Wien den 6ten July 1791

[81] Liebstes bestes Weibchen!


Mit unbeschreiblichem Vergnügen erhielt ich die Nachricht des sichern Empfangs des Geldes. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich Dir geschrieben hätte, Du sollst alles in Richtigkeit bringen. Wie könnt ich denn das als ein vernünftiges Geschöpf schreiben? – ist es so – so muß es sehr in Gedanken geschehen seyn! – wie es dermalen, da ich so viele wichtige Sachen im Kopfe habe, sehr möglich ist – meine Absicht war nur auf das Baad gerichtet – das Uebrige ist für Deinen Gebrauch – und was dann noch zu bezahlen ist, wovon ich schon so meine Rechnung gemacht habe, werde selbst bey meiner Hinkunft in Ordnung bringen. – Eben ietzt wird Blanchard entweder steigen – oder die Wiener zum 3ten male foppen. Die Historie mit Blanchard ist mir heute gar nicht lieb – sie bringt mich um den Schluß meines Geschäftes –N.N. versprach mir, bevor er hinausführe, zu mir zu kommen – kam aber nicht, – vielleicht kömmt er wenn der Spaß vorbey ist, – ich warte bis 2 Uhr, dann werf ich ein Bissen Essen hinein – und suche ihn aller Orten auf. – Das ist ein nicht gar zu angenehmes Leben. – Gedult! es wird schon[81] besser kommen, ich ruhe dann in Deinen Armen aus! Ich danke Dir für Deinen Rath, mich nicht ganz auf N.N. zu verlassen, – aber in dergleichen Fällen muß man nur mit einem zu thun haben – wendet man sich an 2 oder 3 – und das Geschäft überall – so erscheint man bey den andern, wo man es dann nicht annehmen kann, als ein Narr oder unverläßlicher Mann. – Nun kannst Du mir aber kein größeres Vergnügen machen, als wenn Du vergnügt und lustig bist – denn wenn ich nur gewiß weiß, daß Dir nichts abgeht – dann ist mir alle meine Mühe lieb und angenehm, – denn die fataleste und verwirrteste Lage, in der ich mich immer befinden könnte, wird mir zur Kleinigkeit, wenn ich weiß, daß Du gesund und lustig bist – und nun lebe recht wohl – benutze Deinen Tischnarren – denkt und redet oft von mir. – Liebe mich ewig wie ich Dich liebe, und sey ewig meine Stanzi Marini, wie ich ewig seyn werde


Dein

Stu! – Knaller paller

Schnip-schnap-schnur

Schnepeperl –

Sinai! –


Gieb dem N.N. eine Ohrfeige, und sag Du hättest eine Fliege todt schlagen müssen, die ich sitzen gesehen hätte! adjeu – fang auf – fang auf – bi – bi – bi 3 Bysserln1, zuckersüße fliegen daher! –


Mittwoch Wien den 6ten July 1791.

Fußnoten

1 Busserln, Küsse.


Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 82.
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