noch in dem itztgemeldten Jahre zu Ancona, und zwar an eben diesen Krankheiten, wider welche er bey der h. Maria seine Zuflucht vermittelst seines Gelübdes genommen hatte; obgleich Tursellinus versichert, daß er zu Loreto alsbald durch ein Wunder seiner Bitte gewähret worden.[891]

Was das heilige Haus selbst anlangt, so ist solches etwan vierzig Fuß lang, nicht gar zwanzig breit, und ohngefähr fünf und zwanzig hoch. Rand links: Beschreibung des h. Hauses. Dieses ist die Größe, welche ihm Tursellinus giebt; bey genauerer Nachmessung aber nicht vollkommen richtig befunden wird, weil das Haus eigentlich 43 Palmi Romani weniger zween Zolle inder innern Länge, 18 Palmi nebst vier Zollen in der Breite, und 26 Palmi in der Höhe an den Seiten hat, welche Summen 31 und drey Vierthel Fuß, 13 Fuß nebst 2 und acht neuntel Theil Zollen und 18 und drey Vierthel Fuß nach englischem Maaße (wenn anderthalb Palmi auf 13 Zoll gerechnet werden) austragen. In der Mitte und bey dem Schlusse des Gewölbes ist solches fünf Palmi höher als an den Seiten. Ehemals hatte es nur eine hölzerne Decke; nachdem aber zu befürchten war, es möchte solche wegen der vielen allhier brennenden Lichter leicht in Brand gerathen, so wurde unter dem Pabste Clemens dem siebenten beschlossen, sie zu wölben, und zu solchem Ende auch dem heil. Hause tiefere Fundamente zu geben. Um dieses aber bey solcher Veränderung vor aller Beschädigung zu bewahren, wurde es mit Balken, Brettern und Stricken also zusammen gehalten und verbunden, daß es hernach an sehr dicken Seilen so lange in der Luft hangen konnte, bis die neuen Fundamente aus der Tiefe in die Höhe geführet und mit der alten Mauer der Casa Sama zusammen gefüget wurden. Bey dieser Gelegenheit hat man auch eine Veränderung mit der Thüre getroffen. Denn da vorher nur ein einziger Eingang auf der Seite gegen Norden (welches vorzeiten die Facciata müßte gewesen seyn) befindlich war, und solches wegen der Menge der Aus- und Eingehenden viele Beschwerlichkeiten nach sich zog: so fand man rathsam, diese zu vermauern, und dafür drey andere durchzubrechen, davon zwo dem Volke offen stehen, durch die dritte aber die Priester und diejenigen, welche von ihnen begleitet werden, in den heiligsten Theil der Kapelle gehen. Rand links: Gefahr bey Beschädigung des Mauerwerks. Solche Oeffnungen wurden auf päbstlichen Befehl nach vorhergegangenem Fasten und Bethen, mit vielen Ceremonien vorgenommen, nachdem dieses Unternehmen einem Baumeister Nerucio, der es ohne die gehörigen Vorbereitungen gleichsam mit ungewaschenen Händen unternommen hatte, so übel bekommen war, daß er fast sein Leben darüber eingebüßet, ob er gleich nur einen einzigen Schlag mit dem Hammer an das Mauerwerk verrichtet hatte. Zu gleicher Zeit wurde das Fenster, das an der Abendseite und dem Bildnisse der heil. Mariä gegenüber befindlich ist, erweitert und mit einem eisernen verguldeten Gitterwerke verwahret. Die Bretter, Balken, Ziegel des Daches und andere Dinge, die man bey diesen Veränderungen weggenommen, wurden unter das Estrich der Casa Santa begraben, damit solche nicht an andern Orten als heilig verehret, und dadurch der Zulauf nach Loreto vermindert werden möchte. Rand links: Wie gefährlich es sey, etwas aus dem h. Hause mitzunehmen. In dieser Absicht beredet man auch das Volk mit Anführung vieler Exempel, daß diejenigen, so sich unterstanden, von den Steinen oder Kalke des heiligen Hauses heimlich etwas wegzuführen, so viele Krankheiten und andere Unglücke sich auf den Hals geladen, daß sie keine Ruhe und Gedeihen haben können, bis sie die entwendeten Dinge wieder zurück gebracht. Ja man zeiget sogar an der Wand einen mit zwey eisernen Bändern befestigten Stein, welchen Johann Soarius, Bischof von Cenimbria, im Jahre 1562 aus Trident zurück geschickt, um seine darüber verlohrne Gesundheit wieder zu erlangen, obgleich solcher Stein mit Erlaubniß des Pabstes Pius des vierten weggenommen worden, und als ein Heiligthum in einer neuzuerbauenden Kirche in Portugall sollte gebrauchet werden. Man muß sich demnach begnügen und es noch für eine sonderbare Gnade ansehen, daß es erlaubet ist, die Wände und Mauern der Santa Casa zu lecken, wie in der That geschieht,[892] Die Steine dieses loretanischen Mauerwerkes sind offenbar Backsteine von ungleicher Größe, obgleich die römischkatholischen Scribenten gern einen ganz unbekannten Stein daraus machen wollen. Sie sind zwar nicht in der genauesten Ordnung zusammengefüget; unterdessen aber würde es doch viele Mühe und Gefahr kosten, wenn man aus Andacht oder Neugierigkeit etwas davon mitzunehmen suchte, weil der Kalk (womit sie verbunden sind) wie bey allen alten Gebäuden zu spüren, sehr hart und schwer abzubringen ist. An der Decke des Gewölbes ist die Himmelfahrt Mariä gemalet, wovon aber wegen des Dampfes, der sich von den vielen stets brennenden Lampen darüber angesetzet, fast nichts mehr zu erkennen ist.

Auf der Casa Santa steht ein kleiner Thurm, von welchem die Römischkatholischen nicht leugnen können, daß er erst von den Christen darauf müsse gesetzet worden seyn, weil gar nicht wahrscheinlich ist, daß die h. Maria auf ihrer kleinen und unansehnlichen Wohnung einen solchen Thurm sollte gehabt haben. Rand rechts: Kleiner Thurm. Die darinnen aufgehängten zwo kleinen Glocken werden nur bey schwerem Donner und Blitze geläutet, in dem festen Vertrauen, daß dadurch alles gefährliche Gewitter zertheilet werde.

In dem heiligen Hause ist ein schmaler Platz, der als das Allerheiligste dieser Kapelle angesehen werden kann, von dem übrigen Platze mit einem silbernen Gitterwerke und silbernen Thüren abgesondert, und soll in demselben die h. Maria sich befunden haben, als der Engel Gabriel auf Gottes Befehl zu ihr gekommen. Rand rechts: Das Allerheiligste. Die silbernen Gitter sind vom Kardinal Portocarrero, die Thüren aber vom Kardinal Magalotti hieher verehret worden. Maria bethete damals in dieser Zelle in der Gegend, wo anitzt die Seite des Evangelii an dem darinnen befindlichen Altare ist, rechter Hand des Kamines, woselbst nun ein Fußschemel zum knieen steht. Rand rechts: Platz, wo der Engel Gabriel gestanden. Der Engel befand sich gegenüber in dem Winkel, der rechter Hand des Fensters auf der Abendseite sich findet, und also so weit als es nur seyn konnte, von der h. Jungfrau entfernet, welches ohne Zweifel aus Respect geschehen müssen. Die genauen Nachrichten von diesen Umständen hat man erst im Jahre 1489 von einem Teufel, der eine Frau aus Grenoble besessen hatte, erfahren, nachdem solcher durch viele Beschwörungen zu Ablegung solches Bekenntnisses gezwungen worden. Rand rechts: Wie man diese Nachrichten vom Teufel habe. Damit dieser verdächtige Zeuge desto eher Glauben finden möge, setzet der Jesuit TVRSELLINVS bey der Erzählung dieser herrlichen Entdeckung p. 104 hinzu: Quæ quamvis mendacis Diaboli indicio enunciata, tamen quia veracis ac præpotentis Dei vi ac nomine sunt extorta; haud pro vanis habenda: præsertim cum verisimilia sint, & Christianæ religionis augeant cultum. Wenn dieser Autor meldet, man habe der Aussage des bösen Geistes seinen Beyfall nicht zu versagen, weil sie zur Verehrung der christlichen Religion nicht wenig beytrage; so wird solches in vernehmlichern Worten vermuthlich so viel sagen, daß diese und dergleichen Traditionen den heiligen Orten und Klöstern ihre Geldeinnahmen vermehren. Die evangelischen Schriften des neuen Testamentes melden zwar von etlichen Exempeln, da die unreinen Geister bekennet haben, Christus sey der Sohn Gottes; allein wir lesen nirgends, daß Christus solches Zeugniß von ihnen verlanget habe, sondern vielmehr, daß er es ihnen verwehret. Der Heiland beruft sich auch nie mals auf dieses Geständniß des Vaters der Lügen, sondern auf ganz andere kräftigere Proben seiner göttlichen Sendung, anstatt daß im gegenwärtigen Falle die einzige Aussage des bösen Geistes den ganzen Beweis führen muß. Die Fußstapfen des Engels Gabriel würde man ohnfehlbar noch finden, wenn nebst dem heiligen Hause auch sein ehemaliger Fußboden hieher gebracht worden ware.[893]

Das Fenster aber, wodurch der Engel in das Haus gekommen, wird an der Abendseite der Kapelle gezeiget. Rand links: Das Fenster, wodurch der Engel gekommen. Das Bildniß der Mariä, so demselben gegenüber in dem schmalen abgesonderten Gange steht, ist aus Cedernholze und fünf Palmi hoch. Der Evangelist Lukas, der fast nichts anders gethan haben muß, als daß er die Portraite des Heilandes und seiner Mutter, welche man in Menge von ihm aufweist, gemalt, hat an diesem Stücke auch seine Bildhauerkunst bewiesen2. Rand links: Bildhauerarbeit des Evangelisten Lukas. Das Kindlein, das sie auf dem rechten Arme hält, ist nicht gar zween palmi hoch aus gleichem Holze, hält in der linken Hand die Weltkugel, und mit zween aufgerichteten Fingern der rechten Hand scheint es den Segen zu ertheilen. Die Gesichter dieser beyden Bilder sind mit einem silberfarbenen Firniß überzogen, vom vielen Rauch der Lampen aber dergestalt angelaufen, daß sie ganz schwarz geworden, und fehlet der heil. Mariä nichts als eine dicke Oberlefze, um einer Mohrinn vollkommen ähnlich zu sehen3. Rand links: Schwarze Gesichter der h. Mariä und ihres Kindes. Die Kleidung des Christkindleins ist insgemein feuerroth, der Mariä aber himmelblau, und ist sie damit also bedecket, daß man außer ihrem runden Gesichte und den Spitzen der Füße nichts von der Statue sieht. Rand links: Kleidung. Der ihr von der Schulter hangende Mantel ist von gleicher Farbe und mit goldenen Sternen gezieret. Ihre Haare sind getheilet und hängen über den Rücken und die Schultern herab. Ueber ihrem Haupte ist eine goldene mit Perlen und Diamanten besetzte dreyfache Krone zu sehen, und eine dergleichen kleinere auf dem Kopfe des Kindleins Jesu. Rand links: Kostbare Kronen. Beyde sind ein Geschenk des Königes in Frankreich Ludwigs des dreyzehnten, und werden auf fünf und siebenzigtausend Scudi geschätzet. An der großen liest man die Worte:


Tu caput ante meum cinxisti Virgo corona,

Nunc caput ecce teget nostra corona tuum.


An der kleinen:


Christus dedit Mihi,

Christo reddo coronam


Mit Beschreibung der goldenen Ketten, Ringe und kostbaren Juwelen, womit dieses Marienbild gleich sam bedecket ist, will ich mich nicht aufhalten, zumal da dieselben bisweilen verändert werden, und den neu ankommenden kostbarern Stücken Platz machen müssen, da dann die alten in den Schatz gebracht und daselbst verwahret werden. Die Kleidung der h. Mariä ist auch nicht allezeit einerley, sondern wechselt ab. An den sieben Tagen der Charwoche ist sie schwarz gekleidet, und täglich mit einem andern Habite versehen. Rand links: Umkleidung der h. Mariä. Die An- und[894] Abkleidung geschieht jederzeit mit vielem Gepränge und tiefen Neigungen, so oft ein Theil der Kleider abgenommen oder angeleget wird. Das umstehende Volk trägt indessen der Mariä seine Noth mit starkem Zurufen vor, und vermehret sich das Geschrey, je mehr das Bild entblößet wird, gleichsam als wenn die Seufzer und der Schall leichter zum Herzen eines nackenden als bekleideten Heiligen dringen könnten. Rand rechts: Von dem Geschrey, so dabey erhoben wird. Die Augenweyde, einer entblößten Weibsperson Statue vor sich zu sehen, finden indessen die Pfaffen allhier nicht, weil ihr der Bildhauer schon die gehörige Bedeckung gegeben hat. Unter dem gewöhnlichen Schmucke dieses Bildes befindet sich 1) ein goldenes Kleinod, so von der Gemahlinn Karls des zweyten aus Spanien, Anna, einer gebohrnen neuburgischen Prinzeßinn hieher verehret worden, und mit dreyzehn Rubinen, sechs und sechszig Smaragden und dreyhundert und ein und funfzig Diamanten besetzet ist; Rand rechts: Gewöhnlicher Schmuck des Bildes. 2) ein goldenes Kreuz mit großen und sehr schönen Smaragden, vom Kardinal Paolo Sfondrata; 3) zwo treffliche in Gold gefaßte Perlen, die an der Hand des Kindes Jesu hangen, von einer darmstädtischen Prinzeßinn; 4) ein kostbares diamantenes Kreuz, vom Kardinal Marescotto; 5) und 6) zwey andere, so aus Rubinen und Diamanten bestehen, vom Kardinal Carolo Barberino und dem Kardinal Corsi; 7) das goldene Vließ an einer mit großen Saphieren, Smaragden, Rubinen und Topasen besetzten Kette, von der Katharina, einer Gemahlinn des siebenbürgischen Fürsten Gabriel Bethlen Gabor; 8) ein großes goldenes Herz an einer goldenen mit Rubinen und Diamanten gezierten Kette, von dem bayerischen Churfürsten Maximilian dem ersten; 9) eine in Gold gefaßte Menge von Diamanten, Rubinen und Smaragden, über welchen ein Pelikan, der mit seinem an der Brust durch einen großen Rubin vorgestelleten Blute die Jungen nähret, von der Herzoginn d'Ucceda; 10) ein mit Diamanten und Rubinen umgebener großer Smaragd von der Herzoginn di Salviati zieret die eine Hand des Kindes; 11) drey vortreffliche in Gold gefaßte Smaragde, die zwischen Diamanten und andern Smaragden die Augen der Umstehenden auf sich ziehen, kommen von der bayerischen Prinzeßinn Violanta Beatrix, Wittwe des florentinischen Erbprinzen Ferdinands. Die Höhlung der Wand, worinnen die Statue Mariä steht, ist mit ein und siebenzig großen böhmischen Topasen, welche der Cavaliere Capra hieher verehret hat, besetzet.

Zur rechten Hand des Bildes zeiget sich ein aus Gold gegossener mit Diamanten und andern Juwelen besetzter Engel, der das eine Knie gebeuget hat, und der heil. Jungfrau ein goldenes Herz überreichet. Dieses ist mit großen Diamanten gezieret und endiget sich in einer Flamme, so mit vielen Rubinen und Perlen glänzet. Rand rechts: Kostbares Gelübde wegen des englischen Kron-Prätendenten. Ueber demselben brennet beständig[895] ein Licht, und ist dieses Werk, welches funfzig tausend Ducaten gekostet haben soll, ein Geschenk der Maria Beatrix Eleonora aus dem Hause Este, einer Gemahlinn des englischen Königs Jakobs des zweyten, um durch die Fürbitte der h. Mariä einen männlichen Erben zu erhalten, unter dessen Namen auch bald hernach der so genannte Prätendent an das Tageslicht gebracht worden ist.

Auf der linken Seite der Mariä findet sich ein silberner Engel, welcher ihr mit gleicher Ehrerbiethung ein goldenes gekröntes Herz, so mit vielen Perlen, Smaragden und Diamanten besetzet ist, überreichet. Es endiget sich solches ebenfalls mit einem beständig brennenden Lichte, und kömmt von der Laura Martinozzia, Alphonsus des vierten, Herzogs von Modena hinterlassenen Wittwe, welche die Mutter der itztgedachten Königinn von England war.

Zur rechten Hand der h. Mariä zeiget sich ein silberner Engel, der dreyhundert und ein und funfzig Pfunde schwer ist, und auf einem Küssen aus gleichem Metalle ein goldenes Kind, das vier und zwanzig Pfunde wiegt4, überreichet. Dieses ist das Geschenk, womit der König in Frankreich Ludwig der dreyzehnte, sein Gelübde wegen des ihm gebohrnen Dauphin, der hernach als Ludwig der vierzehnte berühmt genug worden ist, bezahlen wollen. Die vielen andern hier befindlichen goldenen und silbernen Kinder übergehe ich mit Stillschweigen, obgleich einige der ersten von acht, zehn, zwölf und mehr Pfunden sind. Es werden außer demselben noch viele andere kostbare Gelübde in diesem Sanctuario verwahret, deren genauere Anzeigung aber zu weitläuftig fallen würde.

Das Kleid, mit welchem das Bild Mariä aus Dalmatien nach Italien gebracht worden, wird in einem gläsernen Kästchen verwahret, und ist von rothem Camelot. Die Schale, woraus die h. Jungfrau mit ihrem Kinde zu essen pflegte, ist von der Gestalt eines kleinen Spülkumpens von glasirter Töpferarbeit, und anitzt an seiner äußersten Seite mit Silber eingefaßt. Aus Andachr küsset man nicht nur dieses Gefäß, sondern rühret auch seine Rosenkränze, Medaillen,Agnus Dei, Kreuze und papierne Mützen, worauf das Bildniß der toretanischen Schutzgöttinn zu sehen ist, darinnen herum, in der festen Zuversicht, daß solche hernach ein unzweifeliches Mittel wider die Kopfschmerzen und andere Krankheiten sind. Mit dem kalten Fieber behaftete Personen sollen alsbald Hülfe empfunden haben, sobald sie nur ein wenig gemeines Wassers aus dieser Schale getrunken haben. Das Oel und Wachs von denen Lampen und Kerzen, die nahe vor dem wunderthätigen Bildnisse der Mariä brennen, wird gleichfalls wider vielerley beschwerliche Zufälle gebraucht. Es sind außer der erwähnten Schale noch etliche andere Stücke von dem schlechten Hausrathe der h. Mariä vorhanden. Unter ihrem Bilde befindet sich der Kamin, worinnen sie ihr Essen gekocht, daher man ihn auch Sacrosanctum Caminum nennet. Rand links: Silberner Engel mit einem goldenen Kinde wegen Ludwigs des vierzehnten, Kleid, welches die h. Maria mitgebracht hat. Schale, woraus das Kind Jesu und seine Mutter gegessen. Was für Kraft daraus gehe. Kraft des Oels und Wachses von den Lampen und Lichtern, die vor dem Bilde Mariä brennen. Camin.

Vor der heil. Maria brennen beständig siebenzehn goldene Lampen, unter welchen diejenige, so von der Republik Venedig wegen der abgewandten Pest hieher geschenket worden, sieben und dreyßig und ein halbes Pfund wiegt. Rand links: Goldene Lampen vor dem Bilde. Unter derselben hängt eine andere, die mit Diamanten und kostbaren gemmis reich besetzet ist, vom neapolitanischen Duca Elia di Palma, welcher dieses Geschenk, so seinem Vorgeben nach funfzehntausend Ducaten gekostet, erst vor wenigen Jahren hieher geliefert hat. Diejenige Lampe, so am nächsten vor dem Augesichte[896] Mariä brennt, und von drey Engeln gehalten wird, hat neun Pfunde am Gewichte, und ist ein Andenken des Herzogs von Urbino, Franciscus Maria, welcher dieses künstliche Werk mit eigenen Händen verfertiget haben soll, gleichwie etliche auch den polnischen König Sigismund für den Meister einer andern goldenen Lampe, die allhier brennet und zwanzig Pfunde schwer ist, angeben. Diejenige, welche Franciscus der zweyte Herzog von Modena der h. Maria verehret hat, wiegt achtzehn und ein halbes Pfund, von den übrigen jede drey, fünf, acht, neun etc. Pfunde. Unter denen sieben und dreyßig silbernen Lampen, die den vordern Theil der Casa Santa erleuchten, sind verschiedene funfzig, achtzig, hundert und vier bis hundert und acht und zwanzig Pfunde schwer. Alle itztgedachte Lampen sind von ihren Stiftern mit solchen Vermächtnissen und jährlichen Einkünften versehen, daß sie stets brennend unterhalten werden können, ohne die geringste Last, und vielmehr zu großem Vortheile der Casa Santa, weil bey jeder etliche tausend Thaler an Capital vermachet sind.

Der Altar steht in der Mitte der Scheidewand zwischen dem Allerheiligsten und der übrigen Kapelle. Rand rechts: Altar. Er ist isolé, und hindert nicht, daß man vornen in der Kapelle das hinter dem Altare im Sanctuario erhoben stehende Marienbild nicht vollkommen sehen könnte. Dieser Altar ist nach dem Vorgeben der Katholiken von den Aposteln selbst verfertiget, und aus Galiläa mit nach Dalmatien und ferner hieher gebracht worden.

Es findet sich darauf ein viereckigter Stein, auf welchem der Apostel Petrus die erste Messe gelesen haben soll. Das kostbare mit Jaspis, Lapis Lazuli und Achat gezierte Palliotto kömmt vom Cosmus dem zweyten Großherzoge von Florenz. Rand rechts: Reliquie von der ersten Messe Petri.

Ueber dem Fenster, wodurch der Engel Gabriel seinen Weg genommen, ist ein Crucifix, welches gleichfalls von den Aposteln in dieses Haus gebracht worden. Rand rechts: Crucifix vom Evangelisten Lukas. Der Meister davon muß abermals der Evangelist Lukas seyn: und versichert man, daß noch niemals ein Wurm in das Holz, worauf es gemalet ist, gekommen sey. Weil des Heilandes Füße auf itztgedachtem Stücke von einander abgesondert vorgestellet sind, so vermeynen etliche Gelehrte der römischen Kirche durch dieses Zeugniß Lucas genugsam berechtiget zu seyn, daß sie behaupten, Christus sey mit vier Nägeln an das Kreuz geheftet gewesen, worüber die Gelehrten noch nicht einerley Meynung sind. Rand rechts: Mit wie vielen Nägeln der Heiland ans Kreuz geheftet gewesen.

Das itzige neuere Estrich der Casa Santa ist aus viereckigten Marmorsteinen von weisser und rother Farbe zusammen gesetzet. Rand rechts: Fußboden derCasa Santa. Die Wände scheinen ehemals mit Kalke überzogen gewesen zu seyn, von welcher noch hie und da etwas mit den darauf gemalten Bildnissen der h. Mariä und etlicher Engel übrig geblieben ist Rand rechts: Wände. Man will auch aus einem hölzernen Balken und etlichen Löchern, die noch in dem Mauerwerke bemerket werden, schließen, daß dieses Haus vorzeiten in zwey Stockwerke vertheilt gewesen.

So schlecht sein Mauerwerk innen aussieht, mit so kostbarer Marmorarbeit hat man es von außen gezieret, jedoch dergestalt, daß dieses Gehäuse, womit es, als mit einem Futteral, umgeben ist, das Mauerwerk der Casa Santa nicht berühret, sondern ein kleiner Raum dazwischen gelassen worden. Rand rechts: Kostbare und marmorne Ueberkleidung des h. Hauses. Solches ist theils dem Respect vor die heiligen Steine zuzuschreiben, theils der Furcht, welche man hatte, es möchten die neuern profanen und weltlichen Steine von den alten zurück gestoßen und den Arbeitsleuten auf den Leib geschmissen werden,[897] wie solches vermöge einer vorhandenen Tradition schon ehemals geschehen, als man den heiligen Mauern durch Ansetzung stärkerer Wände eine mehrere Befestigung geben wollen.

Obgedachte Incrustation ist im Jahre 1514 vom Pabste Leo dem zehnten angefangen, und im Jahre 1538 von Paulus dem dritten, ob sie gleich noch nicht gänzlich vollendet war, eingeweihet. Die damals darauf verwandten Unkosten beliefen sich auf zwey und zwanzigtausend Ducaten, obgleich noch zwanzig marmorne Statuen und vier metallene künstlich gearbeitete Thüren5, (welche Stücke zusammen nicht weniger als itztgemeldte Summe erfoderten) daran mangelten.

Die berühmtesten Bildhauer der damaligen Zeit, Andrea Sansovino, Francesco Sangalli, Domenico Lamia, Niccolò de Pericoli, Biagio Bandinelli, Giovanni della Porta, und sein Bruder Tomaso, Girolamo Lombardi nebst seinem Bruder Aurelio, Rafaëlle da Monte Lupone, il Mosca Fiorentino, Nic. Tribulo, Contucci, und andere haben sich gleichsam um die Wette bemühet, ihre Kunst bey diesem Werke an den Tag zu legen. Es ist solches ohngefähr funfzig Fuß lang, dreyßig breit und eben so hoch. Alles was man daran sieht, ist von dem weißesten carrarischen Marmor. Jede von den langen Seiten ist mit sechs, die zwo schmalen aber mit vier korinthischen gestreiften Seulen gezieret. In den Zwischenraumen sind die vornehmsten Begebenheiten der h. Mariä en bas-reliefs vorgestellet. Zwischen diesen Hauptabbildungen sind zehn Statuen der Propheten, und über denselben zehn Sibyllen zu sehen. Unter den Propheten auf der Seite gegen Mittag wird David mit dem zu seinen Füßen liegenden Kopfe des Goliath vor andern wegen der künstlichen Arbeit hoch geachtet. An der Nordseite ist bey der Verlobung Mariä ein mit einem Hunde spielender Knabe (welchem seine Mutter, die ein Kind auf dem Arme hält, mit einer freundlichen und überaus vergnügten Mine zusieht) vortrefflich ausgedrücket. Zu diesem Stücke hat Contucci die Zeichnung und den Anfang gemacht, die Vollendung aber hat es demRafaëlle da Monte Lupone und dem Tribulo zu danken, von welchem letztern der Mann, so einen Stab von einander bricht, verfertiget ist. An der Seite gegen Morgen bewundert man an dem Stücke, das die außerordentliche Reise der Casa Santa durch die Luft bemerket, die künstliche und natürliche Ausdrückung eines Bauers, der gleichsam mit einem Geräusche, welches er mit dem Munde zu machen scheint, seinen Esel vor sich her treibt. An diesem Stücke haben Tribulo und Sangalli gearbeitet. Unter demselben liest man folgende Inscription:


Christiane Hospes, qui pietatis causa huc advenisti. Sacram Lauretani ædem vides divinis mysteriis & miraculorum gloria toto Orbe terrarum venerabilem. Hic sanctissima Dei Genitrix Maria in Lucem edita. Hic ab angelo salutata. Hic æterni Dei Verbum Caro factum est. Hanc Angeli primum a Palestina ad Illyricum ad duxere ad Tersanctum Oppidum anno salutis MCCXCI. Nicolao IV. summo Pontifice. Postea initio Pontificatus Bonifacii VIII. in Picenum translata prope Recinetam urbem in hujus collis nemore eadem angelorum opera collocata; ubi loco intra anni spatium ter commutato, hic postrema sedem divinitus fixit anno abhinc CCC. Ex eo tempore tantæ stupendæ rei novitate vicinis populis ad admirationem commotis, tum deinceps miraculorum fama longe lateque propagata, Sancta hæc domus magna apud omnes gentes veneratione habita, cujus parietes nullis fundamentis[898] subnixi, post tot seculorum ætates integri stabilesque permanent. Clemens VIII. Pontifex Maximus in hoc marmoreo lapide inscribi jussit. Anno Domini MDXCV.


Zu Zeiten dieses Pabstes Clemens des achten, war es nicht mehr wahr, daß die Casa Santa auf keinen Fundamenten ruhete, weil nach TVRSELLINI Erzählung p. 138 solche schon unter Clemens dem siebenten geleget worden waren.

Die Architectur des ganzen Werkes, womit das Haus von Nazareth umfangen ist, kömmt vom Bramante. Sansovino, Tribulo und Andreas Contucci hatten die Aufsicht über die Bildhauerwerke, auch selbst die meiste Arbeit dabey. Im Jahre 1579 kam endlich alles zum Stande, und hatte Gregorius der dreyzehnte die Ehre, die letzte Hand an ein so prächtiges Werk zu legen. Es steht solches mitten in einer schönen und weitläuftigen Kirche, daher es vom Winde und Regen nichts zu befürchten hat. Die Pilgrime verrichten ihre erste Proceßion gemeiniglich knieend um das heilige Haus, wobey jedoch ihnen nichts vorgeschrieben ist, sondern ihrem andächtigen Eifer überlassen wird, wie oft sie den Kreis machen wollen. Rand rechts: Proceßion im knieen.

Es wird niemand mit dem Degen oder einem andern Gewehre hinein gelassen, sondern es bleibt solches unter der Verwahrung eines Geistlichen, welcher der Thüre des Sanctuarii gegenüber sitzt, und auch die kleinen Geschenke an Geld, die man der Kirche zum Besten giebt, in Empfang nimmt. Rand rechts: Ablegung des Gewehrs. Es ist genug, wenn eine Gesellschaft von zwo bis drey Personen einen Scudo giebt, und eben so viel wird erfodert, wenn man den Schatz besieht. Rand rechts: Geschenke. Mit den Geschenken der Pilgrime hat es eine ganz andere Bewandniß, und kann man leicht erachten, daß solche jährlich viele tausend Ducaten ausmachen müssen.

Die außerordentliche und fast göttliche Verehrung, welche die Römischkatholischen der Mutter unsers Heilandes erweisen, ist bekannt: und da die Hochachtung der Reliquien in den letzten Jahrhunderten aufs äußerste gekommen, so ist leicht zu urtheilen, was für ein Zulauf beständig seyn müsse nach einem Hause, worinnen die h. Maria gebohren, erzogen, verlobet und verheirathet gelebet, die Menschwerdung Christi ihr verkündiget, sie vom heiligen Geiste überschattet worden, und endlich der Heiland selbst einen großen Theil seines Lebens zugebracht hat6. Rand rechts: Sonderbare Heiligkeit dieses Hauses. Von diesem letzten Umstande kömmt es auch, daß etliche Römischkatholische, wenn man ihnen die Frage vorleget: warum dieses einzige Heiligthum und nicht vielmehr andere Andenken der evangelischen Geschichte, sonderlich aber das heilige Grab durch den Dienst der Engel den Ungläubigen entzogen und in unsere europäische Länder versetzet worden? zur Antwort geben: es sey solches unter andern mit darum geschehen, weil der Heiland nach der Art der andern Menschen jederzeit eine große Liebe vor denjenigen Ort behalten, worinnen er währender seiner jungen Jahre manche vergnügte Stunden zugebracht habe Rand rechts: Warum die Engel lieber dieses Haus als z. E das Grab Christi aus Judäa weggebracht?.

Die Anzahl der Pilgrime soll sich vorzeiten in manchem Jahre auf zweymal hundert tausend Seelen belaufen haben. Rand rechts: Anzahl der Pilgrim. Nachdem aber die protestantische Lehre dem Ablaßhandel einen großen Abbruch gethan, auch unter denenjenigen, die sich noch zur römischen Kirche bekennen, der Eifer zu beschwerlichen Wallfahrten theils sehr erkaltet, theils in andere Orte sich vertheilet, so bleibt es itziger Zeit gemeiniglich bey vierzig bis funfzigtausend Pilgrimen, so in einem Jahre durch ihre Andacht hie her getrieben werden. Vor etlichen Jahren waren auf einmal neuntausend beysammen, und ist leicht zu ermessen, wie unruhig es bey solcher zahlreichen[899] Gemeine in diesem kleinen Städtchen müsse gewesen seyn. Theils kommen zu Fuße, theils auf Eseln oder Pferden; das weibliche Geschlecht, deren Zustand und Geldmittel es zulassen, wählen gemeiniglich ein Fuhrwerk zu ihrer Wallfahrt: und weil öfters gar starke Gesellschaften zugleich die Reise antreten, so fehlet es nicht an mancherley lustigen Händeln, die unterwegens vorgehen. Sobald sie die Straße erreichet, welche in der Vorstadt von einem Hügel herab geht, fangen sie an zu singen, und währet solches, bis sie an die Kirche kommen. Ist die Gesellschaft gar zu groß, so geht das Knieen um die Cala Santa nicht an, und müssen sie suchen ihrer Andacht auf andere Art ein Genügen zu thun. Die armen Pilgrime werden drey Tage lang in ein Hospital geführet und daselbst mit Betten, wie nicht weniger des Morgens und Abends mit Brodte und Weine versorget. Der größeste Zulauf ist im May, Junius und bis in die Mitte des Julius, wie auch im September, weil nach oer Offenbarung, welche der Einsiedler Paulus a Sylva vermittelst eines Gesichtes gehabt, Maria am achten Tage dieses Monats gebohren worden.

Was die große Kirche betrifft, in welcher die Santa Casa als unter einem Gezelte steht, so ist dieselbe aus Pietre Istriane, die dem römischen Travertino gleichen, aufgeführet. Rand links: Kirche, worinnen das h. Haus steht. Die Facciata ist ganz von Marmor und mit trefflicher Bildhauerarbeit gezieret, worunter die Statue der h. Mariä, so über dem Portal steht, von der künstlichen Hand des Lombardo kommt. Die drey Thüren, wodurch man von dieser Seite in die Kirche geht, sind von bronzo mit trefflichen bas-reliefs, welche verschiedene Geschichte des alten Bundes abbilden und Hieronymum Lombardum zum Meister haben, versehen. Ueber der mittelsten liest man:


Domus Deiparæ, in qua Verbum Caro factum est.


Außer dem Altare dell' Angelica Annunziata, welches außen an der Abendseite der Casa Santa angeleget ist, zählet man in der Kirche neunzehn Altäre und Kapellen, an welchen Peregrino Tibaldo, Annibale Caracci, Federico Barocci, Federico Zuccari, Gasparino, Giov. Baglioni, Simone Vovet, Girolamo Mutiani, Franc. Orvietano, Lorenzo Loth, Filippo Bellino d'Urbino, Giovanni Batt. di Montenuovo, Franc. Minciochio di Forli und andere geschickte Maler ihre Kunst erwiesen haben. Rand links: Gemälde.

Zu dem eisernen Gitterwerke, womit die Kapellen von vornen eingeschlossen sind, hat man die Fesseln von viertausend Christen, welche unter Pius dem fünften im Jahre 1571 durch den Sieg bey Lepanto aus der türkischen Sclaverey erlöset worden, verwendet. Rand links: Balustrade aus Sclavenketten. Die Hauptcuppola ruhet auf acht großen Pfeilern, und hat in derselben Christoforo Roncalli, sonst il Cavaliere Pomarancio genannt, die Himmelfahrt und Herrlichkeit der h. Mariä gemalet. Rand links: Cuppola. Von außen ist sie mit hundert und dreyzehntausend Pfunden Bley bedeckt7. Rand links: Bleyernes Dach.

Das Gefäß, woraus die Taufe verrichtet wird, steht in einer besondern Kapelle, und soll sechszehntausend Scudi gekostet haben. Rand links: Taufstein. Es ist solches von bronzo mit trefflichen bas-reliefs aus der Historie des alten Testamentes versehen. Ueber demselben zeigetsich die vom Johannes verrichtete Taufe des Heilandes, und zum Fundament dienen ihm die Statuen von vier Engeln. Der Meister dieses Werkes ist Verzelli da Camerino.

An dem schönen marmornen Grabmaale des Kardinals Gaetani liest man die Worte: Rand links: Epitaphium des Kardinals Gaetani.


NICOLAVS GAETANVS, C. Cardinalis Sermoneta Gentilis Papæ Bonif. VIII. cum sub id tempus, quo ille Pontificatum iniit, sanctam hanc domum hic tandem divinitus consedisse, & multa se a Deo Opt. Max. B. Virg. Deiparæ precibus obtinuisse[900] meminisset, sperans ejusdem opem morienti non defuturam, monumentum hoc marmoreum vivens & incolumis sibi faciendum curavit, atque in eo, ubi mortalitatem exuisset, corpus suum recondi voluit, ann. agens LIV. Obiit annos natus ferme LX. Ann. Sal. hum. MDLXXXV. Mense Majo.


Der Leichnam dieses Kardinals wurde nach seinem Tode von Rom hieher geführet, und auf dem Grabsteine eingegraben:


Hic habitato, quoniam elegi eam.


Das Estrich der Kirche ist aus weißen und rothen viereckigten Marmortafeln zusammengesetzt. Rand rechts: Fußboden.

Hin und wieder finden sich Beichtstühle, deren Ueberschriften andeuten, in was für Sprache man daselbst die Fremden höre und absolvire. Rand rechts: Beichtstühle. Etliche und zwanzig Jesuiten sind zu beständigen Beichtvätern verordnet, und findet jede europäische Nation wenigstens einen darunter, der ihre Sprache versteht. Vorzeiten hatten die Karmelitermönche die Aufsicht über die Casa Santa, und war ihnen solche vom Innocentius dem achten zugesprochen, nachdem sie vorgebracht, wie sie solche schon ehemals, da dieses Haus noch in Galiläa gestanden, gehabt, worinnen ihnen das Zeugniß einer besessenen Weibsperson Beyfall gab8. Rand rechts: Wie die Karmeliter die Aufsicht über das h. Haus verlohren. Zeugniß einer besessenen Person vor die Karmeliter. Nachdem diese Patres aber sowohl ihr Amt, als den Ort selbst wegen seiner Ungesundheit neun Jahre hernach verlassen, wurden unter Leo dem zehnten Canonici an deren Stelle verordnet und das Hauptwerk jederzeit durch einen Kardinal besorget, bis endlich Sixtus der fünfte einen eigenen Bischof hieher setzte. Um die Luft dieses Ortes gesunder zu machen, ließ Clemens der siebente mit glücklichem Erfolge etliche Hügel abtragen, Wälder aushauen und Moräste trocken machen. Rand rechts: Wie man die Luft dieses Orts verbessert.

Wegen der vielen Messen, welche theils auf ewig gestiftet, theils einzeln wohl bezahlet, und täglich gelesen werden, unterhält die Casa Santa bey achtzig Kapellanen, die nebst den Canonicis, Beneficiatis und andern Clericis, wie auch denenjenigen Geistlichen, so aus Andacht hieher kommen, dieses wesentliche Stück der römischen Religion beobachten. Rand rechts: Menge der Messen. Wenn man die Messen, welche theils in der Casa Santa. theils in der großen Kirche gehalten werden, zusammen rechnet, bringen solche täglich eine Summe von hundert und drey und zwanzig, und also für das ganze Jahr vier und vierzigtausendachthundert und fünf und neunzig.

Die Castraten, so in der Musik der Santa Cappella gebraucht werden, lesen hier gleichfalls Messe, und tragen währender selbigen ihre abgeschnittenen Testiculos und andere dergleichen Pertinentien in einer Schachtel in der Tasche bey sich, vermuthlich weil sie nach der Mathematik werden behaupten wollen, daß 99/100 und 1/100tel allezeit ein ganzes ausmachen. Rand rechts: Vom Meßlesen castrirter Priester. In Rom höret man von dergleichen Gewohnheit nicht, in dem obern Theile von Italien aber ist die Sache nicht ungewöhnlich.

Der Cybeles oder Matris Deum Priester männlichen Geschlechts mußten, nach des LVCIANI Berichte de Dea Syria, Leute von solcher Art seyn: und wer in solchen priesterlichen Verrichtungen einen Zugang zu besagter Göttinn haben wollte, konnte solchen nicht anders erhalten, als


Per triste vulnu, perque sectum dedecus;


wie sich PRVDENTIVSin Roman. Martyr. ausdrücket.[901]

Zu andern heidnischen Opfern würden sie sich auch nicht übel geschickt haben9, weil man ihnen des TIBVLLI Vermahnung Lib. II, Eleg. I nicht nöthig gehabt hätte vorzuhalten: Rand links: ErfoderteContinentia der Priester bey den Alten.


– – Casta placent Superis, discedat ab aris

Cui tulit hesterna gaudia nocte Venus.


Es betrifft sie ferner nicht die Verordnung des Juris Canonici: quod maritus post redditum propriæ uxori debitum conjugale non debeat Ecclesiam intrare nisi lotus. C. 7. vir cum propria. 33, q. 410. Endlich ist auch ihr Meßlesen nicht wider die päbstlichen Rechte, als welche nur diejenigen gestümmelten Personen vom priesterlichen Orden ausschliessen, welche sich mit Wissen und Willen um die Virilia, oder um einen Finger, Fuß oder Auge gebracht haben11. Rand links: Von der Mutilatione. Ist solches aber in ihrer Kindheit, oder wider ihren Willen und auf Verordnung der Aerzte geschehen, so gereichet es ihnen zu keinem Nachtheile12. Mit dem Mangel des linken Auges, welches Oculus Canonis genennet wird, hat es eine andere Bewandniß13, weil der Meß-lesende Priester mit solchem sich auf der Seite umsehen muß, wenn er saget: Dominus Vobiscum14. Rand links: Warum das linke Auge Oculus Canonicus genennet werde? Diejenigen, so mit eigener Hand oder auf ihr Geheiß und durch ihr Verschulden sich eines Gliedes beraubt sehen, haben einer Dispensation nöthig, wenn sie ordiniret werden wollen. Da man die Kleinigkeiten des Juris Canonici öfters mit vieler Sorgfalt beobachtet, so wäre zu wünschen, daß man hauptsächliche und sowohl in der gefunden Vernunft als in der christlichen Religion gegründete Verordnungen desselben nicht außer Acht ließe, und die italienische Clerisey unter andern die Canones ut Clericorum, de vita & honestate Cleric. wie auch c. Clerici de exces. Prælat. vermöge welcher ob Masculam Venerem die Beneficia den Uebertretern sollen weggenommen werden, mehr in Betrachtung ziehen und zur Vollstreckung bringen möchte.

Ehemals waren die Wände der Kirche zu Loreto mit einer Menge von Gemälden und theils hölzernen, theils wächsernen, oder auch metallenen Gelübden behängt: nachdem man aber gefunden, daß solche die Kirche verdunkelten und ihr eine schlechte Zierde brächten; so hat man sie im Jahre 1673 bis auf etliche wenige hinaus genommen und die silbernen wie auch goldenen Tafeln oder Stücke zu besserm Nutzen verwendet. Nahe bey der Casa Santa sieht man noch auf einem Gemälde einen Priester, der seine Eingeweide der heil. Rand links: Wunderwerk an einem Priester, der Mariä[902] darbringt, und hat es damit nach Anleitung der darunter geschriebenen Nachricht folgende Beschaffenheit: Es war dieser Mann, der zu Anfange des sechszehnten Jahrhunderts lebte und ungemeine Verehrung vor die loretanische Maria hegte, von Geburt ein Dalmatier. Rand rechts: sein Herz und Eingeweide auf den Händen aus der Türkey hieher gebracht. Sein Unglück wollte, daß er von den Türken gefangen und zum Abfalle von der christlichen Religion gereizet wurde. Solchen Versuchungen widerstand er nicht nur mit vieler Herzhaftigkeit, sondern hörete auch nicht auf, um den Ungläubigen wehe zu thun, den Namen Christi und der heil. Mariä so lange und oftmals laut anzurufen, daß sie endlich ihn fragten, warum er solches thue? Seine Antwort war: es geschehe solches, weil diese Namen sich in dem Innersten seines Herzens befänden; und als man drohete, ihm das Herz und Eingeweide aus dem Leibe zu reißen, wann er nicht alsbald Christum und Mariam verfluchen wollte, versetzte er: das erste stünde zwar in ihrer Gewalt, aber Christum und Mariam würden sie ihm nicht nehmen können. Die erbitterten Türken bedachten sich nicht lange, ihre Drohungen ins Werk zu setzen; und weil der dalmatische Priester währender seiner Marter mit lauter Stimme die h. Mariam angerufen und eine Wallfahrt nach Loreto gelobet oder versprochen hatte, gaben sie dem halbtodten Menschen das ausgerissene Herz nebst den Eingeweiden in die Hände, mit der spöttischen Vermahnung, anitzt sein Versprechen zu halten und solche der Mariä nach Loreto zu überbringen. Was geschieht? Der Märtyrer begiebt sich mit seinem ausgenommenen Herzen und Eingeweide auf den weiten Weg, und gelanget endlich nach Verfließung vieler Tage zu Loreto an, woselbst er seine ledige Brust und den leeren Leib nebst den herausgenommenen Theilen, die er auf den Händen vor sich her trug, zeiget, den Verlauf des ganzen Handels erzählet, und endlich nach abgelegter Beichte und empfangenem h. Abendmahle seinen Geist aufgiebt. Der Jesuit Tursellinus füget in seiner Historia Lauretana lib. II, c. 18 hinzu, man habe diese Eingeweide lange Zeit als ein Andenken in der Kirche aufgehängt gehabt: und als sie sich endlich verzehret, andere aus Holze nachgemachte an ihre Stelle gebracht, welche der Pabst Paulus der dritte wegnehmen lassen, weil das gemeine Volk anfing diesen Eingeweiden fast mehr Ehre als der h. Mariä selbst zu erweisen. Rand rechts: Abergläubische Verehrung hölzerner Eingeweide. Dieses deuten genugsam des TVRSELLINI Worte[903] an: Quia rusticani homines Lauretanum templum ingressi, animis tali spectaculo occupatis, Deiparam segniore colebant cura, tandem ea (exta) tolli placuit.

Aus vielen andern schwer zu glaubenden Geschichten, welche hier mit der allergrößten Gewißheit versichert und theils auch im Drucke erzählet werden, will ich des einzigen Gelübdes noch gedenken, welches um das Jahr 1586 aus den Niederlanden hieher übersandt worden, und aus einem Wachslichte, das drey hundert Pfunde wog, bestund. Rand links: Sonderbäre Umstände des Gelübdes eines Spaniers. Der Stifter dieses ansehnlichen Geschenkes war ein niederländischer Cavalier und Officier unter den Völkern des Herzogs von Parma, hatte aber das Unglück, daß er einsmals, da er mit acht Reutern auf Kundschaft ausgeschicket worden, in einen feindlichen Hinterhalt verfiel, und von acht hundert Mann, theils Reutern, theils Fußvolk angegriffen wurde. So sehr die Feinde ihm an der Zahl überlegen waren, so groß war des spanischen Officiers Vertrauen zu der h. Maria, welches ihm und den seinigen einen solchen Muth gab, daß sie nicht nur zwo Stunden lang sich in das schärfste Gefechte einließen und dadurch ihrer Partey Zeit gaben, ihnen mit Hülfe beyzuspringen, sondern endlich auch ihren Gegenpart in die Flucht schlugen. Bey diesem langen und hitzigen Treffen wurde weder einer von diesen neun spanischen Helden, noch eines von ihren Pferden verwundet. Ihr Heerführer schickte obgedachte Fackel nach Loreto, um daselbst an gewissen Tagen vor der Casa Santa zu brennen, wobey so viel baares Geld übermachet worden, daß aus dessen Zinsen, so oft eine solche Fackel sich verzehret, eine neue angeschaffet werden kann. (TVRSELL. lib. V, c.18) Daß dieser andere Mars aus Demuth seinen Namen verschwiegen, möchten einige fast für ein größeres Wunder als seinen wider die Feinde erhaltenen Sieg ansehen, und könnte man auf ihn den Schluß des Epigrammatis, so vom Beza auf die nicht weit von Nimes befindliche Brücke le Pont du Gar genannt, verfertiget worden, appliciren:


Et rursum hoc plus est, contemto laudis honore,

Artificem nomen non posuisse suum.

Mire epifex, quod Tu fecisti, sit licet ingens

Quod non fecisti, plus ego miror opus.


An der mitternächtlichen Seite geht man aus der großen Kirche in die Sacristey, worinnen sich nur diejenigen Priester, die in dem heiligen Hause die Messe lesen, dazu an- und auskleiden. Rand links: Gemalde der Sacristey. Die darinnen befindlichen Gemälde sind vom Raphael d'Urbino, Andrea del Sarto, Parmigianino, Federico Barocci, Guido Reni, Mutiano, Tintoretto, Paolo Veronese, Tearini, Schidoni, Cantarino und Fanelli. Aus derselben kömmt man in einen grossen Saal, dessen Decke vom Pomarancio gemalet, und der Fußboden aus Marmor von verschiedenen Farben zusammengesetzt ist. Dieses Zimmer fasset einen Schatz, so viele Millionen werth ist, in sich, nämlich die kostbarsten Juwelen und Gelübde, die der heil. Maria geschenket worden, und nicht zur Bekleidung ihres Bildes gebrauchet werden. Rand links: Schatz des h. Hauses. Solcher Reichthum hat sich erst seit dritthalb hundert Jahren angehäufet, indem noch im Jahre 1470 der Werth aller Geschenke, welche damals bey der Casa Santa waren, sich nicht höher als auf sechs tausend Ducaten belaufen. Man sieht den itzigen Schatz nicht ohne Erstaunen an, und ist solcher in Schränken in der Mauer, die mit kleinen Gitterwerken versehen sind, verwahret. In der Mitte eines jeden Gitters ist ein Hahn abgebildet. Um den Reisenden einen deutlichern Begriff von einer jeden Sache zu geben, ist der Geistliche, so herum führet, mit einem dünnen Stabe versehen, womit er jedes Stück genau bedeuten unddie dabey anzuführende Umstände desto vernehmlicher machen kann. Dieses wird auch bey der Besichtigung des Sanctuarii in dem heiligen Hause beobachtet. Alle und jede Stücke des[904] Tesoro anzuführen ist wohl nicht möglich, und begnüge ich mich nur von einigen, welche vor andern ins Auge fallen, Meldung zu thun, als da sind: Rand rechts: Verzeichniß der vornehmsten Stücke.

1) Die mit Juwelen besetzte königliche Krone und der Zepter, welche Christina, nach niedergelegter schwedischer Regierung, der h. Mariä als ein Opfer dargebracht hat.

2) Eine mit vielen Rubinen, Perlen und Diamanten gezierte goldene Krone, welche eine Prinzeßinn von Ragozzi hieher verehret hat.

3) Zweene Corallenäste, die beynahe einer Ellen hoch sind.

4) Eine Krone aus Lazulistein.

5) Eine Krone aus Achat.

6) Ein Kleid, welches Isabella, eine Prinzeßinn aus dem Hause Bourbon und Gemahlinn Philipps des vierten, Königs in Spanien getragen und hernach der loretanischen Mariä zurechte machen lassen. Solches ist mit sechs tausend sechs hundert und vier und achtzig Diamanten besetzt.

7) Ein Stück Smaragd, so groß als vier Menschenköpfe, in welchem als in einer Matrice sehr viele andere zusammen gewachsen liegen. Man zählet an dem äußersten Umfange allein hundert und sechs und dreyßig solcher Steine, worunter etliche fast so groß als eine Faust sind. Für dieses kostbare Werk der Natur, welches von Philipp dem vierten Könige in Spanien kömmt, soll ein Engländer neunzig tausend Scudi gebothen haben.

8) In einem andern Schranke zeigetsich ein aus Amethysten mit Golde zusammenge, setzter Berg, der aber nicht so groß, als das vorige Stück.

9) Eine von besagtem Philipp dem vierten hieher verehrte Kette des güldenen Vließes, so wegen der vielen und trefflichen Rubinen, Perlen und Diamanten unter die kostbarsten Dinge dieses Schatzes gerechnet zu werden verdienet.

10) Ein goldener mit Rubinen, Opalen, Smaragden, Perlen und Diamanten besetzter Leuchter von drey und zwanzig Pfunden und vortrefflicher Arbeit, kömmt vom Principe Camillo Pamfili.

11) Eine Krone, die aus Perlen und Rubinen zusammen gesetzt ist, kömmt von der Ragozzischen Prinzeßinn, deren oben schon Erwähnung geschehen ist.

12) Der Canon Missæ, dessen Band mit zwölf großen Topasen gezieret ist, von Ferdinand dem zweyten, Großherzogen zu Florenz.

13) Eine Perle, welche deswegen als unschätzbar und für das vornehmste dieses ganzen Schatzes gehalten wird, weil die Natur auf selbiger das Bildnißder h. Mariä, die gleichsam auf einer Wolke sitzt und das Kind Jesus auf dem Arme hält, ausgedrücket hat. Rand rechts: Perle, die ein Marienbild vorstellt. Die Kunst hat hiebey nichts gethan, weil die Perlen sich nicht verarbeiten lassen; dieses aber ist nicht zu leugnen, daß die Phantasie den Augen sehr zu Hülfe kommen muß, wenn man das deutliche Bild der h. Mariä finden will. Indessen bleibt dieses Stück (dessen Geber sich aus Demuth nicht hat kund machen wollen) allezeit wegen seiner ansehnlichen Größe von vielem Werthe, obgleich der daher genommene Beweis für die Anbethung der Mariä auf schlechtem Grunde beruhet. Der Chevalier Hans Sloane besitzt zu London eine schöne Perle, an welcher viele andere in der Gestalt einer Weintraube zusammen gewachsen sind15.[905]

Man hat Marmorstücke entdecket, worauf Apollo mit seinen Musen deutlich abgebildet gewesen. PLINIVSHist. Nat. lib. XXXVI, c. 5 gedenket des Bildnisses Sileni, so in einem von einander gespaltenen Marmor von Paros gefunden worden. Rand links: Andere dergleichen Wirkungen der Natur mit einemApolline, Sileno und Membro virili. In dem Kabinette des Giardino di Ghigi zu Rom zeiget man etliche zusammen gewachsene Pfirschen, die vollkommen ein Membrum virile vorstellen.

14) Ferner kömmt im loretanischen Schatze vor eine Perle von der Größe eines Taubeneyes, welche der Marquis del Vasto, so zur Zeit Karls des fünften lebte, und dessen vornehmster General war, geopfert hat.

15) Ein Stück von Oro Vergine oder gediegenem Golde, wie es von Natur in einem Bergwerke gewachsen, wiegt eilf Unzen.

16) Das Geräthe eines Altars von Börnstein nebst der Bekleidung des Altars und einem Meßgewande, welche beyde Stücke mit sechs bis sieben tausend Perlen, wie auch einigen Rubinen und Diamanten besetzet sind. Katharina Zamoischia, Herzoginn von Ostrog und Gemahlinn eines polnischen Großkanzlers, hat solches Geschenk, so auf zweymal hundert tausend Scudi geschätzet wird, im Jahre 1639 hieher gesandt.

17) Ein anderer vollständiger Altarschmuck (unter welchem nämlich die Dalmaticæ, Casula, Pluviale, Palliolum, Missale, Legile, das Crucifix, die Leuchter und Decken begriffen sind) ist nebst der priesterlichen Kleidung ganz mit Corallen gesticket, und erst vor wenigen Jahren von dem neapolitanischen Principe Avellini eingeliefert worden.

18) Der kaiserliche mit Diamanten gezierte Adler.

19) Ein anderer dergleichen, welcher aus lauter Diamanten zusammen gesetzet ist, und absonderlich auf seiner Brust einen Brillanten von ungemeiner Größe und außerordentlichem Feuer zeiget, wie er dann auch für den reinsten im ganzen Schatze gehalten wird. Dieses Werk ist nebst dem darum hangenden güldenen Vließe, so gleichfalls von kostbaren Diamanten glänzet, eines der schönsten Stücke desTesoro und ein Geschenk der Kaiserinn Mariä, der Mutter Leopolds des ersten.

20) Ein goldenes Schiff, als ein Gelübde einer mansfeldischen Prinzeßinn, die durch Beystand der h. Mariä aus einem Schiffbruche errettet worden.

21) Die Statue Mariä aus Börnstein auf einer goldenen basi.

22) Ein Diamant, der drey und siebenzig Gran wiegt, und vom Principe Carlo Doria kömmt.

23) Zween silberne Leuchter, deren der eine hundertund neun, und der andere hundert und zwölf Pfund wiegt, sind ein Geschenk des Kardinals Paulutii de Alteriis.

24) Der kaiserliche Adler von Golde, so der heil. Mariä in den Schooß fliegt, ist im Jahre 1700 vomPrincipe del Vasto geschenkt und mit Rubinen und Perlen reich besetzt.

25) Zween künstlich gearbeitete goldene Leuchter mit Achat, Chrysolith, Lazuli, Hyacinthen und Topasen besetzt; Ein Geschenk der verwitweten florentinischen Erbprinzeßinn, Violanta Beatrix, gebohrner bayerischen Prinzeßinn, welche vor etlichen Jahren zu Loreto gewesen ist.

26) Ihrer Freygebigkeit haben sieallhier auch zu danken ein silbernes Ostensorium von solcher Größe, daß kaum ein Mann es tragen kann.

27) Ein großes goldenes mit sechs ansehnlichen Saphieren und vielen Diamanten besetztes Kreuz, ist ein Andenken des portugiesischen Kardinals d'Acugna.

28) Als der englische Prätendent vor etlichen Jahren nebst seiner Gemahlinn hier[906] war, hat er die h. Mariam mit einem goldenen Engel, der eine halbe Elle hoch ist, beschenket; wofür ihm dieselbe desto mehr verbunden seyn wird, je weniger er dergleichen Gaben missen kann.

29) 30) Noch zwo königliche Kronen, deren die eine mit Perlen, und die andere grössere mit Diamanten reich besetzet ist. Beyde zeugen von dem großen Respect, den die schon obgedachte Prinzeßinn von Ragozzi für die h. Maria getragen hat.

31) Eine schöne Schale aus Lazulisteine mit goldenen Adern ruhet auf einem smaragdenen Fuße, woran drey goldene Sirenen, acht Diamanten, zehn Perlen und zwölf Rubinen zu sehen sind. Der Deckel ist vonCristallo di Rocca mit großen Rubinen und Diamanten besetzt. Heinrich der dritte, König von Frankreich suchte mit diesem Geschenke die Mutter Gottes zu erweichen, daß sie seine Ehe mit einem Kronerben segnen möchte; und liest man dieses sein Verlangen an dem goldenen Einfasse des Piedestal mit folgenden Worten ausgedrückt: Rand rechts: Gelübde des Königs in Frankreich Heinrichs des dritten.


Ut quæ prole ma Mundum Regina beasti,

Et Regnum & Regem prole beare velis.

Henricus III. Franc. & Polon. Rex Christianiss.

Anno MDLXXXIV.


Das Präsent wurde von der heil. Maria angenommen, der verlangte Ehesegen aber blieb aus.

32) Eine silberne und hundert und drey und funfzig Pfund schwere Statue, so von der bayerischen Churfürstinn Adelheit verehret worden.

33) Ein goldener Ring mit einem trefflichen Smaragde, welchen ein Unbekannter in den Opferstock geleget mit einem Zettel, worauf die Worte stunden:


Virgo Singularis

Mites fac & castos,

O Amor, qui semper ardes.

Et nunquam extingueris

Accende me,

Suscipe me servum tuum B.


Was das Anliegen dieses Menschen gewesen, überlasse ich andern zu errathen.

34) Ein großes mit schönen Diamanten bereichertes goldenes Herz, woran zwey Augen gleichfalls von trefflichen Diamanten funkeln, kömmt von der savoyischen Herzoginn Christina.

Dergleichen mit Juwelen besetzte kostbare Gelübde sind an der Zahl über drey hundert vorhanden, ohne die vielen einzelnen Edelgesteine, welche öfters ohne Namen eingesendet oder in den Opferstock gelegt werden.

Ferner findet sich in diesem Saale

35) Ein großer silberner Altar.

36) Die lothringische Stadt und Festung Nanci von erhabener silberner Arbeit, welches Stück drittehalb Spannen breit und fünf bis sechs lang ist.

37) Die vom Prinzen de Conde hieher geschenkte Bastille aus Silber. Desgleichen die Städte von Mayland, Ferrara, Bologna, Ascoli, Fermo, Recanati, Ancona, Monte Santo, Sarnano, Saverne etc. nebst der ganzen Herrschaft von Montalto, welche Stücke man mit Rechte die kostbarste geographische Sammlung nennen könnte. Einen Theil davon hat man in drey andere Sacristeyen gebracht, woselbst auch die zwölf silbernen Apostel, so[907] zusammen vier hundert und fünf und zwanzig Pfund oder acht hundert und funfzig Mark wiegen, nebst andern silbernen und goldenen Geschirren, die in unglaublicher Menge vorhanden sind, verwahret werden. Den Reichthum an Silber zeiget man ordentlicher Weiseden Fremden nicht, weil er gegen die andern Kostbarkeiten gar zu geringe scheint, ob gleich die Menge den niedrigen Preis des Metalles ersetzet.

Es ist indessen leicht zu vermuthen, daß viele silberne Tafeln und Gelübde, die nicht vor andern in die Augen fallen, verschmelzet und in die Münze gebracht werden: gleichwie man die überflüßigen Juwelen, welche nicht zur Schau dienen, verhandeln und zu Gelde, das besser genutzet werden kann, machen wird; sonderlich wenn sie von längst verstorbenen Leuten oder nach ihren andern Umständen solchergestalt beschaffen sind, daß allem Ansehen nach keine Nachfrage mehr darnach geschehen wird. Rand links: Was man mit den überflüßigen Juwelen mache. Ich weis, daß reisende und fremde Juwelirer mit großem Vortheile die Klöster in Italien besuchet und manche gute Steine um einen leidlichen Preis erhandelt haben, weil den Mönchen mit baarem Gelde viel gedienet war, auch die Sache heimlich bleiben konnte und mußte. Vielleicht wird an manchen Orten die Zahl der Juwelen beybehalten und nur ein schlechter Stein gegen einen bessern eingeschoben, welches mit der Zeit niemand merket oder untersuchen kann, wenn er gleich gern wollte.

In der obgedachten Sala del Tesoro steht auf einem Steine, womit der Fußboden beleget ist, die Jahrzahl 1626, zum Gedächtnisse, daß in solchem Jahre ein Dieb, der sich heimlich daselbst verschließen lassen, durch ein besonderes Wunder auf dieser Stelle in die Steine und Erde bis an den halben Leib versunken, also daß er sich weder regen noch bewegen können, sondern seiner gerechten Strafe in die Hände fallen müssen. Rand links: Wunderbare Entdeckung eines Diebes. Was etliche vorgeben, daß der Boden auf diesem Platze niedriger und eingebogen, befindet sich nicht also. Andere erzählen itztgedachte Geschichte mit andern Umständen; der Endzweck aber von beyderley Fabeln ist dieser, daß man die Leute desto mehr von allem Unternehmen wider diesen Vorrath von Kostbarkeiten abschrecke.

So sehr sich nun die Loretaner auf den sichtbaren außerordentlichen Schutz der heil. Mariä, was insbesondere auch diesen ihr geheiligten Schatz belangt, zu verlassen haben, so wenig halten sie es doch rathsam, sie gleichsam in Versuchung zu führen, und hat man dannenhero nicht nur die Fenster des Saales mit starken eisernen Gittern verwahret, sondernauch die Stadt selbst mit Befestigungswerken versehen. Rand links: Wie man auf die Sicherheit dieses Schatzes bedacht sey. Diese sind nach Aussage einer Inscription, die an einem Bastion zu lesen ist, im Jahre 1521, unter dem Pabste Leo dem zehnten aufgeführet worden, und versichern die Stadt genugsam gegen einen unvermutheten Ueberfall von Seeräubern, ob sie gleich sonst von keiner Wichtigkeit sind, und an manchen Orten die Zusammenhängung der Häuser die Stelle der Mauern vertreten muß. Rand links: Fortification der Stadt. Insgemein hat Loreto keine Besatzung, und ist zu verwundern, daß die Türken noch nicht mit mehrerm Ernste, als geschehen, sich Meister von der trefflichen hier verwahrten Beute zu machen gesucht haben. Rand links: Warum die Türken nicht suchen, sich von Loreto Meister zu machen. Der Respect gegen die h. Mariam hat sie schwerlich davon abgehalten, ungeachtet man in Loreto vorgiebt, daß auch die Türken in großer Seegefahr öfters ihre Zuflucht zu ihr nehmen, und hernach durch Uebersendung kostbarer Geschenke die Danksagung für die erlangte Hülfe an den Tag legen. Die Römischkatholischen sagen zwar, daß so oft die Türken etwas wider Loreto unternommen, sie allezeit durch ein außerordentliches Wunder und einen übernatürlichen Schrecken zurück getrieben worden wären. Allein diesen Wundern trauen die Einwohner selbst so wenig zu, daß man es darauf nicht ankommen läßt, sondern bey der geringsten anscheinenden Gefahr den Schatz nach Ancona oder anderwärts in mehrere Sicherheit[908] zu bringen pflegt. Man beschuldiget den General Langallerie und Comte de Linange, daß unter ihren Anschlägen (die übrigens meistentheils auf Chimären und Phantastereyen hinaus laufen) auch die Ueberrumpelung von Loreto mit begriffen gewesen. Die eigentliche Ursache, warum die Türken nichts rechts gegen Loreto unternehmen, mag wohl seyn, daß das adriatische Meer in diesen Gegenden sehr seicht ist, also daß man mit großen Schiffen nicht an das Ufer kommen kann. Da nun Loreto über dieses noch drey italienische Meilen davon entfernet ist, so kann keine Landung in solcher offenen und freyen Gegend so geheim und eilig geschehen, daß indessen nicht das ganze Land, welches für die Vertheidigung der Mariä Gut und Blut wagen würde, in die Waffen sollte gebracht werden. In Loreto sind überdrey hundert Bürger und die Zahl der sämmtlichen Einwohner sowohl in der Stadt als den zwo Vorstädten wird über sieben tausend Seelen gerechnet. Wenn türkische Flotten sich in der See befinden, werden sie mit einer Garnison aus der umliegenden Gegend verstärket.

Wenn man aus der Kirche tritt, findet man rechter Hand die sitzende Statue des Pabstes Sixtus des fünften, über einem mit vielen bas-reliefs gezierten Piedestal. Das ganze Werk ist aus bronzo und vom Antonio Calcagni verfertiget. Rand rechts: Statue Sixtus des fünften.

Auf dem großen Platze vor der Kirche hat Paulus der fünfte, der vermittelst eines aquæductus aus den umliegenden Hügeln die Stadt mit gutem Wasser versehen, auch eine schöne marmorne Fontaine aufrichten lassen. Rand rechts: Paulus des fünften Wasserleitung. Pallast bey der Kirche. Der Pallast, der um den Platz gebauet ist, dienet um die Geistlichkeit und die Bediente des heiligen Hauses, den Gouverneur der Stadt und die vornehmen Standespersonen, so als Pilgrime kom men, zu logiren. In demselben befindet sich auch der Weinkeller der Casa Santa, der hundert und acht und funfzig gemeine Schritte lang ist, eigentlich aber aus zwölf hellen Gewölbern besteht, welche mit mehr als hundert und vierzig großen Fässern Wein angefüllet sind. Rand rechts: Weinkeller. Eines davon hält vier hundert und zwanzig Barili oder Tonnen, auf deren jede mehr als neunzig parisische Chopines gehen. Ein anderes ist von drey hundert und fünf und sechszig Barili, und kann man vermittelst eines einzigen Hahns dreyerley, nämlich weissen, röthlichen und ganz dunkel-rothen Wein daraus zapfen. Ueber dem Keller sind die Küchen, nebst den Vorrathskammern und der Apotheke. Rand rechts: Apotheke. In dieser zeiget man drey hundert und acht und dreyßig meist große und mit Deckeln versehene Gefäße aus falschem Porzellan oder Ouvrage de Fayance, so auch Majolica genennet wird. Rand rechts: Porzellan, das Raphael gemalt haben soll. Den fast unschätzbaren Preis geben ihnen die darauf befindlichen Gemälde, die theils verschiedene Historien des alten und neuen Bundes, theils die alten römischen Geschichte, theils auch die Metamorphosin Ovidii und mancherley Figuren von spielenden Kindern vorstellen, welches alles für die Arbeit des berühmten Malers Raphael d'Urbino ausgegeben wird. Ein Herzog von Urbino hat durch dieses Geschenk seines Namens Gedächtniß stiften wollen, und wissen die Italiener nicht, wie sie genug von dieser Sammlung pralen sollen. Nach ihrem Vorgeben hat ein Großherzog von Florenz eben so große Gefäße von Silber an ihre Stelle liefern wollen. Für die vier Evangelisten und den Apostel Paulum hat Ludwig der vierzehnte eben so viele goldene Stücke, ein französischer Maler aber drey tausend Scudi, und die schwedische Königinn Christina sechs tausend Scudi für fünf andere, welche man zeiget, gebothen. Besagte Königinn, die solche Sammlung allen andern Kostbarkeiten zu Loreto, wie man saget, aus dieser Ursache vorgezogen, weil die Juwelen, Silber und Gold ihres gleichen noch in der Welt hätten, auch ihr Verlust einigermassen ersetzet werden könne, welches bey diesem Porzellan nicht angehe, soll auf die abschlägliche Antwort, die sie wegen des angebothenen Kaufes erhalten, ein anderes schönes Stück[909] aus diesem Vorrathe entlehnet, aber niemals wiedergegeben haben. Vermuthlich hat sie geglaubet, es anderwärts und durch ihr Opfer schon mehr als zu viel bezahlet zu haben.

Wenn alle diejenige porzellanene Geschirre, denen des Raphael Namen hier und da einen großen Werth giebt, von diesem Meister gemalet wären, müßte er fast nichts anders als solche Arbeit unter Händen gehabt haben; allein vielleicht ist kein einziges Stück von ihm, wo er nicht etwan in seiner Jugend sich zum Zeitvertreibe mit etlichen wenigen aufgehalten hat. Rand links: Ob dergleichen Werke vom Raphael sind? Die Gelegenheit zu solchem falschen Gerüchtehat vermuthlich Battista Franco, ein geschickter venetianischer Maler gegeben, welcher nach VASARI Berichte, bey denen Zeichnungen, die er für solche Porzellangeschirre verfertigte, sich der Kupferstiche, so von des Raphael und anderer berühmten Meister Arbeit heraus waren, bedienete. Einige Desseins solcher Werke mögen auch wohl vom Raphael seyn, weil der Baron Tallis in Venedig ein Schreiben von diesem großen Künstler besitzt, worinnen er der Herzoginn von Urbino Nachricht giebt, daß er mit denen Desseins, welche diese Prinzeßinn für die zu machende Porzellane ihres Schenktisches verlanget hatte, fertig sey16. Allein hieraus folget keinesweges, daß er selbst dergleichen Gefäße gemalet habe.

Das Arsenal ist in einem der obern Stockwerke, und von keiner Wichtigkeit. Rand links: Arsenal. Vieles Gewehr ist bey andern Gelübden der Pilgrime hieher geschenket worden; und darunter auch ein kurzes Pistol, welches ein Herzog von Urbino selbst verfertiget haben soll. Ein anderes von einem Fremden vor zwey Jahren verehrtes Pistol ist kaum eines Fingers lang, und von artiger Arbeit. Die Kugel, so es schießt, ist nicht größer als ein kleines Pfefferkorn. Man zeiget auch zwey kleine Gestücke, die vor zweyhundert Jahren den Türken, als sie eine Landung wider Loreto gewaget, abgenommen seyn sollen; imgleichen eine große noch geladene Bombe, von welcher man vorgiebt, daß sie in einer Wachsfackel, so die Türken als ein Gelübde übersandt, verborgen gewesen. Rand links: Fabel von einer verrätherischen Wachsfackel. Die Absicht der Türken sey hiebey dahin gegangen, wenn das Licht bis auf die Bombe abgebrannt seyn würde, alsdann die ganze Casa Santa durch deren Gewalt in die Luft zu sprengen; welches aber durch eine wunderthätige Vorsehung der h. Mariä entdecket und verhütet worden. Ein Schrank ist mit verbothenem Gewehre, welches man hieher geschenket hat, angefüllet.

Von der Rüstkammer geht man vollends hinauf zu denen drey Glocken, welche von Päbsten angeschafft worden sind. Rand links: Glocken. Die größeste davon, Loreto genannt, wiegt zwanzigtausend Pfund, und ist ein Geschenk Leo des zehnten. Man ist gewohnt, um den Klang derselben den Fremden recht vernehmen zu machen, sie in ihrer Gegenwart stark anzuschlagen.

Die hiesige Geistlichkeit gesteht, daß die Casa Santa von liegenden Gründen und andern sichern Vermögen jährlich sieben und zwanzig bis dreyßigtausend Scudi Einkünfte habe, worunter die Geschenke und Gelübde, welche sich in Ansehung so vieler tausend Menschen, die hieher kommen, nothwendig auf sehr hohe Summen belaufen müssen, nicht begriffen sind. Rand links: Einkünfte und Ausgaben des h. Hauses. Unterdessen, damit andächtige Seelen keine Gelegenheit haben möchten ihre eifrige Freygebigkeit erkalten zu lassen, bemühen sie sich, sowohl mündlich als in gedruckten Schriften, den Fremden weis zu machen, daß ihre nothwendigen Ausgaben die jährlichen beständigen Einkünfte um zehntausend Scudi überschreiten, und daher der Beytrag frommer Christen ganz unentbehrlich sey. Nach ihrem Vorgeben werden jährlich in der Kirche und Santa Casa vierzehntausend Pfund Wachs verbrennt, welche dreytausend zweyhundert undzwanzig Scudi kosten, so man dahin gestellet seyn läßt, sowohl als die Ausgabe von vierhundert[910] und zwanzig Scudi für Oel, dessen man in den Lampen nöthig hat; was etliche andere Puncte ihrer Rechnungen aber anlangt, so werden sie keinen Unparteyischen leicht überreden, daß die Unterhaltung der zwanzig Jesuiten und anderer Pfaffen über fünftausend Scudi, die zwölf Canonici sechstausend Scudi, und die übrigen Bediente über sechszehntausend Scudi wegnehmen. Das unter Gregorius dem dreyzehnten gestiftete Collegium Illyricum, worinnen dreyßig junge Leute aus den sclavonischen Landen in der Philosophie und Theologie unterrichtet werden, ist auf Clemens des achten Befehl nach Rom verleget worden.

Die Nahrung der Einwohner von Loreto besteht theils in Bewirthung der Fremden, theils in Verfertigung und Verkauf vieler Medaillen, Kreuze mit dem Bildnisse Mariä, bemalter papiernen Käppchen, Bänder (worauf mit silbernen oder goldenen Buchstaben die Höhe des Bildnisses Mariä, der Umfang ihres Kopfes und Gürtels, die Maaße des Christkindes und dergleichen ausgedrücket sind), Rosenkränze und andere Dinge, welche durch die Herumrührung in der irdenen Schale, woraus das Kind Jesus den Brey und Maria ihre Suppe gegessen, eine sonderbare Kraft wider die Kopfschmerzen, den Schlag und andere schlimme Zufälle bekommen. Rand rechts: Nahrung der Einwohner von Loreto. Absonderlich hat man sich über die große Menge der Rosenkränze, die man hier von allerley Arten und Preisen verfertiget, zu verwundern.

Loreto hat auf seinem Walle und Bollwerken eine halbe, außer denselben aber eine ganze italienische Meile im Umfange. Rand rechts: Lage und Umfang der Stadt. Die Aussicht gegen die See und in das mit vielen fruchtbaren Bäumen besetzte Thal ist vortrefflich, auch die gegen Rom nach dem Monte Reale angelegte Vorstadt lustig und wohl gebauet, mit einer geraden und breiten Straße. Wenn es hell Wetter, und die Sonne aufgeht, kann man von Loreto die Berge von Croatien, die jedoch hundert und fünfzig italienische Meilen entfernet sind, sehen.

Der Zulauf von Fremden verursachet in Loreto eine starke Zufuhr von Lebensmitteln: und ob die Wirthe gleich die Fremden so viel möglich übersetzen, so wird man hingegen jedoch auch wohl gespeiset. Rand rechts: Wirthshäuser. Die Einwohner sind höflich, und findet man auch auf den Postwechslungen von Rom bis Bologna viel bescheidenere Leute, als von Florenz nach Rom: welches vermuthlich daher kömmt, daß der Umgang mit den Fremden ihnen bessere Manieren giebt. Rand rechts: Höflichkeit der Einwohner dieser Gegenden. Anbey bemerket man, daß das gemeine Volk in Abfoderungen der Trankgelder viel höflicher und begnügsamer gegen diejenigen Fremden ist, welche von Rom zurück kommen, als gegen die, so erst dahin gedenken. Denn von diesen letzten haben sie die Gedanken, daß solche Reisende noch nicht eigentlich wissen, was ihnen von Rechtswegen zukomme; und solchemnach halten sich die Italiener berechtiget, ihr Heil, so viel es nur seyn kann, gegen solche Fremde zu versuchen. Eine deutliche Probe davon kann man auf den Poststationen bey dem Trankgelde für die so genannten Maëstri di Stallo oder Stallknechte haben, welches ihnen keinesweges gebühret und auf den Posten von Loreto gar nicht oder nur bittweise verlanget, auf dem Wege von Florenz aber mit vielem Ungestüme abgefodert wird.

In der Gegend von Loreto und der Stadt selbst hat man einen starken Ueberlauf von Bettlern. Rand rechts: Menge der Bettler. Auf der Landstraße haben sie im Frühlinge die Gewohnheit, den Reisenden Bluhmen in den Wagen zu werfen, um desto eher eine Beysteuer zu erhalten.

Etliche italienische Meilen von Loreto rechter Hand in der Gegend nach Ancona ist der Flecken Cirolo oder Scirolo wegen der Wallfahrten, die zu einem wunderthätigen Crucifix geschehen, berühmt. Rand rechts: Wallfahrt nach Cirolo. Die Italiener sagen: chi e andato à Loreto, e non à Cirolo, havisto la madre, e ha lasciato il figliolo; in der That aber ist es nichts anders, als eine neue Gelegenheit den Pilgrimen ihre Beutel noch leerer zu machen. Die vielen daselbst aufgehängten Gelübde sind von schlechtem Werthe, und wird auch sonst ein Fremder, dernur aus Neugierigkeit[911] und in der Absicht, etwas zu lernen, reiset, nichts daselbst finden, so die Mühe des gemachten Umweges belohne. Der Wein, so in dieser Gegend wächst, ist gut und vielleicht derjenige, welchen PLINIVSHist. Nat. Lib. XIV, c. 6 unter dem Namen vom anconitanischen Gewächse, den besten italienischen Weinen beyfüget. Rand links: Wein dieser Gegenden. Der Wein, so heut zu Tage um Ancona und in solcher Nachbarschaft gekeltert wird, taugt nicht viel.

Ehe ich die Nachricht von Loreto schließe, muß ich noch hinbeyfügen, daß die See in dasiger Gegend zu gewissen Jahreszeiten ganz runde steinerne Kugeln auswirft, deren Ursprung ich mir nicht zu entscheiden getraue. Rand links: Von denen runden Steinen, welche die See auswirft. Indessen kann es wohl seyn, daß ihnen nur die Bewegung der Wellen die gedachte Rundung gebe, und sich also bey ihnen nicht so viel Schwierigkeit finde, als bey etlichen stratis terræ, die weit von der See entfernet und fast mit unzählig vielen runden Steinen angefüllet sind. Dergleichen zeigen sich eine halbe Meile von Helmstädt bey dem Kloster St. Marienthal, desgleichen an den Eisensteinen verschiedener würtembergischen Gegenden, und endlich auch nach Agricolä Berichte im Königreiche Neapolis bey der Stadt Potentia, allwo manche die Größe einer Canonenkugel haben.

Ich bin ...

Loreto, den ... April 1730.

Fußnoten

1 Vid. HoratiiTVRSELLINIHistoria Lauretana, edit. Venet. 1727, 8, p. 27, sq.


2 Man würde ein sehr starkes Verzeichniß liefern müssen, wenn man alle Meisterstücke nennen wollte, welche von den Händen des Evangelisten Lukas sollen gekommen seyn. Schade ist es nur, daß das ganze Vorgeben von der Malerkunst dieses heiligen Geschichtschreibers auf dem sehr verdächtigen Zeugnisse des Nicephorus, mithin auf sehr bodenlosen Stützen beruhet. Das ganze Gedichte behält auch kaum einen Schatten der Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenket, daß sowohl die ältesten Juden als Christen nach dem glaubwürdigen Berichte des Josephus und Clemens Alexandrinus die Malerkunst überhaupt als etwas dem Staate und der Religion sehr gefährliches verdammet haben. Dazu kömmt das Stillschweigen der ältesten Geschichtschreiber, welches desto mehrere Aufmerksamkeit verdienet, weil die ehrwürdigen Väter der zweyten nicänischen Kirchenversammlung keinen Maler Lukas kennen, da doch desselben Exempel ihrer eifrigen Vertheidigung der Bilder den größten Nachdruck hätte geben können. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die vorzüglich lebhafte Abbildung und Beschreibung, welche Lukas von den Tugenden der Maria macht, zu dem ganzen Gedichte Gelegenheit gegeben, welches Schlichter in eclog. hist. de Luca pictore widerlegt hat. Ist es doch noch nicht einmal ausgemacht, ob Lukas eben derjenige sey, welchen Paullus Col. 4. v. 14 mit dem Namen eines Arztes beleget. Wenigstens erregen BASNAGEannal. eccles. Tom. I, a. 60. p. 710 und HEVMANNPoecil. Tom. II, l. 4, p. 418 wider die Arzneywissenschaft des Evangelisten nicht ganz unerhebliche Zweifel. Indessen kann man ihn doch mit mehrerer Wahrscheinlichkeit zum Arzte als zum Maler machen, weil das Zeugniß der ältesten Kirchenväter eines Ambrosius, Hieronymus, Chrysostomus und Eusebius für die erstere Meynung streiten. Paullinus erkläret sich ebenfalls für die Arzneywissenschaft des Lukas:


Bis medicus Lucas prius arte deinde loquela.

Bis medicus Lucas, ut quondam corporis ægroa

Artus consolidat, & nunc in mentibus ægris

Composuit geminos vitæ medicamina libros.


3 Der Prophet Baruch gedenket C 5, v. 20 der Gesichter von Götzenbildern, die vom Rauche der vielen um sie angezündeten Lichter ganz schwarz gewesen. Siehe auch ARNOBIVMlib. VI, advers. gentes, p. 202.


4 Nach dem Berichte Dionis in seinem zwey und siebenzigsten Buche hat der Kaiser Commodus eine goldene Statue, die tausend Pfund gewogen, besessen. Es kömmt solche aber noch nicht denen prächtigen Stücken bey, womit Ptolomäus Philadelphus einsmals dem Volke bey einem Aufzuge seine Macht und Herrlichkeit zeigen wollte, indem man, wie Calixenes Rhodius beym Athenäus im fünften Buche berichtet, bey solchem Gepränge zween goldene Adler, deren jeder funfzehn Ellen oder cubitos lang war, hundert goldene Betten, drey tausend zwey hundert goldene Kronen, und vor andern eine dergleichen Krone von achtzig Ellen, so über den Eingang des Tempels Berenices gesetzet wurde, zählete; der andern fast unglaublichen Reichthümer zu geschweigen.


5 Die Casa Santa ist zwar mit vier Thüren versehen, allein die eine ist blind, und das Mauerwerk nur für dreye durchbrochen. Die metallene Arbeit daran wird dem Hieronymus Lombardus zugeschrieben.


6 Daß Maria nach dem Tode ihres Sohnes in des Evangelisten Johannis Behausung gezogen, sieht man aus Joh. 19, v. 27.


7 Siehe Le Glorie maëstose del Santuario di Loretto, so Balthasar Bartoli zu Macerata in 8 herausgegeben hat.


8 TVRSELLIN. l. c. p. 104. Dieses war eben diejenige Besessene von Grenoble, von welcher man, wie oben gemeldet worden, die Plätze, wo Maria und der Engel bey der Verkündigung gestanden, erlernet hat.


9 Ein allzuängstliches Vorurtheil von der nöthigen Enthaltung der Priester hat nicht nur die Heiden, sondern auch eine herrschende Religionspartei unter den Christen zu allerhand Ausschweifungen, und die letztern zudem unchristlichen Verbothe der Priesterehen verleitet. Niemand wird leugnen, daß die Gabe der Enthaltung eine Zierde des geistlichen Standes sey. Es ist auch ganz begreiflich, daß die römische Kirche bey Untersagung der Priesterehen ihren Vortheil gefunden habe. Allein selbst das päbstliche Kirchenrecht verstattet keine gar zu enge Schranken. GRATIAN.causs. 35, qu. 2: Copula sacerdotalis nec legali nec evangelica vel apostolica auctoritate prohibetur. Pabst Gregorius der siebente hat zuerst der Clerisey den ehelosen Stand mit Gewalt aufgedrungen; und Altmann, ein gebohrner Deutscher und Bischof zu Padua, ist sein Waffenträger gewesen. Je mehr die Gewalt der Clerisey bey diesem Joche befestiget worden, desto weniger ist es zu verwundern, daß diese die verscherzte Freyheit verschmerzen können. Die Bemühung, welche man sich in den neuern Zeiten auf der tridentischen Kirchenversammlung gegeben, um den Geistlichen die verlohrne Freyheit wieder zu verschaffen, ist durch das verabscheuungswürdige Vorurtheil des Kardinal Campejus entkräftet worden ap. SLEIDAN. l. 4: multo gravius esse peccatum, quod sacerdotes fiant mariti, quam si plurimas domi meretrices alant. Man lese hiebey LAMBERT. SCHAFNAE. ad a. 1074. Joh. Andr. SCHMIDde apostolis uxoratis. ZIEGLERde Diac. vet. ecclees c. 14. CHEMNIT. exam. concil. Trident. P. III, und vornehmlich CALIXT. de conjugio clericorum.


10 Auf Mosis Befehl mußten diejenigen, welche sich dem Berge Sinai nähern und die Stimme des Herrn hören wollten, sich drey Tagelang ihrer Frauen enthalten (2 Mos. 19). Und der Priester Abimelech wollte dem David und seinen Gefährten nicht eher von den geheiligten Schaubrodten zu essen geben, bis sie versichert, daß sie in etlichen Tagen ihren Ehegenossen nicht beygewohnet hatten. Auf diese äußerliche Reinlichkeit zielen die Patres häufig in ihren Schriften: und als die Päbste viele Jahrhunderte hernach ihrem politischen Vortheile und Absichten gemäß hielten, daß der Ehestand der Clerisey ganzlich untersaget würde, wußten sie sich dergleichen Zeugnisse trefflich zu bedienen. Der Pabst Nicolaus der erste verboth in dem Respondis ad consulta Bulgarorum (ap. I. ABB. Concil. T. VIII, p. 538, §. 63) überhaupt, des Sonntagsnicht ehelich beyzuwohnen. Wie sich unter den Heiden auch diejenigen, welche nicht Priester waren, dabey aber sich einer sonderlichen Frömmigkeit zu seyn scheinen wollten, in Ansehung ihrer Opfer in Acht nahmen, sieht man aus LAMPRIDIO, wenn ercap. 29 vom Alexandro Severo meldet: Si facultas esset, id est, si non cum uxore cubuisset, matutinis horis in larario suo – – rem divinam faciebat.


11 c. pœnitentes 3, c. si quis abscidit 4, c. qui partem 6, c. lator. II, c. si Evangelica 13, dist. 55.


12 dict. c. si quis abscidit c. 1, 3, & 5, corp. vitiat. ord c. si quis a Medicis 7, dist. 55: Nisi sit eluscatus c. fin. dist. 55: quia talis nunquam ordinari potest.


13 Vid. c. ult de corpore vitiatis non ordinandis, & c. 2, de Cler. ægrot.


14 Jener halbgelehrte Pfaff, als er sich umsah, und nur eine Person, die seiner Messe zuhörete, fand, vermeynte es gar wohl zu machen, da er sagte: Dominus tibiscum.


15 Es ist dieses nicht das erste mal, da der Verfasser des Sloanischen Naturalienkabinets gedenket. Und es ist dasselbe in der That von so ausnehmender Pracht, daß man schon seit einiger Zeit einen öffentlichen Parlamentsschluß erwartet hat, welcher die Zerstreuung eines so vorzüglichen Schatzes von Seltenheiten nach dem Ableben des itzigen Besitzers verhüten soll.


16 Conf. D.VincenzoVITTORIAOfservazioni sopra il Libro della Felfina Pittrice, Rom. 1703, 8.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 2. Hannover 1751, S. 912.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Chamisso, Adelbert von

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

In elf Briefen erzählt Peter Schlemihl die wundersame Geschichte wie er einem Mann begegnet, der ihm für viel Geld seinen Schatten abkauft. Erst als es zu spät ist, bemerkt Peter wie wichtig ihm der nutzlos geglaubte Schatten in der Gesellschaft ist. Er verliert sein Ansehen und seine Liebe trotz seines vielen Geldes. Doch Fortuna wendet sich ihm wieder zu.

56 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon