99.

[136] Mannheim den 6ten Decemb: 1777


mon trés cher Pére!


Ich kann schon wieder nichts schreiben! izt wird mir der spaß bald zu lang. ich bin nur curios auf den ausgang. Der grmi omvfsef1 hat schon 3 mahl mit dln C: ihrotln gloprsculn, und dfl mntvsrt wmr meezlft2 ein schupfer mit den achseln, und, ich werde schon mntwsrtln, aber – – fcu bfn nscu nfcut rlosevfrt3. meine gute freunde treffen ganz mit meiner meynung überein, daß diese weigerung und zurückhaltung mehr ein gutes als böses Zeichen ist; denn wlñ afcu dlr C: ihrot gmr nfcut zh nlualn fa osnn umttl, os whrdl lr lo gelfcu glomgt hmbln, os mblr gflbl fcu4 dieser verzögerung keine andere ursach, als – – dlnmrf ofmas hn pscs ocrscsnl5. übrigens weis ich gewis, daß mich dir C: ihrot eflb umt.6 à bon conto müssen wir halt noch warten. izt kann ich sagen daß es mir lieb wäre, wenn die omcul ght mhogflngl7, denn sonst reuet es mich daß ich so emngl uflr glolooln, hnd dmo gled vlrzlurlt umbl8; übrigens mag es gehen wie es will, so kann es nie übel seyn, wenn es nach dem willen gottes geht; und das ist meine alltägliche bitte, daß es so gehen möchte. der Papa hat die haupt-ursach wegen dlr irlhndocumit dlo ulrrn Emnmbfcu9 wohl erathen; es ist aber noch ein kleines ding wozu er afcu brmhculn kmñ10; nemlich, er muß von allen olfnln Bmelttln11 ein recueill herausgeben, aber auf dmo Cemvflr.12 Nun kann lr13 ohnmöglich das ding so schreiben, daß es gut herauskömmt und doch leicht ist; zu diesen bin ich fun14, (wie ich es auch mit einem Contredanse schon war) sehr willkommen. izt ist lr15 [137] schon 8 täg auf der jagd, und kommt erst künftigen Dienstag. solche sachen tragen freylich viell zu lfnlr ghtln irlhndocumit16 bey, aber ohngeachtetdessen glaube ich wäre er mir doch wenigstens nicht ilfnd17; denn er hat sich viell geändert. wenn mañ auf gewisse jahre kömmt, und sieht seine kinder herwachsen – – so denckt mañ schon ein bißchen anderst. seine tochter welche 15 jahr alt aber das älteste kind ist, ist ein sehr schönes artiges mädl. sie hat für ihr alter sehr viell vernunft und geseztes wesen; sie ist serios, redet nicht viell, was sie aber redet – – geschieht mit anmuth und freundlichkeit. gestern hat sie mir wieder ein recht unbeschreibliches vergnügen gemacht, sie hat Meine sonata ganz – – fortreflich gespiellt. Das Andante (welches nicht geschwind gehen muß) spiellt sie mit aller möglichen empfindung. sie spiellt es aber auch recht gern. sie wissen daß ich den 2ten tag als ich hier war, schon das erste allegro fertig hatte18, folglich die Madelle Cannabich nur einmahl gesehen hatte. Da fragte mich der junge Danner, wie ich dasandante zu machen im sinn habe; ich will es ganz nach dem Caractère der Madelle Rose machen. als ich es spiellte, gefiele es halt ausserordentlich. der junge Danner erzehlte es hernach. es ist auch so. wie das andante, so ist sie. ich hoffe sie werden die sonata richtig erhalten haben? – – wir haben heute vormittag ihren brief von 1ten Dec. richtig empfangen. heute habe ich das che mahl bey wendling gespeist, und das an mahl mit den h: schweizer. morgen esse ich zur abwechslung wieder dort. i gehe ordentlich in die kost hin. nun muß ich aber schlaffen gehen. ich wünsch gute nacht19.

diesen augenblick komme ich von wendling zurück. so bald ich den brief auf die Post getragen, so gehe ich wieder hin; dann man wird so in Camera Caritatis die opera Probiren. um halb 7 uhr gehe ich hernach zum Cannabich zu der gewöhnlichen und alltäglichen Clavier-unterweisung.

apropos. ich muß etwas wiederufen: ich habe gestern geschrieben, daß die Madelle Cannabich 15 jahr alt; sie ist aber erst 13, und [138] gehet in das vierzehnte. unsere Empfehlung an alle gute freund und freundinnen; besonders an h: Bullinger. Die mama brinnt für zorn, wuth und eifersucht, indemm der Papa nichts als den kasten wegrucken, und die thüre aufmachen darf, um zu der schönen kammerjungfern zu kommen. ich kann sagen, daß es mich völlig reuet, daß ich vonsalzbourg weg bin, da ich doch izt eine so schöne gelegenheit hätte, allen meinen verdruß in den armen eines so schönen, liebenswürdigen, blaunasigten mädl zu vergessen! es hat halt einmahl so seyn wollen. ich muß mich halt mit diesen trösten, daß es noch mehr so schöne frauenzimmer giebt. izt muß ich schlüssen, sonst versaume ich die Post; und in der hofnung ihnen (zum 3ten mahl) in zukünftigen brief gewis etwas neues schreiben zu können, es mag nun mit unserer hofnung überein-stimmen oder nicht, küsse ich ihnen 1000 mahl die hände, und bin wie allzeit dero

gehorsamster sohn

getreues weib

Wolf: Amadé Mozart

Maria Anna Mozart20


meine schwester, welche schlaft beym Sylvester umarme ich von ganzen Herzens-kasten sowohl in der fas-nacht als in den fasten.

Fußnoten

1 Auflösung der Chiffren: graf savioli


2 den C: fürsten gesprochen, und die antwort war allzeit


3 antworten aber – – ich bin noch nicht resolvirt.


4 wenn mich der C: fürst gar nicht zu nehmen im sinn hatte, so wurde er es gleich gesagt haben, so aber giebe ich


5 denari siamo un poco scrocone.


6 der C: fürst lieb hat.


7 sache gut ausgienge.


8 lange hier gesessen, und das geld verzehret habe;


9 der freundschaft des Herrn Canabich


10 mich brauchen kann;


11 seinen Baletten


12 das Clavier.


13 er


14 ihn


15 er


16 Auflösung der Chiffren: einer guten Freundschaft


17 feind;


18 S. hierzu den Brief vom 4. November.


19 Nun folgt ein längerer Brief der Mutter.


20 Diese Unterschrift rührte ebenfalls von Wolfgang her. – Antwort des Vaters: 15. Dezember.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 139.
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