306. [an die Tochter in Salzburg]

[302] Wien, den 12ten Merz

1785


Dein schreiben von 25t feb: habe auch richtig erhalt: ich hoffe ihr werdet, so bald es der Weeg zulaßt, dasClavicord hinausbringen lassen. Ich hab noch immer ein bischen mit meiner Verkältung zu thun, bis ichs ganz aus dem Leib bringe. Des Heinrichs Akademie war schlecht, und gut: schlecht weil so wenig Leute da waren, daß über die 115 fl unkösten, ihm nur noch 18 Duggatten übergeblieben sind; gut aber, weil er so vortreflich gespielt hat, daß wir übermorgen den 14ten bey einer zweiten accad: etwas bessers hoffen können. Meines Sohns schwägerin die Fr. Langin (weberin) die itzt wieder in München war, ist gestern in der Nacht dort weg nach Salzburg, um sich hören zu lassen, und mit ihr und ihrem Mañe (die beyde, in München gespielt haben) ist nun auch die Bude mit ihrem Mañe in gesellschaft auf der Reise und werden folglich in der Karwoche hier seyn, die Boude ist hier auf einige Zeit zum Theater engagiert, sie bekommt 50 Duggatten Reisegeld, und für iedesmahl, wenn sie auftritt 25 Duggatten. H: Le Brun und seine Fr. hat erstaunliche 3 Concerte gemacht: im ersten 1100 fl im 2ten 900 fl, und im 3ten 500 fl. Dein Bruder hat in seiner accademie 559 fl gemacht, welches wir nicht vermutheten, weil er eineSubscription zu 6 Concert auf der Mehlgrube hat, die aus mehr als 150 Personen besteht, iede zahlt 1 Souverain für die 6 Concert: über das hat er so oft im Theater bey anderen Akademien aus Gefälligkeit gespielt. – wegen der auf das Clavier gesetzten [302] Entführung aus dem Serail kañ so viel sagen daß solches ein gewisser Toricella beym stechen hat. Diese beym Toricella ist von Deinem Brud: aber es ist noch nicht ganz fertig – vielleicht erst der ersteact: ich werde nachfragen. 3 Sonaten sind auch beymToricella heraus davon nur eine mit einem Violin. genug! alles was noch heraus ist, werde kaufen. – wegen der Seid werde sichere Nachricht bekommen, so viel höre soll man 16 Ehlen gros die Tour für 5306. an die Tochter in Salzburg, Wien, 12. März 1785 zupfte Seide bekommen. ich werde es aber schon sicherer erfahren. Die alte und junge Fr. Fischerin habe so unvermuthet überfallen. Daß sie vor freude ganz zusammen gefahren und aufgesprungen sind; ich kañ Dir ihre Freude nicht beschreiben und sonders da sie hörten, daß Du gehayrathet bist. – Sie glaubten mich in ihrem Leben nicht mehr zu sehen; also denke Dir die Freude dieser ehrlichen Leute, – nun wünscht sie Dich halt auch noch in ihrem Leben noch zu sehen, da sie Dich seit Deiner Kindheit nicht mehr sah: ich war 2 Stund bey ihr xx: Bey Kapell: Bono wars eben so nur die Nannerl hat gehayrathet. Wir kommen vor 1 uhr in der Nacht niemals schlafen, stehe niemals vor 9 uhr auf, um 2 halb 3 zum Essen. abscheulichs wetter! tägliche Akademie, immer Lernen, Musik, schreiben x wo soll ich hingehen? wenn nur einmahl die Akademien vorbey sind: es ist ohnmöglich die schererey und Unruhe alles zu beschreib: Deines Bruders Forte-piano Flügel ist wenigst 12 mahl, seit dem hier bin aus dem Hause ins Theater oder in ein anderes Haus getragen worden. er hat ein grosses Forte piano pedale machen lassen das unterm Flügl steht und um 3 spañ länger und erstaunlich schwer ist, alle freytage auf die Mehlgrube getragen wird, und auch zum gr:Cziczi und Fürst Kauniz getragen wurde: – des FürstKauniz Benjamin sein jüngster Sohn Joseph ist als gesanter in Spanien gestorben.

Nun schlüsse es ist finster und dañ fahre in die Akademie ins Theater. Wir alle küssen euch alle millionmahl von Herzen und bin ewig euer redlicher vatter

Mozart


Vienne

[303] Morgen ist das Akademie Concert für die Wittwen. und am Dienstag das 2te wo der Heinrich ein Concert zu spielen gebeten ward.

Die Sonata à 2 Cembali muß da seyn und zwar im Kasten im Saal. Sie werden aus einander unter andere Musik gekommen seyn.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 302-304.
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