Zur zweiten Reise

1762

[63] Das noch ungedruckte Tagebuch des Grafen Karl Zinzendorf enthält folgende auf Mozart bezügliche Stellen, die mir Herr Rudolf v. Lewicki gütigst mitgeteilt hat. (Ich habe sie aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt.)


1762


Den 9. Oktober:

Abends um 8 Uhr holte ich Lamberg ab, und wir gingen zusammen zu Collalto, wo die Bianchi sang und ein kleiner Junge von fünf und einem halben Jahre [Mozart] auf dem Klavier spielte ....

[Dieses Konzert erwähnt Leopold Mozart in seinem Briefe vom 16. Oktober 1762. vgl. Mozart-Briefe IV, 187.]


Den 14. Oktober:

Bei der Fürstin Trautson: traf da Frau v. Martinitz, die Freundin der verstorbenen Frau v. Dünewald. Plauderte mit dem Nuntius über die Oper. Er hatte eine Menge am Textbuch auszusetzen. Die Rede kam auch auf den Knaben [Mozart], der gestern in Schönbrunn und heute bei Uhlfeld gespielt hat .....


Den 17. Oktober:

Dann war ich bei Thurn, wo der Junge aus Salzburg und seine Schwester Klavier spielten. Das arme Kerlchen spielt wunderbar. Er ist klug, lebhaft, allerliebst. Seine Schwester ist eine kleine Meisterin. Er klatscht ihr Beifall. Fräulein v. Gudenus, eine gute Klavierspielerin, gab ihm einen Kuß, worauf er sich den Mund wischte ....


Den 9. November:

War bei Herrn v. Pacheco, im Hause von Windischgraetz am Schwarzen Tore. Der kleine Salzburger spielte. Nicolini sang wundervoll.


[Obgleich nicht hergehörig, seien noch zwei spätere Stellen wiedergegeben, die so recht beweisen, wie wenig berühmt Mozart 1782 und 1786 in Wien noch war. Zinzendorf schreibt nicht einmal den Namen des Komponisten richtig.]


1782


30. Juli:

Abends im Theater. Die Entführung aus dem Serail [von Mozart]. Eine Oper, deren Musik zusammengestohlen ist. Fischer [in der Rolle des Osmin] spielte gut. Die Adamberger [als Belmonte] ist steif wie eine Bildsäule ....


1786


1. Mai:

Abends 7 Uhr in der Oper Die Hochzeit des Figaro. Der Text ist von Daponte, die Musik von Mozhardt. [Frau] Luise [v. Dieden] in unsrer Loge. Die Oper hat mich gelangweilt.

[Es war die Uraufführung!]

Quelle:
Leopold Mozart: Reiseaufzeichnungen 1763–1771. Dresden 1920, S. 63.
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