[1100] Vier und siebenzigstes Schreiben.

Anmerkungen vom Doge, dem Senate, den Nobili, der Inquisition, Polizeyordnung, dem herzoglichen Pallaste, St. Markusplatze, der Münze, öffentlichen Bibliothek, dem großen Arsenal, und der venetianischen Kriegesverfassung.

Was die Regierungsform der Republik Venedig anlangt, so ist solche vom Sansovino, S. Didier, Amelot de la Houssaie und andern so weitläuftig beschrieben, daß es unnöthig ist, vieles davon allhier anzuführen. Rand rechts: Regierungsform.

Von dem Doge saget man mit Rechte: Est Rex in purpura, Senator in curia, in Vrbc captivus, extra urbem privatus. Rand rechts: Vom Doge. Seine Söhne und Brüder sind, so lange er lebet, von den vornehmsten Staatsbedienungen ausgeschlossen, sie können zu keinen Gesandtschaften qebraugroßen Herrn, noch ein Beneficium vom Pabste annehmen. Er selbst darf ohne Erlaubniß des Gran Consiglio sich nicht mit einer Schwester oder Verwandtinn eines großen Herrn verheirathen; man untersuchet nach seinen Tode, wie er hausgehalten, und findet leicht Gelegenheit, die Erben in eine große Summe Geldes zu verurtheilen; selbst bey seinen Lebzeiten ist er dem Urtheile der Staatsinquisition unterworfen, deren Häupter zu jeder Stunde das Recht haben, in seine geheimsten Zimmer zu gehen und alles, ja auch sein Bette und verborgenste Schriften durchzusuchen, ohne daß er sich merken lassen darf, daß ihm solches misfalle. Er kann ij Staatssachen nicht das geringste ohne dem Senate thun, auch ohne dessen Einwilligung nicht einmal aus der Stadt reisen. So lange er sich in der Terra ferma aufhält, wird er daselbst nicht anders als ein jeder anderer Nobili angesehen.

Die jährlichen Einkünfte, welche er von seiner Bedienung hat, belaufen sich etwan auf zwölf tausend Thaler, davon die Hälfte wieder auf die vier Feste und Mahlzeiten, welche er jährlich1 geben muß, geht. Von auswärtigen Prinzen ist ihm nicht das geringste Geschenk anzunehmen erlaubt. Er darf nicht abdanken, kann aber wohl abgesetzet werden, Ja man hat Exempel, daß Dogen auf verschiedene Arten hingerichtet, und einigen auch dir Augen ausgestochen worden.

Man sollte bey solchen Umständen fast glauben, daß die Stelle eines venetianischen Doge mehr geflohen als eifrig gesuchet würde, wenn man nicht wüßte, was für einen Abgott das menschliche Herz aus allem demjenigen, was äußerlich als groß in die Augen fällt, mache. Des Doge Staat und Gefolge ist bey allen Gelegenheiten schr ansehnlich, er ist das Haupt aller Rathsversammlungen und hat im großen Rathe zwo Stimmen, alle Gerichte stehen vor ihm auf und grüßen ihn, er aber steht vor niemanden auf, nimmt auch seine Mütze oder Corno niemals ab2, als in der Messe bey der Erhebung der Hostie und vor einem Prinzen aus königlichem Geblüte, oder einem Kardinal, dem er auch die rechte[1101] in seinem Namen wieder beantwortet; er ernennet den Primicerio oder Doyen der St. Markuskirche, wie auch die Canonicos derselben; er besetzet die kleinen Bedienungen im Pallaste, er machet Chevaliers, und was dergleichen Dinge mehr sind.

Um so viel es möglich ist, allen Intriguen bey der Wahl eines Doge vorzubauen, verfährt man dabey folgender Gestalt: Nach dem Leichenbegängnisse des vorigen Herzogs versammletsich der ganze Rath oderil Gran Consiglio, jedoch so, daß diejenigen, so noch nicht dreyßig Jahre alt sind, davon ausgeschlossen werden. Rand links: Wahl des Doge. So viel Personen alsdann vorhanden sind, so viele Kugeln werden in ein Gefäß gebracht, und erstrecket sich die Zahl oft über tausend. Dreyßig von diesen Kugeln sind verguldet, die übrigen aber versilbert. Hierauf zieht jeder Nobili nach seiner Ordnung als aus einem Glückstopfe eine Kugel heraus. Diejenigen Personen, denen die dreyßig goldene Kugeln zu Theile werden, gehen in ein besonders Zimmer, um ihre Wahl fortzusetzen. Damit aber aus einer Familie nicht zwo oder mehrere Personen durch das Loos der goldenen Kugeln zu Wahlherren mögen ernannt werden, müssen allezeit, sobald eine goldene Kugel gezogen worden, die Verwandten desjenigen, der sie bekommen, aus dem Rathe treten, und werden eben so viele weiße Kugeln, als abgehende Personen sind, auch aus dem Gefäße genommen, damit nichts übrig bleibe, sondern alle dreyßig goldene Kugeln nothwendig herauskommen müssen. Itzt gedachte dreyßig Wahlherren greifen in ein anderes Gefäß, worinnen ein und zwanzig silberne und neun goldene Kugeln sind. Diejenigen neun Personen, denen die goldene Kugeln in die Hände gerathen, wählen vierzig andere Wahlherren, und zwar aus ganz unterschiedenen Familien, worunter sie sich aber auch selbst ernennen können. Weil auch nicht einerley Anzahl der Stimmen allen zukommen kann, so hat jeder von den ersten vieren das Recht, fünf Personen zu erwählen, und von den übrigen fünfen ernennet jeder vier neue Wahlherren. Diese vierzig Leute greifen abermals in einen Glückstopf, worinnen acht und zwanzig weiße und zwölf vergüldete Kugeln befindlich sind. Die letzteren geben das Wahlrecht an zwölf Personen, davon die ersten drey, von den übrigen aber jede zween neue Wahlherren benennet, also daß in allen fünf und zwanzig herauskommen, welche durch gleiches Glücksloos, wie vorherbeobachtet worden, auf neun verringert werden. Von diesen wählet ein jeder fünf Personen, und aus der daraus entstandenen Zahl von fünf und vierzig Nobili sondert das Loos eilfe ab, welche ihre Stimmen an ein und vierzig andere Wahlherren geben, und zwar wählet jeder von den erste achten vier Personen, von den letzten dreyen aber nur drey. Diese itztgedachte ein und vierzig Herren werden (wie es auch mit den vorhergegangenen Wahlen geschehen) von dem großen Rathe bekräftiget und in ein Gemach des herzoglichen Pallastes verschlossen, auch ehe nicht herausgelassen, bis sie einen neuen Doge erwählet haben. Indessen werden sie nicht viel anders als die Kardinäle im Conclave tractirt; die Zeit aber dauret nicht so lange: und gleichwie man mit den Präliminar-Loosen und Wahlen (bis die letzten ein und vierzig ernennet sind) insgemein in zween Tagen fertig wird; also kömmt die eigentliche Dogenwahl gemeiniglich in sechs bis acht Tagen zu Stande. Wer rechtmäßig erwählter Doge seyn soll, muß fünf und zwanzig von den obgedachten ein und vierzig Stimmen für sich haben.

Die herzogliche Würde darf niemand von sich ablehnen: und als im Jahre 1368 Andreas Contarenus desfalls Schwierigkeiten machte, zwang man ihn mit Bedrohung der Bannisirung und Confiscation seiner Güter, sich die Wahl gefallen zu lassen und Doge zu werden.[1102]

In den großen Rath können alle Nobili, deren beynahe tausend sechs hundert sind, kommen. Rand rechts: Großer Rath. Der Senat oder die Pregadi bestehen ungefähr aus zwey hundert und funfzig Gliedern, und sind das vornehmste Collegium, indem solches Krieg, Frieden und Bündnisse machet, alle Bedienungen zu Wasser und zu Lande vergiebt, Gesandten ernennet, den Werth der Münzen setzet und Auflagen auf das Volk ausschreibt. Rand rechts: Pregadi. Diese beyden itztgenannten Collegia versammlen sich alle Sonn- und Festtage in dem Pallaste, im Sommer des Vormittags, und zur Winterszeit Nachmittags. Die Sammlungen der Stimmen geschehen nicht mit der allergrößten Ordnung, indem die Weysenknaben oder Ballottini mit vielem Getümmel herum laufen, und die Kugeln entweder austheilen oder wieder in ihre Kästchen sammlen. Rand rechts: Ballottatione. Diese werden Bossoli genennt, sind aufder einen Hälfte grün, auf der andern aber weiß angemalet, und nachdem man die Hand hineingesteckt, kann kein Nachbar beobachten, auf welche Seite des in der Mitte des Kästchens gemachten Unterschiedes die Kugel geleget werde. Die Kugeln sind von subtilem weißen Stoffe. Nach geschehener Ballottatione werden die Schubladen, deren in jedem Kästchen zwo, gleichfalls von verschiedener Farbe sind, herausgezogen und die obsiegende Anzahl der Stimmen abgezählet. Die Kugeln, die sich in dem grünen Fache befinden, geben die Exclusion oder Negativam, in dem weißen aber, den Beyfall.

Man giebt etliche Livres Trankgeld, um die Sitzung des großen Raths und der Pregadi anzusehen, und läßt man den Degen beym Eingange zurück: wie es denn auch den Nobili bey Lebensstrafe verbothen ist, in die Rathsversammlungen mit einigem Gewehre zu kommen.

Was einem Fremden bey solchen Rathssitzungen am fremdesten und unerträglichsten vorkömmt, ist die Schweinerey und der Gestank von s. v. Urin, welchen man zwischen den beyden Sälen auszustehen hat. Rand rechts: Unreinlichkeit vor den Sälen. Die in der Galerie vor der St. Peterskirche in Rom springende Fontainen würden hier von trefflichem Nutzen seyn, und manchen Unrath wegzuspülen finden.

So lange der Rath sitzt, sind die untern Thüren des Pallastes verschlossen, und geben etliche Procuratores S. Marci außerhalb desselben in der Logietta unten am St. Markusthurme Achtung, daß keine Unruhe vom Volke erhoben werde: zu mehrerer Vorsorge ist auch der herzogliche Pallast mit einer kleinen Rüstkammer versehen. Rand rechts: Verhütung alles Tumultes.

Der Doge sitzt nebst seinen sechs Consiglieri (welche sieben Personen la Signoria und il Consiglietto genennt werden) und etlichen andern auf einem etwas erhabenen Orte; die übrigen aber in solchen Stühlen und Bänken, wie in protestantischen Kirchen zu seyn pflegen. Die Menge der Rathsglieder machet, daß viele Dinge durch Deputationes unb Committés ausgemachet werden.

Der dritte Rath ist il Pien Collegio, so aus dem Doge, seinen sechs Räthen, den Capi della Quarantia Criminale, den Savii Grandi, den Savii di Terra ferma und den Savii de gl'ordini besteht. Rand rechts: II Pien Collegio. In demselben werden die Schreiben, welche den Staat betreffen, verlesen, die Gesandten gehöret, und andere wichtige Dinge abgethan.

Die Savii sind als Aufseher oder Consulenten zu betrachten. Rand rechts: Savii. Derjenige, so unterdenSavii di Terra ferma der Musterung der Soldaten beywohnet und ihre Marsche nebst den Werbungen zu besorgen hat, wird Savio alle Scritture genennt.

Il Consiglio di Dieci besteht aus zehn Räthen, dem Doge und seinen Consiglieri. Rand rechts: Il Consiglio di Dieci. Dieses Gericht hat alle Criminalia ohne Appellation unter Händen, und wird wegen seiner Schärfe sehr gefürchtet. Es führet in Ansehung seiner Gewalt, welche sich über alle, auch sogar über den Doge erstrecket, insbesondere den Titel von Eccelso.[1103]

Die Procuratores S. Marci hatten anfänglich die Aufsicht über den Bau der bischöflichen Kirche, mit der Zeit aber kamen auch die Testaments- und Vormundschaftssachen, desgleichen piæ causæ, nebst der Versorgung der Armen, unter ihre Verwaltung. Rand links: Pocuratores S. Marci. Diese Bedienung ist sehr ansehnlich, weil sie auf Lebenslang gegeben wird. Wirkliche Procuratores S. Marci sind an der Zahl nur neune; bey schweren Zeiten des Staats aber wird der Titel auch durch den Vorschuß einer guten Summe Geldes erlangt.

Il Tribunale dell' Inquisizione besteht aus drey Hauptpersonen, welche mit Argus-Augen auf die Sicherheit des Staats wachen, und hat sich jedermann in Acht zu nehmen, daß er in Venedig seiner Zunge in politischen Sachen keine große Freyheit gestatte. Rand links: Staatsinquisition. Es ist auch keinem Nobili erlaubet, mit einem Ambassadeur oder auswärtigen Minister umzugehen, obgleich dieses Geboth in der Redoutenzeit und bey Bällendurch die Gelegenheit der Masken öfters übertreten wird. Zu mehrerer Sicherheit des Staats sind an vielen Orten des herzoglichen Pallastes Löwen- oder Leopardenköpfe an der Mauer zu sehen, durch deren offene Rachen jedermann Zettel und Nachrichten, wenn etwas wider die allgemeine Ruhe geschmiedet würde, oder sonst der Republik daran gelegen, daß etwas zu ihrer Wissenschaft gelange, in dahinter verborgene Kästchen, zu welchen die Inquisitores die Schlüssel haben, werfen kann. Rand links: Denuncie secrette. Es ist auf solche Art nicht nöthig, seinen Namen zu melden, wenn etwas angebracht werden soll, und wenn eine Belohnung zu hoffen, kann man sich allezeit mit Vorzeigung eines Stückes Papiers, das von dem Zettel, welchen man in die so genannte Denuncle secrette gestecket, abgerissen worden, zu erkennen geben. Die Klugheit der Inquisitorum beurtheilet, wie weit dergleichen Angebungen zu trauen sey.

Il Tribunale della S. Inquisizione (welches der Pabst endlich der Republik nach langem Weigern aufgedrungen) besteht aus dem Nuntio Apostolico, dem Patriarchen, dem Inquisitore, und dreyen weltlichen von der Republik ernannten Assistenti oder Beysitzern. Rand links: Die heilige Inquisition. Die Gewalt dieses sonst so fürchterlichen Gerichtes ist durch die hiesige Regierung nicht wenig eingeschränket, und werden wichtige Dinge allezeit vorher durch die itztgemeldte beygefügte drey Senatores, ohne welche nichts vorgenommen werden kann, zur Wissenschaft der Republik gebracht. Sachen so die Juden, Griechen, Zauberey etc. betreffen, gehören gar nicht unter die Inquisition, indem diese nur über die Ketzerey und den Misbrauch der heiligen Sacramenten ein wachsames Auge hat. Rand links: Gewissens-Freyheit der Protestanten. Daher läßt man auch die Protestanten zu Venedig nicht nur in guter Ruhe in geheim ihres Gottesdienstes abwarten, sondern es halten sich auch allhier viele Leute sicher auf, welchen man so gar unter den Protestanten, wegen eines oder des andern Artikels, und wegen Verdacht der so genannten Pietisterey, Schwierigkeiten und Verdruß erwecket hat. Die Evangelischen, so zum Deutschen Hause gehören, unterhalten einen lutherischen Prediger, der weltlich gekleidet ist und sich einen herzoglichen Sachsen-Meinungischen Hofrath nennet. Die Republik sieht dabey durch die Finger, und die Protestanten enthalten sich des Singens in ihrer Versammlung. Ihre Todten wurden ehedessen auf dem Lido begraben, seit einigen Jahren aber hat das Deutsche Haus von den Mönchen zu St. Christoforo ein Stück des Klostergartens zum Begräbnißorte für die Protestanten erkauft. Wer sich ein Gewissen machet vor der Hostie niederzufallen, hat in Venedig auf der Straße nichts zu befürchten, weil wegen der engen Gassen und vielen Canäle das Venerabile ohne Procession zu den Kranken gebracht wird. Rand links: Tragung des Venerabilis ohne Proceßion,[1104]

Ein besonderes Collegium hat die Aufsicht über die Kleiderordnung, von welcher jedoch die Fremden und die Frauen der Nobili (in den ersten zweyen Jahren ihrer Ehe, da sie noviziate genennt werden) ausgenommen sind. Rand rechts: Kleiderordnung. Indessen erstrecket sich auchdie Ausnahme dieser Frauen nicht weiter, als daß sie eine Schnur Perlen und goldene Fransen unten am Rocke in solcher Zeit tragen, auch ihren Gondoliers Bänder auf die Hüte oder Mützen geben dürfen. Man sieht aber den Frauen, wie allenthalben, also auch hier, etwas durch die Finger, und finden sonderlich die Curtisanen leichtlich Patronen, unter deren Schutze sie ungescheuet die Gesetze übertreten, ungeachtet bisweilen eine oder die andere mit Geldstrafen angesehen wird. Vielleicht machet die Menge der Uebertreterinnen, daß die Schärfe der Gesetze nicht statt hat3.

Alle Nobili sind schwarz gekleidet, und ist überhaupt die Einfuhr des fremden Tuches verbothen. Von der schwarzen Bekleidung der Gondoln habe ich schon Erwähnung gethan. Es erstrecket sich aber diese Polizeyordnung nur über die Stadt Venedig, und in Terra ferma genießen auch die Venetianer desfalls aller Freyheit.

Von den Familien der venetianischen Nobili hat Casimir Freschot ein besonderes Werk herausgegeben. Rand rechts: Nobili. Sie werden in vier oder fünf Classen eingetheilet, und gehören in die erste die Contarini, Morosini, Badouari, Tiepoli, Michieli, Sanudi, Gradenighi, Memmi, Falieri, Dandoli, Polani, Barozzi, welche man mit den zwölf Aposteln vergleicht. Man setzet ihnen vier andere, so die Evangelisten genennet werden, an die Seiten, nämlich Justiniani, Cornari, Bragadini und Bembi. Die Contarini und Morosini sind die berühmtesten und mächtigsten. Die erstgenannte Familie soll sich in mehr als funfzig Linien vertheilet haben. Wenn die Republik in Kriegesnöthen steckt, kann man durch ansehnliche Summen Geldes den adelichen Stand auf sich bringen; allein diese neuen Familien sind bisher noch allezeit von großen Bedienungen ausgeschlossen blieben. Sobald einem Nobili ein Sohn gebohren wird, läßt er dessen Namen in das sogenannte Libro d'Oro einschreiben, ohne welchem Umstande das Kind nicht für adelich würde erkannt werden. Die Heirath eines Nobili mit einer Cittadina bringt den Kindern keinen Nachtheil. Cittadini werden diejenigen von den adelichen Familien genennt, welche schon vor Zeiten bey der Reformation des Staats vom Gouvernement ausgeschlossen worden, und gehören dahin auch die reichen Kaufleute, Advocaten, Aerzte, Notarien und Glasmacher von Murano. Mit dem geringern Volke aber gehen die Heirathen eines Nobili nicht an, ohne den Kindern an dem adelichen Stande Abbruch zu thun, und mußte Cornaro, der Procurator St. Marci und Vater der gelehrten Cornara, für seinen Sohn und Tochter, welche er mit eines Gondoliers Tochter, ob gleich im Ehestande, erzeuget hatte, die adeliche Würde kaufen.

Wenn ein Nobile die Bedienung, wozu er erwählet worden, nicht annehmen will, muß er sichs gefallen lassen, zweytausend Ducaten Strafe zu geben, und il Gran Consiglio nebst dem Broglio auf zwey Jahre zu meiden. Es ist den Nobili verbothen, Landgüter oder Lehnstücke in Terra ferma zu besitzen; Garten- und Lusthäuser aber steht ihnen frey zu haben. Es darf auch keiner den geistlichen Stand annehmen, wo er nicht vom großen Rathe und allen Bedienungen ausgeschlossen seyn will: dieses erstrecketsich sogar auf die Ritter von Malta. Kein Nobile darf sich unterstehen, Geschenke, Pensiones oder Ritterorden von auswärtigen Herren anzunehmen. Die Verwandten der Kardinäle sind von allen Berathschlagungen,[1105] so die Kirchensachen angehen, ausgeschlossen. Man darf niemanden wegen einer erlangten obrigkeitlichen Bedienung Glück wünschen (die Würde vom Doge und einem Procuratore S. Marci ausgenommen) und bey keinem Richter, als nur in Criminalprocessen sollicitiren. Es kann niemand zu gleicher Zeit mehr als ein Amt, es mag auch noch so klein seyn, bedienen. Bey der Theilung der väterlichen Erbschaften hat der älteste Sohn keinen Vorzug vor seinen jüngern Brüdern, wodurch denn viele Familien verarmen, weil ihnen die Gelegenheit, durch öffentliche Handlung und Kaufmannschaft sich wieder zu erholen, benommen ist. Man glaubt nicht, was für schlechte Leute unter den Nobili anzutreffen, und wie manchem bey seinem alten abgetragenen und kothigen Kleide, schwarzen und groben Linnenzeuge und zerzauseten alten Perrücke Hunger und Durst aus den Augen sehe. Viele sind nicht im Stande, einen Diener zu unterhalten, und kaufen sie daher auf öffentlichem Markte selbst ihre Lebensmittel ein, welche sie in dem Sacke ihrer langen Aermel nach Hause tragen. Der Verarmung einer Familie, worinnen viele Brüder sind, suchet man zwar dadurch vorzukommen, daß nur einer davon sich verheitrathet; allein hiedurch wird nicht nur die Vermehrung des Adels verhindert, sondern es entstehen daraus auch bey den übrigen Brüdern viele Laster der Unreinigkeit, welche zu Venedig ungescheuet im Schwange gehen. Eine Maitresse zu halten, wird einigermaßen für ein unabsonderliches Recht eines Edelmannes gehalten: und wenn einer durch seine Armuth verhindert ist, für sich allein eine Beyschläferinn zu unterhalten; so tritt er mit drey oder vier andern Mannspersonen in eine Gesellschaft, um einander die gemeinschaftlichen Unkosten ertragen zu helfen. Rand links: Gemeinschaftliche Maitressen. Jeder begnüget sich alsdann mit denen vier und zwanzig Stunden, welche der Reihe nach an ihn kommen: und wenn des Morgens der eine seinen Schlafrock, Schlafmütze und Pantoffeln aus dem Hause der Curtisane abholen läßt; so nimmt um eben solche Zeit das in der Ordnung folgende Mitglied der löblichen Gesellschaft, durch Uebersendung von dergleichen Equipage, Besitz von seiner Statthalterschaft. Die Wollüste gehen in Venedig so weit, und die daraus entstehende garstigen Krankheiten sind so gemein, daß man kaum der Mühe werth achtet, sich von etlichen Arten curiren zu lassen: und weil das Clima für dergleichen Zufälle weniger gefährlich als an andern Orten ist; so schleppet man sich damit ohne mehreres Bedenken, als wenn andere ein Fontanell unterhalten.

Außer der Stadt ist mit den Nobili besser als in Venedig umzugehen, weil sie allhier die hohen Gedanken, so sie von ihrer Macht und ihrem Adel haben, am wenigsten verbergen. Rand links: Unhöflichkeit vieler Nobili. Diese verleiten auch manche zu vielen Unhöflichkeiten und einer groben Lebensart, worunter absonderlich diese mit zu rechnen ist, daß sie in Opern und Komödien nicht nur die Schalen von Pommes de Sina und andern Früchten, so sie essen, sondern auch s. v. ihren Speichel aus den Logen auf die im Parterre sitzende Personen, herabspeyen. Es ist dannenher für die Fremden, so entweder die Kosten der Loge scheuen, oder dem Parterre aus der Ursache, weil man von dannen alles viel besser sehen kann, den Vorzug geben, am besten, daß ste einen Mantel umschlagen, und nicht viel mit offenem Munde über sich sehen.

Der herzogliche Pallast hat zwar durch zwo Feuersbrünste, so im Jahre 1573 und 1577 sich zugetragen, großen Schaden, und sonderlich in Ansehung der kostbaren Gemälde, einen unersetzlichen Verlust erlitten; allein man hat nicht unterlassen, durch neue Gebäude und Gemälde den Abgang, so viel möglich, wieder zu ersetzen. Rand links: Herzoglicher Pallast.

Unten im Hofe ist die von einem florentinischen Bildhauer Giovanni Bandini verfertigte marmorne Statue Franciscus Maria, Herzogs von Urbino, welcher im Jahre 1536 General der venetianischen Kriegesmacht war, zu sehen. Rand links: Statue Franc. Maria, Herzogs von Urbino. Sie stund ehemals zu Pesaro, wurde[1106] aber von dem urbinischen Herzoge Franciscus Mariadem zweyten, welcher ohne Erben starb und sein Land dem päbstlichen Stuhle übergab, zum Andenken seines Großvaters hieher gesandt. Ueber derselben sind folgende Worte in Pietra di paragone eingegraben:


Francisco Maria I. Urbini Duci

Reip. Copiarum imperatori, Pisauri

Erecta, a Francisco Maria II.

Posteritatis orbitate, Venetæ pietati

Commendata

S. C.

M. DC. XXV,


Nicht weit davon stehen an der St. Markuskirche die marmornen Statuen Adams und Eva vom Andrea Riccio Padouano, und gegenüber an der Haupttreppe, so hinauf in den Pallast führet, Mars und Neptun vom Sansovino. Rand rechts: Statuen bey der Treppe. Diese zween werden vomgemeinen Volke Giganti oder Riesen genennet, und geben der Treppe, auf deren jeder Seite auch ein Körbchen mit Mispeln und andern Früchten in seinen Marmor gehauen ist, eine sonderbare Zierde. Nahe dabey ist in der Galerie, die um die drey Seiten des Pallastes geht, folgendes Denkmaal des französischen Königs Heinrich des dritten mit rothen Buchstaben in verguldetes Metall gegraben: Rand rechts: Denkmaal des französischen Königs Heinrich des dritten.


Henricus III. Galliæ Rex & I. Poloniæ Christianiss. accepto de immatura Caroli IX. Galliæ Regis, fratris conjunctissimi, morte tristi nuncio, e Polonia in Franciam ad ineundum Regnum hæreditarium properans, Venetias Anno Salut. MDLXXIV. XIIII. Calend. August. accessit, atque ab Aloysio Mocenigo Sereniss. Venetorum Principe, & omnibus hujusce Reipubl. Ordinibus, non modo propter veteris amicitiæ necessitudinem, verum etiam ob singularem de ipsius eximia virtute atque animi magnitudine opinionem, magnificentiss. post hominum memoriam apparatu, atque alacri Italiæ prope universæ summorumque Principum præsertim concursu exceptus est. Ad cujus rei gratique Regis animi erga hanc Rempubl. memoriam sempiternam, Senatus hoc monumentum fieri curavit Arnoldo Ferrerio Secretioris Consilii participe, Regio apud Remp. Legato id etiam postulante.


Die Scala Aurea ist mit Stuccaturarbeit und guten Gemälden gezieret. Rand rechts: Scala aurea. Von den letzten findet man auch eine nicht geringe Anzahl in den Zimmern und Sälen, und stellen sie meistentheils die berühmten Thaten der Venetianer oder ihre glückliche Regierung vor. Rand rechts: Gemälde in Zimmern. Giovanni Contarino, Carletto Calliari, Marco Titiano, Domenico Tintoretto, Paolo Veronese, Giacomo Palma, Civetta, Girolamo Bassi, Francesco Bassano, Alberto Duro oder Albrecht Dürer, und andere, haben die Geschicklichkeit ihres Pinsels allhier zur Genüge erwiesen.

In der Mute der Decke von der Sala del Consiglio di Pregadi erscheint über den Wolken die mit einer Menge von Göttern umgebene Republik Venedig, an welche als an eine Königinn des Meeres die Tritonen und Nereiden auf des Mercurs Geheiß, Muscheln, Corallen, Perlen und andere Dinge zum Geschenke bringen. Rand rechts: In dem Saale der Pregadi. Dieses ist eines von den trefflichen Stücken des Tintoretto, wobey ich dasjenige Gemälde von eben diesem Meister, welches in einem andern Saale den Jupiter vorstellet, wie er mit vielen Göttern Venedig zu der Grundlegung ihrer Macht und Stadt im Mari Adriatico begleitet, nicht mit Stillschweigen vorbey gehen kann, weil es den Jupiter mit einem Limbo oder Scheine um den Kopf,[1107] wie man den Herrn Christum zu malen pflegt, abbildet. Rand rechts: Jupiter mit einem Scheine um das Haupt. Ich weis zwar wohl, daß die alten Heyden dergleichen Limbos ihren Götzenbildern zu geben pflegten; alleinin den neuern Zeiten scheint es etwas ungewöhnliches, mit solchem Glanze jemand anders als Christum oder Heilige zu zieren. Rand links: Nachricht vom Maler Tintoretto. Der eigentliche Namen des Tintoretto war Giacomo Robusti, mm nennte ihn aber insgemein Tintoretto, weil sein Vater ein Färber oderTintore gewesen. Seine Tochter Marietta Tintoretta malte in Portraiten sehr gut, und verheirathete sich, nach Flor. leCOMTE Berichte, an einen reichen Deutschen.

Ueber der Thüre, wodurch man nach der Kapelledel Pregadi geht, hat Tintoretto den todten Leichnam Christi gemalet; in der Kirche selbst ist des Titiano Gemälde von der Unterredung des Herrn Christi mit den zween Jüngern in Emaus zu sehen. Rand links: Gemälde in der Kapelle. An der Kunst desselben ist zwar nichts auszusetzen; allein ich zweifele, ob ein vernünftiger Mensch die Pilgrimskleidung und den Rosenkranz des einen Jüngers, den Federbusch des Hausknechtes, den doppelten Adler in den Tapeten des Zimmers, die Kelchgläser und die großen Brodte auf dem Tische, wie auch den Kampf eines Hundes gegen eine Katze unter der Tafel bey dieser Gelegenheit gut heißen werde. Rand links: Fehler an einem Gemälde Titiani.

Uebrigens ist von dem berühmten Maler Titiano Veccelli hiebey noch zu merken, daß er aus einer adelichen obwohl armen Familie gewesen, und zu Cadorum (lat. Cadubrium) am Flusse Piave gebohren sey. Rand links: Anmerkung von diesem Maler. Er starb im Jahre 1576 zu Venedig an der Pest im sechs und neunzigsten Jahre seines Alters. Ein Zeichen eines sehr neidischen Gemüthes hat er darinnen von sich gegeben, daß er seinen Bruder Franciscus von der Malerkunst abgezogen und einen Tischler werden lassen; bloß weil er gemerket, daß dieser junge Mensch, wenn er bey der Malerey bliebe, es ihm selbst, wo nicht zuvor, jedennoch wenigstens gleich thun würde. Aus gleichen Absichten wollte er den Tintoretto, welcher anfänglich seiner Lehre untergeben war, nicht bey sich behalten.

In der Sala del Gran Consiglio, welche drey und siebenzig Fuß breit und hundert und funfzig lang ist, haben die besten Künstler, nämlich Paolo Calliari, Leonardo Bassani, Francesco Bassano, Dom. Tintoretto, Andrea Vicentino, Paolo Fiamingo, Palma, Federico Zuccaro, Girolamo Gambarato, Giulio dal Moro etc. in verschiedenen Stücken dasjenige, was zwischen dem Pabste Alexander dem dritten und der Republik vorgegangen seyn soll, gemalet. Rand links: In der Sala del Gran Consiglio. Unter andern ist die fabelhafte Demüthigung des Friderici Barbarossæ vor dem Pabste und wie dieser dem Kaiser bey solcher Gelegenheit den Fuß auf die Achsel setzet, zu sehen. Rand links: Fabel von Friedrich des ersten Demüthigung vor dem Pabste. Diese Vorstellung gleicht in allem derjenigen, welche man im vaticanischen Pallaste zu Rom wahrnimmt, ausgenommen daß die römische viel größer ist. Es sind in obgedachtem Saale noch mehrere Heldenthaten der Venetianer auf die Schau gestellet und mit Unterschriften erläutert. Eines dieser Stücke stellt etliche Gesandten in der Kleidung italienischer Doctorum Juris vor, so bey dem Doge Gehör haben, welches man insgemein dahin deutet, als hätten zu Anfange des sechszehnten Jahrhunderts die Nürnberger von den Venetianern ihre Gesetze verlanget und erhalten, um darnach die Regierung der Stadt Nürnberg einzurichten. Rand links: Was für Gesetze die Nürnberger von Venedig bekommen? In diesem Irrthume ist der Kardinal BEMBVSHist. Venet. lib. VII, p. 155. welchem LIMNAEVSJur. Publ. lib. VII, c. 35. n. S, und etliche andere deutsche Scribenten ohne die geringste Ursache folgen, indem die Kleidung der Gesandten nichts mit der nürnbergischen Tracht gemein hat, und solche eben sowohl von einer kleinen, der venetianischen Republik unterworfenen Stadt, können abgeordnet gewesen seyn, wie solcher Meynung auch MarcusBOSCHINVS in dem Buche Le ricche Minere della Pittura Veneziana beypflichtet. Es hat zwar im Jahre 1506 der Rath der Stadt Nürnberg die Venetianer um die Communication ihrer Gesetze,[1108] so die Unmündigen und Vormünder betreffen, ersuchet; allein dieses ist nicht durch Gesandte sondern schriftlich geschehen. Die Venetianer willigten gar gern darein, und ist das Antwortschreiben des Doge von Hieronymus Wilh. Ebner von Eschenbach in den Thesibus miscellaneis, worüber er im Jahre 1694 unter dem gelehrten Wagenseil disputirte, in Druck gegeben worden.

Ehe der unglückliche Brand vom Jahre 1577 la Sala del Gran Consiglio und la Sala dello Scrutinio betraf, fand man darinnen viele Gemälde der zween Brüder Giovanni und Gentile Bellini, welche beyde mit an der Geschichte Alexanders des dritten in derSala del Gran Consiglio gemalt haben.

Gentile war vorher von der Republik an den türkischen Kaiser, der ihn verlanget hatte, gesandt, und in Konstantinopel wohl empfangen worden. Rand rechts: Von den Malern Giov. und Gentile Bellini. Nachdem er aber daselbst unter andern die Enthauptung Johannis des Täufers gemalet, und der Großsultan, um ihn zu überzeugen, daß an dem Halse etwas nicht recht ausgedrücket sey, in des Gentile Gegenwart einem Sclaven den Kopf abschlagen lassen, fand dieser Maler kein Belieben, lange mehr in einem solchen Lande zu verweilen, sondern gieng wieder zurück nach Venedig, woselbst er im Jahre 1501, nachdem er sein Alter auf achtzig Jahre gebracht, verschied. Sein Bruder Giovanni Bellini wurde neunzig Jahre alt, und starb im 1512ten Jahre4.

Die Herrlichkeit des Paradieses über dem Throne des Doge in der Sala del Gran Consiglio wird als ein Meisterstück des Tintoretto bewundert. Rand rechts: Treffliche Gemälde des Tintoretto. Dieses Stück ist auf Leinwand, dreyßig Fuß hoch und bey siebenzig lang. Für das trefflichste unter allen Gemälden dieses Pallastes, womit Tintoretto seines Namens Gedächtniß gestiftet, wird die Eroberung der Festung Zara, welche in der Sala dello Scrutinio zu sehen ist, geachtet. Ueber dem Richtstuhle ist das jüngste Gericht vom Palma trefflich abgebildet.

In diesem Pallaste ist ein kleines Arsenal, um sich allenfalls bey einem entstehenden Auflaufe des Volkes daraus bewaffnen zu können. Rand rechts: Arsenal des herzoglichen Pallastes. Außer dem brauchbaren Gewehre, davon etliche hundert Büchsen stets geladen sind, zeiget man etliche verrätherische Maschinen, vermittelst welcher Franciscus Carrara, der letzte Besitzer der Stadt Padua, so im Jahre 1405 auf Befehl des venetianischen Raths erdrosselt worden, seine Feinde hinterlistiger Weise hingerichtet, etliche claustra castitatis, womit er seine Maitressen verwahrte, den Degen des Scanderbeg, ein Instrument, wodurch man fünfhundert Lunten auf einmal anzünden kann, und zwo kleine Statuen Adams und Evä aus unbekanntem Holze, welche Albrecht Dürer in seinem Gefängnisse bloß mit der Spitze eines Federmessers verfertiget, und damit seine Freyheit erworben haben soll. Es ist auch eine künstliche und kostbare Laterne aus Cristallo di Rocca vorhanden, dafür dem Meister bis in das vierte Glied jährlich vierhundert Ducaten zur Belohnung verordnet worden. So oft und lange großer Rath gehalten wird, liegt der Schlüssel zu diesem Zeughause vor des Doge oder, in dessen Abwesenheit, zu des ältesten Consigliero Füßen.

An der einen Seite des Pallastes gegen den CanalRio di Palazzo genannt, sind die finstern und mit eisernen Gittern wohl verwahrten Gefängnisse. Rand rechts: Ponte de' Sospiri. Die Brücke, worüber die Gefangenen aus ihrer Verwahrung nach dem Pallaste zum Verhöregebracht werden, führet den Namen vonPonte d'Sospiri.

Die unterste Galerie des Pallastes auf der Seite gegen den St. Markusplatz, nebst der gegenüber, unter den neuen Procuratie gelegenen Halle wirdBroglio genennt. Rand rechts: Namen und Gebrauch des Broglio. Der Namen[1109] kömmt vom griechischen περιβόλαιον, so einen verzäunten und eingeschlossenen Platz, der gemeiniglich zu einem Thiergarten diente, andeutet. Hieraus haben die Lateiner Peribolium, und in den mittlern Zeiten briolium und Brolium gemacht, wie beyde Worte öfters, und insonderheit beym LVITPRANDO in seiner Gesandtschaft an den Nicephorus vorkommen5.

Obgedachte Galerien dienen den venetianischenNobili zu gewissen Stunden des Tages für ihren Spaziergang, weil sonst wenige Gelegenheit dazu in der Stadt ist. Nach der Veränderung des Sonnenscheines und des Schattens sind sie bald auf dieser bald auf jener Seite, und ist auf dem Platze gegen den Markt ein Strich von weißen Steinen in den Fußboden gelegt, damit man die Gränzen des Broglio, welchen zu der Zeit, wenn die Nobili darauf versammlet sind, kein Venetianer, der nicht unter den Adel gehöret, betreten darf, daraus erkennen möge. Gegen Fremde nimmt man es zwar so gar genau nicht; allein diese thun doch am besten, daß sie sich alsdann dieses Platzes enthalten, indem die Nobili nicht gern sehen, daß man sich allhier unter sie mische. Rand links: Ursprung der Worte brogilare, brouïller, brigue etc. Weil itztgedachter Spaziergang die beste Gelegenheit giebt, von Staatsaffairen sich zu unterreden, und einen Anhang von Leuten, welchezu Ueberkommung der Ehrenämter beförderlich seyn können, sich zu machen: so istdavon entstanden, daß man far broglio und patire il broglio überhaupt von einem Menschen, der ehrsüchtig ist und nach Bedienungen strebet, gebrauchet. Vermuthlich kömmt auch brogilare, imbrogliare, imbroglio und das französische broüiller, broüillonerie, broüillons etc. von denen Intriguen und unruhigen Händeln her, die man bey solcher Gelegenheit zu gebrauchen pflegt6, gleichwie die Wörter prega, priegare, briga, brigue von preca oder precatione, so das Bitten und Sollicitiren andeutet, seinen Ursprung hat.

Ein Nobile, der vom großen Rathe ausgeschlossen ist, darf auch nicht in den Broglio kommen.

Der Platz von St. Markus ist die schönste Zierde der Stadt, und hat die Gestalt eines Winkelmaaßes, dessen kürzeste Seite (so bey zweyhundert und vierzig Schritte lang und fünf und siebenzig breit ist) sich längst des herzoglichen Pallastes nach der Mittagsseite und bis an den Canal erstrecket. Rand links: Platz von si St. Markus. Der ansehnlichste Theil des ganzen Platzes ist zwischen der Kirche St. Marci und St. Geminiano, da er bey sechshundert und achtzig Fuß oder zweyhundert und vier und siebenzig gemeine Schritte lang ist. Die Breite ist allhier nicht einerley, sondern oben bey der St. Markuskirche ohne die Galerien auf beyden Seiten von hundert und sechs und zwanzig gemeinen Schritten, untenher aber bey St. Geminiano nur von neun und achtzig. Die ansehnlichen Gebäude, so außer dem herzoglichen Pallaste und denen zwo obgedachten Kirchen den Platz umgeben, werdenProcuratie genennt, weil ein Theil der Procuratorum S. Marci darinnen wohnen. Rand links: Procuratie. Man theilet sie ein in Procuratie vecchie (die demjenigen, der von dem Haupteingange der St. Markuskirche herunter sieht, rechter Hand sind, und bis an die Kirche St. Geminiano reichen) und in Procuratie nove, so die übrigen Seiten linker Hand ausmachen.

Vor der Kirche St. Marci stehen drey große Mastbäume auf wohlausgearbeiteten metallenen Piedestaux, von welchen an Festtagen seidene Standarten, worein ein Löwe, als das venetianische Wapen, gesticket ist, wehen. Rand links: Fahnenseulen. Der mittelste Mast war ehemals allein, und sind die andern zween erst im Jahre 1505 dazu gekommen. Sie sollen überhaupt die Freyheit[1110] der Republik vorstellen; ob aber ihre gedritte Zahl insbesondere auf die Reiche von Candia, Cyprus und Venedig (für welches letztere etliche Morea setzen) ziele, steht dahin. Wenigstens ist an den Standarten kein Unterschied zu bemerken.

Nahe an St. Markus Kirche und zwar aufder Seite der Procuratie vecchie ist auf einem Thurme eine künstliche Uhr, die nicht nur die Stunden und deren Eintheilungen, sondern auch die Zeichen des Thierkreises nebst dem Laufe der Sonne und des Mondes andeutet. Rand rechts: Künstliche Uhr. An gewissen Festtagen, und absonderlich zu jeder Stunde, so lange der Himmelfahrtsmarkt währet, kommen die Statuen eines Engels und der drey Weisen aus Morgenlande heraus, welche, indem sie vor dem Bildnisse der heil. Maria vorbey gehen, demselben mit Beugung ihres Hauptes ihre Ehrerbiethung erweisen. Dieses Werk gleicht demjenigen, welches man zu Macerata sieht, ausgenommen, daß die Statuen des venetianischen größer sind. Bey der Spitze des Thurms sind zween Mohren von Metalle, welche mit Hämmern an einer großen Glocke die Zahl der Stunden schlagen.

Gegenüber auf der Seite, wo die Procuratie nove eine Ecke machen, ist ein freystehender und viereckigter Glockenthurm dreyhundert und achtzehn Fuß hoch aufgeführet, dessen Treppe also eingerichtet ist, daß man (wie der König von Polen Augustus es auch glücklich probiret hat) hinauf und herab reiten kann. Rand rechts: Hoher Thurm. Auf seiner Spitze steht anstatt einer Wetterfahne ein hölzerner Engel, der sechszehn Fuß hoch und mit verguldetem Metall überzogen ist. Solchergestalt ist die Höhe des ganzen Werkes von dreyhundert und vierunddreyßig Schuhen. Jede Person, so auf diesen Thurm steigen will, giebt fünf Sols, und hat man von dem Umgange, der ganz oben angeleget ist, eine schöne Aussicht. Weil seine Spitze verguldet ist, so erblicket man ihn von mehr als dreyßig italienischen Meilen in der See: ja etliche geben vor, daß man ihn bey hellem Wetter und da die Verguldung noch neuer, als sie itzt ist, gewesen, so gar von hundert Meilen, wenn man vom Capo d'Istria abgefahren, mit dem Gesichte habe erreichen können. Was übrigens Sabellius von seinen Fundamenten meldet, und daß solche so tief in der Erde liegen, als der Thurm über dem Horizont erhöhet ist, wird ohne Zweifel unter die Gasconaden, so den Venetianern nicht gänzlich ungewohnt sind, zu rechnen seyn.

Die Logetta oder das kleine steinerne Gebäude, worinnen etliche Procuratores S. Marci nebst einer bewehrten Mannschaft, so lange der große Rath versammlet ist, sich als eine Wache aufhalten, ist unten an diesem Thurme angelegt, und dessen Facciata mit wohlausgesonnener marmorner Bildhauerarbeit von dem berühmten Sansovino gezieret. Rand rechts:Logetta.

Dem herzoglichen Pallaste gegenüber wird die öffentliche Bibliothek der Republik verwahret. Rand rechts: Bibliothek. Zu dieser Sammlung hat Francisus Petrarcha den Grund geleget, und findet man in des Iac. Phil. TOMASINIPetrarcha redivivo, cap. 13. p. 85, ein Verzeichniß derjenigen Bücher, welche Petrarcha der Republik Venedig vermachet hat. In folgenden Zeiten hat der Kardinal Bessarion seinen ansehnlichen Vorrath griechischer Manuscriptorum, die er in Konstantinopel und Griechenland zusammen gebracht, kraft seines letzten Willens hinzugefüget. Man liest daher innen über der Thüre:


Bessarionis Cardinalis ex leg Senatus jussu, Procuratorum Divi Marci cura Philippi Trono, Ant. Capello, Andreæ Leono, Victoris Grimano, Joannis a Lege Eq. Bibliotheca instructa & erecta. M. Ant. Trivisano Principe ab Vrbe Condita. M. C. XXXIII.


Die Kardinäle Niceno, Aleandro und Gramini haben gleichfalls vieles zu diesem Bücherschatze, welcher jedoch schlecht unterhalten wird, beygetragen.[1111]

Die hier befindlichen Gemälde vom Titiano und andern berühmten Meistern, nebst vielen Antiquitäten und griechischen marmornen Statuen, verdienen mit Fleiße betrachtet zu werden, und rühmet man unter den letzten vornehmlich den Ganymedes, welchen Jupiter in der Gestalt eines Adlers entführet, und etliche von der Hand des Phidias zu seyn glauben. Rand links: Gemälde etc. Eine Venus, Apollo, zween Fechter, Leda, Paris und viele Brustbilder der alten römischen Kaiser sind gleichfalls nicht vorbey zu gehen. Das Andenken derjenigen, durch deren Freygebigkeit diese rare Statuen hieher gekommen, ist in folgender Ueberschrift der Thüre des einen Zimmers enthalten:


Signa marmorea perantiqua, olim a Dominico Cardinale Grimano, Ant. Principis F. & postea a Joanne Patriar. Aquilejensi ejusdem Principis Nepote, Pasquale Ciconea Duce, magna ex parte Reipublicæ legata, partim vero Marino Grimano Principe, a Friderico Contareno Divi Marci Procurat. ad absolutum ornamentum suppleta, idem Federicus ex Senatus Consulto hoc in loco reponenda curavit, Anno Domini M. D. XCVII.


In der Bibliothek steht ferner noch ein weißes marmornes Brustbild, so von zween Engeln gehalten wird, mit der Unterschrift:


Silvestro

Valerio

Principi

Principis filio

Præsidi

Tutelari Benefactori

Annuente Senatu

Anno Domini

MDCCI.


Unterdenen Philosophen, welche an der Wand der Bibliothekgemalet sind, verdienet insbesondere der vom Tintoret mit vielem Fleiße verfertigte Diogenes beobachtet zu werden.

Der Haupteingang dieses Gebäudes hat auf seinen Seiten anstatt der Pilastri oder Seulen, zwo von Alessandro Vittoria aus Marmor gehauene Weibspersonen, auf welchen ein Theil der obern Last ruhet.

Zwischen den beyden Galerien des Broglio gegen die Seite des Canals sind zwogroße Seulen von Granit aufgerichtet. Rand links: Seulen von Granit. Diese sind von Konstantinopel hieher gebracht worden, als sich im Jahre 1192 die Venetianer unter dem Doge Sebastian Ziani Meister von solcher Stadt gemacht hatten, und sollen ihrer an der Zahl drey gewesen seyn, davon aber die eine beym Ausladen in den Canal und dessen Schlamm so tief verfallen, daß man sie nachmals nimmer wieder finden können. Nicolo Barattiero aus der Lombardie hat die zwo übrigen, nachdem sie lange Jahre auf dem Grunde gelegen, aufgerichtet, und neben anderer Belohnung, die er bekommen, sich auch diesesausgebethen, daß zwischen denselben ein freyer Spielplatz verstattet werden möchte, welches erst unter dem Doge Gritti wieder abgeschaffet worden. Auf der Seule beym herzoglichen Pallaste steht der Löwe von St. Marco aus Metall, welcher sein Haupt gegen Morgen richtet, um die Gewalt der Republik in denen gegen Osten liegenden Ländern anzudeuten. Auf der andern Seule ist die marmorne Statue des heil. Theodors oder wie andere wollen St. Georgens zu sehen. Diese hält ihren Schild in der rechten Hand, welches vielleicht von einem Versehen des Meisters, der sie verfertiget hat, oder weil man sie nach dem Abdrucke einer gummæ und eines geschnittenen Siegels gebildet,[1112] herrühret, von den Venetianern aber mit Fleiße geschehen zu seyn vorgegeben wird, weil man dadurch die Gerechtigkeit der Republik, als welche niemanden zu beleidigen, sondern sich nur zu vertheidigen suche, an den Tag habe legen wollen.

Zwischen diesen zwo Seulen werden alle Missethäter hingerichtet, und würde kein Nobile für vieles Geld dazwischen durchgehen, weil der Doge Marino Falier, welcher im Jahre 1354 wegen einer Verrätherey wider den Staat enthauptet worden, als er nach seiner Wahl nach Venedig kam, wegen des hohen Wassers zwischen diesen zwo Seulen ans Land steigen müssen. Rand rechts: Richtplatz der Missethäter. Gegenüber liegt in dem Canale zum Schutze des Staats eine gewaffnete Galeere beständig bereit. Rand rechts: Wird von den Nobili vermieden.

Die Münze liegt hinter den Procuratie nove, und stehen bey ihrem Eingange die Statuen zwener Riesen in trotziger Gestalt. Rand rechts: Die Münze Die eine ist vom Titiano Aspetti und die andere vom Girolamo Campagna. Zu den Münzwerkstäten werden fünf und zwanzig steinerne Gewölber gebraucht, um sowohl die Gefahr von Dieben als des Feuers abzuwenden.

Von dem italienischen Worte Zecca, welches die Münze bedeutet, haben die goldenen Zecchini den Nomen, so eine Lire mehr als unsere Ducaten gelten, ob sie gleich weder am Gewichte noch Golde besser als diese sind. Die Absicht, welche auch erhalten wird, ist, daß durch diesen höhern Preis die gedachte Münzsorte nicht aus dem Lande gehe oder wenigstens meistentheils wieder zurück komme. Ursprünglich scheint das Wort Zecca von dem Namen der Stadt Eyzico, welche wegen des schönen Gepräges ihrer Münzen voralters berühmt war, zu kommen. Rand rechts: Ursprung der Worte Zecchini, Gazzette. Eine von den kleinsten venetianischen Münzen wird Gazetta genennt: und weil diese der Preis war von den gelehrten Zeitungen, die schon im sechszehnten Jahrhunderte zu Venedig in einzelnen Blättern geschrieben verkauft wurden7; so haben hernach alle Zeitungen davon den Namen bekommen. Politische Neuigkeiten dürfen auch noch nicht heut zu Tage in Venedig gedruckt werden, sondern diejenigen, so damit handeln und einen Vortheil zu machen suchen, dictiren ihre Nachrichten auf einmal und zugleich andreyßig bis vierzig Copiisten. Rand rechts: Nouvellen in Venedig.

In den Zimmern über den Werkstäten der Münze sind gute Gemälde vom Palma, Tintoretto, Marco Titiano, Benedetto Diana und Foller zu sehr. Rand rechts: Gemälde über der Münze.

Das große Arsenal liegt in einem andern Theile der Staot, und kosten die Trankgelder, wenn man solches besicht, dreyßig bis vierzig Lire. Die Aufseher desselben sind bisweilen sehr mistrauisch, und haben noch vor etlichen Jahren an dem Thurme des nahe gelegenen Franciscanerklosters zwey Fenster vermauern lassen, weil man in Erfahrung gebracht, daß zween Franzosen von dannen das Arsenal mit einem Tubo lange und genau betrachtet hatten. Rand rechts: Von dem großen Arsenal. Es kömmt vieles darauf an, ob man freundliche oder murrische Leute, welche die Fremden herum führen, bekomme. Unsere Gesellschaft fragte denjenigen, der uns zu Theile wurde, ob wir währenden Besehens etwas aufzeichnen dürften; und wurde solches ohne Schwierigkeit verstattet.

Dieses weltberühmte Zeughaus, so zwo und eine halbe italienische Meilen im Umkreise hat, ist ganz mit Wasser, Mauern und zwölf Thürmen umgeben. Vor dem Haupteingange steht an dem Canale ein kleiner marmorner Löwe mit der Unterschrift: Rand rechts: Unterschrift etlicher Statuen von Löwen.


Ex Atticis.


Zu dessen Seite liegt eine Löwinn mit darunter gesetzten Worten:


Anno Corcyræ liberatæ.
[1113]

Ferner zeiget sich ein liegender großer Löwe, mit der Unterschrift:


Atheniensia Venetæ Classis Trophæa

Veneti Senatus Decreto

In Navalis vestibulo constituta

Anno Salut. M DC LXXXVII.


An dem Thurme dieser Seite liest man: Rand links: Schrift an einem Thurm.


Senatus Consul

Eodem tempore navibus egressum

& dominium ampliavit;

Sic faustæ plurima regna

Patriæ restituit

M. Antonio Justiniano Duce

Andrea Valerio Paulo, Justo Lolino, Jo. Ant.

Ruzzino, Anton. Canati, Nicol. Duodo &

Georgio Cornelio

Navalis armentarii Præfectis

Anno Sal. M DCXXCVI. Fœd. III.


Ueber dem Thore selbst liest man unter einem marmornen Löwen:


Victoriæ Navalis Monument. 1157.


Ferner ist noch linker Hand vor diesem Eingange ein großer sitzender Löwe gleichfalls aus Marmor mit folgender Unterschrift zu betrachten: Rand links: Statue eines Löwen.


Franciscus Maurocenus Peloponesiacus

Expugnatis Athenis

Marmorea Leonum simulacra

Triumphali manu e Piræo direpta

In Patriam transtulit, futura Veneti Leonis

Quæ fuerant Minervæ Atticæ monumenta.


Unter dem Thore läßt man sein Gewehr, bis man wieder zurück kömmt.

Inwendig in dem Platze des Zeughauses sieht man über der Thüre eines Gebäudes, so mit Gewehre angefüllet ist, des Grafen von Königsmark marmornes Brustbild mit der Nachricht: Rand links: Denkmaal des Grafen von Königsmark.


Ottoni Wilhelmo Comiti a Konigsmark,

Suprema terrestrium copiarum contra Turcas Præfecturâ

Semper Victori

M DC LXXXVIII.

S. C.


Das Gebäude selbst ist in vier Säle vertheilet, davon zween unten und zween im obern Stockwerke sind. Rand links: Rüstkamern. Das Gewehr befindet sich in Galerien, welche mit vielen auf Art der Trophäen zusammen gesetzten Rüstungen des Scanderbeg, Mocenigo, Franciscus Morosini, Ziani, Giustiniani, Castrani und anderer Helden gezieret sind. Rand links:Trophæa berühmter Helden. Ueber des Morosini Trophæo hängen vier rothe kleine Hüte als ein Zeichen, daß er viermal General en chef gewesen. In der linken Hand hält er eine blaue Mütze, welche ihm der Pabst zum Geschenke übersandt hatte. Man zeiget auch allhier des Attila Casket, den eisernen Helm des Pferdes Colleouli, und vieles von den Türken erbeutetes Gewehr.[1114]

Bey dem Weinkeller wird ein großes Gefäß täglich viermalmit Weine aufgefüllet, und kann jeder Arbeiter im Arsenal, deren über tausend sind, so oft und viel er will, davon trinken. Rand rechts: Was für Wein täglich freygegeben werde. Es sind unten an diesem Gefäße etliche Hahnen, vermittelst welcher der Wein ausgezapfet wird, und sollen an manchem Tage sechszig Eimer daraufgehen. Man kann sich aber leicht einbilden, daß dieses kein sonderlicher Nektartrank seyn müsse, weil man nicht nur schlechte Weine dazu nimmt, sondern solche auch mit zwey Dritteln Wassersvermischet. Uebrigens hat die Insel, worauf das Arsenal liegt, eine reiche Quelle von süßem Wasser.

In dem Magazine von Eisenwaaren sind alle große Nägel mit einem Zeichen versehen. Wer nur einen Nagel entwendet oder denselben kaufet, wird auf fünf Jahre lang zu den Galeeren verurtheilet. Rand rechts: Eisenmagazin.

In dem Rudermagazine wird der eingefaßte Stuhl oder die Sänfte verwahret, in welcher der Doge sitzt, wenn er nach seiner Wahl von vierzig Personen herum getragen wird, und Geld unter das Volk wirst. Rand rechts: Rudermagazin.

Die Länge des Gebäudes, worinnen die Stricke verfertiget werden, soll von zweyhundert geometrischen Schritten seyn, und habe ich sie von vierhundert und vier und vierzig gemeinen Schritten befunden. Rand rechts: Werkstat für die Stricke. Auf jeder Seite ist eine Galerie, die auf drey und vierzig Pfeilern aus Backsteinen ruhet. Man giebt vor, daß in allen für zwo Millionen Ducati d'Argento (deren jeder sieben und einen halben Lire ausmachet) Stricke vorräthig seyn, die noch nicht gepichet sind, weil sie sich auf diese Art besser und länger aufbehalten lassen. Rand rechts: Vorrath an Stricken.

Die Salpetersiederey verdienet gleichfalls in Augenschein genommen zu werden. Rand rechts: Salpetersiederey. Seit dem Brande vom Jahre 1569 behält man das Pulver nicht mehr im Arsenal, sondern es wird solches außerhalb desselben in großen viereckigten Thürmen verwahret.

Zwölf Magazine sind mit Kugeln angefüllet, etliche andere mit Pech, Hanf, Segeltuch und andern hieher gehörigen Dingen. Rand rechts: Andere Magazine. In einem besondern Saale arbeiten lauter alte Weiber an Verfertigung und Ausbesserung der Segel.

In der Schmiede arbeiten täglich hundert Personen, und werden die darinnen befindlichen zwölf Feuerheerde oder Essen beständig gebrauchet. Rand rechts: Schmieden.

In einem Magazine liegen fünfhundert eiserne Canonen, die andern sind hie und da unter dem freyen Himmel zu sehen. Rand rechts: Schweres Geschütz.

In dem hiesigen Gießhause wird nur metallenes Geschütz gegossen. Rand rechts: Gießhaus. Währender Zeit daß der König in Frankreich Heinrich der dritte in einem Saale des hiesigen Arsenals an der Tafel war, wurde eine schwere Canone gegossen, und eben dieses geschah währender Anwesenheit des itzigen Königes von Dännemark mit zwo Canonen, zwo Cotubrinen oder Feldschlangen und zween Mörsern, da hernach von jeder Art ein Stück nach Dännemark gesandt worden. Im Jahre 1729 entstund im Arsenal ein Brand, durch welchen zweyhundert Cotubrinen oder Feldschlangen, das Gewehr für zehntausend Mann zu Pferde nebst der Ausrüstung von zwölf Galeazzen und funfzig Galeeren verlohren giengen. Rand rechts: Brand von 1729. Durch itztgedachten Brand hat auch die eine bey des Königes von Dännemark Anwesenheit gegossene Cotubrine und die dem Könige Heinrich dem dritten zu Ehren verfertigte schöne Canone vielen Schaden gelitten. Der Republik Gießhäuser für die eisernen Canonen sind zu Brescia und Bergamo. Um den an kleinem Gewehre erlittenen Schaden im Ueberflusse zu ersetzen, werden anitzt vierzigtausend Flinten und eben so viele Pistolen angeschaffet. Ich kann aber nicht sagen, daß das Gewehr hier gar sauber gehalten werde, sondern es ist stark angelaufen, welches vielleicht wegen der Feuchte des Ortes und der salzigen Seeluft nicht geändert werden kann. Rand rechts: Unterhattung des Gewehrs.[1115]

Unter einer besondern Bedeckung werden zum Andenken die abgeschnittenen Vordertheile von sechs türkischen Galeeren, welche Morosini auf einmal erobert hat, aufgehoben. Rand links: Andenken eines Sieges über die Türken.

Die Republik hat itzt in allen funfzig Galeeren, davon die eine Hälfte in der See ist, die andere aber fast ganz bereit liegt. Rand links: Itzige Seemacht der Republik. Man arbeitet auch an vier und zwanzig Kriegesschiffen, davon die größten von sechszig bis achtzig Canonen seyn werden. Jedes Kriegesschiff und jede Galeere hat gleichsam ein eigenes Haus, worinnen sie ohne Masten bedeckt liegen, und ohne einigen Schaden funfzig bis sechszig Jahre bleiben können. Aus diesem Bedecke laufen sie gleich in die tiefen Canäle, deren drey durch das Arsenal gehen, herab. Rand links: Schiffsbau. Zu Rochefort, wo der König in Frankreich einen trefflichen Schiffsstapel hat, werden die Schiffe in einer Vertiefung des Erdreichs vollkommen ausgebauet und mit Mastbäumen versehen, ehe das Wasser aus dem großen Canale in die Vertiefung gelassen wird, um das Schiff in die Höhe zu heben, wornach es denn zum Auslaufen gleich fertig ist. Eben dieses geschieht in England zu Chattam, desgleichen an der Themse und etlichen andern Orten; es sind diese Plätze aber mit keiner Bedeckung versehen, weil man die Schiffe nicht lange darinnen läßt. Außer den obgedachten fünf und zwanzig Galeeren liegen in dem venetianischen Arsenal stets vier Galeazzen und vier Bombardiergaliotten bereit. Zwo Galeazzen sind allezeit in der See. Eine Galeäzze ist eine große Galeere mit niedrigem Bord, welche an ihren dreyen Masten Segel und auf jeder Seite dreyßig bis etliche und funfzig Ruder hat, an deren jedem sechs bis sieben Ruderknechte arbeiten. Rand links: Was eine Galeazze sey? Diese Leute sitzen unter einem Bedecke, worauf Gestücke stehen. Auf dem vordern Theile ist eine Galeazze mit dreyen Batterien versehen, deren die oberste zehnpfündige, die zwo niedrigern aber vier und zwanzigpfündige Kugeln schießen. Rand links: Galeeren. Auf dem Hintertheile oder Castel hat sie zwo Batterien und jede mit Geschütz, so achtzehn Pfund schießt, besetzt8. Gemeiniglich finden sich in allen vierzig Canonen und sechs Colubrinen darauf, von welchen letzten man hier pralet, daß sie sechs italienische Meilen weit schössen. Wenn man die Ruderknechte dazu rechnet, so führet eine Galeäzze bey zwölfhundert Mann.

Ehemals durfte kein solches Schiff vor fünf und zwanzig türkischen Galeeren weichen, und wurde der Capitain desselben, so allezeit ein Nobile ist, darauf beeidigel. Allein dieses hat itzt nicht mehr statt, und sind in den neuern Zeiten die türkischen Kriegesschiffe in einen solchen Stand gekommen, daß sie sich mehr fürchtend machen.

Eine Galeere ist viel platter, als eine Galeazze, jene hat nur zween Masten, nämlich den großen und Vordermast, auf jeder Seite nur fünf und zwanzig bis dreyßig Ruder von vier bis sechs Galeriens, und in allen nur fünf Stücke, davon das größte, so auf dem Vordertheile gepflanzet wird, dreyßig- bis vier und dreyßigpfündige Kugeln schießt. Sie sind sehr schnell, taugen aber im Ungewitter nichts, und entfernen sich daher nicht gern weit vom Ufer. Die Venetianer geben vor, es waren ihre Galeeren besser als alle andere, weil sie[1116] durchaus doppeltes Holzwerk haben. Die Galeeren sind kleiner als Galeeren, und werden vornehmlich zum Transport gebrauchet. Rand rechts: Galeotten. Von solchen sind jederzeit im venetianischen Zeughause funfzig bereit, nebst vier Capern oder Avisschiffen, von welcher letzten Art auch viere stets in der See sind. Rand rechts: Avisschiffe. Weil an einem hinlänglichen Vorrathe zum Schiffsbauholze vieles gelegen ist, so bleiben allezeit zehntausend starke Bäume, deren ohngefähr tausend zur Erbauung eines Schiffes erfodert werden, im Wasser liegen. Rand rechts: Bauholz. Von der innern Güte eines gefälleten Baumes urtheilet man unter andern auch dadurch, daß man das Ohr gegen den Mittelpunct des einen Endes halte, indessen daß jemand einen ganz sanften Schlag, z. E. mit einem Schlüssel etc. an das andere Ende thut; denn wenn der Baum gut und gesund ist, wird man den Schlag gar deutlich und stark an dem andern abgesägten oder gehauenen Ende bemerken, wenn auch gleich der Baum über hundert Fuß lang wäre. Rand rechts: Probe von gutem Bauholze.

Von dem Bucentauro habe ich schon anderwärts Erwähnung gethan. Ob aus diesem Arsenal zehntausend Reuter, hundert tausend Mann Fußvolk, zehn Galeazzen, sechszig Kriegesschiffe und hundert Galeeren, wie etlichevorgeben, können bewaffnet werden, lasse ich dahin gestellet seyn.

Die Unterhaltung des ganzen Werkes soll jährlich fünfmal hundert tausend Ducaten kosten, welches zweifelsohne von Ducati d' Argento, deren einer sieben und einen halben Lire gilt, zu verstehen seyn wird. Rand rechts: Kosten und Aufsicht des Arsenals. Drey Nobili, so Patroni del Arsenale genennt werden, haben die Aufsicht darüber, ihr Amt aber währet nur drey Jahre. Außer ihnen sind noch drey Proveditori, welche die Bedienten bestellen und alles bezahlen. Alle Sonnabend wird mit den Arbeitsleuten Richtigkeit gemacht, und bleibt man niemanden etwas schuldig.

In Kriegeszeiten wirddie Anzahl der Arbeiter auf zwey bis dreytausend vermehret, und stehen sie unter dem so genannten Ammiraglio del Arsenale, welcher am Himmelfahrtsfeste den Bucentoro commandiret, auch währender Wahl eines neuen Doge mit seinenArsenalotti, oder der Wache des Zeughauses, den herzoglichen Pallast bewahret. Rand rechts: Ammiraglio del Arsenale

Die Matrosen der venetianischen Flotte sind meist Italiener. Rand rechts: Matrosen. Zum Kriegeswesen gewöhnet die Republik ihre Unterthanen gar wenig, weil sie wohl weis, daß wegen der harten Bedrückung das Volk keine sonderliche Liebe zu ihrer Obrigkeit hat, und man ihm also alle Mittel, das Joch, so es mit lauter Unwillen trägt, abzuschütteln, benehmen müsse. Die Truppen, welche sie von deutschen Fürsten zu übernehmen pflegen, thun das beste bey denen Kriegen, die sie mit der ottomannischen Pforte zu führen haben9. Rand rechts: Andere Truppen.

Die Seemacht steht unter dem Capitaneo Generale, welches allezeit einer der vornehmsten Nobili ist, der den Proveditore Generale di Mare und andere hohe Officiere unter sich hat. Rand rechts: Capitaneo Generale. Die Landmacht kömmt, sobald sie debarquiret ist, unter das Commando des Feldmarschalls oderGenerale di Sbarco, wozu gemeiniglich ein ausländischer berühmter General, dergleichen anitzt der Graf von Schulemburg ist, genommen wird. Rand rechts:Generale di Sbarco. Ihm sind zween Proveditori in Campo aus dem Senat beygefüget.[1117]

Uebrigens habe ich ehemals in des berühmten königlich großbritannischen und churfürstl. braunschweiglüneburgischen Staatsministers, Freyherrn von Bernstorf Kabinette, ein besonderes Stück gefunden, welches zwar überhaupt zum Ruhme der venetianischen Republik verfertiget ist, keine Anzeichen aber seiner besondern Absichten und bey was für einer Gelegenheit es gemacht worden, an den Tag leget. Rand links: Sonderbares Schaustück Es besteht solches aus einem Stücke Silber von der Größe eines rheinischen Gulden, dem es aber in der Dicke nicht beykömmt. Die eine Seite stellet die Inseln, welche zur Stadt Venedig gehören, nebst einem Theile der Terra ferma, so gegen Deutschland liegt, vor, und ist alles dasjenige, so Land andeuten soll, mit Gold eingeleget. Die Namen der vornehmsten Kirchen und Inseln sind dabey sehr subtil eingeätzet. Auf der andern Seite liest man folgende Worte in der Mitte eines Kreuzes eingegraben:


Inclitæ

Adriacæ Virgini

Justitia & Legum

Præstantia insi

gnitæ armisq

Victrici.


Die Republik hat das Glück, dessen sich wenige andere Länder rühmen können, nämlich daß seit etlichen hundert Jahren die geschicktesten Männer in Beschreibung ihrer Historie einander gleichsam abgelöset haben. Den Anfang machte M. AntoniusSABELLICVS, dessen Res Venetæ in drey und vierzig Büchern im Jahre 1487 beym Andrea de Toresanis de Asula sehr nett gedrucket sind. Rand links: Anmerkung über die venetianischen Geschichtschreiber, Ihm folgte in seinem löblichen Werke PetrusBEMBVS und diesem AndreasMAVROCENVS welcher BaptistamNANI zum Nachfolger bekam. Wo dieser aufgehöret, hat Mich. FOSCARENVS angefangen, und die ganz neue venetianische Geschichte wird durch PetrumGARZONIVM fortgesetzet.

Schließlich füge ich noch hinzu die zum Lob der Republik gereichende und wohlgesetzte Inscription, womit OctaviusFERRARIVS die drey Moderatores des Gymnasii Patavini, Joh. Nani und Joh. Pisauri (so beyde Procuratores S. Marci waren) und den Cavaliere Joh. Grimani beym Eintritte eines neuen Jahres beehret hat: Rand links: Ruhm der Republik.


Jane Pater triceps

Musarum ac temporum moderator

Fastorum titulus & honos

Qui totum in Orbem cum spectes

Nil præter Venetos habes quod tuearis

Apud quos terris omnibus pulsus

Æternum cum libertate sacrarium nactus es,

Cujus unius initium & finis

Te cuncta videntem latet.

Jane Pater

Qui patens claususque pacem

Ac pacis opera in invidiam foves

Aditumque divinitatis reseras

Hanc sapientiæ strenam placatus excipe

Et volens fove

Trojanos rerum dominos gentemque togatam.

Fußnoten

1 Nämlich den zweyten Christtag zu Ehren Les h. Stephani, am St. Markustage, am Himmelfahrtsfeste und wegen einer 1310 entdeckten Verrätherey den 15 Jun.


2 Wenn der Doge krank ist, und einer von seinen sechs Conseillers seinen Platz vertritt, gebraucht sich solcher Vice-Doge zwar nicht der Kleidung und des Stuhls des Doge, allein darinnen folget er ihm, daß er auch seine Mütze oder Barette nicht abnimmt.


3 TACIT. Annal. III: Omittere potius prævalida & adulta vitia, quam hoc assequi, ut palam fieret, quibus flagitiis impares essemus.


4 Flor. IeCOMTECabinet des Singularités d'Architecture, Peinture, Sculpture & Graveure, Tom. II.


5 Conf. OttoMORENAHistor. rerum Laudensium, p. 18,84. BenedictusIOVIVSin Historia Novocomensi, FERRARIVSEpist. p. 129. Chart. ODOLRICIArchiep. in append. adFLODOARD. Brül oder Bryl heißt auch in der alten deutschen Sprache ein eingeschlossener Platz oder Garten.


6 FERRAR. l. c.


7 Conf. D.GiacintoGIMMA in seiner Idea della Storia dell' Italia Letterata, so im Jahre 1723 zu Neayolis in Quart herausgekommen ist.


8 Conf. Alter und neuer Staat des Königreichs Dalmatien, so im Jahre 1718 zu Nürnberg herausgekommen, lib. II, p. 13.


9 Ob gleich die neuern Deutschen weit geneigter sind die Laster, als die Tugenden ihrer Väter nachzuahmen: so behaupten sie doch noch immer in der Treue und Tapferkeit denjenigen Ruhm, welchen die beyden friesischen Prinzen Verritus und Malorix ihrer Nation auf öffentlichem Schauplatze zu Rom ohne Widerspruch beygeleget haben ap. TACIT. am, al. l. XIII, c. 54, §. 5: Nuilos mortalium armis aut side ante Germanos esse. Die Römer wußten dieses gar zu wehl. Ob sie gleich abgesagte Feinde den Deutschen waren, so nehmen sie doch keine Soldaten lieber, als eben diese, in ihre Dienste. Mehr als ein römischer Kaiser hat ihnen die Beschützung seines Libens anvertrauet.SVETON. in August. c. 79. in Calig. c. 45,52.TACIT. annal. l. I, c. 24, l. XV, c. CASS. hist. rom. l. 78, p. 891. Jul.CAPITOL. in Maxim & Balb. c. 13. Cäsar, ob er gleich mit den Deutschen die blutigsten Kriege geführet hatte, so wußte er sich doch ihrer redlichen Standhaftigkeit zu seinem Vortheile zu bedienen, und ihnen allein hatte er es zu danken daß er in der blutigen pharsalischen Schacht die Oderhand behalten. FLOR. hist. rom. I. IIII, c. 2, n. 48,49: Quum diu æquo Marte certaretur, jussuque Pompeji fusus a cornu equitatus erupisset; repente hinc signo dato Germanorum cohortes tantum in essusos equites fecere impetum, ut illi esse pedi, es, hi venire in eqnis viderentur. Hanc stragem fugientis equitatus, levioris armaturæ ruina comimta est. Tunc terrore latius dato, turbantibus in vicem copiis, reliqua strages quasi una manu facta est.

Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 2. Hannover 1751, S. 1100-1118.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Rameaus Neffe

Rameaus Neffe

In einem belebten Café plaudert der Neffe des bekannten Komponisten Rameau mit dem Erzähler über die unauflösliche Widersprüchlichkeit von Individuum und Gesellschaft, von Kunst und Moral. Der Text erschien zuerst 1805 in der deutschen Übersetzung von Goethe, das französische Original galt lange als verschollen, bis es 1891 - 130 Jahre nach seiner Entstehung - durch Zufall in einem Pariser Antiquariat entdeckt wurde.

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon