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[120] Original: im Mozarteum


An den Musiklehrer Friedrich Schwaan in Rostock


Salzburg, den 17. Oktober 1836.


Sie sehen, mein hochgeschätzter Freund, daß ich nun so glücklich bin, endlich auch diesen meinen so sehr geliebten Sohn [Karl] in meine Arme zu schließen und ihm durch drei Wochen täglich meinen mütterlichen[120] Segen mittheilen zu können, wofür ich meinem so gütigen Schöpfer nicht genug danckbar sein kann. Umsomehr muß ich ihm danckbar sein und bleiben, da er meinen so theueren Sohn mitten in der größten Gefahr, da die Cholera in Mayland (wo er angestellt ist) war, doch wunderbar geschützt hat, wo täglich Hunderte um ihn her das Opfer dieser schrecklichen Kranckheit wurden. Ich bitte Sie, mein hochgeehrter Freund, für mich ein Danckgebeth dem gütigen Schöpfer zu schicken, daß er mich dieses unaussprechliche Glück, mich unwürdige Sünderin, genießen läßt. Ach, großer Gott, wie kann ich Dir danckbar genug sein und werden? Ich fühle, wie groß Deine Liebe und Barmherzigkeit gegen mich ist; ach, ich will Dich lieben, loben, preißen, anbethen, im Geist und in der Wahrheit, will Dir und Deinem geliebten Sohne, meinem Heiland und Erlöser, gehorsam sein, will Deine heiligen Gebote halten, wodurch ich hoffen kann, meinem Himmlischen Vater und Gott Sohn in Demuth und Andacht wohlgefällig zu werden: um nur ja dieses Glückes würdig zu werden. Ich bitte Sie nochmahls, mir mit Ihrem Danck und Gebeth gegen unseren Himmlischen Vater beyzustehen, denn Sie können nicht glauben, wie vollkommen glücklich ich bin.

Bei Durchlesung dieser wenigen Zeilen sehe ich, daß ich recht kauterwälsch geschrieben; allein Sie, mein geliebter Freund, werden mich doch verstehen. Ich schließe daher und warte auf Zeiten, wo ich ruhig sein werde. Leben Sie bis dahin wohl und lieben Sie immer die Mozartische Familie! Von meiner guten Schwester alles Erdenkliche sowie von mir an Ihre liebe Gattin.

Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 120-121.
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