259. Otto Jahn.

[461] Herzallerliebstes Weibchen!

Wenn ich nur schon einen Brief von Dir hätte, dann wäre Alles recht. – Ich hoffe Du wirst mein Schreiben aus Efferding und das aus Frankfurt erhalten haben. – Ich habe Dir in meinem letzten geschrieben, Du sollst mit dem .... sprechen; mir wäre sicherheitshalber recht lieb, wenn ich auf des Hofmeisters seinen giro 2000 Fl. bekommen könnte; – Du mußt aber eine andere Ursache vorwenden, nämlich daß ich eine Speculation im Kopf hätte, die Dir unbewußt wäre. – Meine Liebe, ich werde zweifelsohne gewiß etwas hier machen – so groß aber wie Du und verschiedene Freunde es sich vorstellen wird es sicherlich nicht sein. – Bekannt und angesehen bin ich hier genug, das ist gewiß. – Nun – wir wollen sehen. – Ich liebe aber in jedem Falle das Sichere zu spielen, darum möchte ich gerne das Geschäft mit Hofmeister machen, weil ich dadurch Geld bekomme und keines zahlen darf; sondern blos arbeiten, und das will ich ja meinem Weibchen zu Liebe gern. – Wo glaubst Du daß ich wohne? – bei Böhm im nämlichen Hause; Hofer auch. Wir zahlen 30 Fl. das Monat, und das ist noch außerordentlich wenig – wir gehen auch zu ihnen in die Kost. Wen glaubst Du daß ich hier angetroffen? – Das Mädchen, welches so oft mit uns im Auge Gottes [Constanzens einstiger Wohnung, vgl. S. 279] Verstecken gespielt hat – Buchner glaub ich hieß sie – sie heißt nun Mad. Porsch und ist zum zweitenmale verheirathet. – Sie hat mir aufgetragen alles Schöne von ihr an Dich zu schreiben. –

Da ich nicht weiß ob Du in Wien oder in Baden bist, so adressire ich diesen Brief wieder an die Hofer. – Ich freue[461] mich wie ein Kind wieder zu Dir zurück; – wenn die Leute in mein Herz sehen könnten, so müßte ich mich fast schämen, – es ist alles kalt für mich – eiskalt. – Ja wenn Du bei mir wärest, da würde ich vielleicht an dem artigen Betragen der Leute gegen mich mehr Vergnügen finden – so ist es aber so leer. – Adieu – Liebe – ich bin ewig Dein Dich von ganzer Seele liebender

Mozart.

Frankfurt am Main 30. Sept. 1790.

P.S. Als ich die vorige Seite schrieb, fiel mir auch manche Thräne aufs Papier; nun aber lustig – fange auf – es fliegen erstaunlich viele Busserl herum .... was Teufel!.. ich sehe auch eine Menge ...... ha! ha! .... ich habe drei erwischt – die sind kostbar! –

Du kannst mir auf diesen Brief noch antworten, aber Du mußt die Adresse à Lintz poste restante machen, das ist das sicherste. – Da ich noch nicht gewiß weiß, ob ich nach Regensburg gehe oder nicht, so kann ich auch nichts bestimmen. – Schreibe nur darauf, daß man den Brief liegen lassen soll, bis er abgeholt wird. – Adieu – liebstes, bestes Weiberl – gib auf Deine Gesundheit Acht – und gehe nur nicht zu Fuß in die Stadt. – Schreibe mir doch wie Du mit dem neuen Quartier zufrieden bist. – Adieu, ich küsse Dich Millionenmal. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 461-462.
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