[1361] Neunzigstes Schreiben.

Nachricht von Bareuth und Bamberg.

Von Coburg nach Bamberg sind sechs Meilen in einem angenehmen Thale, worinnen die Itze fließt; nachdem mich aber einige Verrichtungen nach Bareuth getrieben, so habe ich mir hernach den rauhen Weg über das Gebirge gefallen lassen müssen.

Die Veränderungen, welche seit dreyßig Jahren an dem markgräflichen barenthischen Hofe vorgegangen, die Umstände bey des letzten Markgrafen Tode, und einige andere hier vorgefallene Geschichte sind meinem Herrn bekannt genug, und muß man hoffen, daß das Land unter der itzigen Regierung zu seiner ehemaligen Wohlfahrt wieder gelangen werde. Rand rechts: Bareuth. Die Einkünfte desselben erstrecken sich anitzt kaum auf fünfhundert und funfzigtausend Gulden, könnten aber um ein großes erhöhet werden, wenn man den Unterthanen Gelegenheit und Zeit ließe, sich nur einmal erst wieder zu erholen. Rand rechts: Revenüen des Landes. Christian-Erlang hat gute Handlung,[1361] und haben die daselbst sich niedergelassene französische Refugiés verschiedene Manufacturen, welche Geld ins Land bringen, aufgerichtet. Rand links: Handlungen. Ehemals gaben die Bergwerke gute Ausbeute nicht nur an Kupfer und Silber, sondern auch an Golde; es sind aber die dahin gerichtete Anstalten nach und nach fast gänzlich ins Stecken gerathen. Rand links: Bergwerke. Indessen wird jedoch zu Würsberg bey Gold-Cronach guter grüner Vitriol verfertiget. In St. Georgenstadt ist eine Fabrike von braunem und weißem Porzellan, welches häufig in die benachbarte Provinzen verkaufet wird. Rand links: Porzellanfabrike. Insbesondere hat man daselbst eine Erfindung, das Silber und Gold in das braune Porzellan so wohl einzubrennen, daß es beständig darinnen bleibt, und bezahlet man die Garnitur von einem halben Dutzend Tassen und Schalen, bey welchen sich eine kleine Thekanne, ein Spülnapf, eine Zuckertasse und eine Theebüchse befindet, mit zwanzig Thalern. Rand links: Mühle für Marmor. Zu Polirung des Marmors, welchen man von allerley Farben in diesem Lande findet, hat man gleichfalls in St. Georgenstadt Anstalten gemacht, und machen sie unter andern Dingen Tobakdosen aus ganz gemeinen gelben und weißlichten Pflastersteinen, welche als zarte Lumachella anzusehen sind, und ungefasset etwan zween Gulden kosten. Man arbeitet an einer neuerfundenen Maschine, welche durch Pferde oder ins Zuchthaus verurtheilte Leute getrieben wird, und zugleich achtzehn bis zwanzig Gefäße aus Marmor von verschiedenen Formen poliret. Rand links: Fruchtbarkeit des Landes. Das Land hat alles, was zur menschlichen Nahrung und Nothdurft nöthig ist, den guten Weinwachs ausgenommen. Das Wildpret ist in grösserer Menge, als den Unterthanen lieb ist. Unter den Flußfischen, welche von allerley Arten und im Ueberflusse gefangen werden, sind die Forellen und Maynkarpen obenan zu setzen. Es sind auch zween herrschaftliche Seen oder große Weyher, wie sie hier zu Lande genennet werden, welche mit Hechten und Karpen besetzet und wechselsweise ein Jahr um das andere abgezogen werden. Rand links: Brandenburger See. Der eineist der Neustadter, der andere der Brandenburger Weyher. Der letztere liegt nur eine Vierthelstunde von Bareuth, und hat dem vorigen Herrn Markgrafen zu Anlegung des Schlosses und der Stadt St. Georgenstadt Gelegenheit gegeben. Er läuft nicht gänzlich ab und fischet man jedesmal (eines in das andere gerechnet) ungefähr hundert und achtzig Zentner Fische darauf. Eigentlich sollte dieser See funfzehn hundert Acker oder Tagwerke Landes überschwemmen, er ergießt sich aber kaum über acht hundert bis tausend und verwächst an vielen Orten, welches nothwendig zu vielen schlimmen und ungesunden Ausdünstungen Anlaß geben muß. Rand rechts: Warum seine Nachbarschaft der Stadt Bareuth schädlich ist? Ich habe meinem Herrn von Ambras berichtet, was die Verabsäumung eines solchen Sees daselbst für üble Folgerung in Ansehung der bösen Luft nach sich gezogen hat, und vielleicht sind die vielen Fieber, so jährlich in Bareuth regieren, vornehmlich der Nachbarschaft des nicht allzuwohl unterhaltenen Sees zuzuschreiben. Noch zu Anfange dieses Jahrhunderts und vorher regiereten alle Jahre in Stutgard so schlimme und anhaltende Fieber, daß die Aerzte genug damit zu thun hatten; nachdem man aber aus andern als medicinischen Absichten einen nahe an der Stadtmauer gegen Morgen gelegenen großen Teich ausgetrocknet, sind dergleichen Fieber in Stutgard viel seltener und weniger gefährlich worden, dergestalt, daß man von dieser Stadt vollkommen sagen kann, was PLINIVSlib. XVII. c. 4 von Philippis schreibt: Et circa Philippos cultura siccata regio mutavit cœli babitum. Es sind noch zween Seen oder große Teiche bey Stutgard, deren Austrocknung der Stadt in Ansehung der gefunden Luft keinen geringen Vortheil bringen würden.[1362]

Bon dem innerlichen und verborgenen Reichthume des an der Gränze gegen die Ober-Pfalz gelegenen Fichtelberges wird vieles gerühmet, so sich auf ungewisse und theils lächerliche Traditionen gründet1. Rand rechts: Fichtelberg. Indessen finden sich doch in seinen Gebirgen gar gute Carniole, Krystalle und andere dergleichen Steine. Ein Theil desselben bleibt beständig mit Schnee bedecket. Das besonderste ist, daß aus selbigem vier berühmte Flüsse entspringen, welche ihren Lauf anfänglich gerade nach den vier Hauptgegenden der Welt nehmen, daher man folgende Verse darauf verfertiget hat:


Quattuor effundo fluvios Mons Pinifer, ex his

Ad terræ partem quamlibet unus abit.

Mœnus ad occasum fertur, sed Nabus, ad Austrum,

Egra Ortum, Boream denique Sala petit.


Die Markgrafschaft Bareuth hat vor andern Provinzen Deutschlandes einen sonderlichen Reichthum an Marmor, und zwar nicht von einerley Farben. Rand rechts: Marmorbrüche dieses Landes. Von Schwarzenbach am Walde oder bey Preseck kömmt ein grauer Marmor, worinnen gelbe Flecken als von glänzendem Metalle anzutreffen sind. Aus der Gegend von Hof im Voigtlande hat man rothen, schwarzen und grauen Marmor. Unter dem letzten ist eine Art, die mit rothen Flecken als mit Blutstropfen besprenget ist. Der grüne Marmor wird zu Naila gebrochen, der gelbe zu Streitberg, und verschiedene Arten zu Lichtenberg bey Heerwagen, wie auch zu Gold-Cronach.

In der Stadt Bareuth ist nichts außerordentliches für einen Reisenden zu sehen; die nicht gar weit davon unter dem vorigen Markgrafen angelegte Hermitage hat ihre schönen Grotten und gute Marmorarbeit.

Der Weg von Bareuth über Hollfeld nach Bamberg ist bergicht und steinigt; jedoch bey weitem nicht so übel als die Straße über Streitberg nach Erlang. Rand rechts: Hermitage bey Bareuth. Liebhaber von Petrefactis finden in allen diesen Gegenden eine reiche Aernte, womit sie ihre Kabinette vermehren können.

In der Grafschaft Giech trifft man die Cornua Ammonis, Asterias, nautilos, Turbinites, lapides Judaicos, Vermes marinos, belemnitas, pectines, oclithos oder Rogensteine, conchas Anomias dentatas und andere Muscheln nebst versteinertem Holze in großer Anzahl an. Insonderheit ist eine Quelle von sehr gutem und reinen Wasser, eine halbe Stunde von Thurnau bey dem Dorfe Ober-Mengau merkwürdig, weil sie unter ihrem Sande viele fragmenta marina von Corallen, echinis, belemultis, Muscheln, asteriis, stellis marinis, cornibus Ammonis, tubulis vermicularibus, lapidibus Judaicis, glossopetris, Zähnen von verschiedenen andern Thieren, und mehrere dergleichen wohl erhaltene Dinge, welche öfters mit einermateria Agathina gefüllet sind, auswirft. Die meisten von diesen Stücken, ob sie gleich ganz sind, haben dennoch keine sonderliche Größe, ohne Zweifel, weil die Quelle nicht so viele Gewalt hat, als erfodert wird, die größern Marina von dem strato, worüber sie fließt, abzulösen und mit sich fortzuführen. Bey Schürndorf machet der Tropfstein in einer Höhle viele besondere Figuren von ganz weißer und schöner Farbe. Rand rechts: Schürndorfer Höhle.

Aus den Scheslitzer-Grunde, wieauch aus der Gegend bey Lutherisch-Hallstadt bekömmt man treffliche Alcyonia, Cornua Ammonis, Chelonites, welche eine Art von Echinis sind, Cochleas, Belemnitas und Corallengewächse. Rand rechts: Scheslizer Grund.[1363]

Die Echini führen hiesiger Orten den Namen von Knöpfen, wegen der Gestalt, die sie vorstellen, wegen welcher sie auch in England Butstones genennet werden. Rand links: Echini. Ihre andere Benennungen sind brontlæ, ombrlæ, lapides bufonum majores, Krötensteine etc. Sie werden eingetheilet in Pileatos und Galeatos. Diese heißen im EnglischenHelmetstones, sind mehr oval und länglich, als die übrigen, und haben die eine Seite etwas spitziger, als die andere, dabey sind ihre beyde Oeffnungen oder Löcher am Rande einander gegenüber. Die Pileati haben die eine Oeffnung unten in der Mitte, und die andere näher am Rande. Sie werden wiederum getheilet in spitzige und erhabene, so Echinitæ und in englischer Sprache Capstones, das ist, Hut- oder Mützensteine genannt werden, und in die niedrigern, welchefibulares heißen. In beyden Arten gehen von der Spitze bis an das centrum fünf doppelte Reihen von Puncten, die gleichsam eine Naht vorstellen. Man hat auch Echinos cordatos, so an der einen Seite breiter als an der andern, und in jener eine Einbeugung haben, welche ihnen fast die Gestalt eines Herzens giebt. Die Seecreatur, woraus dieses petrefactum entstanden, ist ein Testaceum, welches wegen seiner Runde Seeapfel, im Englischen Button-fisch, und wegen der Stachel, womit es um und um als ein Igel versehen ist, Sea-Urchin, und von den Italienern Estrice Marino genennt wird. Diejenigen, so man in den europäischen Meeren, sonderlich in mari Ligustico, Adriatico und in der Nordsee häufig und am meisten antrifft, haben nur eine Oeffnung in der Mitte ihrerbasis oder Bauches. Der Echinus cordatus, welchen man an etlichen Orten versteinert findet, ist eigentlich der Kiecio Marino oder Echino Spatago. Eine besondere Art davon heißt Cardo Marino, so mit großen Stacheln, die auf erhabenen Rundungen oder Tuberculis stehen, versehen ist. Sie haben unten und oben in der Mitte eine Oeffnung, werden bisweilen Chelonites oder Chelonitæ genennt, und finden sich hie und da vortrefflich in dem Scheslitzer-Grunde und bey Lutherisch-Heiligenstadt oder Hallstadt. In der Nachbarschaft von Christian. Erlang trifft man schöne weißePisolithos an, welche eine speciem der Oclithorum oder Rogensteine auszumachen scheinen. Rand links: Pisolithi.

Die Stadt Bamberg, welche anfänglich den Namen von Babenberg oder Pfaffenberg gehabt, liegt in einer so schönen und fruchtbaren Gegend, daß man im Sprüchworte zu sagen pflegt: Wenn Nürnberg mein wäre, so wollte ichs zu Bamberg verzehren. Rand links: Lage der Stadt Bamberg. Die Geistlichen wußten die guten Gegenden wohl auszusuchen, und wird man selten ein Stift finden, welches nicht auch das beste Land und der fetteste Boden von der ganzen Provinz sey. Rand links: Fruchtbarkeit der Gegend. Bamberg hat allen Ueberfluß von guten Gartenfrüchten, Obst, Getraide und Wein, sonderlich aber von Süßenholze oder Liquiritia, welches von hier fast durch ganz Europa verführet wird. Es wurzelt mannstief in die Erde, und wächst nicht weniger über der Erde, fast wie der Hollunder, in die Höhe. Es wird auch Safran allhier gebauet, welcher aber nicht so gut als der österreichische ist.

In dem Schatze der Domkirche zeiget man erstlich einen Nagel, womit die eine Hand Christi an das Kreuz geheftet gewesen, und welchen der Kaiser Heinrich der zweyte von Rudolpho Burgundico erhalten haben soll. Rand links: Reliquien im Dome. Rand links: Nagel vom Kreuze Christi. Er ist nicht ganz, und giebt man vor, als werde[1364] der daran fehlende Theil in Trier verwahret. Von seiner Kraft und Wundern ist eine besondere Nachricht gedruckt; insbesondere berühret man den fressenden Krebs an den Brüsten mit solchem Nagel, in dem festen Glauben, daß dadurch dieses Uebel gänzlich getilget werde. Ich habe meine Gedanken von den vielen Nägeln des Kreuzes Christi aus Mayland berichtet, und beziehe mich anitzt auf das damals abgelassene Schreiben. Zum andern sieht man einen silbernen Arm, in welchem Gebeine von dem heil. Vitus und der St. Adelgunda eingefasset sind. Rand rechts: Gebeine vom St. Vitus. Bey dem Daumen des silbernen Arms steht ein schwarzer Hahn, welcher vor alten Zeiten darauf gesetzet worden, um die Heyden, welche damals als die christliche Religion in den nordlichen Theilen Deutschlandes eingeführet wurde, ihrem Mars einen schwarzen Hahn opferten, desto leichter zur Verehrung der christlichen Reliquien anzulocken. Drittens wird etwas von dem Weihrauche, welchen die Weisen aus Morgenlande dem neugebohrnen Kinde Jesu gebracht, allhier aufgehoben. Rand rechts: Ein Stück von der Krippe zu Bethlehem. Viertens ein kleines Stückchen Holz vom Kreuze Christi, und dergleichen von der Krippe, worinnen er in dem Stalle zu Bethlehem gelegen. Weil auch diese Krippe zu Rom in der Kirche S. Maria Maggiore von Holz gewiesen wird, so muß man keinen Zweifel darüber in seinem Herzen aufsteigen lassen, obgleich viel wahrscheinlicher ist, daß in einem Stalle, der nach bethlehemitischer Landesart in Felsen gehauen war, und daher von den Patribus an vielen Orten Spelæum, eine Höhle oder Gruft genennt wird, auch die Krippe, woraus die Kühe und Ochsen gefressen, steinern gewesen sey.

Wollte man das Wort φγτνη für einen jeden beweglichen Trog oder Gefäß, worinnen man dem Viehe das Futter vorgesetzet, nehmen, so könnte es wohl von Holze gewesen seyn; allein alsdann käme es auf die Frage an: ob die Aeltern Christi mit ihrem Kinde sich in einem Stalle aufgehalten, oder ob sie nur wegen Mangel anderer Gelegenheit und einer Wiege den Heiland in eine Krippe geleget, solche aber in der ordentlichen Herberge bey sich behalten haben? Das sechste Merkwürdige, so man hier findet, ist der Ritter St. Georg zu Pferde von Silber, welches Stück ein Herr von Reinach hat machen lassen. Siebentens wird das vom Himmel gefallene Schwert dieses heil. George mit großer Andacht verwahret; achtens seine Gurgel, in einem Glase; neuntens der Kinnbacke des Kaisers Heinrichs des zweyten, in einem Glase; zehntens ein Dorn aus der Krone Christi, gleichfalls in einem Glase, welcher für ein sonderbares Mittel wider die Zahnschmerzen gehalten wird; eilftens das Haupt von einer der eilftausend Jungfrauen; zwölftens das Haupt Heinrichs des zweyten in einer Kugel, welche von seiner silbernen Statue gehalten wird; dreyzehntens das Haupt oder Cranium der heil. Cunigunda; vierzehntens das Schwert St. Adrianus, welcher nebst dem heil. Laurentius und dem Ritter George2 vor dem Heere Heinrichs des zweyten erschienen ist; funfzehntens das Schwert dieses Kaisers mit einem schlechten hölzernen Hefte over Griffe; sechszehntens eine blaue und mit arabischem Golde gezierte Kleidung desselben; siebenzehntens die Kleidung der heil. Cunigunda; achtzehntens ein mit Perlen besetzter Rock der heil. Cunigunda, welchen vornehme Damen umnehmen, wenn sie schwere Geburten haben. Bey dieser Reliquie muß abermals die Vernunft schweigen, wenn sie fragen will: warum man in solchem Zufalle nicht eher seine Zuflucht zu einer Heiliginn nehme, welche[1365] eine glückliche Mutter und Gebährerinn vieler Kinder gewesen, als zu einer Person, welche auch sogar ihren ganzen Ehestand in unverletzter Jungfrauschaft zugebracht hat. Non omnium rerum dari potest ratio, sonst möchte man auch die Ursache wissen wollen, warum der Mantel der h. Cunigunda zu Merseburg im Pabstthume den Verliebten gut Glück gebracht, da die Heilige doch nach der gemeinen Meynung niemals verliebte Gedanken gegen dus männliche Geschlecht geheget; oder warum man den Johann Nepomuk zum Schutzpatron über die Brücken gesetzet, da er doch selbst auf einer Brücke sich wider die Wuth seiner Feinde nicht schützen können, sondern sein Leben im Wasser einbüßen müssen? Rand links: Von ihrer Keuschheit. Ich weis wohl, daß nicht alle Gelehrte einerley Meynung von der Kaiserinn Cunigunda Keuschheit hegen, indem sie zwar ihr unfruchtbares Ehebette, woran der kränkliche Zustand ihres Mannes3 vermuthlich die Hauptursache war4, unangefochten lassen müssen, in ihre ganz unbefleckte Keuschheit aber deswegen einen Zweifel setzen, weil sie sogar bey ihren Lebzeiten Ehebruchs beschuldiget worden, und man kein ander Mittel, um den Verdacht den Leuten aus dem Sinne zu bringen, finden können, als daß man aus der Person des Galans ein Blendwerk des Teufels gemacht hat5. Allein dergleichen Lästerern kann der Mund durch die Feuerprobe, welche die Kaiserinn zur Rettung ihrer Unschuld ausgestanden, leicht gestopfet werden, wo sie nicht so unverschämt seyn wollen, daß sie gar behaupten, die Geistlichkeit habe bey dergleichen sogenannten Judiciis divinis alle Gelegenheit gehabt, nach Gefallen den angeklagten Personen vermittelst eines Hocus Pocus und auf andere Art durchzuhelfen, oder sie schuldig zu finden6. Zu den eisernen Pflugscharen selbst, worauf Cunigunda getanzet, kann ich ihre Widersacher nicht verweisen, weil solche nicht gezeiget werden, sondern nach dem Berichte der hiesigen Clerisey theils in der Kaiserinn Grabe, theils an dem Orte, wo die Probe gemacht worden, und woselbst itzt eine Kapelle steht, verschlossen liegen. Es weis auch niemand allhier die Zahl solcher Pflugscharen, über welche die Historienschreiber uneins sind, gewiß zu bestimmen.

Ich wende mich aber wieder zu den Reliquien der bambergischen Domkirche, unter welchen neunzehntens Heinrichs des zweyten Lanze vorkömmt; zum zwanzigsten die Krone von Perlen, welche die heil. Cunigunda im Grabe auf ihrem Haupte gehabt, eheihr Monument, welches ehemals in der Mitte der Kirche war, unter dem Bischofe Melchior Otto verändert worden; zum ein und zwanzigsten der Finger der heil. Gertraud in einem Kreuze, welches Heinrich der zweyte der Cunigunda anstatt des Brautringes verehret hat; zum zwey und zwanzigsten die meßingene nicht gar starke Kette, womit Petrus unter dem Nero im Gefängnisse gefesselt gewesen seyn soll, dergleichen auch in Rom, obgleich von anderm Metalle gezeiget wird; zum drey und zwanzigsten das Bildniß der h. Maria aus einem Stücke Holz[1366] vom Kreuze Christi; zum vier- und fünf und zwanzigsten die Häupter der heil. Margarethä und Dionysii Areopagitæ, mit welchem letzten es auch nicht ohne Widerspruch abgehenmöchte, wenn man die Gerechtsame der andern Orte, wo solches gleichfalls aufgehoben wird, untersuchen wollte; zum sechs und zwanzigsten etwas von der Milch der heil. Maria, so der weißen Lemnischen oder Maltheser. Rand links: Petri Kette. Erde nicht unähnlich sieht, und dergleichen sowohl in Italien an vielen Orten, als auch in Deutschland zu Gandersheim vorgezeiget wird; zum sieben und zwanzigsten ein Stück von der Ruthe Aarons, welches aber gar keine Gleichheit hat mit der Ruthe, die unter eben diesem Namen in der lateranischen Kirche zu Rom aufbehalten wird; zum acht und zwanzigsten ein Stück von dem Tuche, womit der Heiland nach verrichtetem Fußwaschen seinen Jüngern die Füße getrocknet hat; zum neun und zwanzigsten ein Altare portatile, von Gold, mit mosaischer Arbeit und mit vielen Edelgesteinen gezieret, dessen sich Heinrich der zweyte zu bedienen pflegte; zum neun und zwanzigsten und dreyßigsten die kostbaren Kronen St. Cunigundä und St. Heinrichs, an welchen die größten Edelgesteine nicht poliret oder geschnitten sind; zum ein und dreyßigsten die Infula oder der Bischofshut des heil. Otto, ferner vier Pyramiden voll allerley Heiligthümer, und endlich zween Wasserkrüge von der Hochzeit zu Cana in Galiläa. Rand rechts: Das Haupt Dionysius Areopagita. Rand rechts: Milch der h. Maria. Rand rechts: Ruthe Aarons. Rand rechts: Wasserkrüge von Cana. Diese sind von rothem Marmor mit weißen Flecken und an Größe einander gar ungleich, daher etliche das kleineste Gefäß nur für ein solches ausgeben, womit man das Wasser in die größern Krüge geschöpfet habe. Beyde kommen mit denenjenigen, die in vielen andern Orten unter solchem Namen gezeiget werden, an Gestalt nicht überein, und sind viel zu klein, als daß sie zu solchem Gebrauche, als bey den jüdischen Reinigungen erfodert wurde, hätten dienen können. Johannes Cap. 2, v. 6 meldet, daß jedes von den Gefäßen, worinnen das Wasser in Wein verwandelt worden, zwo bis drey μετρητὰς gehalten. Nun giengen nach BVDAEI Rechnung (Lib. V. de asse.) auf einen Cadum oder Metretam zehn congii oder zehn Kannen, welche zusammen einen und ein vierthel Eimer austragen, und kann man sich also von einem falschen steinernen Wasserkruge, der sich von Cana herschreiben soll, keinen andern Begriff machen, als daß es ein Gefäß gewesen, in welches wenigstens vierthalb Eimer gegangen. Rand rechts: Andere Kostbarkeiten. Außer diesen Heiligthümern werden die Evangelia auf Pergamen mit saubern goldenen Buchstaben geschrieben, und in einem kostbaren mit Edelgesteinen besetzten Bande, als ein Geschenk des Kaiser Heinrichs des zweyten gezeiget, imgleichen die Bulle Bonifacius des achten, worinnen die Gläubigen versichert werden, daß der heilige Nagel, welcher verehret wird, wahrhaftig von dem Kreuze Christi sey. Ferner sieht man etliche elfenbeinerne große Hörner, welche vorzeiten, ehe die Glocken aufgekommen, gebraucht worden, um das Volk zum Gottesdienst ezu versammlen, viele kostbare Monstranzen, Kelche, Priesterornate und dergleichen Dinge. Der Pabst[1367] Clemens der zweyte, ein Deutscher, der im Jahre 1047 in Bamberg gestorben, hat in dieser Kirche sein Grabmaal. Rand links: Grab Clemens des zweyten. Er hieß eigentlich Suidgerus von Meyendorf, und war der zweyte bambergische Bischof. Als der Kaiser im Jahre 1046 die drey Antipapas Benedict den neunten, Silvester den dritten und Gregorius den sechsten absetzte, erhob er diesen Suidgerus zu der höchsten geistlichen Würde. Weil diesem aber der verderbte Zustand des römischen Stuhls schlecht anstund, so kehrte er wieder nach Bamberg, woselbst er im neunten Monate nach seiner Erhöhung zum obersten Hirtenamte das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselte.

AngelusdeNVCEin notis ad Chronicon Cassinense, lib. III, c. LXVI, p. 409, und Hahn in seiner Reichshistorie, muthmaßen ohne Wahrscheinlichkeit, es sey die Namensveränderung der neuerwählten Päbste daher entstanden oder wenigstens dadurch befördert worden, daß die Namen vieler aus Frankreich und Deutschland gebürtigen Päbste, als Gerebert, Suidger, Poppo, Hildebrand, den Römern so rauh und unangenehm geklungen, daß sie solche lieber in Silvester, Clemens, Damasus und Gregorius verwandeln wollen. Rand links: Namensveränderung der Päbste. Was man vom Sergius und seinem ehemaligen Namen os porci vorgiebt, läuft auf Fabeln hinaus7. Rand links: Grab Heinrichs des zweyten. Der Kaiser Heinrich der zweyte starb im Jahre 1024 zu Grona bey Göttingen, sein Körper aber wurde nach Bamberg gebracht und daselbst begraben. MarianusSCOTVSlib. III, ad h. a. setzt, daß solches in dem vom Kaiser gestifteten Kloster St. Peter geschehen, und der Autor des Lebens S. Meinwerci §. 89. p. 556 berichtet, daß die Aebtißinn Hildegard folgendes Epitaphium an das Grab setzen lassen:


Henric Augustus virtutum germine justus

Hæc servat cujus viscera putris humus.

Splendor erat legum, speculum, lux gemmaque Regum;

Ad cœlos abiit, non moriens obiit.

Idibus in ternis vexantem pondera carnis,

Julius æthereo sumpserat imperio:

Abbatissa pia, (quod reddat sancta Maria)

Hildigarda fibi jusscrat hoc fieri.


Wo diese Inscription hingekommen, ist mir unbekannt. Heinrichs des zweyten und Cunigundä Grab aber ist heut zu Tage in der Domkirche zu sehen, und hat man die Legende davon, daß als der Cunigundä Körper in die Kirche gebracht worden, eine Stimme gehöret worden: Cede virgo Virgini, worauf sogleich der Leichnam Heinrichs, welcher rechter Hand im Grabe gelegen, sich gegen die linke Seite begeben und seiner Gemahlinn den Wang eingeräumet habe. Rand links: Rang unter den todten Körpern Auf dem äußern Monument liegt gleichfalls die marmorne Statue der Kaiserinn ihrem Gemahle zur Rechten, welches auf Grabmälern nitchs ungewöhnliches ist. Rand links: Heinrichs des zweyten und Cunigunda. Die bas-reliefs stellen die merkwürdigsten und erbaulichsten Geschichte Heinrichs des zweyten[1368] vor, worunter auch diejenigen nicht vergessen worden, welche in der Bulla Canonisationis Cunigundæ ap. MABILLON. Seculo VL Benedictino, Parte I, p. 467 angeführet ist, nämlich daß der Kaiser auf seinem Todtenbette gegen die umstehenden Fürsten und Verwandte bezeuget, er überlasse ihnen wieder die Cunigunda als Jungfer, wie er sie empfangen8. Rand rechts: Zeugniß Heinrichs des zweyten von der Jungferschaft seiner Gemahlinn. Grabschrift der beyden kaiserlichen Personen. An der obern Seite des Monuments liest man die Worte:


D. O. M.

Humani generis

Kedemptori Jesu Christo,

Hujus Ecclesiæ

Fundatoribus, Tutoribus, Patronis,

Divis Henrico & Cunigundæ

Cæsareis & virgineis conjugibus,

Aram, Trophæum, Monumentum,

Sacravit, erexit, posuit.

M. O. E.


Die letzten drey Buchstaben bedeuten: Melchior Otto Episcopus.

Unter die neuern Merkwürdigkeiten, welche in dieser Domkirche vorgefallen, ist der itzigen Kaiserinn öffentliches Bekenntniß zur römischkatholischen Religion zu zählen: Solche geschah den 1 May 1707, als sie auf ihrer Reise nach Wien begriffen war; und gleichwie es jederzeit Gelehrte giebt, welche bey ihren Wissenschaften viele Gefälligkeit für große Herren haben, also fehlte es damals auch nicht an Leuten, welche den Unterschied zwischen der römischkatholischen und evangelischlutherischen Religion so geringe zu machen suchten, daß man darauf genau zu sehen nicht Ursache hätte. Rand rechts: Der itzigen Kaiserinn Revocation in hiesiger Domkirche. Die damals von Christian Thomasius, Fabritius und andern berühmten Männern über diese Sache gestellte Bedenken sind in jedermanns Händen und dienen zum Beweise des angeführten Satzes. Auf die Meynung, daß die protestantische Lehre in keinem Hauptartikel der christlichen Lehre von der römischen Kirche abgehe, gründet sich auch diejenige Medaille, so damals unter dem Herzoge Anton Ulrich zu Wolfenbüttel gepräget worden, und der Prinzeßinn Brustbild vorstellte mit der Umschrift: Rand rechts: Darauf geprägte Medaillen. ELISABETHA CHRISTINA PRINCEPS BRUNSV. & LUN. auf der andern Seite aber eben diese Prinzeßinn unter dem Bilde der Religion, welche mit einem brennenden Rauchfasse zwischen zween Altären sich befindet, und von demjenigen Altare, der linker Hand ist, nach dem andern rechter Hand sich begiebt. Auf beyden Altären sind gleich-brennende Rauchfässer zu sehen, beyde werden von dem darüber stehenden Namen Jehovah beleuchtet, und die Umschrift lautet:


COETVM NON NVMINA MVTAT.
[1369]

Unten in der Exergue liest man:


BAMBERGIAE

M DCCVII.

I. MAJ.


In der Randschrift aber die Worte:


ACTOR. X. (v. 34.) In OMNI GENTE QVI TIMET DEVM ET OPERATVR JVSTITIAM ACCEPTVS EST EI.


Ich weis nicht, ob diese angeführte Medaille beyderseits Religionsverwandten völlig angestanden; dieses aber ist bekannt, daß bald darauf eine andere zum Vorscheine kam, deren Erfindung einem vornehmen Jesuiten zugeschrieben wird. Diese stellet gleichfalls der Prinzeßinn Brustbild mit der besondern Umschrift vor:


ELISAB. CHRISTIN. PRINC. BR. ET. LVN AVITAE. FI DEI. REGIO FIDA.


Auf der andern Seite zeiget sich ein Seekompaß, dessen Nadel sich nach dem Polarsterne richtet, zwischen verschiedenen nordischen Gestirnen, worunter auch das Sceptrum ist, und ringsherum zum Zierrathe mit durchflochtenen Kronen und Zeptern eingefasset sind. Die Erklärung geben die darunter befindlichen Worte:


NON SCEPTRA

SED ASTRA.


Auf der Ostseite der bambergischen Domkirche ist die steinerne Statue Heinrichs des zweyten, und an derselben der linke kürzere Fuß des Kaisers, unter welchen man einen Stein, einer Hand hoch gefüget, zu bemerken. Rand links: Warum Heinrich der zweyte Claudus genannt worden? Daß dieser Herr hinkend gewesen, ist außer allem Zweifel, und bezeuget solches unter andern der Zunamen Claudus, welchen man ihm gegeben.

Auf was Weise er aber zu diesem Unglücke gekommen, war lange Zeit unter den Geschichtschreibern ungewiß, und geriethen etliche gar auf die Fabel, daß ihm die Hüfte durch einen Engel, nach dem Exempel des Erzvaters Jakob verrücket worden. Endlich hat Brower aus alten fuldischen Nachrichten dargethan, daß solches Unheil ihm gleich zu Anfange seiner Regierung von einem wilden Thiere zugefüget worden.

In dem Thurme der Domkirche hängen zwo Glocken, deren die eine den Namen Cunigunda und die andere Heinrich führet. Rand links: Wunderbares Loch durch eine Glocke. Ueber den Klang dieser Glocken soll der Kaiser Heinrich einmal mit seiner Gemahlinn, als sie beyde auf dem Felde vor der Stadt gewesen, im Scherze gestritten haben, da dann die Kaiserinn Gelegen heit genommen, ihren Ring vom Finger zu ziehen und solchen nach der Glocke zu werfen. Ob nun gleich beyde kaiserliche Personen eine Stunde weit von dem Thurme entfernet waren, so ists doch geschehen, daß dieser Ring an die Glocke gefallen und ein Loch dadurch gemacht, welches noch heut zu Tage zu sehen ist, an dem guten Klange aber nicht das geringste hindert. Um meinen Herrn nicht länger mit Fabeln aufzuhalten, übergehe ich den Faden, welchen die heil. Cunigunda um die Stadt Bamberg gesponnen, mit Stillschweigen, merke aber dieses nur noch an, daß der Bischof von Bamberg am Cunigundätage allhier gegenwärtig und selbst eine Messe lesen muß, wenn er die desfalls zu habenden viertausend Ducaten ziehen will. Rand links: Eine Messe mit vier tausend Ducaten bezahlt.

Das bischöfliche neue Schloß nebst der Regierung ist zwar irregular aber sehr weitläuftig und mit schönen Gemälden versehen.

Die Orangerie, welche in dem Geyerswerth angeleget worden, verdienet gleichfalls gesehen zu werden. Rand links: Orangerie. Zu Ende des Gartens ist ein Hirschkopf von einem Zwölfer mit einem[1370] zween starke Armen dicken Baum, welchen er im Jahre 1683 in der Brunst durchrennet hat, angenagelt. Rand rechts: Stärke eines Hirsches in der Brunst. Benedictinerkloster.

Die Benedictiner haben auf dem Mönchsberge ein ansehnliches Kloster. Die dazu gehörige Kirche pranget mit einer trefflichen Façade, ist innen hoch gewölbet, mit drey Orgeln, guter Bildhauerarbeit und schönen Gemälden, worunter die Himmelfahrt Mariä auf dem Hauptaltare das vornehmste ist, versehen. Die Jesuiter besitzen gleichfalls eine schöne Kirche und kostbare Bibliothek.

Bamberg,

den 18 November, 1730.

Fußnoten

1 So wie der Fichtelberg in der Größe dem Brocken am nächsten kömmt, so steht er auch mit diesem in gleichem Russe. Wan glaubt von beyden, daß sie Behältnisse von unerschöpflichen Reichthümern sind. Ueber die Flüsse, welche am Fichtelberge entsprechen, hat sich einanderer Dichter also ausgedrückt:


Mœnus ubi patet & eum Sala nobilis Egra,

Et Nabus ex uno fonte lacuque flunt.


2 Wenn eine wahrhafte Geschichte zu der Erzählung von dem Ritter St. George, der insbesondere für einen Patron und Beschützer des Königreichs England angesehen worden, Gelegenheit gegeben, so kann es die Verfolgung seyn, welche der Arianer Georgius Cappadox wider den Athanasius erreget hat. Allein in solchem Verstande werden die Katholiken wenigen Glauben an ihn haben. Lipelidus, Villavincentius, Baronius und andere, die sonst ihren Heiligen nichts zu vergeben und deren Anzahl vielmehr zu vergrößern, als zu verringern gewohnt sind, gestehen selbst, daß der Ritter St. Georg anfänglich ein bloßes Sinnbild gewesen. Glaubwürdige Acta finden sich nirgends von ihm und aus den Gemälden allein, wird ein gar schwacher Beweis gezogen.


3 Die Colik war ihm nach dem Zeugnisse ADELBOLDIin vita Henrici S. §. XXI gleichsamangebohren; Von seinen vielen Steinschmerzen meldet der AVTORVitæ Henrici S. §.22 und der AV TORVitæ Meinwerci §. 26, ja CAESARIVSNunbergensisde MiraculisS. Erentrudis §. 2, Tom. VI, CANISp. 1128 setzet gar, erhabe niemals von der fallenden Sucht curiret werden können.


4 Von seinen Leibesschmerzen redet DITMAR.chron. l. VI, p. 175: Quod rer diu in Werla colica passione fuerit infirmatus, & multa per visionem ipsi fuerint revelata. Von den Steinschmerzen meldet derAVC T. vit. Henr. ap. CAN IS. Tom. VI, p. 387:Cepit infirmitate calculi laborare, cujus morbi molestiam vir sanctus tanta patientia sustinuit, ut passiones carnis ad custodiam humilitatis a Deo sibi collatas adsereret, & flagellum correptionis certissimum fignum dilectionis adfirmaret, fomenta tamen curationum sibi fecit adhiberi, sed nulla medicorum arte potuitliberari.


5 Diese Sprache führen Brunner, Adlzreiter und der AVCT. vit. Henrici, Invidus omnium bonorum diabolus, quum thorum immaculatum sauciare non potuisset, zelotypiæ livore fœdare cogitavit, volens saltem famam ejus lædere, cui non potuit corruptionis vulnus infligere, facta est igitur auctore diabolo suspecta criminis, quæ non noverat maculam corruptionis.


6 Die Feuerprobe haben selbst einige Päbste als heydnisch, als ungewiß und als abergläubisch verworfen. Aus diesem Grunde entdeckt uns Adliteiter seinen Zweifelanual. l. XVI, p. 413: Quæ fi ita habent, credamus necesse est; Stephani Papæ V, qui aliis est VI, decretum adversus candentis ferri judicium fuisse tum ab D. Henrico tum a D. Cunigunde ignoratum, sametsi quidem ante centum minimum annos ad Lindbertum Moguntinum Archiepiscopum esset perscriptum. Neque enim credibile est, imperatorem religiosissimum fuisse alioquin commissurum, utsciens volens superstitione Deum offenderet, quandoquidem non deerat modus longe certior & laudabilior explorandæ veritatis.


7 Das Unwahrscheinliche bey diesem Vorgeben zeigen duPINBiblioth. eccles. tom 8. BECMANNin syst. dignit. illustr. p. 539 und die Act. Erud. Lips. a. 1698, p. 234. Allem Ansehen nach haben sich die Statthalter Christi als würdige Nachfolger Petri, dieses fälschlich dafür gehaltenen ersten römischen Bischofs, beweisen wollen. Von diesem erzählen die heiligsten Geschichte, daß der Heiland seinen Namen Simon in Petrus verwandelt habe. Marc. 3,16. Und nun hat es die Gewohnheit schon zum Gesetz gemacht, daß ein jeder Pabst das nomen obedientiæ, denn so wird der neue Namen genennet, annehmen muß. Aus diesem Grunde wird Pabst Adrian der sechste selbst von den römischen Geschichtschreibern eines eigensinnigen Ungehorsams beschuldiget, weil er eine Ausnahme von der allgemeinen Regel gemacht. Nichts ist hiebey merkwürdiger, als daß noch kein römischer Pabst es gewaget hat, den Namen Petrus anzunehmen. Die Ursache ist einer unnöthigen Furchtsamkeit zuzuschreiben. Es soll eine alte Weißagung vorhanden seyn, daß Petrus der zweyte die Reihe der römischen Bischöfe beschließen werde. Gründe genug, welche den Namen Petrus verdächtig machen. Man lest WOLF. lect. memor, Tom. I, cent. 13, p. 454.


8 Beata Kunegundis sancto Henrico Imperatori fuit non matrimoialiter cognita. Unde cum dominus Imperator ageret in extremis, Principibus & parentibus inquitde illa: Qualem mihi eam adsignatis, talem vobis eam resigno. Virginem eam dedistis, & virginem reddo.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 2. Hannover 1751, S. 1371.
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