§. 17.

[128] Hat man in den Paragraphen 11, 12 und 13 einen ganzen, ja gar zweene Tacte in einem Schleifer weg zu spielen geübet; so muß man auch viele Noten an einem Bogenstriche abstossen lernen. Man schleife also das erste Viertheil in dem Herabstriche; die 12. Noten der übrigen 3. Viertheile hingegen spiele man zwar an einem Hinaufstriche, man trenne und unterscheide sie aber durch eine geschwinde Erhebung des Bogens. Hier hat man eine fünfzehnte Abänderung.


17.

Diese Art des Vortrags wird einem Anfänger etwas schwer kommen. Es gehört eine gewisse Mässigung der rechten Hand dazu, und eine Zurückhaltung des Bogens, die mehr gezeiget, und durch die Uebung selbst gefunden, als mit[128] Worten kann erkläret werden. Die Schwere eines Geigebogens trägt vieles bey; nicht weniger die Länge oder Kürze. Ein schwerer und langer Bogen muß leichter geführet, und etwas weniger zurück gehalten werden; ein leichter und kurzer Bogen wird mehr niedergedrückt und mehr zurücke gehalten. Die rechte Hand muß überhaupts hierbey ein bischen steif gemacht, das Anhalten und Nachlassen derselben aber muß nach der Schwere und Länge oder nach der Leichtigkeit und Kürze des Bogens gemässiget werden. Die Noten müssen in einem gleichen Tempo, und mit gleicher Kraft ausgedrücket und nicht übereilet oder, so zu reden, verschlucket werden. Absonderlich aber muß man den Bogen so einzuhalten und zu führen wissen, daß gegen das Ende des zweyten Tactes noch so viel Kraft zurücke bleibt, die am Ende dieser Passage stehende Viertheilnote (G) an dem nämlichen Striche mit einer merklichen Stärke zu unterscheiden.

Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 128-129.
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