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[3] Original: im Mozarteum in Salzburg


An Maria Anna Mozart [Mozart Schwester] in Salzburg

(Nachschrift zum Briefe W.A. Mozarts vom 20. April 1782)


[Wien, am 20. April 1782.]


Wertheste und schätzbahreste Freundin!


Niemals würde ich so kühn gewesen seyn, mich so ganz gerade meinem Triebe und Verlangen, an Sie, wertheste Freundin, zu schreiben, zu überlassen, wenn mich dero Hr. Bruder nicht versichert hätte, daß Sie mir diesen Schritt, welcher aus zu großer Begierde, mich mit einer obschon unbekannten doch durch den Namen Mozart mir sehr schätzbahren Person wenigstens schriftlich zu besprechen, geschieht, nicht übel nehmen werden. Sollten Sie böse werden, wenn ich mich Ihnen zu sagen unterstehe, daß ich Sie, ohne die Ehre zu haben, Sie von Person zu kennen, nur ganz allein als Schwester eines Ihrer so würdigen Bruders über alles hoch schätze und – liebe, und es wage, Sie um ihre Freundschaft zu bitten. Ohne stolz zu seyn, darf ich sagen, daß ich sie halb verdiene. Ganz – werde ich mich sie zu verdienen bestreben! Darf ich Ihnen die meinige (welche ich Ihnen schon längst heimlich in meinem Herzen geschenkt habe) entgegen anbieten? O ja, ich hoffe es, und in dieser Hoffnung verharre ich,

wertheste und schätzbahreste Freundin

dero

gehorsamste Dienerin und Freundin

Constanze Weber.


Bitte, meinen Handkuß an dero Herrn Papa!

Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 3.
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