Wien den 8ten Jul. 1791

[25] Liebstes, bestes Weibchen! –1


Deinen Brief vom 7ten sammt Quittung über die richtige Bezahlung habe richtig erhalten; nur hätte ich zu Deinem Besten gewünscht, daß Du einen Zeugen hättest mit unterschreiben lassen; – denn wenn N.N. nicht ehrlich seyn will, so kann er heute oder Morgen Dir noch in Betreff der Aechtheit und des Gerichtes einige Ungelegenheiten machen; – da blos Ohrfeige steht, so kann er Dir unvermuthet eine gerichtliche Forderung über eine derbe oder tüchtige oder garaggir Ohrfeige überschicken – was willst Du dann machen? – da soll dann augenblicklich bezahlt werden, wenn man oft nicht kann! – Mein Rath wäre, Dich mit Deinem Gegner gütlich zu vergleichen, und ihm lieber ein paar derbe, 3 tüchtige und eine aggir Ohrfeige zu geben, auch mehrere noch (im Falle er nicht zufrieden seyn sollte), denn ich sage, mit Guten läßt sich alles richten; ein großmüthig und sanftmüthig Betragen hat schon öffters die ärgsten Feinde versöhnet, – und solltest Du dermalen nicht in der Lage seyn, die Bezahlung ganz zu übernehmen, so hast Du ja Bekanntschaft – ich zweifle gar nicht, daß wenn Du A. darum ersuchest, sie die baare Auszahlung, wenn nicht ganz, doch wenigstens zum Theil übernehmen wird. –[25]

Liebstes Weibchen! – ich hoffe Du wirst mein gestriges Schreiben richtig erhalten haben; nun kommt die Zeit, die glückliche Zeit unsers Wiedersehens immer naher! – Habe Gedult und muntere Dich so viel wie möglich auf. Du hast mich durch Dein gestriges Schreiben ganz niedergeschlagen, so daß ich fast wieder den Entschluß faßte, unverrichteter Sache hinaus zu fahren, und was hätten wir dann davon? – daß ich gleich wieder herein müßte? – oder daß ich anstatt vergnügt, in Aengsten leben müßte? – in ein paar Tagen muß nun die Geschichte ein Ende nehmen – B. hat es mir zu ernstlich und feyerlich versprochen – dann bin ich gleich bey Dir. Wenn du aber willst, so schicke ich Dir das benöthigte Geld, Du zahlest alles und kömmst herein! – mir ist es gewis recht; – nur finde ich daß Baaden in dieser schönen Zeit noch sehr unangenehm [angenehm?] für Dich seyn kann und nützlich für Deine Gesundheit, die prächtigen Spatziergänge betreffend. – Dieses must Du am besten fühlen; – findest Du daß Dir die Luft und Motion gut anschlägt, so bleibe noch – ich komme dann Dich abzuholen, oder Dir zu gefallen auch noch etliche Tage zu bleiben – oder wie gesagt wenn Du willst, so kannst Du Morgen herein; schreibe es mir aufrichtig. – Nun lebe recht wohl, Stanzi Marini! – Ich küsse Dich millionenmal und bin ewig Dein

Mozart.

Wien den 8ten Jul. 1791.


P.S. Dem N.N. richte von mir folgendes aus: –

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was sagt er dazu? – gefällts ihm? nicht sehr glaub' ich, es sind harte Ausdrücke! und schwer zu begreifen. –

Adieu.

Fußnoten

1 Vgl. O. Jahn, 2. Ausg. II. 722.


Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 27.
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