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[95] Original: im Mozarteum zu Salzburg


An den Musiklehrer Friedrich Schwaan in Rostock1


Salzburg, am 7. August. 1829.


Hochgeschätzter Herr!


Ihre Verehrung für meinen Mozart, rührt mich, so zwahr, daß ich auch nicht säumen will, Ihnen Ihren Wunsch zu befriedigen. Sie bekommen daher von mir ein Blättigen seyner Handschrift in Noten, und ein Blättigen von seynem Tagebuch2, welches er als Kind mit seyner Schwester gehalten hat; und glauben Sie, daß, so geringschätzig es ist, ich es gewiß nicht leicht geben würde, wenn Sie mich nicht so herzlich darum gebethen hätten. Es macht mir aber großes Vergnügen, es in Ihren Händen zu wißen, und daß ich doch noch imstande war, es thuen zu können. Haken Sie es in Ehren! Hätte ich mehr, so sollten Sie auch mehr bekommen, indem ich überzeugt bin, daß Sie es würdig sind; allein ich muß sehr sparsam mit dem Wenigen, was ich noch habe, verfahren, weil diese Bitte so vielfältig an mich kömmt, so zwahr, daß ich nicht im Stande bin, allen zu willfahren, und mir oft das Herz brechen möchte, wenn ich es abschlagen muß. Und so leben Sie wohl! Bleiben Sie auch gut der Wittwe Ihres hochverehrten Mozarts.

[Nachschrift:] Schreiben Sie mir doch, ob Sie alles erhalten haben!

Fußnoten

1 Ein von Mozart eigenhändig geschriebenes Menuett (34 Takte); in Köchels Verzeichnis nicht aufgeführt.


2 Es handelt sich nicht um ein gemeinsam geführtes wirkliches Tagebuch, sondern um Aufzeichnungen der Marianne Mozart über Salzburger Theateraufführungen aus der Zeit vom 2. bis zum 20. Dezember 1779. Mozart weilte bekanntlich vom 15. oder 16. Januar 1779 bis zum 5. November 1780 im väterlichen Hause zu Salzburg und hat einen Teil der Einträge für seine Schwester gemacht. (Vgl. MMI, 1 und 2.)


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 96.
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