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[20] Original: wie Nr. 10


An Breitkopf & Härtel


Wien, den 18. Oktober 1799.


Ich wollte Ihnen das Requiem allerdings einmahl verkaufen, aber erst nachdem ich die Erlaubniß des Anonymus in den Zeitungen erlangt hätte. Das Projekt der Ankündigung war schon entworfen. Ich hole den Entwurf aus meinem Pult und setze ihn hieher:

Da der edle Anonymus, welcher dem sel. Mozart wenige Monate vor seinem Tode den Auftrag gab, ein Requiem zu componiren, solches nach Verlauf von mehr als sieben Jahren noch nicht hat öffentlich bekannt werden lassen, so sieht die Wittwe dieses Verfahren mit Dankbarkeit für einen Beweis an, daß derselbe ihr noch einen etwaigen Vortheil von der Herausgabe gönnen wolle. Indeß hält sie es zu mehrerer Sicherheit für sich und als eine Folge der Empfindungen, die derselbe ihr eingeflößt hat, für ihre Pflicht, den edlen Mann in den Wiener, Hamburger und Frankfurter Zeitungen aufzufordern, ihr seine Gesinnungen innerhalb drei Monaten gefälligst zu erkennen zu geben, nach welcher Zeit sie es wagen wird, das Requiem in den Sämmtlichen Werken ihres Verstorbenen herauszugeben.

Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 20-21.
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