[941] Fünf und sechszigstes Schreiben.

Relation von der Stadt Bologna.

Bologna ist sowohl in Ansehung ihrer Größe, als auch wegen der Menge ihres Adels, der Anzahl ihrer Einwohner und guten Handlung, nach Rom für die beste und reichste Stadt des ganzen Kirchenstaats zu achten. Rand links: Größe und Lage der Stade. Ihr Umfang ist von fünf bis sechs italienischen Meilen; und weil sie viel länger als breit ist, so gleicht ihre Lage einem Schiffe, davon der Thurm Asinelli den Mastbaum bedeuten kann. Rand links: Anzahl der Einwohner. Die Anzahl ihrer Einwohner soll sich auf achtzig bis neunzigtausend, des ganzen Gebiethes aber (so aus dreyhundert und acht Städten, Flecken und Dörfern besteht) auf dreymal hundert und achttausend Seelen belaufen. Ihr alter Namen war Felsina, welchen man von einem toscanischen Könige Felsino, der sie fünf und zwanzig Jahre vor Erbauung der Stadt Rom gestiftet haben soll, herleitet. Die Benennung von Bononia kömmt nach einiger Meynung von einem Nachfolger des Felsini, Bono genannt, nach anderer Muthmaßung aber von den Bojis. Rand links: Benennung der Stadt. Diese Stadt hatte unter dem Schutze der deutschen Kaiser schon lange Jahre eine Art von Freyheit behauptet, als sie sich im Jahre 1278 dem Pabste Nikolaus dem dritten einigermaßen unterwarf. Rand links: Wie sie unter die päbstliche Gewalt gekommen? Es blieb aber ihr Zustand theils wegen der innerlichen Unruhen, theils wegen der Kriege mit den Benachbarten in unbeständigem Wechsel, bis der Pabst Julius der zweyte bey Gelegenheit des venetianischen Krieges sie völlig mit dem päbstlichen Gebiethe verknüpfte, und die Familie der Bentivogli, welche noch das meiste in der Stadt zu sagen hatte, ausjagte. Bey dieser anfänglich freywilligen Unterwerfung der Stadt versprach man ihr das Recht einen Gesandten am päbstlichen Hofe und einen Auditorem in der Rota zu halten, keine Citadelle anzulegen, und die Güter der Bürger unter keinerley Vorwand zu confisciren. Solche Bedingungen sind bisher richtig gehalten, und saget man dannenhero als etwas besonders von Bologna, daß sie sey senza fisco e Citadella. Die geistlichen Sachen verwaltet der Erzbischof, die weltlichen aber ein Kardinal mit dem Namen eines Legati a Latere, dem ein Prälat, alsVice-Legatus, beygefüget ist. Rand links: Regierungsform. Der Legatus wird alle drey Jahre entweder abgewechselt oder bekräftiget. Das Haupt des Raths, der aus funfzig Senatoren besteht, ist der Gonfaloniere, welcher die Polizey- und Kammersachen unter Händen hat.

Die Einwohner paßiren überhaupt für aufgeweckte Köpfe, die ihre lustigen Einfälle und bons mots mit einem satirischen Sticheln wohl zu vergesellschaften wissen. Rand links: Verstand der Einwohner. Gegen die Fremden brauchen sie viele Höflichkeit, und so viel der äußerliche Augenschein giebt, sind sie in ihren Handwerken und Manufacturen fleißig und arbeitsam. Rand links: Seidenmanufacturen. Die Menge und Güte der Seide bringt der Stadt eine starke Nahrung, und schaffet ihr der kleine Fluß Reno, davon ein Arm durch die Stadt fließt, vielen Vortheil bey ihren Seidenmühlen, woselbst öfters ein einziges Rad über vier bis fünftausend Rollen oder Rädchen mit großer Geschwindigkeit herum treibt und (sonderlich wenn die Seide gut ist oder nicht viel reißt) mehr ausrichtet, als eben so viele tausend Spinnerinnen bestreiten würden. Gedachtes Rad geht nicht so stark, daß man es nicht leicht anhalten könnte, und alsdann stehen alle Spulen stille: gleichwie auch in der Seidenmühle zu Utrecht die Aufhebung eines Gewichtes von einem einzigen Pfunde, welches in das Wasser hängt, das ganze Wesen ins stecken bringt. Rand links: Vergleich mit der Seidenmühle zu Utrecht. Diese itzterwähnte[942] holländische Seidenmühle, die einem Kaufmanne in Amsterdam zusteht, hat zwar nicht so viele Spulen als die meisten bolognesischen Werke, allein sie ist an einem hellern und geräumigern Orte, als man in den Fabriken von Bologna insgemein findet, angeleget, daher sie ein Reisender mit mehrerm Vergnügen besieht.

Die Damaste, Satin, Taffet und Sammet von verschiedenen Arten, so in Bologna verfertiget werden, sind in großem Rufe. Rand rechts: Handlung der Stadt. Mit Flachse und Hanse treibt die Stadt auch große Handlung, und wird der letztere häufig nach Venedig in das Arsenal zu Segeln, Stricken und Tauen gebracht. Mit Oele und Weine, so in dieser Gegend wächst, werden auch auswärtige Provinzen versehen. Der Wein wird wegen seiner Stärke gleich anfänglich und beym Keltern mit einem vierten Theile Wassers vermischet, zum Gebrauche der Messe aber besonders und rein verfertiget. Rand rechts: Vermischung des Weins. Man kann solchen in den Klöstern zu kosten bekommen.

Die vielen Nußbäume, welche um Bologna wachsen, geben zu vielerley artiger Holzarbeit, und die Menge der Quitten, die von trefflicher Größe und gutem Geschmacke sind, zu mancherley Confituren, so außer Landes verführet werden, Gelegenheit. Man handelt auch mit allerley Essenzen und Aqua vitæ, Waschseife und Schnupstobacke. Rand rechts: Arzeneyen. Der Theriac wird jährlich vor jedermanns Augen und mit vielem Gepränge in dem Studio publico zubereitet, auch ein anderes Mittel wider Gift,l'Elettuario di Martino genannt, allhier gemacht und gar hoch geachtet. In der Gegend des Flusses Setta findet sich gutes Bergkrystall, so in Bologna zu Tobackdosen, Kronenleuchtern und dergleichen Meublen verarbeitet wird. Das Frauenzimmer in den Klöstern ist in Verfertigung der schönsten Bluhmen aus Silber, Seide, Nesseltuch, Schmelzarbeit, Hausblasen etc. sehr geschickt: und ob zwar das beste davon nur zu Geschenken gebraucht wird; so sind doch viele solche Zierrathen auch in Kramläden feil, aus welchen sie in fremde Länder verhandelt werden. Rand rechts: Künstliche Bluhmen. Gleiche Bewandniß hat es mit mancherley Früchten aus Wachs, in welchen man die Natur auf das beste nachzuahmen.

Ehemals zog die kleine Art von Hunden, die man von Bologna kommen ließ, jährlich nicht wenig Geld dahin; allein heut zu Tage ist man von dieser Schwachheit sehr zurück gekommen: und weil keine sonderliche Nachfrage mehr darnach geschieht, so werden davon wenige aufgezogen, dergestalt, daß sie in Bologna selbst anfangen seltner zu werden, und man für das Stück; wenn es nur ein wenig sein und schön ist, vier bis fünf Louis d'or zahlen muß. Rand rechts: Anmerkung über die Bologneser Hunde. Wie etliche vorgeben, so wird das Wachsthum dieser Thiere sehr verhindert, wenn sie alsbald nach ihrer Geburt, und hernach ferner mit Spiritu Vini an den Füßen und Rückgrade öfters gewaschen werden. Rand rechts: Wie dergleichen Thiere klein zu behalten? Die Ursache davon kann in der Austrocknung der Säfte gesuchet werden, und vielleicht die Wirkung selbst in der That mehr gegründet seyn, als wenn (in den Miscellaneis Curiosis Medico-Physicis Academiæ Naturæ curiosorum, die im Jahre 1670 zu Leipzig heraus gekommen) behauptet wird, man könne dadurch, daß das Rückgrad der neugebohrnen Kinder mit dem Fette von Ratzen, Fledermäusen und Maulwürfen geschmieret würde, sehr kleine Zwärge ziehen. Honig und Wachs ist in dieser Gegend in solcher Menge zu haben, daß man auch den Nachbarn davon mittheilen kann.

Die Eßwaaren finden sich in Menge und sonderbarer Güte. St. Marco und il Pelegrino sind schon seit vielen Jahren die besten Wirthshäuser, welche man auf der ganzen Reise durch Italien antrifft. Rand rechts: Wirthshäser. Das Federvieh überhaupt ist groß und wohlgeschmackt, vor. nehmlich aber muß solches von den Tauben der hiesigen Gegend und der ganzen Lombardie gerühmet werden. Rand rechts: Treffliche Tauben. Die bolognesischen Cerveltat-wie auch andere geräucherte Würste, (salsicie, mortadelle etc.) Zungen und gesalzenes Fleisch sind durch ganz Europa bekannt, und[943] werden die geräucherten Würste sogar nach Ost- und Westindien versendet. Man hat sich aber beym Einkaufe wohl in Acht zu nehmen, weil nicht jedermann einerley Geruch oder Geschmack liebet, und in viele derselben Knoblauch oder andere dergleichen Kräuter vermischet werden. Man machet sie auch in Parma und Florenz nach.

Die Bologneser behaupten, ihre Käse wären so gut, als die parmesanischen, verkaufen auch eine große Menge unter diesem Namen. Aus allen diesen sieht man gar leicht die Ursache, warum Bologna la grassa genennt werde. Der kleine Arm des Reno, der durch die Stadt fließt, giebt ihrer Handlung keinen geringen Vortheil, indem sie vermittelst desselben einen Canal nach dem See Valle di Marara gezogen, aus welchem sie ihre Waaren bequemlich nach Ferrara, und ferner auf dem Po fortbringen.

Das vornehme Frauenzimmer geht auf französische Art gekleidet: von dem übrigen sieht man die meisten in einem schwarzen Rocke und mit einem schwarzen seidenen Regentuche über dem Kopfe. Rand links: Freyheit des Frauenzimmers. Ueberhaupt genießt das weibliche Geschlecht in Bologna mehrere Freyheit als in vielen andern Städten Italiens. An keinem Orte habe ich so viele blinde Leute als hier bemerket, davon mir die eigentliche Ursache unbewußt ist. Man findet aber auch viele Leute in öffentlichen Straßen mit Brillen auf der Nase, welche nicht über Blödigkeit des Gesichtes zu klagen haben, sondern ihre Augen allenthalben herumschweifen lassen, ohne durch die Brillen zu sehen. Diese Mode kömmt aus Spanien, und soll eine sonderbare Gravität anzeigen, daher auch sonderlich die Mönche und Pfaffen einen Staat damit führen.

In den meisten Straßen der Stadt sind vor den Häusern gewölbte Gänge oder Galerien, worauf das zweyte Stockwerk ruhet. Rand links: Galerien vor den Häusern. Diese sind zwar bey starkem Winde, Regen und Sonnenscheine sehr bequem, allein sie benehmen den Häusern alle diejenige Zierde, welche ihnen eine schöne Facciata oder ein ansehnliches Thor geben könnte. Weil auch die daran befindlichen Seulen bald hoch, bald niedrig, bald rund, bald viereckigt oder achteckigt, hier und da von Steinen und an etlichen andern Orten nur von Holze sind, so kann solches unmöglich gut ins Auge fallen. Gedachte Galerien werden nur zum gehen gebraucht, und ist die Straße, worinnen die Wagen fahren, um ein gutes Theil niedriger. Die Dächerder Häuser sind von Ziegeln, aber sehr flach und ohne hervorreichende Spitzen, als welche auf der Seite nach der Straße mit einer kleinen Vormauer also verdecket ist, daß man nichts davon sieht.

Der Thurm degli Asinelli wird von etlichen für den höchsten von ganz Italien wiewohl ohne Grund ausgegeben, weil die Cuppola von der St. Peterskirche zu Rom auch in diesem Stücke ihm weit zuvor geht. Rand links: Thurm degli Asinelli. Seine ganze Höhe ist nur von dreyhundert und ein und siebenzig Fußen, oder vierhundert und vier und sechszig Stufen, davon vierhundert und neun und vierzig bis an den Umgang, die übrigen funfzehn aber vollends oben hinauf, wo die Glocken sich befinden, reichen. Es ist auch falsch, daß oben ein verguldeter eiserner Korb hänge, worinnen man einen Mönch, der aus der Beichte geschwatzet, andern zum Exempel habe sterben lassen. Der Thurm ist viereckigt und nur mit hölzernen Treppen versehen. Den Namen führet er von Gerhard Asinelli, welcher diesen Bau im Jahre 1109 auf seine Unkosten unternommen hat. Rand links: Räthsel von seiner Aussicht. Insgemein wird gesagt, man könne von seiner Höhe hundert und fünf Städte (Cento e cinque Città) übersehen; allein die Auflösung solches Räthsels kömmt auf das zweydeutige Wort Cento an, welches das nomen proprium einer nicht weit von hier gegen Norden liegenden kleinen Stadt ist. Die übrigen fünf Städte, welche man von dem Thurme sehen kann, sind Imola, Butrio, Ferrara, Modena und Bologna selbst. Gleiche Bewandniß hat es, wenn man in französischer Sprache von einem Berge, der beym[944] Dorfe Trente und zwischen den zwo Städten Beziers und Narbone liegt, saget: Jai vû d'une montagne Trente & deux villes..

Nahe hiebey steht ein anderer viereckigter Thurm, dessen Namen Garisenda etliche von demjenigen, der die Unkosten aus Neid gegen den obgedachten Gerh. Asinelli dazu hergegeben, andere aber von dem Baumeister dieses Werkes herleiten. Rand rechts: Hangender Thurm Garisenda. Seine Höhe ist anitzt nur von hundert und dreyßig Fußen, soll sich aber ehemals viel weiter erstrecket haben, ehe seine Fundamente gewichen, und ein großer Theil entweder herabgefallen oder abgenommen werden müssen. Wenigstens steht dieser Thurm noch heut zu Tage so krumm, daß ein Perpendikel, welcher von der Seite seiner Sinkung herabgelassen wird, sieben völlige Fuß von seinem Fundamente abweicht. Es ist abgeschmackt, wenn man vorgiebt, das Werk sey mit Fleiß auf diese Art angeleget, weil es eine große Thorheit gewesen seyn würde, so viele Unkosten anzuwenden, um zu zeigen, daß auch ein Thurm abhängig gebauet werden könne, indem dieser Satz mit leichterer Mühe nur mit den Steinen eines Bretspieles oder auf tausend andere Arten hätte erwiesen werden können, und keine große Kunst zu Aufführung eines solchen Werkes erfodert wird. Es ist aber dieses nicht der einzige schiefe Thurm in Italien, sondern man findet dergleichen auch zu Pisa, Ravenna, Mantua und an der Kirche St. Maria Zobenica zu Venedig.

Der Thurm Garisenda ist oben ganz zugedeckt: der Rath hat den Schlüssel zu seinem Eingange, und läßt nicht gerne jemanden hinauf; woraus abermals erhellet, daß man sich auf die angerühmte Baukunst nicht allzusehr verlasse, und das Werk, so viel es nur möglich ist, nicht beunruhige. Sowohl an diesem Thurme als an dem Asinelli, sind auf allen Seiten Löcher sechs bis sieben Fuß übereinander in der Mauer zu sehen, welche bey der Ausbesserung zum Gerüste nöthig sind, und nicht ausgefüllet werden.

Der Pallast, worinnen der Legatus nebst dem Vice-Legato, dem Gonfaloniere und sehr vielen andern obrigkeitlichen Personen wohnet, auch alle Collegia sich versammlen, liegt an dem großen Marktplatze und ist zweyhundert und achtzehn gemeine Schritte lang. Rand rechts: Pallast des Legaten. Die italienische Reisebeschreibung, so unter dem Namen deSEINE herausgekommen, giebt diesem Gebäude eine Facciata von tausend vierhundert und zwanzig Fuß; allein da dieses Buch mit vielen hundert groben Unwahrheiten angefüllet ist, so hat man nicht besondere Ursache, sich über diesen Fehltritt zu verwundern.

Ueber dem Eingange steht die metallene Statue des Pabstes Gregorius des dreyzehnten, eines Bolognesers, welche eilftausend dreyhundert Pfunde wiegt. Rand rechts: Statue Gregorius des dreyzehnten; Bonifacius des achten. Sie ist vom Alexandro Minganti, und wird wegen ihrer guten Arbeit sehr hoch geachtet. Linker Hand (in Ansehung desjenigen, der in das Thor gehen will) findet sich die Statue des Pabstes Bonifacius des achten.

Wegen der Zusammenkunft des Kaiser Karls des fünften und des Pabstes Clemens des siebenten, wobey sich Karl der fünfte im Jahre 1530 von dem Pabste krönen lassen, liest man allhier folgende Inscription in Kupfer eingegraben: Rand rechts: Denkmaal der Krönung Karls des fünften.


CLEMENS VII. PONT. MAX.


Ut Christianæ Reip. statum formaret, cum Carolo V. Imper. Bononlæ congressus est: In hanc Urbem Cæsar Non. Novemb. a Christi Natali 1529 introiit, pro Templi foribus de More Pont. Max. adoravit, Ejus hortatus consilio cum restituto in Mediolani avitum Regnum Francisco Sfortia ac Venetis Pace data cunctæ Italiæ otium ac tranquillitatem diu optatam reddidisset, Imperii coronam hoc pompæ ordine accepit. Fenestra hæc ad dextram fuit Porta Prætoria, ea gressus Cæsar per[945] pontem sublicium in ædem D. Petronii deductus, Sacris rite peractis a pont. Max. Auream Coronam Imperii cæteraque insignia accepit; inde cum eo triumphans, exercitu ornatissimo præeunte urbem perinstravit. Cum ambo in eodem Prætorio totam hyemem conjunctiff. de summa deliberantes egissent, Cæsar post suum adventum Meuse V. in Germaniam ad tumultus impiorum civium sedandos & Bellum Turcicum cum Ferdinando Fratre Pannonlæ Rege apparandum profectus est. Hujus rei monumentum hoc Innocentio Cibo Card. Legato auctore, Uberto Gambara Urbis Præf. referente, S. P. Q. B. extare voluit.

Non. Nov. MDXXX.


Diese Inscription meldet, daß Karl der fünfte den Pabst beym Eingange der Kirche auf gewöhnliche Art verehret habe, ohne hinbeyzufügen, worinnen solche Verehrung bestanden habe. Rand links: Wie weit sich Karl der fünfte vor dem Pabste gedemüthiget habe. Nach Jovii, Masenii und der Frundsbergischen Historie Berichte hat der Kaiser dem Pabste die Füße gekußt; nach Burnet Erzählung aber (Hist. Ref.Angl. lib. 2.p. 50) hat der Pabst, welchen die in Deutschland angefangene Reformation vielleicht höflicher gemacht hatte, den Fuß zurück gezogen, und dafür Karln den fünften umhalset. Wenigstens meldet Jovius, daß der Pabst auch nach vollbrachter Krönung aus sonderbarer Bescheidenheit nicht verstatten wollen, daß der Kaiser ihm den Steigbügel gehalten hätte, welches vermuthlich auch des Kaisers Ernst nicht mag gewesen seyn, als welcher eine starke Armee mit sich führete, und Clemens dem siebenten schon gezeiget hatte, daß sein kindlicher Gehorsam gegen den h. Vater seine Gränzen haben könne, wenn man ihm etwas ungereimtes anmuthen würde1 Selbst in Bologna drang Karl der fünfte in einer öffentlichen Versammlung der Kardinäle und des Pabstes auf ein freyes Concilium; und als der Pabst dem kaiserlichen Kanzler, der deswegen eine wohlgesetzte lateinische Oration anfing, mit folgenden Worten in die Rede fiel: Quare Tu mihi sic contradicere audes & dominum contra me incitas? nahm Karl der fünfte das Wort und vollführte in lateinischer Sprache, was er dem Kanzler zu sprechen aufgetragen hatte2.

Nichts ist hochmüthiger, als daß die sogenannten Servi Servorum3 vermittelst der verlangten Haltung des Steigbügels sich von römischen Kaisern nicht anders haben bedienen lassen, als wann diese des heiligen Stuhls Stallknechte wären. Rand links: Ehemaliger Hochmuth der Päbste.

Anfänglich mochten die großen Herren theils aus Gefälligkeit, theils aus blindem Religionseiser sich zu solcher ihnen in der That unanständigen Verrichtung haben verleiten lassen;[946] es währete aber nicht lange, so machten die Päbste eine Gerechtigkeit daraus: und liest man mit Verwunderung, wie der Kaiser Friedrich der erste nach langem Weigern von den bey sich habenden Fürsten und Ständen, kraft dieser alten Gewohnheit, dahin vermocht worden, daß er dem Pabste Adrian dem vierten den Steigbügel gehalten. Rand rechts: Wie Friedrich der erste den Steigbügel hat halten müssen. Ehe sich der Kaiser zu solcher Erniedrigung verstund, ließ ihn der Pabst zum Fußküssen, das osculum pacis aber oder den Friedenskuß versagte er ihm4. Nach solcher Zeit ist dergleichen Anmuthen mit mehrern Zusätzen dem Cerimoniali Romano5 als ein ausgemachtes Recht einverleibet worden, welchem sich aber in diesem Stücke vermuthlich auch die dem päbstlichen Stuhle am eifrigsten ergebene weltliche Herren nicht mehr unterwerfen werden, seit dem die Reformation in vielen Dingen auch den römischkatholischen Layen die Augen geöffnet hat. Beym Matthäus c. 20, 26 heißt es: Wer der Vornehmste unter des Heilandes Jüngern seyn wolle, solle der andern Knecht oder Diener werden, und vermuthlich haben die Päbste auf diesen Tert gezielet, wenn sie sich Servos Servorum6 genennet7; allein kein Joch ist jemals schwerer gewesen als dasjenige, welches diese Knechte ihren Mitknechten aufgeleget haben, wo sich nur die geringste Gelegenheit dazu geäußert hat. Prætextu cœli captant terras.

Eine an dem Frontispicio dieses päbstlichen Pallastes befindliche Inscription betrifft die Pest, mit welcher im Jahre 1650 diese Gegend dergestalt heimgesuchet worden, daß in der Stadt drey und zwanzigtausend vierhundert und acht und achtzig, und in dem dazu gehörigen Striche Landes achtzehntausend Menschen daran gestorben sind. Rand rechts: Denkmaal der Pest vom Jahre 1650. Die endliche Nachlassung derselben wird der h. Mariä einzig und allein zugeschrieben, und ist das Denkmaal in folgenden Worten verfasset:


Mariæ Sospitatriel

Adeste o Sol ac Luna testes

Vos autem, quæ marmor hic præco nunciat, audite

O Secula!

Sæviebat virulenta lue feralis Erinnis

Squallebat ubique funere Civitas jamjam futura

Vastitas

Cum opifera ex empyreis Mariæ rosetis

adspirante aura[947]

Illico evanuit virus, stetit occidio, revixit salus.

Inde Diva Sospitatrix circumducto per vias triumpho

In subjecta hic platea animis æque ac gemmis coronata

Novo Regina jure

In Bononiensium corda regnavit.

Manu socia, Pietate pari

Hinc Amonius Card. Santacrucius Legatus

Etiam in Marcello Santacrucio Nepote hodie Prolegato amabilissimus

Inde Hieronymus Card. Columna Archi-Episc. Opt.

Inter servati populi mixtas lætitiæ lacrymas,

Acclamatione coronar.

Votiva quotanni in ævum supplicatione beneficium testatura

Bononia a peste sibi superstes posuit.

Regnante Innocentio Papa X.

Legato Fabritio Card. Sabello

Archiepiscopo Nicolao Card. Ludovisio

Anno Jubilæi MDCL.


Was die Zimmer, so den Fremden gezeiget werden, anlangt, so findet man in einem derselben, il Salone d'Ercole genannt, dieses Helden Statue aus Terra cotta von ungemeiner Größe und Kunst. Rand links: Salone d'Ercole. Der Meister davon ist Lombardo. Der Saal selbst wird mit eisernen Stangen zusammen gehalten. Ein anderer kleiner Saal stellet in seinenFresco-Gemälden die vornehmsten Thaten der Bologneser mit darunter gesetzten lateinischen Versen vor, wobey der Sieg über den sardinischen König Hencium keinesweges vergessen worden, und liest man unter dem Einzuge mit diesem ihren Gefangenen die Worte: Rand links: Leben und Gefangenschaft des KönigsHencii.


Felsina Sardinlæ Regem sibi vincla minantem

Victrix captivum Consule ovante trahit.

Nec patris imperio cedit, nec flectitur auro,

Sed putat hoc magnum, detinuisse, decus.

Excitat augustam regalis carceris aulam,

Sic nostri victis consuluere Patres.


Die ersten drey Zeilen sind schwarz geschrieben, und dabey der Buchstabe N gesetzet. Bey den drey folgenden roth-geschriebenen Versen stcht auf der Seite .

Hencius war ein mit einer Concubine Blanca, Marquise von Lanzen gezeugter Sohn des Kaiser Friedrichs des zweyten8, welcher von der Schenkung der Insel Sardinien, so die Pabste an die Pisaner gegeben hatten, nicht wissen wollte, und daher seinen Sohn, der[948] sich an die sardinische Fürstinn Adela verheirathet hatte, anfänglich mit gutem Glücke wider den Pabst und die Pisaner zu Felde und nachmals auch den Modenesern zu Hülfe schickte. Man erzählet allhier und melden auch die bononischen Geschichtschreiber, es habe Friedrichder zweyte einen goldenen Ring, der um die ganze Stadt gehen sollte, vergeblich für die Freyheit seines Sohnes gebothen. Vielleicht hielt man das Erbiethen für allzuzweydeutig, weil die Dicke des Ringes nicht dabey gemeldet worden, und allenfalls ein goldener Drath auch dessen Stelle hätte vertreten können. Vielleicht verursachte auch der bald darauf nämlich im 1250 Jahre erfolgte Tod des Kaisers, daß niemand ferner bey den damaligen unruhigen Zeiten des Interregni sich des gefangenen Prinzen annahm. Dieses ist gewiß, daß seine Gefangenschaft von 1249 bis an sein Ende, welches im Jahre 1272 erfolgte, angehalten hat. Daß der ganze Pallast, welchen der Legatus anitzt mit dem übrigen Magistrat bewohnet, nur allein zum Gefängnisse dieses Prinzen erbauet worden, ist eine Pralerey, welche auch dadurch widerleget wird, daß ein so weitläuftiges Werk mehrere Jahre zu seiner Vollendung erfordert, als von dem Leben eines einzigen Gefangenen zu vermuthen sind. Man sieht über dieses aus des CaroliSIGNORIHistoria Bononiensi, lib. IV, p. 78 und lib. VI, p. 115, daß der eine Pallast der Republik, welcher il Palazzo vecchio del Commune oder del Podesta genennt wird, schon im Jahre 1200, der andere aber, so den Namen von Palazzo Maggiore führet, im 1245 Jahre angefangen worden. Letzterer ist derjenige, von welchem allhier die Rede ist. Inzwischen bleibt es eine öffentliche Unwahrheit, wenn RicordanusMALESPINIcap. CXI, p. 97 vorgiebt, die Bologneser hätten den gefangenen Prinzen in ein eisernes Käfig gesperret, und darinnen bis an sein Ende gelassen.

Ueber dem Salone d'Ercole ist der farnesische Saal, welcher von der darinnen befindlichen und durch Zachariam Zacchiam di Volterra aus Marmor verfertigten Statue des Pabstes Pauli des dritten aus dem Hause Farnese den Namen hat. Rand rechts:Sala Farnele. Der Plafond und die Wände sind auf Unkosten des Kardinals Farnese von den berühmtesten Meistern der Stadt Bologna gemalet. Rand rechts: Gemälde. Unter andern haben Emilio Taruffi und Carlo Cignani Franciscum den ersten König in Frankreich vorgestellet, wie er in Gegenwart des Pabstes Leo des zehnten zu Bologna, nach der Wundergabe und Kraft zu heilen, welcher die Könige von Frankreich sich anmaßen, die Kröpfe angerühret. Rand rechts: Gedanken über die Wunder Franciscus des ersten und Leo des zehnten. Was für Wunder Leo der zehnte gethan habe, melden die Geschichtschreiber nicht. Die Protestanten gehen vielleicht zu weit, wenn sie einen offenbaren Atheisten aus ihm machen wollen9. Unterdessen ist jedoch ausIOVIO, einem eifrigen römischkatholischen Geschichtschreiber (in vita Leonis X. lib. III, p. 192) bekannt, daß dieser Pabst in Verdacht der Sodomiterey gekommen. Eben dieser Jovius setzt die Schwelgerey und wollüstige lebensart an ihm aus; welchen Mängeln andere in diesem Stücke unverdächtige Autores10 die unmäßige Liebe zu der Jagd, dem Vogelfange, der Musik, dem Pracht, kostbaren Gastereyen etc. beyfügen. Daß er seinen besten Zeitvertreib bey Schmarutzen,[949] Hofnarren und Possenreißern gesucht, bezeuget MATTHIEUHist. de Henry IV. lib. VII, T. II, p. 716. Wie wenig er hingegen die Theologen geachtet, und wie er überhaupt mehr Werkes aus der Poesie, Mythologie und andern weltlichen Wissenschaften als aus der Theologie gemacht, kann man aus des PALLAVICINIConcilio Trident. cap. 2. n. 2, p. 50 ersehen. Bey so bewandten Umständen ist wohl zu vermuthen, daß Leo der zehnte, wenn er gesehen, wie der wollüstige junge König Franciscus der erste sich der Gewalt Wunder zu thun angemaßet, keine andern Gedanken habe führen können, als diejenigen, so nach CATONISCensoris Urtheile allen Aruspicibus, welche einander begegneten, billig hätten in den Sinn kommen und darinnen sich äußern sollen, daß keiner den andern ohne Lachen hätte ansehen können11.

Ein anderes schönes Gemälde des farnesischen Saales stellet des Pabstes Pauli des dritten Einzug in Bologna vor. Rand links: Andere Gemälde der Sala Farnese. Die Wasserleitung, womit der Kardinal Albornos sich ein ewiges Andenken in dieser Stadt gestiftet, wird durch ihr Dessein, welches in seiner Gegenwart mit einem Zirkel auf einem Blatte Papier abgestochen wird, angedeutet. Die Krönung Karls des fünften ist vom Ludov. Scaramuccia di Perusa. Endlich ist unter den merkwürdigen Geschichten der Republik auch die Erlangung des Bildnisses Mariä, so vom Lukas verfertiget worden, abgebildet.

Des UlyssisALDROVANDIMusæum, welchesin diesem Pallaste mit solchem Fleiße verwahret wird, daß es nicht ohne Beyseyn eines Senators geöffnet werden kann, besteht unter andern Merkwürdigkeiten aus hundert und sieben und achtzig Folianten und mehr als zweyhundert Säcken voll einzelner Blätter, welche alle von der eigenen Hand dieses Gelehrten geschrieben sind. Rand links: Museum Aldrovandi. Man zeiget auch das Portrait einer Weibsperson mit einem großen Kapuzinerbarte, von welcher Aldrovandus meldet, daß er sie selbst gesehen habe. Rand links: Bärtiges Frauenzimmer. Zu dieser Sammlung ist das Kabinet des Marquis Cospi gekommen, das insbesondere einen ansehnlichen Vorrath von Medaillen hat. Der Catalogus davon ist im Drucke. An den Treppen und über den Thüren der Zimmer stehen etliche Brustbilder von Päbsten, worunter sich Urban der achte und Innocentius der zehnte befinden.

Die Kriegs-Munitiones, Artillerie und Gewehr für sechstausend Mann werden gleichfalls in diesem Pallaste verwahret. Rand links: Arsenal. Der medicinische Garten, so im Hofe angeleget worden, ist gar klein und von keiner Wichtigkeit. Rand links: Medicinischer Garten. Der öffentliche Platz vor dem Pallaste ist dreyhundert und siebenzig Fuß lang und dreyhundert breit. Eine darauf befindliche Fontaine, welche mit ihren unterirdischen bleyernen Röhren siebenzigtausendScudi d'Oro (deren jeder zu sechszehn und einem halben Paoli gerechnet wird) soll gekostet haben, giebt ihm eine sonderbare Zierde. Rand links: Fontaine. Die daran befindlichen metallenen Statuen sind vom Giovanni di Bologna, das übrige vom Antonio Lupi, die Anordnung des ganzen Werkes aber vom Lauretti. Der oben darauf stehende Neptun ist eilf Fuß hoch. In dem Umfange des Brunnens zeigen sich viele Delphinen, die Wasser ausspeyen, nebst vier Weibspersonen, welche aus jeder ihrer Brüste drey Stralen spritzen. Für die Größe des ganzen Werkes springt das Wasser nicht dicke genug, und solches ist das einzige, was man an dieser sonst prächtigen Fontaine auszusetzen findet.

In der Münze der Stadt ist nichts besondres zu sehen. Rand links: Münze. Man gebraucht sich einer balance oder Preßwerkes, so als die Unruhe einer Uhr herumgeht, und vermittelst dessen in[950] einer Minute vierzehn bis sechszehn Stücke gepräget werden. Das Münzrecht hat die Stadt Jahre 1291 vom Kaiser Heinrich dem fünften erhalten, und führet sie wegen der ehemals berühmten Universität auf ihren großen Münzsorten die Worte: Bononia docet, auf der Scheidemünze aber das allhier nicht viel bedeutende Wort:Libertas.

Liebhaber der Malerey finden in den Privatpallästen der Stadt genugsame Gelegenheit ihre Neugierigkeit zu stillen.

Der Palazzo Bonfiglioli hat außer vielen schönen Gemälden der Caracci, auch bey funfzig Desseins oder Zeichnungen der berühmtesten Meister, worunter sich der bethlehemitische Kindermord vom Raphael d'Urbino, nebst der Ankunft der Veturlæ in dem coriolanischen Lager vom Baptista Franco befindet12. Rand rechts: Gemälde im Pallaste Bonfiglioli. Alle diese Stücke sind zu mehrerer Sicherheit wider den Staub und das viele Anrühren mit Spiegelglas bedecket, welches ihrer Schönheit keinen geringen Zusatz giebt.

Der Palazzo de'Campeggi ist von Quaderstücken, so als geschliffene Diamanten erhöhet sind, aufgeführet, und dienete ehemals dem Kaiser Karl dem fünften zur Wohnung. Rand rechts: Palazzo de'Campeggi. Unter Julius dem dritten und Paul dem dritten hielten die zum tridentinischen Concilio verordneten Bischöfe und Prälaten darinnen ihre Zusammenkunft, als sie im Jahre 1547 wegen der ungesunden Luft aus Trident gewichen waren. In dem Garten liegt ein weißer Löwe, der vormals von den Venetianern zu Ravenna aufgerichtet, nachmals aber, da solche Stadt sich unter päbstliche Bothmäßigkeit bequemen mußte, hieher gebracht worden.

Der weitläuftige Pallast, welchen die Familie der Bentivogli vor alten Zeiten in Bologna hatte, wurde im 1507 Jahre, als sieselbst die Stadt räumen mußten, vom Volke gänzlich verwüstet, und dem Erdboden gleich gemacht. Rand rechts: Pallast der Bentivogli. Die Bentivogli aber haben dafür in neuern Zeiten ein schönes Gebäude in einer andern Gegend der Stadt aufführen lassen.

Vor allen verdienet der caprarische Pallast wegen seiner vortrefflichen doppelten Treppe, großen Spiegeln (die sonst in andern italienischen Häusern selten anzutreffen oder schlecht sind), auserlesenen Tapeten und andern kostbaren Meublen in Augenschein genommen zu werden. Rand rechts: Trefflicher Pallast von Caprara. Insbesondere bemerket man viele künstliche Kästchen von eingelegter florentinischer Arbeit; eines von erhabener Perlenmutter; eines woran sechs große und eben so viele kleinere Seulen von Cristallo di Rocca zu sehen; mancherley kleine Arbeit in Holz und Wachs, und des Generals Caprara meßingenes Brustbild, so auf einem Türken ruhet und ein Piedestal von rothem Porphyr hat. In den vier Ecken einer wohlangelegten Galerie sind Kabinete mit Muscheln und Seegewächsen angefüllet; auf beyden Seiten aber zeigen sich vier große Tische voll türkischer Eß- und Trinkgeschirre, Gürtel, Geld und Hausrath, die Schreibkästchen des Teckeli und Ragozzi, zween mit Diamanten besetzte Degen, deren der eine vom Kaiser Leopold, der andere aber vom Könige in Pehlen Augusto, dem General Caprara verehret worden, das goldene Vließ und viele andere Kostbarkeiten, die mit einem gläsernen Gehäuse bedecket und mit darüber stehenden kleinen Statuen von Metall gezieret sind. Die Wände sind mit türkischem Gewehre in Figuren von Siegeszeichen oder Tropbæis behängt. In eben dieser Galerie sieht man viele schöne Gemälde, worunter der Tod des Brangandini, welchen die Türken schinden lassen, auf Holz ist, etliche große krystallene Kronenleuchter, zween schöne mit florentinischer Arbeit eingelegte Tische, und viele große Gefäße aus Silber. Der letzte von dem männlichen Stamme der Caprara ist im 1724 Jahre gestorben, und seine[951] Tochter an einen Montecuculi mit der Bedingung verheirathet, daß dieser den Namen Caprara annehmen müssen, daher er sich auch von Caprara-Montecuculi schreibt. Rand links: Reiche Familien in Bologna. Er hat durch solche Ehe mehr als achtzigtausend Scudi (deren jeder für zehn Paoli gerechnet wird) jährlicher Einkünfte erlanget, und dennoch ist die caprarische Familie noch nicht die reichste von Bologna, sondern sie wird in diesem Stücke von den Magnani, Pepoli und Ranueil übertroffen, als welche es jährlich auf hundert tausend Scudi und noch höher bringen.

In einem Saale des Palazzo de'Favi haben die Brüder Augustinus und Annibal Caracci unter der Aufsicht ihres Vetters Ludovici die Begebenheiten des Jasons in achtzehn Stücken à fresco unter dem Gewölbe des Zimmers vorgestellet. Rand links: Gemälde der Caracci im Palazzo de'Favi. In einem andern Gemache hat Ludov. Caracci an der Frise zwölf Geschichte aus des Aeneas Historie gleichfalls à fresco abgebildet, und kann man die Kupferstiche davon in Rom bey Lorenzo Filippo de'Rossi für zween Scudi unter folgendem Titel haben: Galleria dipinta in Bologna in casa de'Signori Favi, colle favole di Enea, secondo la descrizione di Vergilio, colorite da tutti trè i Caracci, Annibale, Agostino e Ludovico, intagliata in acqua forte daGiuseppe MariaMITELLI, libro in XVII. fogli reali per traverso. Von den fernern Begebenheiten des Aeneas hat Albani unter der Aufsicht des Ludov. Caracci in einem andern Zimmer zehn Stücke, und mehrere Lehrlinge der Caracci die übrigen verfertiget. Rand links: Andere Gemälde. Unter jedem Gemälde steht ein lateinischer Vers, der den Inhalt desselben andeutet. An der Frise einer Kammer hat der Cavaliere Creti vielerley Landschaften à fresco gemalet, und sind von diesem Meister auch zwey andere Stücke, so die Malerey und Musik unter den Bildnissen zwoer Weibspersonen vorstellen. Es mangelt diesem Pallaste auch nicht an andern guten Gemälden und vielen mit der Feder gezeichneten Desseins, diean den Wänden der Gemächer aufgehängt sind.

Dem Pallaste de'Legnani gegenüber ist an einer Mauer ein Gemälde zum Lobe des Pabstes Julius des dritten von Niccolo del Abbate verfertiget, davon aber wenig mehr deutlich zu erkennen ist. Rand links: Denkmaal Julius des dritten. Unter der päbstlichen Krone liest man: Innocentes manibus & mundi corde; welches Lobes sich Julius der dritte keinesweges anmaßen durfte.

Der Palazzo Magnani ist wohl meubliret; was man aber am höchsten darinnen schätzet, sind die Frises, in welchen die drey Caracci die Geschichte des Romulus à fresco abgemalet haben. Rand links: Gemälde im Palazzo Magnani. Der Comte Carlo Cesare Malvasia im dritten Theile seines Werkes, Felsina Pittrice genannt, wie auch andere Kenner, geben demjenigen Stücke, welches von Augustino Caracci verfertiget ist, und des Romulus Sieg über des Numitors Schäfer abbildet, den Preis; es fallen aber alle diese Meisterstücke, nachdem sie viel von der Schönheit ihrer Farben verlohren, nicht sonderlich mehr in die Augen, und können in Ansehung dieses Umstandes mit den trefflichen Werken der Caracci in dem farnesischen Pallaste zu Rom in keine Vergleichung kommen.

Der Pallast der Marescotti hat gleichfalls schöne Gemälde und eine prächtige doppelte Treppe. Rand links: Palazzo Marescotti.

In dem Palazzo de'Molari bemerket man außer der Sammlung von guten Gemälden die Lineam meridionalem, welche der Doctor Montanari in einer Galerie abgezeichnet hat. Rand links: Palazzo de'Molari.

In dem Pallaste de' Monti kann man der italienischen vornehmen Herren Neigung in Ansehung ihrer Gebäude und Sammlungen von kostbaren Merkwürdigkeiten am deutlichsten in Acht nehmen, indem sie sich vieler Bequemlichkeiten gern berauben, um nur etwas zu haben, das andern Leuten und insbesondere Fremden desto mehr in die Augen falle. Rand links:Palazzo de'Monti. Wie er eingerichtet? In dem untersten Stockwerke dieses itztgedachten schönen Gebäudes werden mehr als dreyßig der besten Zimmer gar nicht oder wenigstens sehr selten und nur wenn ein sehr vornehmer Herr einkehren[952] will, bewohnet; ordentlicher Weise aber dienen sie zu nichts, als daß die Sammlungen von Gemälden und andern künstlichen Dingen darinnen auf die Schau gestellet werden. Außer den vielen Stücken der Caracci und des Albani findet man allhier eine vom jungen Cignani gemalte Galerie, nebst einer großen Abbildung des Entsatzes von Turin, die vom Antonio Casa Veronese ist. Rand rechts: Gemälde. In einem andern Zimmer sieht man eine schlafende Frau, der ein muthwilliger lachender Junge eine an einem Faden hängende Maus gegen die Brust hält, so trefflich gemalet, daß man fast Mühe hat, mit dem Auge diese Maus von einem solchen lebenden Thiere zu unterscheiden. Itztgedachter Pallast ist mit guten Meublen und einem Spiegelkabinette, wie auch schönen Gewölbern versehen. Die bolognesische Familieder Monti rechnet sich zur Verwandtschaft des Pabstes Julius des dritten, welcher aus dem Florentinischen war.

Der Palazzo di Pepoli ist ein schönes Gebäude, so eine wohlangelegte Treppe, einen artigen Saal, gute Tapeten, große Spiegel und andere kostbare Meublen hat. Rand rechts: Palazzo di Pepoli. Unter andern zeiget man einen kleinen silbernen Triumphwagen, worauf zwo Damen sitzen, und vermittelst eines Uhrwerkes von zween Löwen in dem Zimmer herum geführet werden. Die Plafonds sind gut gemalt, von andern Stücken der Malerey aber ist anitzt nichts außerordentliches vorhanden.

Der Pallast von Ranucci ist gleichfalls von guter Baukunst, mit einer trefflichen Treppe, großen und hohen Zimmern, schönen Tapeten (davon ein Theilaux Gobelins zu Paris gearbeitet ist), kostbaren Kabinetten von florentinischer Arbeit, großen silbernen Gefäßen und andern sehenswürdigen Meublen gezieret. Rand rechts: Palazzo Ranucci. Insbesondere ist eine Uhr von erhabenen und in Lapis Lazuli eingelegten pietre commesse nicht außer Acht zu lassen. Die Kapelle geht durch die drey Stockwerke des Hauses. Unter den guten Gemälden dieses Pallastes findet sich eine schöne Perspective von Agostino Mitelli, der h. Hieronymus, wie auch die Flucht des keuschen Josephs vor den Versuchungen des Weibes Potiphars vom Guido Reni, der Fall Hamans (ein neues Stück, auf welchem die Schönheit der Esther insbesondere zu bewundern ist) vom Antonio Gionima, und die Portraite der großherzoglichen mediceischen Familie. Rand rechts: Gemälde In dem obern Saale ist die Bewillkommung des Königs von Dännemark, wiewohl nicht sonderlich gut abgebildet, mit den dabey geschriebenen Worten:


Fridericus IV. Daniæ, Norveglæ,

Gothlæ ac Vandaliæ Rex

Ranutiæ Domus bis hospes

MDCCIX.


Gegenüber ist die im Jahre 1530 in Bologna verrichtete Krönung Karl des fünften abgemalet.

Die Familie der Ranucci hat auch ein schönes Landhaus, welches man zugleich mit dem Kloster der Dominicanernonnen vom Monte della Guardia besehen kann. Rand rechts: Landhaus der Ranucci.

Der Pallast Sampieri pranget mit vielen Stücken der drey Caracci, wie auch mit einem der besten Gemälde, welche Albani jemals verfertiget hat. Rand rechts: Pallast Sampieri. Treffliches Gemälde Albani. Solches stellet in einer angenehmen Erfindung den Cupido vor, wie er seine Mutter küsset, und ihr gleichsam im Triumph und zum Zeichen seiner Herrschaft von fernen die vom Pluto verübte Entführung der Proserpina zeiget, unterdessen daß etliche Amores einen Tanz halten.

Nicht weit von der Kirche Madonna di Galiera hat Hieronymus Trevisano außen an der Mauer des Pallastes di Volta verschiedene Geschichte der römischen Republik à clair obscur gemalet, welche aber durch die Länge der Zeit fast gänzlich unkenntbar worden sind. Rand rechts: Palazzo di Volta.[953]

In den Zimmern haben Mitelli und andere Maler verschiedene Andenken ihres geschickten Pinsels hinterlassen. Außer noch einem andern Pallaste, der in der Stadt liegt, but die Familie von Volta zu Casaralta, etwa eine italienische Meile außer der Stadt ein Gartenhaus, woran die bekannte verwirrte Grabschrift, über welche sich schon manche Gelehrte die Köpfe zerbrochen haben, mit folgenden Worten zu lesen ist: Rand links: Landhaus der Familie di Volta. Verwirrte Grabschrift der Æliæ Lællæ etc.


D. M.

Ælia Lælia Crispis

Nec Vir, nec Mulier, nec Androgyns,

Nec Puella, nec Juvenis, nec Anus,

Nec Casta, nec Meretrix, nec Pudica,

Sed omnia,

Sublata

Neque Fame, neque Ferro, neque Veneno,

Sed omnibus,

Nec Cœlo, nec Aquis, nec Terris,

Sed Ubique jacet

LVCIVS AGATHO PRISCIVS

Nec Maritus, nec Amator, nec Necessarius

Neque Mœrens, neque Gaudens, neque Flens

Hanc

Nec Molem, nec Pyramidem, nec Sepulchrum,

Sed omnia

Scit & Nescit Cui Posuerit.


Unter diesem Räthsel steht:


Ænigma

Quod peperit gloriæ

Antiquitas,

Ne periret inglorium

Ex antiquato marmore

Hic in novo reparavit

Achilles Volta Senator.


An den vier Seiten des Steines sind mit kurzen Worten zwölf Erklärungen dieser Grabschrift angedeutet, mit den darunter gesetzten Namen dererjenigen, aus deren Gehirn sie gekommen. Rand links: Verschiedene Erklärungen derselben. Marius Mich. Angelus hat das Räthsel vom Regen erkläret; Fortunius Licetus von dem Anfange und der Endigung der Freundschaft; Joh. Caspar Gevartius von der Liebe; Zacharias Pontinus von drey unterschiedenen Leichnamen; Johann Turrius von der Materia Prima; Nikolas Barnaud von einem Eunucho. wie auch vom Lapide Philosophorum; Agathias Scholasticus (wie er wenigstens angeführet[954] wird) von der Niobe; Ricardus Vitus von der vernünftigen Seele, desgleichen von der Idea Platonis; Ovidius Montalbanus vom Hause, und der Comte Malvasia in einem besondern Werke, so den Titel Ælia Lælia Crispis non nata resurgens führet, von einer zur Ehe versprochenen Tochter, welche aber noch als eine unzeitige Geburt umgekommen.

Außer diesen bey der Inscription genannten Gelehrten hat M. de Cigogne Ingrande die Päbstinn Johanna darinnen gesucht; Marcus ZueriusBOXHORNIVS den Schatten13, und eine muthwillige Hand hat unter die obgedachten Erklärungen in den Stein gekratzet:Un Petto. Das Originalepitaphium ist nicht mehr vorhanden, sondern, wie man vorgiebt, im vorigen Jahrhunderte zerbrochen und die Stücke davon bey der Erneuerung dieses Hauses in dessen Fundamente verbrauchet worden, worüber man sich nicht ohne Ursache verwundert. Unter allen bisher herausgegebenen Erklärungen ist keine ohne Schwierigkeiten: und obgleich des Malvasta Meynung überhaupt viele Wahrscheinlichkeit hat, so müssen jedoch bey der besondern Erläuterung aller und jeder Worte, so viele historische Umstände zum Grunde geleget werden, daß man beynahe einen Roman daraus verfertigen könnte. Ich füge allhier nur noch die artige Inscription bey, so auf eine baselische Frau, welche mit einem Eunucho funfzehn Jahre, ohne es jemanden zu entdecken, in der Ehe vel quasi gelebt hat, gemacht worden: Rand rechts: Räthsel in einem andern Epitaphio.


Palladiæ Veneris, vel Venerlæ Palladis

Thalamum Sepulchro similem cernis.

Ubi Virgo simul & Matrona, Nupta & Innupta,

Nec Sterilis, nec Fœcunda: nec Uxor, nec Pellex:

Conjux sine conjuge: Cœlebs sine cœlibatu.

Annos quindecim, sine querela,

Cum Viro jacuit semiviro.

Mirante natura, tamdiu potuisse fœminam

Sic jacere, vel tacere14.


Ich überlasse andern zu entscheiden, ob es ein größeres Wunder der Natur sey, daß diese baselische Frau ihr Anliegen verschwiegen, oder daß sie es mit Geduld getragen, oder auch endlich, daß eine andere erwachsene Weibsperson etliche Jahre cum marito impotente gelebet, ohne zu wissen, daß ihr etwas ab gehe, indem sie geglaubet, alle Ehen in der Welt wären also beschaffen, wie Hilarionde COSTE in Eloges des Dames illustres, T. I, p. 697, s. dergleichen Unschuld von der Isabella di Gonzagua, einer Gemahlinn Guidonis Ubaldi, Herzogs von Urbino aus dem Hause Montefeltro, der im Jahre 1508 gestorben ist, berichtet. Rand rechts: Wunder der Natur an einer Frau. Gar viele Ehen sind unglücklich, weil die Weiber allzugelehrt in der Physik und Rechenkunst sind. Wie weit bey mancher die Unverschämtheit gehen könne, zeigen die Ehescheidungsprocesse, welche sie wider ihre Männer ex capite impotentilæ anstellen. Als der General ... vor etlichen Jahren in einen solchen Handel verwickelt war, sagte er: es käme nur[955] darauf an, daß seine Frau das donum incontinentlæ habe, und ihm hingegen das donum in continenti mangele.

Der in Bologna gelegene Garten de' Poëti, von welchem einige viel Wesens machen, ist sehr schlecht. Rand links: Garten de' Poëti. Er hat den Namen von der Familie der Poëti, welcher er gehöret.

Vor der Porta S. Mamalo geht man durch einen Garten in eine Grotte, die an einem Hügel liegt, und worinnen eine Statue Veneris, einige Zierrathen der Wände von Muschelwerke, nebst vielen zum Baden mit Wasser angefüllten kleinen Plätzen anzutreffen sind. Rand links: Grotte vor der Porta S. Mamalo. Man giebt dieses Werk insgemein für Bäder der alten römischen Kaiser aus; allein ich halte dafür, daß diese Arbeit vielmehr um gutes Quellwasser zu finden, unternommen worden, wie denn viele Gänge in den Felsen getrieben worden, an deren Seiten das Wasser zusammen rinnt, und sich endlich in einer Tiefe sammlet, woraus es vermittelst einer Wasserleitung, die hinter der Kirche L'Annonziata de' Frati Minori osservanti di S. Francesco zu sehen ist, nach dem großen Springbrunnen, der auf dem Markte vor dem Palazzo Publico steht, gebracht wird. Rand links: Wasserleitung. Der Tropfstein, welcher sich an den Backsteinen, womit obgedachte Gänge ausgemauert sind, ansetzet, kömmt in allen demjenigen bey, womit die Pfeiler derPiscinæ Mirabilis bey Baja überzogen sind. Rand links: Tropfstein. Er setzet sich auch so hart und fest an, daß er kaum ohne Beschädigung des Backsteines herabgebracht werden kann. An etlichen Orten findet er sich in solcher Dicke, daß man ihn hat poliren und zu einem neuen Altare in Bologna verbrauchen können. Ohne Fackel kann man diese unterirdischen Gänge nicht in Augenschein nehmen.

Was die geistlichen Gebäude der Stadt Bologna betrifft, so findet man in der Kirche di S. Agnese, welche den Dominicanernonnen zusteht, schöne Verguldungen und Gemälde, worunter die auf dem Hauptaltare befindliche Hinrichtung dieser Märtyrinn für eines der besten Stücke des Domenichino gehalten wird. Rand links: St. Agnese. Rand links: Treffliche Gemälde.

Die Kirche S. Antonio hat auf ihrem Hauptaltare ein vortreffliches Stück von Ludov. Caracci, das die Predigten der alten Hermiten oder Einsiedler abbildet. Rand links: St. Antonio. Maria mit ihrem Kinde, die von der Herrlichkeit der Engel umgeben und von St. Franciscus und St. Carolus verehret werden, sind an einem andern Altare sehr wohl vom Britio gemalet. In dem Oratorio oder der kleinen Kapelle bey der Kirche zeiget sich eine schöne Verkündigung Mariä vom Tiarini, woran aber dieses abgeschmackt und wunderlich ist, daß Gott der Vater, der sich aus dem Himmel sehen läßt, eine Taube mit beyden Händen hält, nicht anders als wenn er sie fortfliegen lassen wollte. Rand links: Alberne Abbildung der Ueberschattung vom h. Geiste. Das bey dieser Kirche liegende Kloster führet den Namen vom Collegio di Montalto, weil es unter Sixtus dem fünften aus einem Hospital in ein Kloster verwandelt worden. Die darinnen befindliche Bibliothek ist vom Gessi à fresco gemalet. Rand links: Collegio di Montalto. An der äußern Mauer des Collegii findet man ein wunderthätiges Bild des heil. Antonius, vor welchem ehemals einer, der einen falschen Eid gethan, augenblicklich bis auf die Gebeine in Asche verwandelt worden. Rand links: Wunderthätiges Bild St. Antonii. Diese Asche und Gebeine zeiget man nur jährlich am Festtage des gedachten Heiligen.

Vor der Kirche St. Bartholomäi steht die vom Brunelli aus Marmor verfertigte Statue des heil. Bischofs Petronius. Rand links: Statue St. Petronii. Kirche St. Bartholomäi Die Kirche selbst ist in drey gewölbte Galerien oder naves vertheilet, davon die mittelste eine sonderbare Höhe hat. Alle drey sind schön, trefflich[956] gemalt, und vornehmlich diejenige, so an der Mittagsseite ist, ein Andenken des geschickten Pinsels Angeli Mich. Columnä, welcher solche Arbeit nebst etlichen andern Stücken, nach Aussage einer daselbst befindlichen Inscription, umsonst verfertiget hat. Der Hauptaltar ist von schönem Marmor mit etlichen eingelegten Figuren. Ein Gemälde, das die Verkündigung Mariä abbildet und den Albani zum Meister hat, wird zwar für ein unvergleichliches Stück geachtet, und stellet die Erstaunung oder Verwunderung der h. Jungfrau aufs lebhafteste vor; allein, meines Erachtens, mangelt ihr die Demuth, Modestie und gleichsam Schamröthe, welche man in etlichen andern guten Stücken, die von dieser Begebenheit handeln, bemerket. Rand rechts: Fehler an einem Gemälde von der Verkündigung Mariä. Von itztgedachtem Meister sind auch die zwey zu den Seiten stehende Stücke, auf deren einem die Geburt des Heilandes und auf dem andern die Flucht nach Aegypten sich zeiget. An der äußern Seite des bedeckten Ganges, so gegen die Straße sieht und zehn Bogenhat, findet man schöne bas-reliefs vom Formigine, und in eben dieser Galerie das Leben des h. Gaetani nach den Zeichnungen des Cignani gemalet.

In der Sacristey der Kapuzinerkirche bewundert man den vom Guido Reni gemalten Heiland am Kreuze, als eines der größten Kunststücke. Rand rechts: Gemälde in der Sacristey der Kapuzinerkirche.

Die Certosini oder Karthäuser, welche ihr Kloster außer der Stadt haben, besitzen das allenthalben berühmte Stück des Agostino Caracci, auf welchem der sterbende Hieronymus das heil. Abendmahl empfängt und Abschied nimmt. Rand rechts: Treffliche Gemälde in der Karthause. Dieses Gemälde steht auf dem Hauptaltare, und in einer Nebenkapelle findet sich der in der Wüsten predigende Johannes, woran Ludov. Caracci aus Eifersucht gegen itztgedachtes Werk seine Kunst hat wollen sehen lassen. Von eben diesem Meister ist die Geißelung des Heilandes. Elisabeth Sirani hat auf einem großen Gemälde die Taufe Christi vorgestellet, und ihr Vater Giov. Antonio Sirani das Gastmahl des Pharisäers, bey welchem Magdalena des Heilandes Füße salbet. Bruno auf den Knieen vor der heil. Maria ist vom Guercino, die Himmelfahrt Christi vom Bibiena, seine Abnehmung vom Kreuze vom Gessi,S. Catharina de Siena vom Tiarini, und die Ausführung des Heilandes zu seinem Tode in einem großen. Stücke (so im Capitul steht) vom Massari.

Die Kirche ad Corpus Domini, so den Nonnen von St. Clara gehöret, ist schön und ganz neu wieder erbauet. Rand rechts: Kirche ad Corpus Domini. Ihr Gewölbe hat Franceschino gemalet. Rechter Hand beym Eingange findet sich ein trefflicher Altar mit rothen und weißen Marmorseulen. Zwey Gemälde, so zur Zierde dieser Kirche dienen, und deren eines die Erscheinung Christi in den Limbis, das andere aber das Begräbniß der h. Mariä abbildet, sind vom Ludov. Caracci. Die Nonnen machen ein großes Heiligthum aus dem unverweseten Leichname der Stifterinn dieses KlostersCatarina de' Vigri, einer Bologneserinn, die im Jahre 1463 gestorben ist. Rand rechts: Aberglauben mit dem Leichname der Catarina de' Vigri. Sie sitzt auf einem Stuhle, sieht aber nicht anders als eine vertrocknete Mumie aus. Daß dieser Körper einen angenehmen Geruch von sich giebt, dazu wird keine große Kunst erfodert; daß ihm aber die Nägel und Haare noch beständig fortwachsen, und daher öfters abgeschnitten werden müssen, ist eine Sache, die man aus Höflichkeit den Nonnen nicht widersprechen darf. Die Geschichtschreiber melden, daß dem tapfern Könige Gustav Adolph noch in seinem Grabe der Bart sehr stark gewachsen sey15, und läßt sich solches von einem mit Feuchtigkeiten angefüllten Körper wohl begreifen; ob es aber mit einem ganz vertrockneten[957] Leichname angehe, mögen andere untersuchen. Man theilet im obgedachten Kloster Wasser von sonderbarer Kraft aus, mit welchem dieser Körper der h. Katharina gewaschen, desgleichen Baumwolle, mit welcher er abgetrocknet worden.

S. Christina della Fundaca gehört an Nonnen, und hat überhaupt viele gute Gemälde. Rand links: S. Christina della Fundaca.

Die Domkirche ist dem heil. Petrus gewidmet, und mit vielen Grabmaalen, worunter auch des Juristen Tancredi seines ist, angefüllet. Rand links: Domkirche. Auf jeder Seite des Haupteinganges liegt ein großer Löwe von rothem Marmor, worauf das Gefäß, worinnen das Weihwasser befindlich ist, ruhet. Rechter Hand, wenn man hinein geht, wird anitztan einem schönen Altare gearbeitet, welcher dreyßigtausend Philippi kosten soll. Ueber dem Schlusse des Gewölbes von der Tribuna dieser Kirche steht die marmorne Statue des Pabstes Gregorius des funfzehnten, der von Bologna gebürtig war, und zu seiner Seite ein Adler, als das Wapen des Hauses Ludovisio, aus welchem er abstammete. An dem Gewölbe des Capituls zeiget man ein Gemälde vom Ludov. Caracci Petrum auf den Knieen vor der h. Maria liegend. Man findet allhier auch eine Verkündigung Mariä von eben diesem Meister, und zwar das letzte Stück, so aus seiner Hand gekommen. Das Chor hat gute bas-reliefs.

Die Dominicanerkirche wird anitzt ganz verändert und mit neuen Zierrathen versehen, wozu der letztverstorbene Pabst, der aus diesem Mönchorden war, den Anfang hat machen lassen. Rand links: Dominicanerkirche. Der heil. Dominicus, welcher im Jahre 1221 zu Bologna gestorben, liegt in einer prächtigen Kapelle begraben. Rand links: Grab des h. Dominicus. Sein Sarg ist von weißem Marmor mit schönen bas-reliefs vom Mich. Angelo Buonarota, und der Altar wie auch die großen darauf stehenden Leuchter von Silber. In dem Chore findet man artige intarsiatura oder eingelegte Holzarbeit, so biblische Geschichte vorstellet, und in der einen Sacristey, außer einem sehr großen Schatz von Juwelen und kostbaren Kirchengeräthe, auch (wie vorgegeben wird) die Schriften des alten Testaments von der Hand des Esdra in einem großen Folianten, welcher hinter einem Glase also eingefasset ist, daß man nur eine Seite davon zu sehen bekömmt. Rand links: Originalschriften des alten Testaments vom Esdra. Weil die Stadt große Kosten zu der goldenen Einfassung verschiedener Reliquien hergegeben, so verwahret auch der Rath einen Schlüssel zu diesem Gewölbe, ohne welchem man nicht hineinkommen kann. Die viele Mühe, welche man desfalls hätte anwenden müssen, hat mich abgehalten, dieses Manuscript in genauern Augenschein zu nehmen. Montfaucon bezeuget in seinem Diario Italico, daß es nur die fünf Bücher Mosis in sich enthalte, und ob es gleich nicht vom Esdra komme, jedennoch von ansehnlichem Alterthume sey, weil es die Juden schon zu Anfange des vierzehnten Jahrhunderts als ein altes Werk diesem Kloster geschenket hätten. Eine andere Sacristey, so zum ordentlichen Gebrauchedienet, ist mit schönen Gemälden gezieret.

In der Kirche verwahret man ferner mit großer Verehrung einen Dorn aus der Marterkrone Christi, welcher nach Caroli Sigonii Zeugnisse16 den hiesigen Mönchen im Jahre 1245 von Ludovico S. Könige in Frankreich, geschenket worden. Rand links: Dorn aus der Krone Christi.

Der sardinische König Entius, des Kaiser Friedrichs des zweyten Sohn, von dessen Gefangenschaft schon oben Erwähnung gethan worden, liegt allhier nahe beym Chore mit folgendem Epitaphio begraben: Rand links: Grabschrift des gefangenen Königs Entius.
[958]

Felsina Sardinlæ Regem sibi vincla minantem

Victrix captivum Consule ovante trahit;

Nec Patris Imperio cedit, nec capitur auro,

Sie cane non magno sæpe tenetur aper.


Weil in der Inscription, welche in dem Palazzo Publico von diesem Siege der Bologneser bemerket wird, die drey ersten Zeilen aus dieser Grabschrift des Prinzen genommen sind, so kann es wohl seyn, daß man sie aus solcher Ursache daselbst mit unterschiedener und schwarzer Farbe ausgedrucket hat. Entius starb im Jahre 1272 nach einer drey und zwanzigjährigen Gefangenschaft. Die Bologneser, die sich einbilden, einen unsterblichen Ruhm durch seine Ueberwindung und ihr nachmaliges Bezeigen gegen ihn, erworben zu haben, sind bedacht gewesen, den ganzen Verhalt der Sache auch mit folgender weitläuftigen Nachricht, die in weißen Marmor eingehauen ist, auf die Nachwelt fortzupflanzen:


Viator, quisquis es,

Siste gradum, & quod scriptum est, perlege,

Ubi perlegeris, pensita.

Hoc is, cujus causa hoc scriptum est, fieri rogat,

Orto inter Bononienses & Mutinenses bello

Cæsar Federicus II. Rom. Imperator

Filium HENTIVM

Sardinlæ & Corsicæ Insularum Regem

Mutinensibus suppetias ferre jubet,

Qui

Inito apud D. Ambrosii pontem certamine

A Bononiensibus capitur,

Nullaque re, ut dimittatur, impetrat,

Licet Pater minis, deinde precibus, & pretio

Deprecatoribus uteretur,

Cum tantum auri pro redimendo silio polliceretur,

Qantum ad mœnia Bononlæ circulo aureo cingenda

sufficeret.

Sic captivus annos XXII. menses IX dies XVI. tenetur,

Aliturque Regio more publica Bononiensium impensa.

Sic defunctus magnificentiss. ac pientiss. funeratus

Hic tumulatur.

Præterea simulacrum hoc in perpetnum monumentum

Et hosti & captivo

S. P. Q. B. P.

Anno Sal. MCCLXXII. II. Id. Mart.

Hoc volebam, ut scires.

Abi & Vale.

Monumentum hocce vetustate collapsum

Senatus Bononiensis jussu

Instauratum fuit MDLXXVI.
[959]

Hierunter liest man:


Senatus Bononiensis

Pietate ac Liberalitate

Ossa REGIS HENTII

Et hostis & captivi

Hic jacent.

Humanæ sortis memor

Piis manibus bene precare

Instaurat. iterum A. D. MDCLXXXX.


Ludovicus Caracci, wie auch viele alte berühmte Juristen, liegen in dieser Kirche begraben. Die Kapelle del Rosario ist beständig mit vielem Silbergeschirre ausgezieret, welches solchergestalt dahinge stiftet ist, daß es unter keinerley Vorwand daraus genommen werden kann. Rand links: Reichthum der Kapelle del Rosario. Zu mehrerer Sicherheit dieses Schatzes wachet alle Nacht ein Mann mit Gewehr und etlichen großen Hunden.

In dem Kloster halten sich hundert und vierzig bis hundert und funfzig Mönche auf. An den Wänden desRefectorii finden sich viele Inscriptionen, die das Leben des Pabstes Pius des fünften in sich fassen. Vor der Bibliothek ist ein Vorsaal, der durch eine doppelte Reihe von Seulen in drey Gänge getheilet wird. Rand links: Bibliothek. Auf den Seiten zeigen sich verschiedene Statuen und Gemälde, so zum Ruhme des Dominicanerordens und Pius des fünften gereichen. Ueber dem Eingange der Bibliothek meldet eine Inscription, daß solcher Bücherschatz Dei & Patriarchæ Dominici peculiari Patrocinante providentia zu Stande gekommen. Der Vorrath der Bücher ist zahlreich und wohlgeordnet. Bey dem untersten Umgange im Kloster bemerket man eine kleine Kapelle, so ehemals diejenige Kammer gewesen seyn soll, worinnen St. Dominicus im Jahre 1221 seinen Geist aufgegeben hat. Rand links: Ehemalige Kammer des h. Dominicus. In einem darinnen befindlichen Gemälde steigt ein Engel vermittelst einer Leiter hinauf in den Himmel und trägt Dominicum auf dem Rücken. Rand links: Gemälde, wie ein Engelden h. Dominicus in den Himmel trägt. Dieses Steigen verrichtet der Engel hinterwärts, vermuthlich um den Zusehern seine und des h. Dominicus posteriora nicht zuzukehren. Das besonderste aber ist, daß Christus und Maria oben stehen, und die Leiter halten. Maria ist demjenigen, der das Gemälde ansieht, zur rechten Hand; der Heiland aber auf der andern Seite.

In dem Klostergange nahe an der Kirche, woselbst auch der berühmte Jurist Socinus, welcher in dem Epitaphio Zozinns genennt wird, begraben liegt, findet sich folgende in kurzen aber vieles sagenden Worten ausgedrückte Grabschrift: Rand links: Grab des Juriste Socinus. Kurzgefaßte Grabschrift Theseus von Odda.


Theseus est nomen, stirps Odda, Perusia Castrum,

Ars bellum, pubes ætas, mors febris acuta.


Auf einem grünen Platze hinter dem Kloster zeiget man einen alten Cypressenbaum, den St. Dominicus gepslanzet haben soll, gleichwie die Dominicanermönche zu Fondi viel Wesens aus einem Orangenbaume, welchen Thomas Aquinas gesetzt hat, machen. Rand links: Ein vom heil. Dominicus gepflanzter Cypressenbaum.

Auf dem Markte vor dem Kirchhofe der Dominicanerkirche stehen auf zwo Seulen dis metallenen Statuen der heil. Mariä und des heil. Dominicus, und zwischen denselben findet sich auf neun Seulen ein großer steinerner Sarg, an dessen bas-reliefs man viele sitzende Personen erkennet, die einem andern dasjenige, was er ihnen vorsaget, nachschreiben. Rand links: Besonderer Sarg und Grabschrift. Unter ihnen finden sich die undeutlichen Worte:
[960]

† Autore magno nature lege vocabo

Patre Rolandino cetus pro consule primo

Nunc hic scribe locant Octobris tertia deri

Mille treceatenis celestis prolis ab annis

Restauratum MDCIII. iterum MDCCXII.


Was es für eigentliche Bewandniß mit diesem Werke habe, wußte mir niemand zu sagen. Insgemein giebt man vor, es habe der Decanus Notariorum, wenn er in solcher Bedienung (die jedoch oft abwechselt) stirbt, das Recht, in diesem Sarge begraben zu werden.

Zwischen den Franciscanern und Dominicanern ist insbesondere zu Bologna ein beständiger Neid und Eifersucht. Rand rechts: Neid zwischen den Franciscanern und Dominicanern. Jeder Orden suchetes dem andern in Gebäuden und andern Dingen zuvor zu thun, folglich auch sein Ansehen und Einkünfte zu vermehren. In Ansehung der Kirchen triumphiren die Dominicaner; was aber die trefflichen Weinkeller anlanget, behalten bis diese Stunde die Franciscaner noch die Oberhand. Der Hauptaltar ihrer Kircheist von gothischer Arbeit, oder wie man sie in Italien zu nennen pflegt, alla Tedesca, und ruhen unter demselben drey und dreyßig Leiber der unschuldigen Kinder. Rand rechts: Franciscanerkirche. Leiber von drey und dreyßig unschuldigen Kindern. Unter den Gemälden der Kirche finden sich schöne Stücke vom Facini, Ludov. Caracci, Brizio, Guido und Tiarini. Der Pabst Alexander der fünfte, etliche alte Glossatores Juris, als Franciscus Accursius, Ortofredus und Romanzo, der Philosoph Boccaferri und andere berühmte Gelehrte sind allhier begraben. Unter dem marmornen Brustbilde des Juristen Hannibalis Monterentii, der im Jahre 1586 gestorben und linker Hand beym Haupteingange liegt, sind die Verse zu lesen: Rand rechts: Epitaphium Monterentii.


Docta per ora Virum volitas clarissime Doctor

Æternusque tui nominis exstat honos.


Besser darunter:


Vivida cui virtus, cui summa scientia juris,

Dum vixit, fuerat, nunc brevis urna tenet.


Des Accursli Epitaphium, so sich rechter Hand, wenn man nach dem Kloster will, zeiget, besteht aus den wenigen Worten: Rand rechts: Grab Accursii.


Sepulchrum Accursii Glossatoris Legum.


Besser hin nach dem Vorhofe findet sich auf eben dieser rechten Seite folgende Grabschrift, woraus alle Ehemänner die Pflichten des Gehorsams gegen ihre Weiber lernen können: Rand rechts: Lehre für die Ehemänner. In einem Epitaphic.


Barbaræ Pretæ Blanchinæ

Pietate & moribus insigni

Quæ Prætorum Familiam

Per quingentos aanos belli & pacis muneribus

Bononlæ illustrem

Novissimis Hieronymi Preti Mufis Italiæ conspicuam

Immatura morte conclusit

Co. Cæsar Blanchinus Senator

Jussis chariss. Conjugis obsequentissimus

Instauravit & posuit Anno Dom. MDCLIII.


Auf beyden Seiten dieses Klosters sind schöne gewölbte Galerien, deren die eine hundert und drey und dreyßig, die andere aber zweyhundert gemeine Schritte lang ist. In der[961] breiten Straße vor dem Kloster steht über einer Seule die metallene Statue der h. Mariä auf einem halben Monde:

S. Giacomo maggiore, so den Augustinern gehöret, hat viele und gute Gemälde. Rand links: S. Giacomo maggiore. Unter ihren Heiligthümern zählet man auch einen Dorn aus der Krone Christi.

Die Jesuiterkirche, welche der heil. Luciä gewidmet ist, hat etliche schöne marmorne Altäre, aber keine gute Facciata (die fast allen bolognesischen Kirchen mangelt), und kömmt auch übrigens dem Prachte, welchen die Jesuiter an andern Orten mit ihren Kirchen zu treiben pflegen, nicht bey. Rand links: Jesuiterkirche. Bey dem Eingange ist in einer Kapelle die Proceßion, welche St. Gregorius zu Abwendung der Pest angestellet hat, von Federico Zuccaro gemalet. St. Lucia und St. Agatha auf dem Hauptaltare sind vom Procaccino. Cignani und Brizio haben auch etliche Stücke verfertiget. In dem Collegio zeiget man die ehemalige Kammer oder Zelle des heil. Franciscus Xaverius.

Die Kirche, so del buono Giesù benennt wird, ist oval und hat gute Fresco-Gemälde vom Pianori, einem Lehrlinge des Albani, und andern. Rand links: Kirche del buono Giesù. Die Abbildung Christi, wie er nach seiner Geißelung dem Volke vom Pilatus vorgestellet wird, ist eine vom Brunelli verfertigte gute Statue, und ist von diesem Meister auch S. Antonio di Padua, auf dem Altare der Kapelle dieses Heiligen. St. Apollonia aus Marmor und St. Bernardinus ausTerra cotta zeugen von des Pietro Lombardo Geschicklichkeit in der Bildhauerarbeit. Vornehmlich aber verdienet das bas-relief am Hauptaltare, welches von der Hand des berühmten Brunelli kömmt und die Beschneidung Christi vorstellet, genau betrachtet zu werden.

S. Giorgio wird von den Liebhabern der Malerey insbesondere wegen vier Stücke besuchet. Rand links: Gemälde in St. Giorgio. Das erste ist die Geburt Christi vom Carolo Cignani à fresco; das andere die Verkündigung Mariä vom Lud. Caracci; das dritte die heil. Maria mit ihrem Kinde vom Annibal Caracci; und das letzte die Taufe des Heilandes vom Albani.

Die Kirche S. Giovanni Battista de'Celestini ist schön und fast durchgehends mit Gemälden gezieret. Rand links: St. Giovanni Battista. Portrait Mariä vom Lukas. Auf dem Hauptaltare zeiget sich Maria mit dem Kinde Jesus. Rechter Hand dieses Altares liest man unter einem Brustbilde Mariä die Worte:


Illius in Templo, qui prodidit indice Christum

Pictoris Lucæ dextera jure manet

Ille etenim mundo si prodidit indice natum

Quæ fuerit mater prodidit iste manu.


Christus, so in der Gestalt eines Gärtners der Magdalena erscheint, ist vom Massari. Zur Seite dieses Stückes liegt Alexander Fibula Eques Cæsareus begraben, welcher im Jahre 1541 im neun und vierzigsten Jahre seines Alters gestorben, und in dem Epitaphio noch Juris Utriusque Candidatus genennet wird. Rand links: Grabmaal Alex. Fibula.

S. Giovanni in Monte ist berühmt wegen der trefflichen Vorstellung der h. Cecilia vom Raphael d'Urbino. Rand links: S. Giovanni in Monte. St. Cecilia vom Raphael. Diese Heilige wirst in der Entzückung ihres Gemüths bey Anhörung einer von Engeln angestimmten Harmonie alle musikalische Instrumente, die sie bey sich hatte, zur Erden. Außer ihrer Person zeigen sich auf dem Stücke auch St. Johannes, St. Paulus, St. Maria Magdalena und St. Augustinus. Der Comte Malvasia hat in den Lebensbeschreibungen der berühmten Maler von Bologna, welche er im Jahre 1678 unter dem Titel von Felsina Pittrice in zwey Voluminibus in 4 herausgegeben: unter andern die allzutrockene Manier sowohl in diesen als vielen andern Gemälden des Raphael ausgesetzet, sich auch desfalls auf das Zeugniß des Annibal Caracci bezogen: und ob gleich Vincenzo Vittoria den Raphael wider diese Beschuldigung in seinen zu Rom im Jahre[962] 1703 in 8 gedruckten Osservazioni sopra il Libro della Felsina Pittrice zu vertheidigen bemühet ist; so geschieht doch dieses nicht mit solchen Gründen, welche einem unparteyischen Richter ein Genügen leisten könnten. Rand links: Was man daran. Dessen ungeachtet aber bleibt dennoch dieses Gemälde einesderer besten Stücke, welche vonden Kennern der Malerey hochgeschätzet werden, und die ganze Ordnung des Werkes giebt ihm auf einer gewissen Entfernung ein so schönes Ansehen, daß man die trockenen Zeichnungen (von welchen sich auch Raphael in seinen letztern Werken täglich mehr und mehr corrigiret und verbessert hat) nicht betrachtet. Vasarier erzählet, daß Francesco Francia, einer der geschicktesten Maler der damaligen Zeit, große Begierde bekommen, den Raphael und dessen Werke, als welche beyde in großen Ruf zu kommen anfingen, kennen zu lernen. Rand rechts: Wie es den Tod eines andern Malers verursachet. In solcher Absicht schrieb er selbst an den Raphael, und die gemeinschaftlichen Freunde von beyden Meistern suchten zwischen ihnen eine genaue Freundschaft zu stiften. Raphael nahm dieses Anerbiethen mit vieler Höflichkeit an, und schickte dem Francia das Gemälde der h. Cecilia, das für eine Kirche in Bologna bestimmet war, mit angehängter Bitte, solches von den Fehlern, die es noch an sich haben möchte, zu corrigiren, und hernach an dem gehörigen Orte aufzustellen. Dem Francia konnte nichts angenehmers seyn, als das sonderbare Vertrauen, welches Raphael bey dieser Gelegenheit zu ihm trug; als er aber das Stück selbst aufhängen wollte, und dabey die Schönheiten desselben je länger je mehr einsah, gerieth er darüber in solche Verwunderung und aus der Verwunderung in solche nagende Ueberzeugung, wie er vom Raphael weit übertroffen würde, daß er in eine tiefe Melancholie verfiel, worinnen er kurze Zeit darauf seinen Geist aufgab.

Außer diesem Stücke ist in S. Giovanni Batt. in Monte und zwar in der Cappella del Rosario ein Gemälde des Domenichino, das die funfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes vorstellen soll, sehenswürdig. In einer andern Kapelle ist der Märtyrertod Laurentii vom Facini sehr wohl abgebildet. In einer Kammer bey der Sacristey werden verschiedene vom Ercole di Ferrara gemalte Stücke gezeiget. Auf dem Altare der Sacristey ist der lehrende St. Patritius von der Hand des Spisanelli zu sehen. In dem Refectorio des Klosters ist das Gleichniß von dem Hochzeitmahle, welches ein König seinem Sohne gab, und dabey einen, der ohne Feyerkleid mit an der Tafel saß, antraf, vom Gesi à fresco verfertiget.

In der Kirche von St. Gregorio hat Lud. Caracci auf einem sehr großen Stücke den h. Georgen vorgestellet, wie er einen Drachen erleget und eine Weibsperson von der Gefahr, in welcher sie desfalls war, erlöset. Rand rechts: St. Gregorio. Die ferner allhier befindliche Taufe Christi ist eines von den ersten Stücken des Annibal Caracci, wobey ihm noch sein Lehrmeister Ludovicus Caracci Beystand geleistet. St. Wilhelm auf einem großen Gemälde ist vom Guercino.

In der Kirche S. Maria del Baracano zeiget man ein Marienbild, so einsmals geweinet, als es von einem Büchsenschusse getroffen worden; aus der Wunde floß Blut, und der Thäter wurde alsbald vom Blitze getroffen. Rand rechts: S. Maria del Baracano. Wunderthätiges Marienbild. Ein einzelnes Wunder ist für diese Kirche nicht genug, sondern es kömmt noch dazu, daß als im 1512 Jahre Bologna belagert war, und eine Pulvermine das Mauerwerk der Kapelle, worinnen besagtes Marienbild steht, so hoch in die Höhe gehoben, daß beyde in Ordnung stehende Armeen (ob es gleich Nacht war) einander durch diese Oeffnung deutlich sehen konnten, dennoch solche ganze Mauer durch ein außerordentliches Wunder im Herunterfallen sich sowohl wieder auf ihre Fundamente gefüget, als wären sie niemals voneinander gesondert gewesen. Rand rechts: Wunder, das sich mit einer Pulvermine zugetragen. In der dabey befindlichen Inscription heißt es: Mœnium pars ubi picta Virginis imago cernitur, pervia utriusque exercitus[963] oculis facta & mirabiliter in eundem locum restituta. Die italienische Nachricht, so vor der Kirche steht, saget von der Mauer: Si levò tantin alto, che per quello spazio rimasto tra il terreno e 'l muro gittato in alto, ambo gli esserciti si videro l'un l'altro. Die Mönche, welche diese Geschichte aufgebracht, müssen von dem Rauche und Auswurfe des Sandes, der Erde und Steine, so sich bey der Wirkung einer springenden Mine eräugen, gar keinen Begriff gehabt haben. Daß Jovius im andern Buche der Lebensbeschreibung Leo des zehnten der gemeinen Sage gefolget, ist nicht zu bewundern, wohl aber, daß Guicciardinus solche Fabel in das zehnte Buch seiner übrigens wohl geschriebenen Historie, einfließen lassen. CarolusSIGONIVS meldet im fünften Buche de Episcopis Bononiensibus nur, daß durch sonderbaren Schutz der h. Maria die angezündete Mine dem Mauerwerke keinen andern Schaden zugefüget, als daß solches dadurch ein wenig erschüttert worden. Wer dem päbstlichen Stuhle eifrig ergeben ist, wird eine neue Ursache an obbesagter Begebenheit zu zweifeln darinnen finden, daß auf solche Art ein Wunder zum Vortheile der Feinde des Pabstes Julius des zweyten geschehen seyn müßte.

S. Maria di Galiera ist eine scöone den Patribus Oratorii zugehörige Kirche, welche gute Stucco-Arbeit und verschiedene Gemälde vom Guido Reni, Guercini, Albani und Caracci hat. Rand links: S. Maria di Galiera

Der Kirche S. Maria di Genna auf dem Monte delle Formiehe gedenke ich allhier nur wegen des Wunderwerkes, welches sich jährlich den 8 September, als am Geburtstage der h. Maria, daselbst zuträgt, indem eine Menge geflügelter Ameisen sich einfinden, bey der Kirche ihrem Fluge ein Ziel setzen, und einmüthiglich sich ausdenalten Altarder Kirche begeben, woselbst sie alsbald sterben. Rand links: Wunderwerk, das sich jährlich ut S. Maria di Genna mit Ameisen zuträgt Die Mönche theilen durchs ganze Jahr solche todte Ameisen aus als ein bewährtes Mittel wideril male di Formica, das in einem Wurme oder Geschwüre unter der Haut besteht. Damit aber allzu eifrige Papisten sich nicht beschweren mögen, daß dieses nur eine Fabel sey, welche ihnen von Ketzern aufgebracht werde, so können sie sich desfalls Raths erholen in der Informatione per i Forastieri curiosi di vedere le cose puì notabili di Bologna, welche in zween oder drey Bogen zu verschiedenen malen im Drucke herausgekommen ist, und die beygefügte Approbation Francisci Aloysii Barelli, Clerici Regul. Congreg. S. Pauli, SANCTISSIME INOVISITIONIS Consultoris, & in Ecclesia Metropolitana Bononlæ Pœnitentiarii, wie auch Fr. J. M. Mazzani Vicarii Generalis Sancti Officii Bononlæ vor sich hat. Die Kirche S. Maria di Genna gehöret noch zum bolognesischen Gebiethe, liegt aber dreyzehn italienische Meilen von hier über Pianoro hinaus gegen den Fluß Idice.

Madonna di S. Luca auf dem Monte della Guardia ist ein Dominicanernonnenkloster, das vier italienische Meilen von der Stadt liegt und wegen des Marienbildes, welches der Evangelist Lukas mit eigener Hand gemalet hat, in großem Rufe ist. Rand links:Madonna di S. Luca.Wunderthätiges Marienbild vom Lukas. Dieses Stück soll nach Sigonius Berichte im Jahre 1160 von einem. Einsiedler aus dem Templo Sophiæ zu Konstantinopel hieher gebracht worden seyn, und dem Lande schon viele Wirkungen seines kräftigen Beystandes haben spüren lassen. Aus dieser Ursache wird es auch jährlich einmal im Monate May mit großem Gepränge und unter Lösung der Canonen nach Bologna abgeholet. Zu mehrerer Bequemlichkeit der Wallfahrten hat man seit dem Jahre 1674 angefangen von der Stadt bis oben auf den Berg eine bedeckte Galerie anzulegen, welche wegen ihrer Länge unter die merkwürdigsten Dinge von Italien zu rechnen ist. Rand links: Merkwürdige Galerie. Alle Zünfte und Handwerker haben sich hiebey um die Wette bemühet, durch Zusammenlegung des benöthigten Geldes, ein ewiges Andenken ihres Eifers für die h. Mariam zu stiften.[964]

Die Lackeyen der Stadt haben funfzehn Bogen aufführen lassen. Ueber jedem von den andern stehen die Namen oder auch die Wapen der Wohlthäter ausgedruckt. Die Seite des Ganges nach dem Felde ist mit einer Mauer eingeschlossen, nach der Landstraße aberruhet jeder Bogen auf seinen eigenen Pfeilern, dergestalt daß allezeit zwo Seulen beysammen stehen. Jeder Bogen hat eine Weite von fünf gemeinen Schritten oder ungefähr zwölf Fuß, welches auch die Breite von der Galerie ist. Ihre Höhe erstrecket sich auf sechszehn Fuß, und ist sie oben bey jeder Seule mit einer quer über gehenden eisernen Stange gefasset. Sie hält nicht jederzeit eine gerade Linie, sondern hat bisweilen Krümmungen; indessen sind doch auch viele Stellen, da ihre Perspective sehr wohl ins Auge fällt, absonderlich folgen gleich beym Anfange und sobald man aus der Stadt durch den großen und hochgewölbten Vorplatz oder das Vestibulum gekommen, drey und neunzig Arkaden in einer geraden Linie, welche eine Länge von sieben hundert und funfzig gemeinen Schritten betragen. Wo der steile Berg anhebt, sind bequeme Treppen angelegt, die aber nicht aus allzuvielen Stuffen beysammen bestehen, sondern bald wiederum mit ebenen Gängen abwechseln, und zählet man in allen über dreyßig solcher Treppen.

Auf dem Wege nach Madonna di S. Luca besieht man zugleich die Karthause und S. Michele in Bosco. Auf dem kleinen Berge della Guardia wächst sehr guter Wein. Rand rechts: Wein della Guardia.

S. Maria de' Servi oder die Servitenkirche hat eine Vorgalerie von sieben und dreyßig Seulen aus rothem und weißem Marmor. Rand rechts: S. Maria de' Servi. Dieser Gang ist breit, und an der Seite nach der Kirche à fresco gemalt. Die Kirche selbst hat gute Gemälde und vier und dreyßig Altäre, worunter der Altare Maggiore mit trefflichen marmornen Statuen und anderer Bildhauerarbeit gezieret ist. In dem Chore finden sich folgende zwo Grabschriften, denen es nicht an Wortspielen mangelt. Sie würden in jeder Uebersetzung dasjenige, was man etwan an ihnen annehmliches finden möchte, verlieren, woraus genugsam erhellet, daß ihre glückliche Erfindungen oder Concetti (wie die Italiener dieses Wort gemeiniglich brauchen) in keiner wahrhaften Beredsamkeit gegründet sind: Rand rechts: Gezwungene Schreibart zweyer Epitaphiorum.


I.


Grati animi ergo

Erga gratum conjugem

IOHANNEM HIERONYMVM

Equitem & Senatorem DE GRATI S

Gratitudinis ac perpetuæ fidelitatis testimonio

Annulum maritalem

Quo olim viventi corpus affectusque devinxerat

Nunc quoque defuncto

In amoris vinculum ejusdemque animæ suffragium

Libentissime restituit & dicavit

Francisca Pepula Uxor grata

Anno Dom. MDCLXII.


II.


JOSEPHO SAVIO, CIVI BONONIENSI

Alexiaco vere Apollini

Salvificis pharmacis ad supremum artis apicem

a se auct. specabili

Morum suavitate, officiorum humaaitate[965]

Admirabili

Quem Archiatri erubuere ministrum

Magistrum fassi.

Hujus jacturam ac intertrimentum ægrè ferens

Helena Ferra

Savii conjugis sublati dolore anxia

Sancio cordi hoc perenne marmoris medicamen

Invenit

Anno ab Orbe redempto MDCLXIII.


S. Martino Maggiore hat gute Gemälde, worunter sich der h. Hieronymus vom Lud-Caracci findet. Rand links: S. Martino Maggiore.

Das Kloster S. Michele in Bosco liegt außer der Stadt auf einem Berge, und gehört den Olivetanermönchen. Rand links: S. Michele in Bosco. Gleich beym Eingange zeiget sich in der Kirche das marmorne Grabmaal des Capitains Ramazzotti, von der Arbeit des berühmten Lombardo. Auf dem Altare des Chores steht ein kostbares Tabernakel von eingelegten Steinen. Auf der einen Seite des Altars liest man unter einem Gemälde, so vermuthlich von der Hand des Guidoreno kömmt und im Jahre 1689 erneuert worden, die Verse:


Hoc jussit Pratus fecitque colore Vianus

Vt Rhenio & Rheno reddat uterque decus.

A. D. MDCLXXXIX.


Die Bänke des Chores sind von einem Olivetanerbruder, Raphaele di Brescia genannt, mit künstlich eingelegter Holzarbeit gezieret. Man zeiget auch linker Hand gleich beym Eingange der Kirche ein Crucifix in Lebensgröße aus einem einzigen Stücke eines Feigenbaumes.

Das Kloster war ehemals als eine rechte Schatzkammer kostbarer Gemälde anzusehen. Rand links: Gemälde im Kloster. Absonderlich hatte Lud. Caracci mit der Vorstellung verschiedener Stücke aus des h. Benedictus Lebensgeschichte große Ehre eingeleget; vom Guido Reni war dieser Heilige gemalt, wie ihm in der Wüste das Landvolk der umliegenden Gegend Obst, Eyer, Schafe und dergleichen brachte, und bewundert man noch heute zu Tage in der Mitte des Stückes ein schönes junges Mägdchen mit einem Turban auf dem Haupte, welche Eyer in einem Korbe bringt, und Gelegenheit gegeben, daß man das ganze Gemälde La Turbantina genennet hat. Rand links: La Turbantina. Tiarino, Brizio, Massari, Cavedoni und andere Lehrlinge des Lud. Caracci hatten gleichfalls treffliche Andenken ihrer Geschicklichkeit gestiftet. Allein theils das Wetter und der Wind, welchem diese Fresco-Gemälde unterworfen waren, theils die Nachläßigkeit der Mönche, welche sich um die wahrhaften Schönheiten eines Gemäldes wenig bekümmern, haben verursachet, daß man von wenigen Stücken etwas rechtes mehr erkennet, indem sogar der Kalk an theils Orten abfällt, an andern aber zerkratzet und sonst verderbet wird. Auch die wenigen Verneuerungen, welche man einigen Stücken zu geben gesucht hat, sind von so ungeschickten Händen unternommen worden, daß dadurch mehr verdorben, als gut gemachet worden.

Die Bibliothek des Klosters ist schön und wohl eingerichtet, auch der Plafond des Saales vom Afner und Canuti gut gemalt. Rand links: Bibliothek. Man hat hiebey eine Sammlung von mathematischen Instrumenten, Brennspiegeln und andern dergleichen Dingen angelegt. Der allhier befindliche Erzengel Michael in einem kleinen Stücke aus bronzo ist vom Cav. Algardi.[966]

Die Aussicht von der Terrasse des Klosters in die darunter gegen Morgen liegende Ebene, die mit weiß-angestrichenen Land- und Lusthäusern, so weit nur das Gesicht reichet, gleichsam besäet ist, kann kaum besser gewünschet werden. Rand rechts: Aussicht. Die Stadt Bologna selbst, so nur zwo italienische Meilen entfernet ist, liegt so zu reden vor den Füßen und giebt eine sehr angenehme Augenweyde.

Der nicht weit von der Domkirche angelegte Mons Pietatis ist ein ansehnliches Gebäude, unter dessen Galerie beständig Leute bereit sitzen, um den Nothleidenden unter sehr billigen Bedingungen mit Vorstreckung des nöthigen Geldes unter die Arme zu greifen. Rand rechts: Mons Pietatis, Ueber dem Eingange ist diePietà oder Maria, so den todten Leichnam Christi vor sich hat, aus terra cotta sehr gut vorgestellet mit der Unterschrift:


Mons Pietatis

Adversus pravas Judæorum usuras erectus

M. DLXXVI.


Die Kirche di S. Paolo de' Padri Bernabiti hat an ihrer Facciata zwo marmorne Statuen, die Petrum und Paulum vorstellen, vom Cesare Coventi, und über denselben St. Carolum und St. Philippum Neri ausstucco vom Ercole Fichi. Rand rechts: S. Paolo de' Bernabiti. In der Cuppola hat Ludov. Caracci die Freude des ewigen Lebens sehr wohl gemalt. Die Geburt Christi, die Anbethung der Weisen aus Morgenlande nebst etlichenandern Stücken sind vom Cavedoni; und das Fegfeuer vom Guercino, welcher auch den h. Carolum, wie er zu Mayland in öffentlicher Procession zur Pestzeit ein Kreuz geschleppet, in dem Chore der Nonnen abgebildet hat. Auf dem Hauptaltare zeigen sich drey perspectivische Vorstellungen, so von schönen kleinen Seulen zusammengesetzet sind. Die Marmorarbeit, welche die Enthauptung des Apostels Pauli vorstellet, ist vom Alexandro Algardi, einem Bologneser.

Die Kirche S. Paolo, detta l'Osservanza, de' Padri Minori Osservanti Reformati di S. Francesco, liegt außer der Stadt und hat nichts besonders. Rand rechts: S. Paolo de' Padri Minori.

In dem Kloster zeiget man die Zelle, worinnen St. Antonius von Padua gewohnet, und in dem Garten etliche Cypressen, welche St. Bernardinus gepflanzt haben soll. Rand rechts: Zelle des h. Antonius. Cypressen St. Bernardini. Die Mönche theilen vor Geld und gute Worte einen weißen Stein mit, welchen sie Milch von der Maria oder Lane della Madonna nennen, und als ein unfehlbares Mittel wider die ausgebliebene Milch der Frauen anpreisen. Rand rechts: Was die Milch der h. Mariä eigentlich sey. Ich glaube anderwärts schon erinnert zu haben, daß die Reliquien, so unter dem Namen der Milch Mariä gerühmet werden, nichts anders sind als eine Art von Terra Lemnia und einem fossili medicamentoso, welches als ein Alkali die Säfte und das Geblüte versüßen, mithin auch bey dergleichen Zuständen aus natürlichen Ursachen gute Dienste thun kann.

Die Kirche St. Petronii ist die größte von Bologna, aus welcher Ursache auch im Jahre 1530 die kaiserliche Krönung darinnen verrichtet worden. Rand rechts: Kirche St. Petronii. Krönung Karls des fünften. Ihre Länge ist von drey hundert und sechszig und die Breite von hundert und vier und funfzig Fußen. Das ungemein große Gemälde, so in derselben diebesagte Krönung abbildet, ist vom Brizio. Der Hauptaltar ist isolé, und ruhet auf vier schönen, großen Seulen aus grauem Marmor. Rechter Hand bey dem Eingange der Kirche ist das Grabmaal des Kardinals Lazari, welcher im Jahre 1677 verstorben, zu sehen. Eben daselbst in der ersten Kapelle liegt die Statue eines Soldaten Scipionis Eremitä mit einem Dolche, zum Andenken, daß dieser Mensch im 1405 Jahre, als er aus Eifer über seinem Verlust im Spiele ein vor der Kirche stehendes Marienbild mit dem Dolche gestochen, auch dem Christkindlein eine Fußzähe abgebrochen hatte, alsbald ohne Kraft niedergefallen, zum Tode verurtheilet, wegen seiner großen[967] Reue aber von der h. Maria mit seiner vorigen Gesundheit wunderbarer Weise begnadiget und demnächst auch von der Obrigkeit pardonniret worden. Rand rechts: Wunder eines Marienbildes. In einer andern Kapelle liest man folgende Grabschrift: Rand links: Epitaphium Cäsaris Marsilii.


Virtutis opus

Venerare sub hoc lapide

Servatur hic triumphus CÆSARIS MARSILII

Qui

Fatorum beneficio fretus

Coëgit mortem, ut cœlestem illi gloriam

Maturaret.

Si genus & ortum quæris, interroga Martis luctus

Qui

Ab avitis illius Heroibus præreptas sibi laurus

Dolet;

Si indolem equestris disciplinæ, curis famam ornaverat.

Bononiensis hic Cæsar;

Si dotes ingenii, cœleste huic Marsilio phantasina erat,

Totum enim ab elementis abstractus, sublimaverat

Omne studium in astrorum naturam & legem.

Conjice, quales fuerint illius affectus,

Quando siderum æternitatem

Pro ceatro fihi destinaverant.

Nobis & Academiæ Lynceorum

Abfuit

Ætatis aano quadragesimo pr.

Et Salutis nostræ M DCXXXIII.

Hinc ELENA BALATINA piissima uxor

Et una ANNIBAL posthumus

In hoc lapide æternum

Lapidescere voluerunt.


Linker Hand in der Kirche zeiget sich in einer Kapelle ein altes Gemälde, auf welchem man verschiedene rothe Mützen, Bischofshüte und gekrönte Häupter in der Quaal der Verdammten erblicket. Rand links: Altes Gemälde, so auch die Clerisey mit in der Höllenquaal vorstellet. Weil dieses Stück vor Alterthum fast ganz schwarz geworden, so kann man nicht erkennen, ob ein Pabst sich mitin dieser vornehmen Gesellschaft befinde.

Das Merkwürdigste dieser Kirche ist die von dem berühmten Cassini gezogene Linea Meridionslis, so fast eines Fingers dick aus Metall in Marmor eingeleget ist. Rand links: Cassini Linea Meridionalis. Dieser Marmor wechselt mit rothen und weißen Stücken von der Breite einer Hand ab, ausgenommen an denen Plätzen, da die Signa Zodiaci eingegraben sind, als woselbst seine Größe von einem Quadratschuh ist. Das übrige Estrich der Kirche besteht nur aus rothen Backsteinen. Besagte Linie ist länger als die halbe Kirche und läuft nicht parallel mit einer Seite der Kirchmauer. Bey ihrem Anfange steht:


Meridianæ hujus tota longitudo aucta titulis est sexcenti-millesima pars circuitus universæ terræ.
[968]

Nun wird ihre Länge von hundert und achtzig Fußen angegeben, von welchen solchergestalt zwanzig tausend auf eine geometrische Meile gerechnet werden müssen, wenn man der Erdkugel einen Umkreis von fünf tausend vier hundert Meilen zuschreibt. Ich weis nicht, nach was für einem Maaße Misson dieser Linie zwey hundert und zwey und zwanzig Fuß giebt.

Zu Ende der Linie steht in weißem Marmor auf dem Boden eingegraben:


Linea Meridiana

A vertice

Ad Tropicum Capricorni.


Längst der Linie wird die Bedeutung ihrer Eintheilung durch die beygesetzten Worte: Maximi terræ circuli II. & III.; Gradus distantiæ a vertice; perpendiculi partes centesimæ; horæ ab occasu ad orientem; signa Zodiaci descendentia; signa Zodiaci ascendentia, etc. erläutert. Dem Puncto verticali gegenüber steht die Zahl MDCLII.

An dem Gewölbe der Kirche gegen Mittag ist eine kleine runde Oeffnung durchgebrochen, vermittelst welcher der Schein der Sonne in der Größe eines Kopfes hinein fallen und auf dem schattigten Boden den eigentlichen Mittagspunct täglich anzeigen kann.

Wo sich die Linie in dem kleinern navi der Kirche endiget, liest man an der Mauer in weißem Marmor:


D. O. M.

Autoritate illustrissimorum Senatorum

Præsidis & Fabricensium

Meridiana hæc linea Horizontalis

Solem in meridie e templi fornice

Ad inscripta cœlestium locorum signa toto anno excipiens

Ante XL. annos per intercolumnium oblique occurrens

Reperto augustissimo tramite perducta

Ecclesiasticis, Astronomicis

Geographicisque usibus accommodata

A. JOH. DOMINICO CASSINO

Bononiensis Archigymnasii Astronomo primario

Et Mathematico Pontificio

Ab eodem in Italico itinere e Regia Astronomica Parisiensi

Regiaque Scientiarum Academia

Quo ad Christianiss. Regem Ludovicum Magnum

Annuente Clemente IX. Summ. Pont. concesserat,

Ad Solem iterum diligentissime expansa

Cœlesti meridiano adhuc mire congruere inventa est

Et sexcenti-millesimam terræ circuitus partem

Ab initio ad speciei solis hibernæ ipsam finientis medium

Accipere

Horizontali autem positioni, unde exiguo templi motu

Inæqualique soli attritu recesserat accurate restituta

Instante aano maximæ æquinoctiorum in Kalendario Gregoriano[969]

Præcessionis

Hic potissimum observandæ

Labente anno Salutis MDC LXXXXV.


Unter dieser Schrift ist eine Linie, die nicht gar anderthalb Spannen in ihrer Länge hat, auf Meßing in tausend Theile per centenas eingetheilet, und steht dabey:


Centesima pars altitudinis fornicis millies subdivisa.


Die Nachbarschaft dieser Lineæ meridionalis hat Gelegenheit zu einem guten Einfalle gegeben, welchen man in folgendem Epitaphio an der Mauer liest: Rand links: Grabschrift der Familie Cexeoli.


Anton. Franc. pridem Ecclesiæ Metrop. Canon.

J. V. D. Colleg.

Petrus Paulus Frater Octavius, Ant. Maria

Horum nepos & filius

Ex vetusta Bonon. familia de CEREOLIS

Floriano in hac olim viro clarissimo

Rati illum perenni meridie perfrui in cœlis

Eoque tum ipsi suspicientes

Ad hanc meridionalem lineam

Instaurarunt sibi & posteris

Supremi occasus punctum

Anno MDCLVIII.


Außen an der Mauer von der Kirche di S. ProcuLO ist das bekannte Epitaphium: Rand links: St. Proculo


Si procul a Proculo Proculi campana fuisset

Jam procul a Proculo Proculus ipse foret.

A. D. 1393.


Ob aber der allhier begrabene Proculus ein Student gewesen, der sich zu Tode studiret, weil er allezeit des Morgens, wenn in die Frühmesse dieser Kirche geläutet worden, aufgestanden, oder ob ihn die Glocke dieser Kirche erschlagen, daran wird niemanden viel gelegen seyn. In dem Kloster zeiget man die Zelle, woselbst der Mönch Gratianus das Decretum zusammen getragen hat. Rand links: Gratiani Zelle. Leonello Spada hat im Refectorio den Fischzug Petri gemalet. St. Proculus, ein Cavalier aus Bologna, soll den Märtyrertod außer der Stadt vor der Porta di S. Mamolo erlitten haben. Rand links: St. Proculus trägt nach seiner Enthauptung den Kopf in die Stade. Der Ort, wo ihm der Kopf herunter geschlagen worden, ist heute zu Tage an einem aufgerichteten Kreuze zu erkennen, und weil er sein abgesondertes Haupt von hier an bis auf den Platz, wo nun die ihm gewidmete Kirche steht, getragen hat, so liest man unter dem Kreuze die Nachricht:


Hic S. Proculus Miles Bonon. sacro Martyrio coronatus exstitit abscisso capite, quod istuc ubi nunc illius Templum conspicitur manibus propriis detulit. Anno Dom. D. XIX.


Die Kirche di S. Salvatore gehöret einer geistlichen Versammlung, die sich Canonici Regolari della Congregatione Renana del Santissimo Salvatore nennet, und schon seit dem Jahre 1100 im Besitze der Kirche und des Klosters ist. Rand links: St. Salvatore. Jene ist nach dem Dessein des mayländischen Barnabiten P. Magenta, wieder neu erbauet, und mit vieler Stuccaturarbeit und Gemälden gezieret. Bey verschiedenen Festen wird das Hauptgesinse, das innen um die ganze Kirche geht, mit jungen Orangenbäumen in silbernen Gefäßen oder Töpfen[970] besetzet. Rand links: Orangerie in der Kirche. Vom Ludov. Caracci sind verschiedene schöne Gemälde hier zu sehen, worunter die Himmelfahrt Mariä und das Brustbild des Heilandes vornehmlich zu rechnen sind. Girolamo Carpi, Guido, Benevenuto Tisio, Samachino und Cavedoni haben gleichfalls gute Proben ihrer Geschicklichkeit allhier hinterlassen. Das Kloster ist schön, weitläuftig, und in vier Höfe vertheilet. Rand rechts: Kloster Die Perspectiven zu Ende der Galerien sind vom Mitelli à fresco gemalet, und die marmorne Statue des Heilandes, welche sich gleichfalls allhier findet, ist eine Arbeit des berühmten Brunelli. In dem Kloster halten sich beständig zwey und dreyßig Canonici auf, ohne die Novitios zu rechnen, welche unter zween Lectoribus die Theologie und Philosophie studiren. Ihre Bibliothek ist mit vielen Manuscripten versehen, worunter sich die Historie der Königinn Esther auf gelben groben Leder, das nicht eingebunden ist, sondern auf eine Rolle gewickelt wird, befindet. Rand rechts: Bibliothek. Manuscript der Historie Esther. Die Schrift besteht aus großen hebräischen Buchstaben, welche die Canonici von der eigenen Hand des Esdra zu seyn vorgeben. Als ich ihnen wider das Alterthum dieses Werkes einen Einwurf aus den darunter befindlichen punctationibus oder Vocalibus machte, beantworteten sie solchen damit, daß sie vorgaben, diese Puncte wären von einer neuern Hand hinzugethan: wie denn auch in der That nicht zu leugnen ist, daß die Dinte, womit der Text geschrieben worden, um ein gutes Theil schwärzer ist, als die darunter gesetzten Vocales. Indessen ist der Hauptfrage von des Esdra Arbeit dadurch noch nicht abgeholfen.

Ferner ist vorhanden der Pentateuchus oder vielmehr alle Bücher des alten Testaments in hebräischer Sprache auf Pergamen in drey Folianten, welche im Jahre 953 geschrieben seyn sollen. Rand rechts: Hebräisches Manuscript des alten Testaments. Zu Anfange des einen Voluminis findet sich folgende hineingeschriebene Nachricht: Isaac filioio de Jacob scrisse questo Libro con tutto il corpo di questa Biblia a Manuel filiolo de uno chiamato Solthedar (oder vielmehrSolcedar) e fu furnita el Martedi a di 26. del mese di Marzo del 953. in tre Volumini. In diesem Manuscripte bemerket man gleichfalls die Puncte.

Unter den übrigen Codicibus Manuscriptis, deren bey drey hundert sind, finden sich 1) der Pentateuchus cum Commentariis Rabbinorum, hebräisch; 2) ein medicinisches Werk in hebräischer Sprache; 3)MEVROPHANESde Spiritu Sancto ein griechischerCodex bombycinus; 4) etliche griechische Homiliæ S. CHRYSOSTOMI; 5) eben desselben Sermones decem in illud Esaiæ: Vidi Dominum, griechisch, so im zehnten Jahrhunderte geschrieben zu seyn erachtet werden; 6) die Psalmen Davids in einer griechischen Uebersetzung von eben diesem Alter; 7) das neue Testament ebenfalls (wie vorgegebenwird) aus dem eilften Jahrhunderte mit vielen Abbreviationibus, darunter Θεὸς gemeiniglich mit ΘC ausgedrücket wird; 8) die Prophetæ minores und Daniel in einer griechischen Version, werden aus dem zehnten Jahrhunderte hergerechnet; 9) von gleichem Alter wird ein griechischer Codex, der des BASILIIComment. in Psalmos und dessen Homilias de jejunio begreift, geschätzet; 10) ein griechisch Fragmentum Historiæ Byzantinæ eines Anonymi hat MONTFAVCON dem dreyzehnten Jahrhunderte zugeschrieben; 11) von des LACTANTIIOperibus vermeynen die Canonici das Original zu besitzen, weil darinnen etliche Verbesserungen beygeschrieben sind. Rand rechts: Andere Manuscripte.

Unter den ältesten gedruckten Werken finden sichCICERONISOpera, welche apud ax Alexandrum Minutianum im Jahre 1498 zu Mayland in vier Folianten heraus gekommen sind, imgleichen eine lateinische Bibel in Folio, zu deren Ende folgende Nachricht gedruckt ist: Rand rechts: Alter Druck der Operum Ciceronis.[971]

P 3hoc opusculum artificiosa adinvemione imprimendi seu caracterizandi absque calami exsratione in civitate Moguntii sie effigiatum & ad Eusebiam Dei industrie per Johez Fust civem & Petrum Schoiffher de Gernsheym Clericum dioces ejusdem Est consummatum. Anno Domini MCCCCLXII. in Vigilia assumtionis Virg. Marie.

St. Stefano gehört den Cölestinermönchen und besteht eigentlich aus sieben aneinander gebaueten Kirchen, die nicht in einer Linie, sondern unordentlich zusammen gehängt sind, dergestalt daß man sich leicht darinnen verirren könnte. Rand links: St. Stefano. Unter den vielen Heiligthümern, welche man allhier verehret, ist ein steinernes großes Gefäß, woraus Christus den Jüngern die Füße gewaschen haben soll; Ein Stirnband der h. Mariä, woran etliche Tropfen vom Blute Christi zu sehen sind; Ein Stück vom heiligen Kreuze; und ein Bildniß der heiligen Jungfrau, welches Blut von sich gegeben, als es beschädiget worden. Rand links: Merkwürdige Reliquien. Man zeiget auch eine Nachahmung vom Grabe Christi, das Maaß von der Höhe des Heilandes, desgleichen von dem Eindrucke seiner Füße, als er dem von Rom reisenden Petro erschienen, das Maaß von der Oeffnung der Seite Christi, die Länge und Breite der Füße Mariä und dergleichen Dinge mehr.

Das Archigymnasium oder die Universität soll nach einiger Meynung im Jahre 433 vom Kaiser Theodosius gestiftet seyn17 Andere schreiben solches Karln dem großen zu. Rand links: Universität. Die Professores haben gute Besoldungen, und höret man allhier die Oratorie, Philosophie, orientalische Sprachen, Geometrie, Astronomie, Anatomie, Botanik, Medicin, das Jus Civile und Canonicum, die Weltliche und Kirchen-Historie nebst der Theologie. Irenerius, Gratianus, Bulgarus, Albericus de Porta, Accursius, Bartolus, Baldus und Azo haben zu Bologna mit ungemeinem Zulaufe die Jura gelehrt und sollen unter Azon auf einmal zehn tausend Juristen allhier studiret haben. Rand links: Berühmte alte Juristen. Für diesesmal sind in allen etwan vierhundert fremde Studiosi immatriculati vorhanden. Das öffentliche Gebäude der Akademie, welches auch il Studio genennet wird, ist sieben hundert undvierzig palmi oder zwey hundert und dreyzehn gemeiner Schritte lang und von dem Baumeister Giacomo Barocci da Vignola aufgeführet. Rand links: Il Studio. Bey dem Eintritte in diesen Pallast findet man rechter Hand eine Treppe und auf der Mitte derselben gute Fresco-Gemälde vom Valesio, welche die Tugenden des h. Caroli Baromäi vorstellen. Auf der Treppe, so linker Hand angeleget ist, hat Leonardo Spada des Wenzeslaus Lazarus, eines berühmten Philosophen und Arztes Ehrenmaal so trefflich gemalt, daß es ein schönes steinernes bas-relief seyn scheint. An einem andern Denkmaale, das dem im Jahre 1710 verstorbenen Arzte Joh. Hieronymus Sbarabens aufgerichtet worden, hat Gaetano Creti seine Malerkunst à fresco bewiesen. An des berühmten Malpighius Monumente liest man: Rand links: Denkmaale berühmter Leute: Des Wenceslaus Lazarus, Sbarabeus, Malpighius.


Virtiti & Famæ

In ævum mansuræ

Inclyti Viri

MARCELLI MALPIGHII

Medicinæ Professoris celeberrimi

Utraque Artistarum Universitas

Anno Salutis

M DC LXXXIII.[972]

Miraris breve Lemma,

Nomen ingens

Ornari negat: est

Satis referri

Jussum cætera cur

Tacere marmor?

Omnis MALPIGHIUM loquetur ætas.


Nicht weit davon fängt eine schulfüchsische Inscription mit folgenden Worten an: Rand rechts: Schulfüchsische Inscription.


D. O. M.

Johanni de Fantutiis.

Sive mavis Elephantutiis etc.


Ueberhaupt findet man unter der großen Menge gelehrter Leute, denen allhier (wie in dem Universitätshause zu Padua) Denkmaale aufgerichtet sind, sehr viele nomina obscura, und von welchen man wenigstens außer Landes nichts weis. Unter denen berühmten Leuten, deren Andenken man allhier auf die Nachwelt fortzupflanzen gesuchet hat, verdienet noch der Kardinal Vidone gemeldet zu werden, dessen Lob mit folgenden Worten ausgedrücket ist: Rand rechts: Lob des Kardinals Vidoni.


Petro Cardinali Vidono

Cujus gentilem turrim non vite magis avita

Quam lauro triumphali coronatam

Mars bellorum armamentarium

Astræa Legum propugnaculum

Pallas scientiarum munimentum

Experta est

Bartholomæus Fenarolus Brix. V. V. Juristar. Prior

In firmum grati animi monumentum

Turrim hanc marmoream posuit

Nullo temporis aut invidiæ fulmine diruendam

Anno Domini MDCLXIII.


Das Theatrum Anatomicum ist mit Cypressenholze getäfelt, und mit großen hölzernen Statuen der vornehmsten Anatomicorum gezieret. Rand rechts:Theatrum Anatomicum. Billig aber sollte es mehr Licht haben. Nicht weit von demselben ist ein Denkmaal Francisci und Achillis de Moratoriis von einer ihrer Verwandten, Theresia de Moratoriis, mit guten Gemälden erneuert worden. Die deutsche studirende Nation hat in Bologna ihre eigenen obrigkeitlichen Personen, eine besondere Matricul und viele andere Privilegien.

Wer aus ihnen die Würde eines Doctoris Juris annehmen will, zahlet in allen zweyhundert und zwey und neunzig Lire, oder ohngefähr drey und vierzig Reichsthaler, wovon die Universität zweyhundert und vierzig Lire bekömmt, das übrige aber für die Einschreibung in die deutsche Matricul, desgleichen für acht Paar Handschuhe, so verschenket werden müssen,[973] und für verschiedene Gebühren der Pedellen gerechnet wird. Rand rechts: Privilegia der deutschen Nation. Taxe der Doctorwürde. Der Doctorhut in der Medicin kömmt auf hundert und sechs und vierzig Lire zu stehen, und werden dabey funfzehn Paar Handschuhe verschenket.

Zum Aufnehmen der Historiæ Naturalis, Physicæ, Mathematicæ, Chymlæ, Anatomlæ und Medicinæ hat im Jahre 1712 Luigi Ferdinando Comte di Marsigli zu Bologna eine Akademie der Wissenschaften aufgerichtet, deren Stiftung von Mr. deLIMIERS beschrieben und im Jahre 1723 in Octav zu Amsterdam herausgegeben worden ist. Rand links: Des Comte Marsigli neu aufgerichtete Akademie der Wissenschaften. Mit Einwilligung Clemens des eilften ist die Academia Clementina bonarum artium, welche von diesem Pabste kurz vorher zu Bologna angeleget war, und ihre Absichten auf die Verbesserung der Bau-Bild- und Malerkunst gerichtet hatte, mit diesen Anstalten des Marsigli vereiniget, auch zu mehrerer Beförderung derselben auf Unkosten der Stadt der ehemalige Palazzo Celesi erkaufet und hergegeben worden, damit die Bibliothek, die Sammlungen besonderer Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst, das Observatorium, die Auditoria und auch einige Professores darinnen Platz finden möchten. Rand links: L'Instituto. Ueber dem Eingange dieses ansehnlichen Gebäudes liest man die Worte:


Bononiense

Scientiarum & Artium

Institutum

Ad publicum

Totius Orbis

Usum.


Wenn man auf den Thurm dieses Gebäudes steigt, kömmt man erstlich an die Scholam Astronomicam oder das Auditorium, worinnen die Sternkunst gelehret wird. Rand links: Schola Astronomica. Allhier ist das SystemaCOPERNICI zu sehen, nebst einer Mauer von der Dicke eines Fußes, welche mehr als achtmal verändert worden ist, ehe man mit ihr die accurate Lineam Meridionalem getroffen. Rand links: Linea meridionalis. D. Manfredo hat die Aufsicht über dieses Werk gehabt, und hängen auf jeder Seite Tubi, Zirkel, Quadranten und dergleichen Instrumente, um bey dem Durchgange der Sterne durch die Mittagslinie die gehörigen Anmerkungen machen zu können, zu welchem Ende auch das über der Mauer befindliche Dach aufgezogen werden kann18. An den Wänden derScholæ Astronomicæ hängen viele Risse und Gemälde, auf welchen die Observationen, so man wegen der Sonne, des Mondes, der Kometen und anderer Sterne gemacht hat, vorgestellet werden.

Höher hinauf ist das Observatorium, welches durch viele Läden auf allen Seiten geöffnet werden kann, und außen herum eine freye oder offene Galerie hat. Rand links: Observatorium. Das Observatorium und was dazu gehöret, kostet der Stadt schon sechs und zwanzigtausend Scudi, und ist doch noch nicht fertig. Rand links: Kosten des Observatorii. Der alleroberste Platz dieses Thurmes ist zweyhundert und siebenzig Stuffen hoch, und kann gleichfalls zu astronomischen Untersuchungen dienen. Wenn der Keller, so unter demselben anzulegen ist, in Stand gebracht seyn wird, kann man durch eine Oeffnung,[974] die durch alle Stockwerke des Gebäudes und durch die Mitte der Wendeltreppe geht, auch bey Tage die darüber paßirende Sterne beobachten, wie vormals, und ehe wegen der Liueæ meridionalis eine Veränderung gemacht worden, in dem königlichen Observatorio zu Paris geschah. Rand rechts: Beobachtung der Sterne bey hellem Tage.

Die Bibliothek des Collegii findet sich im zweyten Stockwerke des Gebäudes, und besteht meistentheils aus des Comte Marsigli Büchern. Rand rechts: Bibliothek. Es sind darunter viele türkische, arabische und andere orientalische Manuscripte, die aus der Corvinischen Bibliothek kommen, weil Marsigli bey der Eroberung von Ofen gegenwärtig gewesen. Ehe er wegen des Alt-Breysachischen Handels in kaiserliche Ungnade gefallen, hatte ihm Leopold viertausend Ducaten für solche Sammlung gebothen. Die übrigen Bücher betreffen die Philosophie, Mathematik und Alterthümer. Rand rechts: Sammlung von Alterthümern. Thränengläser. In dem nächst daran stoßenden Zimmer zeigen sich vielerley Gewichte der Alten, urnæ, vasa lacrymatoria oder Gefäße, worinnen sie die über ihre Todten vergossene Thränen zu sammlen und den Urnen beyzusetzen pflegten19, Opfergeräthe, Götzenbilder der Römer, Griechen und Aegyptier, römische Gelübde und eine Tafel, so mit ägyptischen Hieroglyphicis eingeleget ist, nach Art der Tabulæ Isiacæ, welche zu Turin, aber etwas größer als die hiesige ist.

In einer andern Kammer wird die Physica instrumentalis gelehret, und insbesondere die Wirkung derAntliæ Pneumaticæ untersuchet. Rand rechts: Auditorium Physicæ instrumentalis. Die an der Wand hängende Gemälde und Zeichnungen bilden verschiedene merkwürdige Eigenschaften unserer Erdkugel ab, z. E. feuerspeyende und andere besondere Berge, die großen Eisschollen, welche sich in dem mitternächtlichen Meere finden, den Rhein- und andere Wasserfälle, bey welchen auch die Formation der Regenbogen und Wolken ausgedrücket ist.

Gleich hiebey sieht man in einer kleinen Kammer viele Magnete, worunter einer, der kaum einer Faust groß ist, und ungefasset nur neun Unzen wiegt, anitzo zweyhundert und dreyßig Unzen hebt, und mich an denjenigen erinnert, der vom Hartsöker in die landgräfliche Kunstkammer zu Cassel geschickt worden, und anderthalb Pfund hebt, ob er gleich nicht viel über ein Quentlein wiegt. Rand rechts: Magnete. Es kömmt mit diesen Steinen gar vieles auf die gute Einfassung an, und kann vermittelst derselben die Kraft eines Magnets gar sehr vermehret werden.

In einer andern Kammer zeigen sich allerley Muschelgewächse und andere Dinge, so aus der Tiefe des Meeres heraus gebracht worden. Rand rechts: Meercreaturen.

Aus gedachtem Zimmer kömmt man in die Sammlung der Lapidum Semipellucidorum, worunter die Achate, Jaspis, Türkis, Calcedonier, Onyx und Lazuli begriffen sind. Rand rechts: Sammlung von Jaspis, Achat etc. In einem besondern Schranke werden die durchsichtigen Steine verwahret, und finden sich unter denselben vielerley besondere Arten von Krystalle, Amethyst und dergleichen. Rand rechts: Krystall, Amethyst etc. Bey jedem Stücke ist sein Namen geschrieben. Die übrigen Seiten des Zimmers enthalten in ihrenRepositoriis viele hundert Arten von Marmor und denen dahin gehörigen Steinen, welche alle nach dem Unterschiede ihrer Farben geordnet, und weil viele große wohlgeschliffene Stücke darunter anzutreffen sind, sehr gut ins Auge fallen. Rand rechts: Marmor. Absonderlich machen die verschiedenen[975] Porphyre eine ansehnliche Zahl aus. Bey einem trefflich schönen grün und blau marmorirten Steine steht geschrieben: Lapis ad Smaragdi Pramam accedens, nonnullis lapidis Lazuli portiunculis elegantissme interspersus. Der Ort, woher er komme, ist nicht ausgedrückt.

Der Marmor, welchen ich in meinen Berichten von Rom öfters unter dem Namen von Verde antico angeführet, wird allhier Ophites viridis & luteus genennt. Unter den Alabastris ist derjenige, so aus der Insel Paros kömmt, der schönste und weißeste. Die Marmor, worinnen marina testacea oder Muscheln verwachsen sind, und worunter vornehmlich die Lumachella gehöret, machen eine besondere Abtheilung aus. Rand links: Marmorne Petrefacta.

Die Fossilia Saxoniæ, so in der Gestalt eines Berges zusammen gesetzet und ein Geschenk des Königs Augusti sind, finden sich in einem andern Zimmer, worinnen auch allerley Arten besonderer Erden, Harze, Schwefel, Alaun, Vitriol, gegraben Salz, Tropfsteine, GipseLapides Bononienses, Sand und Sandsteine, Marchasite, Blutsteine, rohe Magnete, Erze von Zinnober und Quecksilber, Antimonio, Eisen, Bley, Zinn, Kupfer, Silber und Gold etc. anzutreffen sind. Rand links: Fossilia Saxoniæ.

Ein anderes Gemach hält in sich die Pflanzen, welche weich im Meere wachsen, Keratophyta marina, Alcyonia, Vegetabilia marina lapidea, Corallia, Schwämme und dergleichen. Rand links: Seepflanzen.

Noch ein anderes dienet zur Verwahrung von allerley ausländischen Früchten, Holz, Aloen, Blättern von fremden Gewächsen, Wurzeln und Rinden (worunter dreyzehnerley Arten von der China Chinæ sind), Gummi, Baumharzen, Balsamis, Fungis und Tuberibus, wie auch Saamen von allerley Pflanzen. Rand links: Fremde Gewächse.

Ein Saal führet den Namen eines Musei Animalium, und begreift in sich einen unvergleichlichen Vorrath von allerley Thieren, z. E. Stellis marinis, Fischen, Muscheln, Schlangen, Krokodilen, Camäleon, Eydexen, Vögeln, Heuschrecken, Papillons etc. Rand links: Museum Animalium.

Der Stein, worinnen Muscheln wachsen, und von welchem ich aus Ancona Nachricht abgestattet habe, hat allhier gleichfalls Platz gefunden mit den beygesetzten Worten: Lapides, in quibus Pholades seu Balani Bonn. ingenti numero nidulantur ex littore Anconitano. Rand links: Muscheln in Stein. Bey etlichen hundert kleinen und zusammen gewachsenen Perlen, welche die Größe und Gestalt einer einmal getheilten wälschen Nuß haben, liest man: Unionum congeries elegantissima ex animali extracta. Rand links: Perlen aus einem Thiere. Erhaltung der Papillons. Die Papillons oder Sommervögel werden in einen balsamischen Liquorem getauchet, und halten sich hernach viele Jahre lang in ihrer vollkommenen Schönheit. In Florenz soll ein Abbé das Geheimniß besitzen, daß er ganze Vögel mit samt ihrem Fleische wider alle Fäulung und Beschädigung der Würmer zubereitet; er soll aber dabey so eigensinnig seyn, daß er die Kunst an niemand entdecken will.

Die Kriegsrüstungen, kleinen Canonen, Böller etc. nehmen ein besonderes Zimmer ein, in welchem auch das Modell der Festung Alt-Breysach, wie nicht weniger die in Holzarbeit abgebildeten Arten von Befestigungen, wie solche nach den verschiedenen Manieren des Vauban, Leonhard Sturm, Heinr. Rusenstein, Malleti, Bellini, Floriani, Werthmüller, Cöhorn, Grottä, Molder, Bombelli und vieler anderer angeleget werden müssen, zu sehen sind. Rand links: Zimmer zu Kriegsrüstungen, Fortification etc.

In einer andern Kammer werden vielerley Gewichte und Waagen gesammlet.

In der Drechselkammer ist alles zu künstlichen Drechselungen der Portraite und anderer Meisterstücke gehörige Geräthe vorhanden, nebst dem Werkzeuge, so bey der Uhrmacherey erfodert wird. Rand links: Gewichte und Waagen. Drechselkammer.

Für die Bibliothek wird anitzt eine schöne Galerie zurechte gemacht, woraus man in ein Zimmer tritt, welches allein der Geographie und Schifffahrtkunst gewidmet ist. Rand links: Zimmer für die Geographie und Schiffahrt. In der[976] Mitte desselben hängt eine kleine Galeere, die Wände aber sind mit allerley Zeichnungen, so zum Schiffbau gehören, bekleidet. Die Chymie wird in das unterste Stockwerk verleget: weil aber die zu dieser Wissenschaft nöthigen Anstalten sowohl als was zur Einleitung in das Schiffbauwesen gehöret, noch nicht im Staude sind, so werden darüber noch keine Collegia gehalten, anstatt daß die Professores der übrigen Wissenschaften wöchentlich einmal öffentlich lehren müssen.

Die Malerakademie ist gleichfalls in dem untersten Stockwerke, und der Saal ihrer Versammlung wohl gezieret. Rand rechts: Malere Akademie. An dem Plafond hat Pellegrino di Baldi seine Kunst erwiesen, und verdienet insbesondere dasjenige Stück vieles Lob, so den Polyphemus abbildet, wie er nachdem erlittenen Verluste seines Auges den Ulysses mit seinen Gesellen suchet. Für die Winterarbeit der Maler ist ein eigenes Zimmer zugerichtet, worinnen bey vielen Lampen mehr als hundert und dreyßig Personen in einem Amphitheater drey- und vierfach hinter einander sitzen und nach dem Leben zeichnen können.

In dem Zimmer, welches den Bildhauern angewiesen ist, sieht man die kleinen hölzernen Modelle der römischen Obeliscorum, nebst den Rissen und Kupferstichen verschiedener mechanischer Maschinen. Rand rechts: Zimmer für die Bildhauer. Ein anderes Gemach ist mit vielen gypsenen Brustbildern und Copien der berühmtesten Stücke, z. E. Veneris Mediceæ, Herculis Farnesii, Apollinis Vaticani, Gladiatorum, Floræ etc. angefüllet.

In der Galerie um den Hof stehen verschiedene Steine mit hebräischen Schriften, der Daum eines Colossi, nebst vielen römischen Inscriptionen und Statuen. Rand rechts: Hebräische und römische Inscriptionen.

Der Comte Marsigli ist im Jahre 1650 gebohren. Die itztangeführten Anstalten, in welche er fast sein ganzes Vermögen nebst den Früchten alles seines Fleißes und Bemühens gestecket hat, verdienten wohl, daß man ihn seine wenigen übrigen Tage mit mehrerm Vergnügen, als wirklich geschieht, in Bologna beschließen ließe, woselbst man ihm, was selbst dieses Institutum anlanget, vielen Verdruß anthut, und die Gewalt in Anordnung vieler Dinge, seiner Meynung nach, allzusehr einschränket. Rand rechts: Statuen etc. Besondere Umstände des Lebenslaufs des Comte Marsigli. Sein itziger Unmuth. Es ist wahr, daß die Schenkungen, welche er in diesem Stücke dem gemeinen Wesen zum Besten gemacht, dergestalt mit vielen Clauseln und päbstlichen Bullen bekräftiget sind, daß es ihm nichtmehr frey steht, desfalls eine Veränderung zu machen, und man vielleicht daher für unnöthig erachtet, ihn mit vielen Liebkosungen noch zu schmeicheln; allein der geringste Schein der Undankbarkeit sollte die Obrigkeit der Stadt abhalten, etwas zu thun, so einen Mann, der sich so sehr um Bologna verdient gemacht hat, misvergnügen könnte. Gesetzt auch, es wäre wahr, daß Marsigli ein eigensinniger Kopf sey, der, wenn man ihn allein schalten und walten ließe, viele wunderliche Dinge vornehmen würde in einer Sache, zu welcher jedoch auch die Stadt große Summen Geldes hergegeben hat; so wäre jedoch dabey zu überlegen, ob es nicht besser sey, einem alten Manne, auch in seinem wunderlichen Kopfe durch die Finger zu sehen, als ihm seine große Freygebigkeit als übel angewandt bereuen zu machen, und die Leute auf die Gedanken zu bringen, daß die Privatabsichten an der harten Aufführung gegen den Marsigli mehr Antheil haben, als vie Liebe zu guter Einrichtung des obgedachten Werkes. Es ist bekannt, wie Marsigli es bey dem päbstlichen Hofe dahin gebracht, daß die Einkünfte verschiedener beneficiorum, so sich jährlich auf etliche tausend Scudi belaufen, nach und nach, wenn diejenigen, welche dieselbe besitzen (und wegen des ruhigen Genusses, worinnen man sie bis un ihr Enre läßt, sich über nichts zu beschweren haben) mit Tode werden abgegangen seyn, zu Vermehr- und Verbesserung des Instituti novi verwandt werden sollen. Rand rechts: Was ihn verhaßt gemacht. Diesessehen etliche als die eigentliche Quelle an, woraus alle Verbitterung wider den Marsigli entsprungen, indem[977] die bolognesischen Familien nicht ohne Unwillen sich ins künftige dieser Einkünfte, womit sie sich sonst selbst zu bedenken pflegten, beraubet sehen müssen. Wegen des Verdrusses, welchen Marsigli über diese Händel hat, findet er sich selten allhier, und muß also die meiste Zeit dasjenige, woran er, so zu sagen, von Jugend auf sein Herz gehänget hat, mit dem Rücken ansehen. Er ist erst gestern wieder angelanget, aber in einem schwachen und kränklichen Zustande, welchen ein so hohes Alter gewöhnlicher Weise mit sich zu bringen pflegt20. Die Verdienste dieses Mannes um die Wissenschaften sind weltkündig, und unter andern seine von der mittelländischen See und dem Donaustrome herausgegebene Werke unschätzbare Proben davon. Seine Bescheidenheit und Modestie hat er bey vielen Gelegenheiten dieser Stiftung an den Tag geleget, und insbesondere verordnet, daß weder an die Gebäude noch anderwärts in den Zimmern und über die Sammlungen der vielen Merkwürdigkeiten sein Namen gesetzet werden soll. Rand links: Seine Bescheidenheit. Gleichfalls hat er gewollt, daß die unvergleichliche Buchdruckerey, welche von ihm zu den übrigen Anstalten geschenket, und nicht nur mit lateinischen, griechischen und hebräischen, sondern auch mit arabischen, türkischen und andern morgenländischen Buchstaben versehen ist, den Namen der Druckerey des heil. Thomæ Aquinatis führen, und die Dominicanermönche Depositarii davon seyn sollen21. Rand links: Buchdruckerey. Die Medaillen, so wegen dieser Akademie gepräget worden, stellen auf der einen Seite den Pabst Clemens den eilften vor, und auf der andern den zu dieser Einrichtung gewidmeten Pallast, mit der Ueberschrift: Rand links: Medaillen auf diese Akademie.


Bonarum Artium cultui & incremento.


In der Exergue liest man:


Institut. Scient. Bonon.


Des Comte Marsigli aber wird mit keinem Worte gedacht.

Ein sogroßer Mann aber als Marsigli in Ansehung seines Verstandes undder Wissenschaften ist, so schlecht sieht es mit ihm aus, wenn man ihn auf der Seite seiner Kriegsdienste betrachtet, nachdem die Affaire von Alt-Breysach im Jahre 1703 seinem guten Namen einen schändlichen Flecken angehängt hat. Rand links: Von dem schlimmen Handel, welchen Marsigli wegen Alt-Breysach gehabt. In dieser Festung commandirte der Graf von Arco, und unter ihm Marsigli nebst dem Obersten von Egg. Die kaiserliche Ordre war, sich bis auf den letzten Mann wider die Franzosen zu wehren; derselben ungeachtet aber wurde die Festung ohne Widerstand übergeben, und Marsigli war derjenige, so am ersten seine Stimme zur Capitulation gab. In dem Kriegsgerichte, welches desfalls den 4 Febr. 1704 gehalten wurde, präsidirte der General von Thüngen, und fiel das Urtheil wider den Grafen von Arco dahin aus, daß er mit dem Schwerte vom Leben zum Tode gebracht werden sollte, welches auch vollzogen wurde22. Rand links: Urtheil des Grafen von Arco.Anagramma auf ihn. Weil er dreyßig Jahre mit vielem Ruhme in des Kaisers Diensten gestanden war, und achtzehn Wunden, die er in selbigen empfangen, aufzuweisen hatte, so machte jemand folgende Verse auf seinen unglücklichen Verfall:
[978]

A R C O

per Anagramma

C A R O.

Fortia fœdifragis tradebas mœnia Gallis

ARCO, sed CARO res tibi tanta venit

Annis triginta pro Cæsare bella gerebas

Bisque novem, credo, vulnera passus eras.

Postremum vulnus, non cætera vulnera, fœtent;

Nam facti laudem, qui bene claudit, habet.


Es hat der französische Marschall von ... welcher in selbigen Händeln von seinem Könige gebraucht worden, gegen den lothringischen Staatsminister von Forstner sich verlauten lassen: es habe zwar der Graf Arco die harte Strafe nicht verdienet als ein Verräther, und käme es nur auf die Uebertretung seiner Ordre an, welche freylich wegen des Exempels auch höchst strafbar wäre; indessen könne man jedoch auch an dem Arco die geheimen Gerichte Gottes erkennen, indem dieser schon vorher und zu einer andern Zeit mit den Franzosen wegen der Uebergabe solcher Festung in heimlichen Unterhandlungen gestanden.

Was den Obersten von Egg anlangt, welcher der dritte commandirende Officier in Breysach war, so wurde derselbe zwar aller Bedienungen entsetzet, von dem Kaiser aber mit einer jährlichen Pension von tausend Gulden begnadiget, welche er zu Rotenburg an dem Neckar, woselbst ich ihn noch vorm Jahre etliche mal gesprochen habe, mit seiner Familie verzehret. Rand rechts: Urtheil deß von Egg. Die übrigen bey der Unterschreibung des Accords gewesenen Officiere wurden alle abgedanket, und mußten eine große Geldstrafe erlegen; jedoch wurden sie einzeln und unter andern Regimentern (außer dem einzigen von Egg) alle wieder angenommen. Der Prinz Louis von Baden versicherte: es verdrösse ihm am meisten, daß alle Officiere so einmüthig zur Uebergabe gestimmet hätten, und wenn nur ein einziger Fähndrich sich gefunden, der sich derselben widersetzet; so hätte er solchem ein Regiment geben wollen.

Den Marsigli beschuldiget niemand eines Mangels von Herzhaftigkeit: allein man hält dafür, daß er nach Art vieler Italiener aus Neid allzuviele finesse und List gebraucht, um die Leute an einander zu hängen, und ein gutes Vernehmen zwischen dem Grafen von Arco und der Besatzung zu verhindern, wodurch denn viele gute Anstalten, welche sonst hätten gemacht werden können, unterblieben sind. Rand rechts: Wie es dem Marsigli dabey ergangen. Das Urtheil des Kriegsrechtes brachte mit sich, daß Marsigli mit Zerbrechung seines Degens infam gemacht werden sollte, welches auch geschah. Falsch ist es, was etliche vorgeben, als habe er die Wahl gehabt, den Kopf oder seinen ehrlichen Namen zu verlieren, da er denn das Leben der Ehre vorgezogen haben sollte23. Noch in dem erwähnten 1704ten Jahre vertheidigte er seine Unschuld vermittelst[979] eines herausgegebenen Manifestes, worinnen er die vorhandene Ordre, sich bis aufs äußerste zu wehren, nicht leugnet, dabey aber anführet, daß solche sich auf einen falschen Bericht gründe, welchen man dem Prinzen Louis von Baden hinterbracht, und ihn dadurch auf die irrige Meynung verleitet habe, als sey die Festung sowohl mit Mannschaft als Munition genugsam versehen. Bey solchen Umständen wäre es wider alle Kriegsraison gewesen, die Besatzung muthwillig auf die Fleischbank zu liefern. Diese angeführten Gründe suchet er mit vielen Documenten und Zeugnissen zu unterstützen, wie man aus der Deduction, welche dem Esprit des Cours de l'Europa des obgedachten Jahres ganz einverleibet worden, mit mehrermersehen kann. Wie weit einem Generale, der nicht mit unumschränkter Gewalt commandiret, frey stehe, die ihm gegebenen Befehle nach Beschaffenheit der vorfallenden Umstände einzuschränken oder zu übertreten, desgleichen was öfters für Schärfe, um die Nachfolge eines üblen Exempels zu verhüten, angewendet werden müsse, überlasse ich andern zu untersuchen. Die Italiener sind noch heut zu Tage wegen dieses Handels übel auf das Gedächtniß des Markgrafen Louis von Baden zu sprechen; es hat sich aber dieser bey seinen Lebzeiten jederzeit mit der höchsten Noth, die ihn zu seinem Verfahren gezwungen, entschuldiget, welche ihn auch dahin gebracht, sein eigenes Regiment zu caßiren, ob solches gleich hernach einzeln wieder angenommen worden. Dieses ist gewiß, daß dieser Fleck dem sonst so wohl befestigten Ruhme des Marsigli keinen geringen Nachtheil auch bey der Nachwelt bringen wird, und wurde solche Scharte keinesweges dadurch ausgewetzet, daß ihn hernach der Pabst Clemens der eilfte zum General über die elenden Truppen, welche er in der Streitigkeit wegen Comacchio wider den Kaiser Joseph zu sammen geraffet hatte, erklärete, indem es schien, daß weder das Commando über solche Mannschaft dem Generale, noch ein solcher General dem päbstlichen Stuhle viele Ehre machte. Rand links: Marsigli wird päbstlicher General. Auf diese Kriegsanstalten hat jemand, dessen Namen mir unbewußt ist, folgende wiewohl allzuhitzige Gedanken zu Papiere gebracht: Rand links: Poetische Gedanken über diesen Feldzug.


Judam non Petrum constat duxisse cohortes

Sed Judæ finis postea funis erat.

Expedit armigerum suspendere Pontificatum

Sic liber a bello subditus omnis erit,

Est Clemens demens sumens pro clavibus ensem,

Nam gladium quærens ense perire solet.

Absque mora Christi verbo mox condidit ensem

Insuper a rixis abstinuitque Petrus.


MARSILIVS

Per Anagramma

MARS VILIS

MarsiliusMar s vilis, ei dat fulmina Clemens,

Talis Mars tali debuit esse Jovi.
[980]

Ich wende mich aber wieder zu denen Anmerkungen, dieden itzigen Zustand der Gelehrsamkeit in Bologna betreffen.

IosephMONTI, Professor Botanices an der Universität und Professor Historiæ Naturalis von dem neuen Instituto des Marsigli, arbeitet an einer Historia Naturali dieses Landes, welche man mit desto mehrerm Verlangen erwartet, je schöner die Proben sind, welche er in den dahin gehörigen Wissenschaften bereits an das Licht gegeben hat24. Rand rechts: Von dem Prof Botanices Jos. Monti.

Bey dem Apotheker Zanoni, welcher ein gelehrtes Werk von der Botanik mit vielen Kupfern herausgegeben, findet sich eine ansehnliche Sammlung natürlicher Merkwürdigkeiten. Rand rechts: Von dem Apotheker Zanoni. Von den Petrefactis dieser Gegend besitzt der obgedachte Professor Monti einen schönen Vorrath, und hat er auch von dem Kopfe eines Meerpferdes oder einer Seekuh, den man in den hiesigen Gebirgen gefunden, und in welchem die Dentes molares noch sitzen, eine zwar kleine aber wohl ausgearbeitete Schrift herausgegeben25. Rand rechts: Petrefacta. Kopf eines Meerpferdes.

Unter andern finden sich nicht weit vom Castello Crespellano in dem Bache Martignone, wie auch in einem fließenden Wasser bey Cottibo, viele Siphunculi marini, welche von etlichen für Zähne eines gewissen Fisches angesehen werden, in der That aber weder die Glasur noch Härte eines Zahnes haben, sondern vielmehr aus einer materia testacea bestehen, worinnen sich ein Wurm oder eine Schnecke aufhält. Rand rechts: Dentales. Die großen heißen insgemein Dentales, und sind weiß, in der Länge gestreift, auch etwas gebeuget; die kleinern, so viel spitziger und von etwas röthlicher Farbe sind, werden Antales genennt. Beyderley Arten trägt das gemeine Volk am Leibe als ein Präservativ wider das Halsweh (la Schiranzia oder Squinanzia und angina), so von den Deutschen die Bräune genennt wird. Man findet sie auch bey Verona, Vicenza etc. und in Deutschland bey Lüneburg und zu Achim im Herzogthume Bremen.

Auf dem Gipfel des Berges Blancano gräbt man aus einer grauen Mergelerde eine Art Muscheln, welche insgemein Pinnæ, und von den Franzosen Nacres oder des Moules genennt werden. Rand rechts:Pinnæ. Wegen ihrer äußerlichen Gestalt führen sie auch den Namen von Perna, und wenn sie in der See leben, stecket ihr unterstes und dünnester Theil im Grunde fest. Andere sehr große Muscheln werden bey Madonna del Sasso, eilf italienische Meilen von Bologna aus der Erde hervorgebracht, und viele Dentes lamlæ bey Poggivoli rossi. Rand rechts: Große Muscheln. Dentes lamiæ.

Man findet ferner in und an dem Martignone versteinerte Fische, Fungos, Pectinites von sehr dünner Schale, die daher Membranuli genennet werden, Conchites Pectinites, Pectunculitas striatos, Tubulitas vermiculares rectos, & intortos, majores & minores etc. Rand rechts: Fische und andere versteinerte Creaturen.

In dem Bache dell' Inferno genannt, hat man Conchitas leviter per longum striatos, Conchitas majores, Pectunculitas leviter striatos etc.

In dem Bache Mercati, Congeries Conchitarum & Tellinitarum etc.

Auf dem Berge delle Grotte genannt, Turbinitas, Conchitas, Echinitas, Spinulas, Pectinites etc.[981]

In den übrigen Gegenden aber des Gebiethes von Bologna Ostreitarum Polyleptoginglymorum fragmema, Ostreum imbricatum & sulcatum von sonderlicher Größe, aschfarbne Austerschalen, Conchitas bivalves; Conchitas turbinatos; Pectines bivalves; Pectinites striatos, Pectunculos, Pectunculitas; Chamas leves, bivalves Glychcimerides; Chamas ingentes margaritiferas polyginglymas bivalves, wie sie Lyster in seiner Historie der Muscheln nennet; Chamas oblongas, læves & leviter striatas; Dendritas; lignum fossile & petrefactum; und Gagatem oderGangetem, welchen man auch Lapidem Thracium nennet. Unter den versteinerten Fischen kömmt dieSarda öfters vor. Rand links: Fisch Sarda. In dem gelben Sande, welcher häufig in dem Gebiethe von Bologna angetroffen wird, und seine Farbe von einer gelben Erde hat, bemerket man kleine Cornua Ammonis und andere Muscheln, deren viele so subtil sind, daß man sie nicht anders als durch Hülfe von Microscopiis erkennen kann.

Ehe ich schließe, sind noch einige Anmerkungen von dem bekannten Lapide Bononiensi hinzu zu thun. Rand links: Vom Lapide Bononiensi. Dieses ist ein kleiner weißgrauer Stein, von ungleicher Fläche, schweselichen Theilchen, nicht allzufester Materie, schwerer, als man nach seiner Größe vermuthen sollte, und an vielen Orten nach Art des Talksteines glänzend. Man findet ihn in verschiedenen Gegenden Italiens, vornehmlich aber in dem bolognesischen Gebiethe gegen den Apenninum und am Berge Paderno, eine kleine deutsche Meile von Bologna. Wenn ein starker Regen die Erde von den Hügeln abgespület, findet man ihn am ehesten. Insgemein ist er von der Größe einer wälschen Nuß, und vor seiner Zubereitung zwischen ihm und einem jeden andern Steine im Finstern kein Unterschied zu finden; vermittelst einer sonderbaren Calcination aber bekömmt er die Eigenschaft, daß er am hellen Tageslichte in wenig Minuten so vielen Schein und Licht gleichsam in sich sauget, daß er hernach im Finstern acht bis funfzehn Minuten lang als eine glüende Kohle, wiewohl ohne empfindliche Wärme, leuchtet. Dieses kann man, so oft es gefällig ist, wiederholen, und ist es genug, wenn der Stein nur an die helle Luft geleget wird, ohne in die Stralen der Sonne zu kommen, weil diese ihn gar zu sehr calciniren, und er hernach leichtlich zerfällt. Wenn der Stein sehr gut, so ist der Schein eines brennenden Lichtes hinlänglich, sein verborgenes Licht in Bewegung zu bringen; der Mondschein giebt ihm keine Kraft. Er behält auch sein Licht, wenn er in Wasser geleget wird. Er behält diese Eigenschaft drey bis vier Jahre, nach deren Verlaufe man ihn aufs neue calciniren kann, wiewohl erniemals den hellen Schein vollkommen wieder erhält, welchen er nach seiner ersten Zubereitung gehabt hat.

In dem vierten Artikel des Monats Jenner im 1666sten Jahre von den Actis Philosophicis der englischen Societät wird gemeldet, daß nur ein einziger Geistlicher die Kunst gewußt habe, diese Steine zuzubereiten, und sey das Geheimniß mit ihm abgestorben. Rand links: Wer seine Eigenschaften und Zubereitung entdecket habe. Allein dieser vermeynte Verlust ist durch Homberg, einen berühmten deutschen Naturkündiger, glücklich ersetzet worden, nachdem dieser Gelehrte von seiner italienischen Reise eine Menge solcher Steine zurück gebracht, und über zweyhundert derselben auf so mancherley Weise calciniret, daß er endlich die rechte getroffen, mit welcher es sich folgender Gestalt verhält: Man schabt den Stein rings herum, bis er allenthalben dem glänzenden Talke ähnlich sieht, darauf netzet man ihn in Brandtewein, verhüllet ihn gleichsam in einem Teig oder einer Crusta aus Pulver von andern und zwar den besten Steinen dieser Art, calciniret ihn sodann über dem bloßen Feuer oder ineinem kleinen Ofen, und nimmt endlich das Pulver, welches sich an den Stein gehänget hatte, wieder herab. Rand links: Wie die Zubereitung geschehe. Beyde geben, wenn sie aus der freyen hellen Luft in das Finstere gebracht werden, einen Schein von sich. Das Pulver zieht nicht weniger[982] dergleichen Glanz an sich, wenn es in einem wohlverwahrten und verstopften Glase an die Luft gesetzet wird, machet auch die Bilder und Buchstaben, die vorher damit bestreuet worden, glänzend. Bey seiner Verfertigung ist zu beobachten, daß man es in einem metallenen Mörser stoße, und nicht im Glase, Marmor oder anderm Steine, weil solches der Kraft des Phosphori Nachtheil bringt. Vor andern sind die Mörser aus Eisen bey dieser Gelegenheit schädlich, wie solches der parisische Medicus Nikolaus Lemery in seinem Cours de Chymie anmerket, woselbst er die itztangeführte und ihm vom Homberg mitgetheilte Manier der Calcination mit mehrerm beschreibt, auch einen dazu sehr dienlichen Ofen angiebt. Man hat mich allhier versichert, daß wenn der Stein über den Kohlen calciniret wird (wobey man ihn oftmals umwenden muß), nichts gefährlichers sey, als wenn man mit dem Kopfe über den aufsteigenden Dampf komme. Man verkauft in Bologna das Pfund von uncalcinirtem Lapide Bononiensi für einen Paolo, und für ein zubereitetes Stück, das die Größe einer getrockneten und platt gedrückten Feige hat, zahlet man zween bis drittehalben Paoli. Die Ursache des Phæaomeni suchet man insgemein in dem Schwefel, welchen der Lapis Bononiensis bey sich führet, und welchen er auch, wenn er neu calciniret ist, durch den Geruch genugsam verräth, und auch darinnen beweist, daß von seiner Ausdünstung das Silber anläuft. Itztgedachter Schwefel kann zu keinem sichtbaren Lichte gebracht werden, wo man ihn nicht vorher von seinen particulis heterogeneis befreyet, welches durchs Feuer geschieht. Das Tageslicht, so nichts anders ist, als die subtilsten Stralen des aus der Sonne kommenden Feuers, entzündet demnach den Schwefel auf der Fläche des calcinirten und an die helle Luft gesetzten Steins nicht anders, als wenn das Feuer eine Kohle glüend macht, und bemerket aus dieser Ursache Lemery, daß man bey der Calcination die Mittelstraße wohl zu beobachten habe. Thut man der Sache zu wenig, so erhöhet sich der Schwefel nicht genug gegen die äußerste Fläche des Steins, gleichwie im Gegentheile und bey allzustarker Calcination solcher Schwefel sich zerstreuet und ausdünstet.

Der Phosphorus Balduinus, von welchem sein Erfinder, BAVDOVIN, ein Franzose, im Jahre 1675 eine Nachricht unter dem Titel: Phosphorus Hermeticus, herausgegeben, ohne das Geheimniß seiner Zubereitung zu offenbaren, war nichts anders als eine Nachahmung des Lapidis Bononiensis, und verfertigte er solchen Magneten des Lichtes (wie er ihn zu nennen pflegte) aus englischer Kreide und aqua forti oderSpiritu Nitri. Rand rechts: Phosphorus Balduinus.

Wenige Zeit hernach, nämlich im Jahre 1677 entdeckte zu Hamburg ein deutscher Chymicus, Namens Brand, den brennenden Phosphorum, und zwar (wie es mit den meisten Erfindungen gegangen) von ohngefähr, als er aus dem menschlichen Urin einen Liquorem, der das Silber in Gold verwandeln sollte, zu ziehen beschäfftiget war. Rand rechts: Brennender Phosphorus.

Runkel trieb die Sache noch weiter, und endlich kam man so weit, daß man anitzt fast aus einer jedenmateria vegetabili und animali, die mit Alaun calciniret wird, einen brennenden oder anzündenden Phosphorum bereitet, welcher in Wasser aufbewahret wird, und alsdann erst eine Wirkung thut, wenn er ein wenig in der freyen Luft gewesen ist. Die desfalls vom Homberg und dem jüngern Lemery öffentlich abgelegte Proben habe ich selbst angesehen.

Außer diesem Phosphoro fulgurante ist man auf vielerley andere Entdeckungen von gleicher Art gerathen, dergestalt daß man auch aus der Vermischung zweener, dem Gefühle nach, kalter Liquorum, wie die Spiritus acidi eines Minerals und das Oel der Pflanzen ist, eine Flamme hervor bringen kann. Rand rechts: Flamme aus zween Liquoribus. Von den leuchtendenBarometris und einer andern Art des[983] Phosphori, welchen man Smaragdinum nennen könnte, werde ich zu anderer Zeit Meldung thun. Rand links:Phosphorus Smaragdinus etc.

Von etlichen Seecreaturen, so im Finstern leuchten, habe ich schon bey Gelegenheit der Dattali del Mare von Ancona Nachricht gegeben. Rand links: Von Seecreaturen, die im Finstern leuchten. Ob dabey das Seesalz oder die in dem Meerwasser enthaltene harzige und schwefeliche Theile daran Ursache seyn, überlasse ich andern zu untersuchen.

Wenigstens habe öfters auf der See bey dunkler Nachtzeit einen Schein, so feurigen Funken glich, und von der Bewegung des Schiffes insonderheit aber von starkem Rudern entstund, bemerket; wozu noch dieses kömmt, daß, wenn man im Finstern s. v. den Urin aus dem Schiffe in das Meer läßt, auf der Fläche des Wassers gleichsam eine Menge feuriger Funken herum spritzet. Rand links: Schein ins Seewasser. Beyderley Anmerkungen aber haben nur bey trockenem Wetter statt, und gründet sich die Sache vielleicht auf die Bewegung der Spirituum Salinorum.

Unter die Zahl der natürlichen Posphororum könnte man auch das fliegende Gewürme, Luciole genannt, rechnen, welche in Italien sowohl als anderwärts gefunden werden. In Deutschland nennet man sie von der Jahreszeit, um welche sie sich am häufigsten sehen lassen, Johanniswürmer, und vermehret ein vorhergegangener Regen ihren Schein um einenguten Theil, gleichwie auch die Nässe dem Glanze des im Dunkeln leuchtenden faulen Holzes einen großen Zusatz giebt. Rand links: Luciole oder Johanniswürmer.

Bologna

den 21 April, 1730.

Fußnoten

1 Mußte es doch der Pabst geschehen lassen, daß Karl der fünfte die ihm vorgelegte Eidesformel nicht anders als mit starker Einschränkung und mit ausdrücklichem Vorbehalte aller Reichsrechte abzulegen sich entschließen wollte. Die Krönung selbst geschah an zweenen verschiedenen Tagen, indem die römische der longobardischen folgete. Guicciardinus und Jovius haben die Ursachen untersuchet, warum die Stadt Bologna, und nicht Rom, zu dieser feyerlichen Handlung erwählet worden. Man lese Henr. Cornel.AGRIPP. de duplici coronatione Caroli V ad Bononiam, Basil. 1574,4.


2 S Müllers Histor. der Uebergebung der Augspurgischen Confeßion q. d. 409 S.


3 Servierant Tibi Roma diu Domini Dominorum, Servorum Servi sunt Tibi nune Domini. VSSER. de Christ. Eccles, Success. & Stat.


4 Vid. Acta Adriani IV. MS. ex Codice Vaticano ap.BARONIVMTom. XII, ad ann. 1155, n. VIII, p. 403, woselbst die letzten Worte lauten: Rex Fridericus præcessit aliquantulum, & appropinquante Papa tentorio Regis, per aliam viam transiens descendit, & occurrens Rex ei, quantum jactus est lapidis, in conspectu ezercitusofficium stratoris cum jucunditate implevit, ET STREGUAM FORTITER TENUIT.Tum vero Pontifex eundem Regem ad pacis osculumprimo recepit.


5 Cerimoniale Rom. Lib. I, S. III, c. 3: Quando Papa per scalam asceudit equum, major Princeps, qui presens adest, etiamsi Rex esset aut Inperator, Stapham equi Papalis tenere debet, & deinde ducere equum per frenum aliquantum. etc.


6 Pabst Gregorius der große ist der erste, der diesen scheinheiligen Titel auf seine Nachfolger fortgepflanzet hat. Johannes Jejunator, der damalige Patriarch zu Konstantinopel, hatte sich den Namen eines allgemeinen Bischofs angemaßet. Einen so unbändigen Stolz suchte der arglistige Gregorius durch seine verstellte Demuth zu beschämen. Baronius erhebt diese Herablassung mit prächtigen Lobsprüchen, und versichert, daß die römischen Bischöfe dem Bilde der Erniedrigung Christi damals am ähnlichsten worden sind. Schade ist es nur, daß die Statthalter Christi das reizende Bild der Demuth entweder nicht lange, oder niemals im rechten Ernste an sich getragen, und daß schon Bonifacius der dritte den Namen eines allgemeinen Bischofs mit vieler Ehrsucht angenommen.


7 Gleichwie es wahrscheinlich ist, daß eine Secte oder Eintheilung der Franciscanermönche sich den Namen von Minimis beygelegt, weil Christus saget, er wolle dasjenige, was man einem von den Kleinsten, so an ihn glauben (uni ex minimis), zu gute gethan, vergelten und ansehen, als sey es ihm selbst erwiesen worden.


8 Vid. ContinuatorMartiniPOLONIp. 1417. RICCOBALDVSFerrariensisin Historia Imperator. p 1174.


9 Wir Deutschen sind desto geneigter, diesem Pabste Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, je mehr unsere Väter ein zuversichtliches Vertrauen gegen denselben geäußert haben. Er hat auch in der That einige rühmliche Eigenschaften besessen. Nur darinnen haben unsre Väter gar zu vortheilhaft geurtheilet, da sie ihn bey der Erneuerung der concordat. nat. German. mit dem schmeichelhaften Namen eines eifrigen Beschützers der Gottesfurcht und der Gerechtigkeit geliebkoset. Zu seiner Entschuldigung kann man anführen, daß er sehr frühzeitig den päbstlichen Thron bestiegen, und daß er vielleicht durch die schlüpfrigen Lüfte der Jugend zu allerhand Ausschweifungen verleitet worden. Lutherus, der zu seiner Zeit die Wahrheiten des Glaubens in ihrer ersten Lauterkeit wieder herzustellen anfing, demüthigt sich vor ihm mit ehrfurchtvoller Hochachtung Tom. I, epist. p. 71, a. 1518:Quare, Beatissime Pater, prostratum me pedibus tuæ beatitudinis offero cum omnibus, quæ sum & habeo, vivifica, occide, voca, revoca, adproba, reproba ut placuerit, vocem tuam Christi vocem in te præsidentis & loquentis agnoscam. Si mortem merui, mori non recusabo. Er selbst urtheilte von Luthero eben so gleichgültig als vortheilhaft: Che fra Martino Luthero haveva un bellissimo ingegno e che coteste erano invidie fratesche.


10 ONVPHRIVSin vita p. 369. CIACON. in vit. p. 327. Natalis ALEX Tom. VIII, p. 34.


11 CICEROlib. II, de Divinat:Cato mirari se ajebat, quod non rideret aruspex aruspicem cum vidisset.


12 LIVIVSlib. II, c. 40 nennet des Coriolanus Mutter Veturia, und dessen Frau Volumnia; PLVTARCHVS aber in Coriolano kehret es um. Dem LIVIO folget SextusAVRELIVS VICTORde Viris illustribus.


13 Den Actis Eruditorum Lipsiens. mens. Mart. ann. 1732 ist eines Anonymi Schreiben an den gelehrten wittenbergischen Professorem Augustinum Leyserum einverleibet worden, worinnen der Verfasser das Räthsel von einem Denkmaale, welches einer aus derfamilia Ælis seiner eigenen Seele aufgerichtet, erkläret, wohin er auch die Buchstaben A. M. P. P. D. so er zu Anfange des Epitaphii setzet, als Animæ Meæ Propriæ Dirco, ausdeutet. Er vermeynet, es sey diese Erklärung in alten Inscriptionen gegründet, führet aber keine an, aus welcher der Beweis genommen werden könnte. Zugeschweigen, daß itztangeführte Buchstaben gar nicht auf der Grabschrift zu Bologna, sondern nur in einer alten Copey zu Mayland (welche Malvasia für gar unrichtig ausgiebt) befindlich sind, zu deren Ende man auch folgende Zugabe, von welcher das Eyitaphium zu Bologna nichts weis, liest:


Hoc est sepulcrum intus cadaver non habens,

Hoc est cadaver sepulcrum extra non habens,

Sed cadaver idem est & sepulcrum sibi.


14 ComesEmanuelTHESAVRVSin Idea argutæ & ingeniosæ dictionis p. m. 455.


15 Die Möglichkeit des Bart- und Haarwachsens an todten Körpern hat schon Aristoteles behauptet in hist. anim. l. III, c. 11, p. 886:Creseunt etiam pili quibusdam in morbis, ut præcipue in tabificis. Quin etiam in senectute & defuncto augeseunt durioresque redduntur. In den neuern Zeiten hat D.Joh. Christ. STOCKin diss. phys. de cadaveribus sanguisugis §. 5, Jen. 1732 die Möglichkeit aus natürlichen Gründen begreiflich gemacht, dem aber noch in eben dem Jahre M. Joh. Christoph. POHLin diss. de hominibus post mortem sanguisugis zu Leipzig widersprochen. Wer sich durch historische Gründe will überzeugen lassen, der lese Christ. Frid.GARMANN de miraculis mortuorum. l. I, tit. I, de capillorum in cadaveribus augmento, §. 19, seq.


16 Hist. Bononiens. lib. V.


17 Ob sich dieses Vorgeben gleich auf eine alte Sage gründet, so ist es doch von einigen neuern Gelehrten als fabelhaft und verdächtig, und nicht ohne Grund, verworfen worden. Eine von den neuesten hieher gehörigen Schriften ist des Herrn Georg Gottfried Keuffels, Professors zu Helmstädt, Merkwürdigkeiten der Bononischen Schule, Helmstädt, 1749, 8.


18 Die Italiener überhaupt, und die Bologneser insbesondere sind die ersten gewesen, welche die Erfindungen des Kopernikus ihres Beyfalls gewürdiget haben. Sie haben dieses mit Recht gethan, da Kopernikus ein ächter Schüler der bolognesischen Schule gewesen ist, er sich in der Sternseherkunst des Unterrichts des Dominikus Maria bedienet hatte. Da seine Entdeckungen den meisten deutschen Gelehrten nicht gefallen wollten, so billigte siezuerst der Kardinal Nikolaus von Schönberg und auf dessen Veranlassung Pabst Paulus der dritte. Rom machte ihn zum öffentlichen Lehrer der Mathematik. Und das war seine erste Ehrenstelle. Wan lese die Gedächtnißrede, in welcher der Herr Prof Gousched das Leben des Koyernikus mit einer ihm gewöhnlichen reizenden Schreibart entworfen hat, Leipzig, 1743, 8.


19 Der Abbate Bencini zu Turin versicherte mich, daß er nebst Fabretti in den Catacomben zu Rom viele solcher gläsernen Thränengefäße gefunden, die oben eine kleine Concham oder eine solche Oeffnung gehabt, daß sie das Auge genau umfasset, und dergestalt keine Thräne verlohren gehen können.


20 Er starb im Monate November 1730 im achtzigsten Jahre seines Alters. Etliche machen ihn um zwey Jahre älter und geben vor, er sey im Jahre 1648 gebohren.


21 Alle Schenkungen Verträge und Urkunden, so zwischen dem Grafen von Marsigli und dem Rathe von Bologna, wie auch zwischen dem Grafen und den Dominicanern errichtet worden, sind im Jahre 1728 zu Bologna unter folgendem Titel herausgekommen: Atti Legali per la Fondazione dell'Instituto delle Scienze ed Arti liberali per memoria de gli Ordini Ecclesiastici e Secolari che compongono la Città di Bologna, fol. Hiebey ist noch zu gedenken, daß auch die ehemalige Academia degl'Inquieti den Anstalten des Marsigli einverleibet worden ist. Conf. de Bononiensi Scientiarum & Artium Instituto atque Academia Commentar. Bonon. ann. 1731, 410.


22 Vid. RINCK in dem Leben Leopoldi, a. d. 1607 S.


23 Eben dieses erzählet manauch vondem Generale Heidersdorf, aber mit nicht mehrerm Grunde, weil gewiß ist, daß als diesem zu wissen gethan worden, wie der Kaiser das Urtheil seines Todes in die Beraubung seiner Ehre verwandelt, er geantwortet: Dieß habe ich wohl nicht verlangt. Sein Verbrechen war, daß er im Jahre 1692 Heidelberg gegen die Franzosen nicht vertheidiget hatte. Nachdem ihm der deutsche Ritterorden abgenommen war, wurde er vom Scharfrichter auf einem Schinderkarren durch die ganze Armee geführet, wobey Heidersdorf immer schrie: Lieber todt, lieber todt! Ferner wurde ihm vom Scharfrichter der Degen zerbrochen, die Stücke um den Kopf geschmissen, und er endlich des Landes verwiesen. Er starb erst vor wenigen Jahren in einem Kloster zu Hildesheim. In seinen Handel war der General Schnebelin mit verwieckelt, welcher sich über damit entschuldigte, daß er von dem erstern Befehle, der wegen Vertheidigung dieses Ortes gegeben worden, nichts gewußt: wie er denn auch bewies; daß er auf dem Ohre, von dessen Seite die Ordre ertheilet worden, sehr übel hörete. Von diesem Schnebelin füge ich übrigens nur noch hinzu, daß er der Autor von der bekannten kurzweiligen und moralischen Landkarte sey, solche den Titel von Tabula Utopiæ oder Schlaraffenland führet.


24 Unter andern ist von ihm: Catalogi Stirpium agri Bononiensis Prodromus, gramina ac hujumnodi affinia complectens, in quo ipsorum Etymologiæ, Notæ characteristicæ, peculiares usus Medici, Synonyma selectiora summatim exhibentur, ac insuper propriis observationibus exoticisque graminibus eadem disperse locupletantur aJosphoMONTI, ap. Constantinum Bisarri, 1719, 4to. Im Jahre 1724 kamen von ihm heraus: Plantarum varii indices ad usum demonstrationum Bononlæ studiorum, to, wobey der Grundriß des akademischen Gartens in einem Kupferstiche vorgestellet wird.


25 Unter dem Titel: De monumento diluviano nuper in agro Bononiensi detecto Dissertatio, in qua permultæ ipsius inundationis vindiciæ a statu terræ amediluvianæ & postdiluvianæ desumtæ expommtur aJosephoMONTI, Bononiæ; 1719, 4to, apud Rossi & socios.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 2. Hannover 1751, S. 984.
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