§. 14.

[26] Um nun mehrere Töne hervorzubringen muß man die Seyten mit den Fingern belegen. Dieses geschiehet aber in folgender Ordnung:


14.

Man sieht hier ganz klar die mit den grossen Buchstaben bemerkte 4. leeren Seyten, und nach ieder die mit den Fingern auf denselben zu nehmende übrigen Töne; welche sich der Schüler wohl in das Gedächtniß fassen muß: damit er ohne die Buchstaben auf den Noten zu sehen, und ohne vielem Nachdenken alsogleich weis, was für einen Buchstabsname iede Note führet, sie stehe wo sie wolle. Nicht minder ist hier wohl anzumerken, daß das unter den 7. Buchstaben vorkommende, und mit dem Zeichen (14.) bemerkte B, oder (b14.) iederzeit mit dem Buchstaben (H) muß benennet werden. Wovon man die Ursache an seinem Orte lesen wird.

Fußnoten

1 Gaffurius in seiner Practica Musicæ, Lib. 2. C. 2. Man lese auch den Marcum Meibomum.


2 Zarlin. P. 3. C. 70. Glarean. L. 3. C. 4. Artusi l'Arte dei Contrapunto. p. 71.


3 Angelo Berardi hat es in eine Zeile geschlossen: ut relevet miserum fatum solitosque labores.


4 Von diesen Puncten ist das Wort Contrapuct entstanden, welche Art der Composition ein ieder verstehen muß, der ein rechtschaffener Componiste heissen will.


5 Was Guido und Johann von der Mauer für Leute gewesen, ist in der Einleitung schon gesagt worden.


6 Glareanus L. 2. C. 1.


7 Glareanus, eodem loco.


8 Man stosse sich nicht an dem Worte: Vollkommenheit. Wenn wir genau und nach der Schärfe darein sehen, so sind freylich noch Stuffen ober uns. Doch glaube ich, wenn es wahr wäre, daß die griechische Musik die Krankheiten geheilet hätte: so müßte unsere heutige Musik unfehlbar gar die Erblaßten aus ihrer Sarge rufen.


9 Das Wort Schlüssel ist hier metaphorisch genommen. Denn gleichwie ein aus Eisen gemachter Schlüssel das Schloß, zu dem er gemacht ist, aufschließt; also eröffnet uns der musikalische Schlüssel den Weg zu dem Gesange, zu welchem er bestimmet ist.


10 Dieß ist ein merklicher Punct, wo sich mancher Halbcomponist in seiner natürlichen Blösse zeiget. Man sieht gleich aus dem Satze ob der Setzer die Natur des Instruments verstehet. Und wer sollte nicht lachen, wenn man Z.E. auf der Violin solche Gänge, Sprünge und Verdoppelungen abgeigen soll, dazu noch 4. andere Finger nöthig wären?


Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 26.
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