Frankfurt am Main den 30ten Septbr. 1790

[40] Herzallerliebstes Weibchen!1


Wenn ich nur schon einen Brief von Dir hätte, dann wäre mir alles recht. – Ich hoffe Du wirst mein Schreiben aus Pferding [Efferding?] und das aus Frankfurt erhalten haben. – Ich habe Dir in meinem letzten geschrieben, Du sollst mit dem N.N. sprechen; – mir wäre, Sicherheit halber, recht lieb, wenn ich auf des H ...2 seinen Giro 2000 fl. bekommen könnte; – Du must aber eine andere Ursache vorwenden, nehmlich daß ich eine Speculation im Kopfe hätte, die Dir unbewußt wäre. – Meine Liebe, ich werde zweifelsohne gewis etwas hier machen, so groß aber wie Du und verschiedene Freunde es sich vorstellen wird es sicherlich nicht seyn – bekannt und angesehen bin ich hier genug, das ist gewis. – Nun – wir wollen sehen, – ich liebe aber in jedem Falle das Sichere zu spielen, darum möchte ich gerne das Geschäft mit H ... machen, weil ich dadurch Geld bekomme und keines zahlen darf, sondern blos arbeiten, und das will ich ja meinem Weibchen zu Liebe gerne thun. – Wenn Du mir schreibst, so schreib nur immerPoste restante. – Wo glaubst Du daß ich wohne, – bey B ... im nehmlichen Hause; Hofer auch – wir zahlen 30 Gulden des Monaths, und das ist noch außerordentlich wenig – wir gehen auch zu ihnen in die Kost. Wen glaubst Du daß ich hier angetroffen? – das Mädchen welche so oft mit uns im Auge-Gottes Verstecken gespielt hat – Büchner, glaub ich hieß sie – sie heist nun Mad. von Porsch und ist zum 2ten mal verheyrathet. – Sie hat mir aufgetragen[41] alles Schöne von ihr an Dich zu schreiben. – Da ich nicht weiß ob Du in Wien oder in Baaden bist so adressire ich diesen Brief wieder an die Hofer – ich freue mich wie ein Kind wieder zu Dir zurück – wenn die Leute in mein Herz sehen könnten, so müßte ich mich fast schämen – es ist alles kalt für mich – eiskalt; – ja wenn Du bey mir wärest, da würde ich vielleicht an dem artigen Betragen der Leute gegen mich mehr Vergnügen finden – so ist es aber so leer – adjeu – Liebe – ich bin ewig

Dein Dich von ganzer Seele liebender

Mozart.


Frankfurt am Main

den 30ten Septbr.

1790.

Fußnoten

1 Vgl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 485, 2. Ausg. II. 719. Das Postscriptum jedoch, das Jahn hat, steht in unserer Vorlage später und einzeln.


2 Hoffmeister.


Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 42.
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