Wien den 5ten Jul. 1791

[31] Liebstes, bestes Weibchen!


Sey nicht melancholisch, ich bitte Dich! – ich hoffe Du wirst das Geld erhalten haben – für Deinen Fuß ist es doch besser und bist noch im Baade, weil Du da besser ausgehen kannst – ich hoffe Dich Samstag umarmen zu können, vielleicht eher, sobald mein Geschäft zu Ende ist, so bin ich bey Dir – denn ich habe mir vorgenommen, in Deiner Umarmung auszuruhen; – ich werd' es auch brauchen – denn die innerliche Sorge, Bekümmerniß und das damit verbundene Laufen mattet einen doch nicht wenig ab. Das letzte Paquet habe auch richtig erhalten und danke Dir dafür! – Ich bin so froh, daß Du nicht mehr badest, daß ich es Dir nicht sagen kann – mit einem Wort mir fehlt nichts als – Deine Gegenwart – ich meine ich kann es nicht erwarten; ich könnte herzlich Dich nun ganz herein lassen, wenn meine Sache zu Ende ist – allein – ich wünschte doch noch ein paar schöne Tage bei Dir in Baaden zu verleben – N.N. ist eben bey mir und sagt ich soll es mit Dir so machen – er hat einengusto auf Dich, und glaubt fest, Du müßtest es spühren.


Wien den 5ten Jul. 1791

[31] Was macht denn mein zweyter Narr? – mir thut unter den 2 Narren die Wahl wehe! – als ich gestern Abends zur Krone kam, so fand ich den englischen Lord ganz abgemattet da liegen, weil er noch immer auf den Snai wartet – Heute, als ich zum Wetzlar gieng, sah ich ein paar Ochsen an einen Wagen angespannt, und als sie zu ziehen anfiengen, machten es die Ochsen mit dem Kopf accurat so, wie unser närrischer N N – Snai!

Wenn Du was brauchest Schatzerl, so schreibe es mir aufrichtig und ich werde gewis mit wahrem Vergnügen in allem zu contentiren suchen meine Stanzi Marini


Wien den 5ten Jul. 1791.

Ewig Dein

Mozart.


Der Carl soll sich gut aufführen, so werd ich vielleicht seinen Brief beantworten.

Adjeu.

Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 31-32.
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