[60] A Mons. Puchberg.1

den 17ten Jul. 1789.


Liebster bester Freund

und verehrungswürdiger Br.


Sie sind gewiß böse auf mich, weil Sie mir gar keine[60] Antwort geben! Wenn ich Ihre Freundschafts-Bezeugungen und mein dermaliges Begehren zusammenhalte, so finde ich daß Sie vollkommen recht haben; wenn ich aber meine Unglücksfälle (und zwar ohne mein Verschulden) und wieder Ihre freundschaftlichen Gesinnungen gegen mich zusammenhalte, so finde ich doch auch, daß ich Entschuldigung verdiene. Da ich Ihnen, mein Bester, alles was ich nur auf dem Herzen hatte in meinem letzten Brief2 mit aller Aufrichtigkeit hinschrieb, so würden mir für heute nichts als Wiederholungen übrig bleiben; nur muß ich noch hinzusetzen, [erstens] daß ich keiner so ansehnlichen Summe benöthiget seyn würde, wenn mir nicht entsetzliche Kosten wegen der Cur meiner Frau bevorstünden, besonders wenn sie nach Baaden muß; 2tens da ich in kurzer Zeit versichert bin in bessere Umstände zu kommen, so ist mir die zurückzuzahlende Summe sehr gleichgültig, für die gegenwärtige Zeit aber lieber und sicherer wenn sie gros ist; 3tens muß ich Sie beschwören, daß wenn es Ihnen ganz unmöglich wäre mir diesmal mit dieser Summe zu helfen. Sie die Freundschaft und Bruderliebe für mich haben möchten, mich nur in diesem Augenblicke mit was Sie nur immer entbehren können zu unterstützen, denn ich stehe wirklich darauf an; – zweifeln können Sie an meiner Rechtschaffenheit gewis nicht, dazu kennen Sie mich zu gut; – Mistrauen in meine Worte, Aufführung und Lebenswandel können Sie auch nicht setzen, weil Sie meine Lebensart und mein Betragen kennen; – folglich verzeihen Sie mein Vertrauen zu Ihnen; bin ganz überzeugt daß nur Unmöglichkeit Sie hindern könnte, Ihrem Freund behülflich zu seyn; – können und wollen Sie mich ganz trösten, so[61] werde ich Ihnen als meinem Erretter noch jenseits des Grabes danken – denn Sie verhelfen mir dadurch zu meinem fernern Glück in der Folge – wo nicht – in Gottes Namen, so bitte ich und beschwöre ich Sie um eine augenblickliche Unterstützung nach Ihrem Belieben, aber auch um Rath und Trost. –

Ewig Ihr verbundenster Diener

Mozart.


P.S. meine Frau war gestern wieder elend, heute auf die Igel befindet sie sich Gottlob wieder besser; – ich bin doch sehr unglücklich! – immer zwischen Angst und Hoffnung – und dann! – Doctr. Closset war gestern auch wieder da. –


(den 17ten Jul. 1789 eod. die

beantwortet und 150 fl. gesandt.)

Fußnoten

1 Vgl. O. Jahn, 1 Ausg. III. 492.


2 Dieser Brief ist der vom 12. Juli 1789. Siehe Seite 12.


Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 62.
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