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[20] Original: wie Nr. 10


An Breitkopf & Härtel


Wien, den 10. Oktober 1799.


Dem geistreichen Herrn Rochlitz1, den ich für den künftigen Biographen meines seeligen Mannes halte, bitte ich meine beste Empfehlung zu machen.

Ich schicke Ihnen hierin wieder einige Musikalien, mit denen es folgende Bewandtniß hat:

Nr. 1 ist durchgängig von meinem Mann geschrieben. Es enthält eine Ouvertüre, eine Allemande, und eine Courante in einem zum Theil Händelschen, zum Theil aber ebensowenig verkennbaren eigenen Mozartschen Geschmack. Eine Sarabande ist dabey noch angefangen. [K. 399.]

Nr. 2 ist auch durchgängig Mozarts Schrift, und man versichert mich, es passire für eine vollendete Fuge. [? K. 443.]

Nr. 3 ist gleichfalls eine vollendete Fuge, aber die letzten acht Takte sind neu hinzugekommen von einem Manne [Abbé Stadler], der nicht bekannt seyn will. Alles übrige ist von Mozart selber geschrieben. [K. 401.]

Nr. 4 ist eine unvollendete große Mozartsche Sonate mit Violine. Sie sehen leicht selbst aus den Handschriften, wo Mozarts Handschrift aufhört. Es ist, glaube ich, am Ende der 3. Seite. [K. 402; von Stadler ergänzt.]

Nr. 5 eine Arie: Sono in amore ... [Aus der Finta semplice; K. 51, Arie 23.]

Sechstens wiederum eine Menge Briefe, die von dem Herrn Biographen zu lesen sind.

Fußnoten

1 Joh. Friedr. Rochlitz (1769–1842), Schriftsteller in Leipzig, 1798–1818 Redakteur der Allgemeinen Musikalischen Zeitung (im Verlage von Breitkopf & Härtel), berüchtigt durch seine noch immer nicht unschädlich gemachte Übersetzung des Daponteschen Textes zu Mozarts Don Juan. In der Tat hatte er damals die Absicht, eine Mozart-Biographie zu schreiben.


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 20.
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