Frankfurt, den 15ten Octobr. 1790

[84] Liebstes Herzens-Weibchen! –


Noch habe gar keine Nachricht auf keinen von meinen Frankfurter Briefen, welches mich nicht wenig beunruhiget – heut 11 Uhr war meine Academie, welche von Seiten der Ehre herrlich, aber in Betreff des Geldes mager ausgefallen ist. – Es war zum Unglück ein groß Dejeuné bei einem Fürsten und großes Manoever von den Hessischen Truppen, – so war aber alle Tage meines Hierseyns immer Verhinderung. Die – – kannst Du Dir nicht vorstellen, – ich war aber ohngeacht diesem allen so gut aufgelegt, und gefiel so sehr, daß man mich beschwor, noch eine Academie künftigen Sonntag zu geben1 – Montag reise ich dann ab. – – Ich muß endigen, weil ich sonst die Post versäume. – Aus Deinen Briefen sehe ich, daß Du noch keinen Brief aus Frankfurt von mir empfangen hast, und ich habe Dir doch 4 geschrieben – dann glaube ich zu bemerken, daß Du an[84] meiner Accuratesse oder vielmehr an meinem Eifer zweifelst Dir zu schreiben, welches mich sehr schmerzet. Du sollst mich doch besser kennen – o Gott! liebe mich nur halb so wie ich Dich liebe, dann bin ich zufrieden.

Ewig Dein

Mozart.

Frankfurt, den 15ten Octobr. 1790.

Fußnoten

1 Aus dem Briefe geht hervor, daß Mozart damals zwei Akademien in Frankfurt gab. Nach bisheriger Annahme (vgl. Jahn's, »Mozart«, 2. Ausg. II. 458 f.) soll er nur eine gegeben haben. Jetzt ist es auch erklärlich, warum es zwei »Krönungsconcerte« (Köchel's Verz. Nr. 459 und 537) giebt.


Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 85.
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