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[93] Original: in Privatbesitz


An die Gattin des Generalmusikdirektors Gasparo Spontini in Berlin


Salzburg, am 21. April 1829.


Wie kann ich meiner so innigst geliebten Freundin Spontini meinen Dank genug an den Tag legen? Ja gewiss haben Sie und Ihr Herr Gemahl Unannehmlichkeiten, große Sorgen und Last gehabt, worüber ich oft mit meinen Freunden sprach. Allein Sie haben auch alles mögliche geleistet, und mir fehlen nur Worte, Ihnen genugsam dafür danken zu können.

Dr. Feuerstein bekam also 700 Thaler und hat Hoffnung, noch 300 zu bekommen. Wie glücklich bin ich, dies zu wissen. Hätten andre Nationen sich so ausgezeichnet wie Preußen1, so wäre ja nichts zu wünschen übrig.[93] Allein ich hatte auch nur einen Freund Spontini; ein zweyter ist nicht in dieser Welt. Nehmen Sie dahero nochmahls meinen unaussprechlichen Dank an und glauben Sie, daß ich ihn mit gerührtem Herzen gebe. Ach, könnte ich nur wissen, auf welche Weise ich auch Ihnen und Ihrem Herrn Gemahl eine Freude machen könnte! O wie glücklich würde mich dieses machen. Ich habe wohl einen Plan, Sie, meine beste Freundin, mit einem Gegengemälde2 zu dem, welches mein theurer Freund so gütig war von mir anzunehmen, zu überschicken, und dieses Pendant sollte auch wirklich schon in Ihren lieben Händen seyn, wenn der Mahler Zeit gehabt hätte. Es stellt Mozart, seine Frau und Kinder vor, welches ich bitte, zu meinem Andenken in Ihr Kabinet aufzuhängen. Es ist freilich wenig für alles, was Sie so unerhört gütig waren zu thun, allein Sie sehen doch daraus, wie sehr gerne ich Ihnen dankbar seyn mögte, und Sie werden meinen guten Willen nicht verkennen. Und so habe ich das Glück, mich Ihnen und Ihrem Herrn Gemahl zu empfehlen und zu verbleiben

Ihre höchst dankbare Dienerin

Constanza von Nissen.

Fußnoten

1 Von den ungefähr 900 Subskribenten auf Nissens Mozart-Biographie fallen 400 auf Berlin und Preußen.


2 Es kann sich hier nur um ein Bild handeln, das nach Mozarts Tod gemalt ist, also in der Reihe der Mozartbildnisse keine Bedeutung hat.


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 94.
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