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[81] Original: in Privatbesitz


An Karl Mozart in Mailand

(Auszug)


Salzburg, am 22. Januar 1826.


Solltest Du noch etwas von Mozart nicht allein selbst von ihm sondern auch von andern geschrieben über ihn finden, so lege es bey, denn auch solge Sachen sucht der Vater auf und sitzt Tag und Nacht in einem Haufen Bücher und Zeitschriften begraben, daß ich ihn nur mit Mühe sehen kann. Ja, so ein Vertheudiger Mozarts, wie Nissen ist, wird sich schwerlich mehr finden, und ich wiederhole Dir daher meine Bitte, ihm ja zu helfen, wo Du kannst, indem Du denken mußt, dass alles, was er mit so vieler Mühe thuet, er nur für Dich und Deinen Bruder thuet Es ist krenzenlos. Schon die vielen Briefe, die er deswegen schreibt, sodaß mirs oft bange wird, indem die Geschäfte gar zu groß sind, daß es seiner Gesundheit, die jetzt, Gott sey es gedanckt, gut ist, schaden könnte. Ja, so einen gütigen Vater wie ihr Flegel habt, giebt es nicht viele. Wenn ihrs nur auch verdient! Auf Händen mit Baumwolle umwunden, daß ihr ihm nicht wehe thut, müßt ihr ihn tragen, wenn ihr nur die Hälfte davon einsehen könnet. Ich bin bis zu Thränen gerührt, indem ich dies schreibe, und lege Dirs nochmahlen ans Herz.

Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 81.
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