§. 7.

[8] Unterdessen bemühet sich ein fleissiger Violinist, sein Instrument durch Veränderung der Seyten, des Sattels und des Stimmstockes nach Möglichkeit zu verbessern. Hat die Violin einen großen Körper, so werden unfehlbar grössere Seyten von guter Wirkung seyn: ist der Körper hingegen klein, so erfordert es eine kleinere Beseytung.6 Der Stimmstock muß nicht zu hoch aber auch nicht zu nieder seyn, und rechter Hand etwas weniges hinter dem Fuß des Sattels stehen. Es ist kein geringer Vortheil den Stimmstock gut zu setzen. Man muß ihn mit vieler Gedult öfters hin und her rücken; iedesmal durch Abspielung verschiedener Töne auf ieder Seyte den Klang der Geige wol untersuchen, und so lang auf diese Art fortfahren: bis man die Güte des Tones gefunden. Der Sattel kann auch viel beytragen. Z.E. Ist der Ton gar zu schreiend und durchdringend, oder, so zu reden, spitzig, folglich unangenehm: so wird er mit einem niedern, breiten, etwas dicken und sonderbar unten wenig ausgeschnittenen Sattel gedämpfet. Ist der Ton an sich selbst schwach, still, und unterdrückt: so muß mit einem seinen, nicht zu breiten, anbey so viel es sich thun läßt, hohen, und[8] unten sowohl als in der Mitte viel ausgeschnittenen Sattel geholfen werden. Solcher muß aber überhaupts von einem recht feinen, wohl geschlossenen, und ausgetrockneten Holze seyn. Uebrigens hat der Sattel seinen Ort auf dem Dache der Violin in der Mitte der zweenen Ausschnitten, welche in der Gestalt eines lateinischen 7. Buchstabens auf beyden Seiten angebracht sind. Damit aber der Klang nirgends unterdrücket werde: so muß das Bretchen, an welches die Seyten festgemacht sind, und welches man, nach dem gemeinen Waidspruche, das Sattelfest nennet, an das unten deßwegen eingesteckte Zäpfchen also eingehenket werden, daß es mit dem untern und schmahlen Ende weder über das Dach der Violin herein, noch hinaus reiche, sondern demselben völlig gleich stehe. Man muß endlich auch sein Instrument immer reinlich halten, und absonderlich die Seyten und das Dach, bevor man zu spielen anfängt, allezeit von dem Staub und Koliphon säubern7.

Dieses wenige mag inzwischen einem fleissig Nachdenkenden schon genug seyn; bis gleichwohl sich iemand hervor thut, welcher, nach meinem Wunsche, diesen meinen kleinen Versuch erweiteret, und alles in ordentliche Regeln bringet.

Fußnoten

1 Einige sprechen und schreiben Viola di Bardone. Allein Bardone ist meines Wissens kein italiänisch Wort; wohl aber Bordone: denn dieses heißt eine Tenorstimme; bedeutet auch eine grobe Seyte, eine Hummel, und das leise Brummen der Bienen. Wer dieses Instrument kennet, wird auch einsehen, daß durch das Wort Bordone, der Ton desselben recht sehr gut erkläret sey.


2 Der Zarge oder die Zarge: aber nicht Sarge; denn dieses kommt von τὰρξ, ςαρκός und heißt die Einfassung eines todten Körpers.


3 Die Instrumentmacher arbeiten heut zu Tage freilich meistentheils nur nach Brod. Und eines theils sind sie auch nicht zu verdenken: man verlangt gute Arbeit, und will wenig dafür bezahlen.


4 Ich habe selbst eine Violin in Händen gehabt, deren Theile nach der Ausarbeitung, vor dem Zusammensetzen, mit recht gutem Erfolge im Rauchfang sind ausgetrocknet worden.


5 Die Jahre nennet man die verschiedenen Züge, die sich im Holze zeigen.


6 Bey hoher und tiefer Stimmung hat man das nämliche zu beobachten. Die dickern Seyten taugen ganz natürlich besser zur tiefen Stimmung, gleichwie die feinen bey der hohen Stimmung von besserer Wirkung sind.


7 Colophonium wird aus gereinigtem Harz gemacht, und man schmiert mit demselben die über den Geigebogen gezogene Pferdhaare; damit sie die Seyten schärfer angreifen. Man muß aber den Bogen nicht zu sehr schmieren; sonst wird der Ton rauh und dumpficht.


Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 9.
Lizenz:
Kategorien: