34

[33] Original: im Mozarteum zu Salzburg

Adresse wie bei Nr. 33


An Karl Mozart in Mailand


Wien, den 23. August 1806.


Lieber Karl!


Mit vielem Vergnügen habe ich Deine beiden letzten Briefe erhalten und daraus ersehen, daß Du fleißig und wohlauf bist. Fahre fort in Deinem Eifer, und es wird Dich nicht reuhen. Laße nie Deinen Muth sincken; denn nur Muth und Beharrlichkeit bringt uns zum Zihl. Mit nächster Gelegenheit bekommst du dasRondo1 von der Storace2 mit Clavir begleitet und das Papir; auch wirst Du durch Nissen einen Brief an bewußten Mann [Graf Litta] bekomen, der Dich gewiß gut empfehlen wird. Der Marquis Rosales schreibt nämlich zu dem bewußten Zweck seinem Bruder, da er mit dem Grafen nicht im Briefwechsel steht.

Die so schönen Lieder von Asioli habe ich endlich von Artaria bekomen; die Fischer sang sie bei mir, und sie gefielen mir sehr wohl, doch kann ich Dir noch nicht genug davon schreiben, weil ich wohl einsehe, daß sie um das Karakteristische, was darin ist, ganz anderst gesungen werden müßen, welches man das erste Mahl ganz gewiß nicht treffen kann. An Kapellmeister Mayr3 werde ich, da ich ihn kenne, selbst schreiben und Dich anempfehlen. Das Papir, welches Du mir begert hast, ist nicht so klein, wie ich es wollte; auch hast Du mir nicht geschrieben, ob es für Partitur oder fürs Clavir ist, und ob es damit eilt, ob ich es mit der Briefpost schikken sollte. In diesem schicke ich Dir dies. Sollte es nicht ganz zu Deinem Wunsche dienlich sein, so schreibe es mir, und ich schicke Dir anders. Hier folgt die[34] Anweisung4 von dem, was Du empfangen wirst. Halte Haus, damit Du auskommst. Adieu! Liebe Deine Mutter!

Alle Bekannte und Verwande grüßen und küßen Dich. Dein Bruder wird Dir bald selbst antworten.

Rosales hat versprochen, noch heute zu schreiben.

Fußnoten

1 Köchel Nr. 505.


2 Die aus W.A. Mozarts Lebensgeschichte bekannte Sängerin Nancy Storace (1766–1817). – Die bekannte Wiener Musikalienhandlung: Artaria & Comp., 1770 von Carlo und Francesco Artaria gegründet, seit 1789 am Kohlmarkt.


3 Joh. Simon Mayr (1763–1845), seit 1802 Kapellmeister in Bergamo, bekannt durch seine zahlreichen Opern.


4 Karl Mozart erhielt zu jedem Vierteljahrsanfang von seiner Mutter (bzw. von Nissen) einen Zuschuß von 40 Gulden.


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 35.
Lizenz:
Kategorien: