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[35] Original: im Mozarteum zu Salzburg


Nachschrift zu einem Briefe Nissens an Karl Mozart in Mailand


[Wien, 29. Oktober 1806].


Endlich, lieber Karl, bin ich so glücklich, den Don Juan in Partitur schicken zu können. Kein Mensch will ihn hergeben, und mit großer Mühe bekam ich ihn von Traeg zu kaufen, und das zwar sehr theuer.

Ich schicke Dir ihn also, wie mein lieber Nißen es will, Deinem Meister Asioli zum Geschencke und wünsche, daß er ihm so viele Freude macht, als er mir schon gemacht hat. Ich zweifle nicht, daß er so gütig sein wird, Dir ihn von Zeit zu Zeit zu leihen, damit Du ihn durchstudiren kannst und vielleicht einmahl abschreibst, denn dadurch kannst Du viel, sehr viel Einsicht bekommen.

Dein Bruder [Wolfgang] läßt Dich grüßen und sagen, daß er sich noch nicht getraut, eine von seinen Partituren zu überschicken, indem er wohl einsieht, daß er noch nicht würdig ist, Anfangssachen an einen so großen Meister wie Asioli ist zu überschicken; allein dies soll ihn nicht hindern, bei erster Gelegenheit eine seiner besten Partituren, nemlich die er für die beste seiner kleinen Werke hält, Dir zu überschicken. Willst Du sie alsdann Herrn Asioli sehen lassen, so steht es bei Dir.

Wir sind, Gott sey Dank, alle gesund; nur Dein Bruder hat einen übersprungenen Fuß, weswegen er schon 14 Tage krumm ist und das Haus[35] hüten muß. Die Sophie1 ist bei ihrem Mann und, wie wir wissen, recht wohl. Sobald ich Gelegenheit finde, werde ich sie von Dir grüßen. Adieu, lebe wohl, sey fleißig und liebe Deine Mutter.

Fußnoten

1 Konstanzens jüngste Schwester Sophie Haibel, geb. Weber, seit kurzem verheiratet mit Jakob Haibel, Musiker in Diakovar in Slavonien.


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 36.
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