179.

[16] Salzburg den 29 April 1778


Mein liebes Weib, und lieber Sohn!


Wir hoffen in dem nächsten schreiben von euch zu vernehmen, daß ihr beyde gesund seyd. gestern hatten wir einen ganz besonderen zufahl in unseren Hause. als ich und die Nannerl um 7 uhr abends von einem kleinen spaziergang nach Hauß kamen, sagte uns die Tresel, daß die Auer Sandl ganz wie närrisch wäre, sie hätte iemand gesucht, der ihr für 15 xr einen Rosenkranz zu Loreto betten möchte, die tresel hatte ihr das alte Mensch die Nañdl gehohlt, sie wäre dann mit derselben, in ihrem schmutzigen zerrissenen Haus Condusch auf Loreto gegangen, und seye nun unten bey der Seidenspinner Catherl, wo sie vorher niemals hingekommen. bald darauf hörten wir, sie hätte einen ganzen Pack Brief verbrennt, sie wolle nicht alleine in ihrem Zimmer bleiben, die Nandl sollte bey ihr schlaffen, sie rede ganz närrisch unter einander und sehe abscheulich verwirrt aus. die Nandl gieng also mit ihr ins zimmer und blieb bey ihr. um halbe 12 uhr hörte ich, als ich mich schlaffen legen wollte, daß beyde auf und abgiengen und den Rosenkranz betheten. Ich blieb auf, bis er vorbey war, und legte mich schlaffen, in der Meinung, daß nun auch sie schlaffen gehen werden. Ich schlief nach 12 uhr ein. Auf einmahl weckte mich ein ganz erschröckliches geschrey auf: Hilf – Hilf – Maria – Hilf, welches ohne unterlass fortdauerte, ich sprang im ersten schlafe verwirrt aus dem Bethe (es war nach 3 viertl auf 1 uhr) warf den Pelz um mich, lief durchs kleine Stübl durch hinaus, klopfte geschwind der Tresel, und gieng zur Sandl – fand sie auf dem Sessl sitzend und schreiend, die Nandl stand vor ihr – dann sie konnte sie nicht bereden ins Bett zu gehen. Die Nannerl hatte das geschrey auch ins schlafzimmer gehört, und öfnete die Thür, als ich der Tresl klopfte – ich sagte ihr, sie soll ruhig in ihrem Bette bleiben. unterdessen schickte ich die Tresel hinab die Jungf: Mizerl herauf zu hohlen. Die auch bald kam, ich und die Nandl waren indessen alleine bey ihr. Wer nun die Besessenen [17] glaubt und fürchtet. der musste glauben sie wäre besessen. Ich kann euch alle die verkrümmungen, verdrehungen nicht beschreiben, das Athemhohlen, daß der Hals gross aufschwoll, die Brust sich erhöhete – Sie hohlte Athem, daß man glaubte sie müste ihn bey den füssen herauf hohlen. Sie stieg hoch in die höhe, und alle hatten wir genug an dieser Creatur zu halten. Seufzer – mit dem Mund blasen, die Augen verwirrt aufreissen den Hals gegen mich oder ein anders hinstrecken, und dann sich barzen, das innwendig alles Krachte – endlich ein wenig matt zurücksinken, gott um hilf ruffen – bald ja – bald nein, von Drangsal, Kreuz, Betrübniß, Beleidigung gottes reden etc: das war die abwechslung. Man wand alle Mittl an, was man für Mutterzustände brauchen kann, alles vergebens. vom Bethe gehen dörfte man gar nichts sagen, da wurde sie völlig rasend. Weil ich nun bey der Sache nichts helfen konnte schafte mich die Jungfer Mitzerl schlaffen gehen. In meinem zimmer würde ich vor Lermen nicht haben schlafen können, ich legte mich demnach in meinem Pelz auf des Wolfgang Bethe, konnte aber nicht schlaffen bis halbe 5 uhr, ich war gänzlich vom schlaf gebracht und hatte das Specktackl vor augen. Die Nannerl konnte gar nicht ruhig schlaffen, sie hörte alles ins schlafzimmer. Ich hatte ihnen Befohlen in der frühe zum Dr: Barisani und ins Priesterhaus um einen geistlichen zu gehen. Barisani war schon ins Spithal gefahren, der geistliche kam, und sie beichtete ganz ruhig und gescheid. Darauf gieng den ganzen tag die nämliche Historie fort, hl: Wachtmeister Clessin konnte nichts aus ihr herausbringen, ich aber sagte ihm 2 ursachen, die erste, ihre adeliche geburts Narrheit, gab er mir gleich zu. um die zweyte, ein spizbiebischey Liebsfopperey, war ihm unbekannt. die frau schwester Landrichterin wurde gehohlt, sich zog sich aber bald weg, und gieng zur Pfarrerköchin hinunter. Dr Barisani kamm, verordnete eine aderlass am fuß und eine Mixtur, wir bathen ums Spittal, er sagte, wir sollten, wenns nach der aderlass nicht besser wird, einen Spittalzeitl machen. – So bald die ader geschlagen wurde, fieng sie erstaunlich an zu lachen, und sagte: was! Sie! mein hl: von Lasser. ich sollte ihr Herz besitzen? – Nein, das ist nicht [18] möglich! ich bin nicht schön, ich bin ein armes Mädl. – dann fuhr sie in seinem Tone fort: gewiß mein liebes Sanderl, das macht alles nicht, sie sind die einzige besitzerin meines Herzen. = = Nein das kann ich ohnmöglich glauben: = = ja, gewiß sie sind es! Dann wieder gelacht und fortgeplaudert – Nach dem aderlassen wollte sie nicht ins bethe gehen. So bald man sagte der hl: von Lasser will es haben; so gieng sie ganz willig. Nachmittag spieb sie der fr. Wachmeisterin, und Clessin waberl, der Mitzerl und andern zu zeiten ins gesicht, da sie solche bald für die Pirkner fulerl, bald für die guilelmi Saifensieder tochter hielt, mit denen sie eyferte, sie Säu, und im arschlecken hiess. – Sonntag den 3ten May. – Dieß gieng nun so fort bis gestern den 3ten may um 10 uhr, wurde sie ins Spittal getragen, sie war ziemmlich bey vernunft und danckte uns ohne Unterlass für alle guthaten, da sie von ihren freunden verlassen ist, und wir alles für sie gethan haben. Nun müsst ihr wissen wer dieser Lasser ist, er ist der Bruder des hl: von Lasser von der Windischmatterey – er ist Oberschreiber in der gnigel, ein junger Bursch, der das arme Mädl zu bereden gesucht, und seine freude hatte sie für einen Narren zu halten, und die Mautner Tochter von der gniegl hat Posten und Brief getragen und den vermeinten spass unterhalten, und oft Erzehlungen gemacht, um sie Eyfersichtig zu machen. alles dieses ist nun hinten darein nach und nach an den Tag gekommen. Die Mitzerl hat sie ins Spittal hinaus begleitet, und heute war sie darauff sie heimzusuchen, fand sie auch ganz bey sich selbst und bey vollkomenem verstande; allein es wird noch so immer abwechseln und so geschwind keinen Bestand haben. gott gebe, daß man die arme Närrin wieder vollkommen zurecht bringt. Nobilitätseinbildung, armuth dazu, und dann ein schein der Hofnung eine Frau zu werden und in bessere umstände zu kommen, Furcht und Eyfersucht durch eine andere um diese Hofnung und glück gebracht zu werden, wenig im Kopf etwas vernünftig überlegen zu können, xx: sind der grund dieses Kleinmüthigen zufahls, der in volle Narrheit ausgebrochen. – Nun eine andere erstaunliche Narrheit; eine [19] Frucht schlechter Erziehung und die Traurige folge der zu vielen Freyheit der man denSigmund Hafner1 seit seinem Hierseyn überlassen hat. Man hat ihn immer in seinem Hause zu Loreto ganz allein mit seinem Stallbueben wohnen lassen, ohne sich um seine aufführung zu bekümmern. Nun wird er das schloss Seeburg, welches dem graf Ernst Lodron gehört um 30000 fl kauffen, und dann Hayrathen. – wen aber? – die Köchin vom verstorbenen Obersten graf Pranck, ein abscheuliches schwarzes Mensch, mit einem magern grosaugeten völligen affengesicht. Sie ist nicht weit von Drum, die Wirtsdochter aus Uttendorf in Bayern. So bald der Oberst gestorben, hat man sie, wegen übler Hauswirthschaft fortgejagt; dann NB NB, sie galt alles beym Obersten. Der einfältige Hafner Sigerl wird sie also wegen ihrer Keuschheit hayrathen. – ihr könnt euch leicht vorstellen daß die hl: hl: schwäger und ganze löbl: stolze Kaufmanschaft über diesen Handl sehr aufgebracht ist, um so mehr, als sie alle gar nicht wissen, ob er nicht etwa gar sich schon hat vermehlen lassen, dann den letzten Aprill ist er mit seiner Lucretia mit ganzer Equipagge nachmittag in Hellbrum gefahren, dann von da zum hl: schwager Spath2 in den ehemaligen amand Hof (den die Spathin gekauft) dort waren sie über Nacht, und dan an seinem hohen Nahmens Fest den 1ten May in gesellschaft des hl: Spath und fr: Spathin nach altenöling gefahren, welches man hinnach den 2ten erst erfahren hat; da sie nun erst heute den 3ten abends oder gar morgen zurückkommen, so hat man die vermuthung einer bereits vorgegangenen Hochzeit, – welches ich doch nicht glaube. hl: Triendl ist in Botzen. über die Spathischen verwundern sich die übrigen; und das Publikum lacht über diejenigen, die bey Hafners ankunft aus Italien, wie ich vom Hagenauerischen damals selbst gehört, sich unterredet, daß sie bedacht seyn wollen, damit er unter ihnen bleibe, und nicht etwa unter gewisse Personen gerathe, dadurch er veranlaset werden möchte [20] eine gschopfete zu hayrathen. Nun hayrathet er nicht aus seinem Stande! – Hafner wird 21 oder 22 Jahr alt seyn und seine Kuchenbraut ist zwischen 29 und 30. Man hat also, wenn sein verstand vom narrn-liebs Nebl frey und heiter wird, eine neue geschichte bald zu erwarten. Mittwoch den 6. Noch haben wir keinen Brief von euch seit euerm zweyten vom 10 Aprill den die Mamma den 5ten zu schreiben hat angefangen. – Der Subregens hl: Decker ist Dechant zu Tittmoning geworden, weil der hl: Dechant abgesetzt und so gar aus dem Land nach Hause mit einer jährlichenpension von 300 fl fort hat müssen. hl: Ely ist Subregens worden, der sich euch empfehlt. Nun kann derCorregent Ammand acht haben, – der Decker ist ein wunderlicher Kopf, und wie ich weis, ist der Amand nicht gar gut angeschrieben, weil er mit seiner schuelhaltung sehr nachlässig ist, und immer sauffen und spazieren geht. – Des Regimentschyrurgus hl: Hibners Sohn, war einige Jahr in Wienn dieChyrurgie zu studieren, und hatte vom Fürsten alle jahr ganze 12 Duggatten. Da er nun itzt mit ins feld fort wollte; befahl der Erzb: er soll nach Salzb: zurück, er wolle ihn hier haben. Sein vatter aber war durch so viel Beyspiele schon witzig, und schrieb seinem Sohn, er sollte das bessere erwehln. Er ist auch schon bey der Kayssl: Armée mit monatl: 30 f angestellt. Franz Gilowsky kommt nach Wienn zum Reichs-Hofrath gr. Ernst Firmian. – Der Erzb: sucht itzt den Bertoni3 als Capellmeister auf einige zeit zu bekommen. – hat hl: Raff dem Wolfg: nichts gesagt, daß ihm der P: Martini aus Bologna wegen ihm geschrieben? Er hat mir schon unterm 14 febr: seine Freude über das erhaltene Portrait geschrieben, und setzte, wegen dem, was er nach Manheim geschrieben, folgendes bey: Le vicende della Baviera, e della partenza S: A: Elett: Palatina da Manheim forsi impediranno che non poßino avere tu tto il buon Effetto apresso la sua Alt: Elettorale, tutta via se tarderanno, non mancaranno. – ich habe einen neuen Scolarn, den graf [21] Perusa, da werde ich für 12 Lectionen einen Duggatten fürs hingehen einnehmen müssen, denn er ist ein ganz erstaunlicher Esel. er hat einen andern Secretaire, einen sehr artigen Menschen. er heißt Mr: Schneid. Ich vernehme, daß, wenn der Krieg ausbricht (daran fast nicht zu zweifeln) Mr. Duscheck mit seiner Frau nach Paris gehen will. Die Preusische Hauptarme und der König selbst stehet bey Silberberg und glatz. Der Kayser mit seiner Hauptarme bey gitschin bis Königsgratz. Mit den vorposten stehen sie also sehr nahe – und die Armeen kaum 10 Meilen von einander. Ich hab die Protestation von Preussen auf dem Reichstag wider die Besitznehmung in Beyern, und die östereichische antwort gelesen. Preussen hat sehr hoch gesprochen, und Östereich stehet nun da um denjenigen zu erwarten, der sie angreift, indem es dargethañ, daß öster. und der Churfürst von der Pfalz sich also mit einander voraus verglichen haben; daß sie solches zu thun befugt waren, daß Preussen, als ein simpler Reichsstand, in eine Sache, dazu er gar keinen anspruch hat, sich nicht zu mischen habe, da zween Reichsstände sich in Erbschaftssachen nach belieben mit einander vergleichen können; daß, wenn iemand eine Pretesion zu haben glaube, solches auf dem Reichstag, und nicht durch einen simplen Reichsstand, wie Preussen ist, müsse entschieden werden. Daß Östereich so gar geneigt seye, alles auf das Urtheil des Reichstages ankommen zu lassen xx: – Man weis nun, daß der Königin Preussen sonst allzeit geschwind anpackt. Ich denke, da er dermahl weis, wie gut die Kriegsverfassung des Kaysers ist, er noch vorhero verwirrungen und verheizungen anzetteln und allianzen suchen will. Ich mache meine Betrachtungen über die beständigen Reisen des Prinz Ferdinand von Braunschweig. Dieser war in Russland, und nun ist er nach schweden und Dännemarkt x: Dann Preussen muß freunde suchen, weil, wenn er itzt gleich eine starke armée hat, so kann er sie doch nicht so geschwind wieder Recrutieren, wie östereich, welches aus Hungern alleine also gleich viele 1000 Mann ziehen kann, und Credit hat es mehr als Preussen; dem man nicht mehr trauet. Ich förchte nur Russland erklärt sich Preussen. – [22] Die Maulthiere sind nun alle zur Arme durch. Donnerstag den 14ten Kommt der erste transport der Husaren von 400 Mann aus Italien. Die übrigen kommen alle 2te täge in 4 oder 5 transport. Montag den 11 May. Diesen augenblick erhalte euer schreiben vom 1ten May4. ich errathe aus der aufschrift par Strasburg augsp: das ihr meinen zweyten Brief, den, wenn nicht irre, den 20ten april abgeschickt, werdet mit der adresse an euere dermalige Wohnung erhalten haben; obwohl ihr nur vom ersten Meldung macht. Mein lieber Wolfgang! nun will auf alles antworten. daß man in Paris 100 gänge umsonst macht, weis aus der Erfahrung, und hab Dir auch solches voraus schon einmal geschrieben. Daß die Franzosen mit Complimenten auszahlen, ist mir auch bekannt. und daß Du aller Orten Deine Feinde haben wirst, ist eine unvermeidliche Sache, das haben alle Leute von grossem Talente. alle die dermal in Paris im Credit stehen und im Nest sitzen, wollen sich nicht aus dem Nest treiben lassen, sie müssen sich fürchten, ihr ansehen werde herabgesetzt, an welchem ihr interesse hängt. Nicht nur gambini5, sondern Stamitz6Piccini und andere müssen Eyfersichtig werden. ist denn Piccini noch in Paris? – – Und wird Gretry nicht Eyfern? – – Wendling sagte Dir die Musik hätte sich geändert. ich glaubte nicht viel davon. – Die Instrumentalmusik, ja, die war damals schon besser. – aber die Singmusik wird noch so bald nicht besser werden. übrigens must Du Dich durch Deine Neider nicht niederschlagen und aus der Fassung bringen lassen: das geht aller Ort so. Denke nur auf Italien, auf Deine erste opera, auf die 3te opera, auf d'Ettore7 x: auf die Intriquen der de Amicis x: zurück x: man muß sich durchschlagen. Wenn Du und die Mamma nur itzt zu leben haben, denn die Umstände in Teutschland muß man abwarten. alles ist voll mit Soldaten, Pferdlieferungen [23] und zufuhren der Lebensmittl, die Leute werden im Preussischen und östereich: auf den Strassen und aus den Bettern zu Soldaten weggenommen. Ich kann Dir mit geld nicht beystehen, das weist Du. – und ohne geld kann die Mamma nicht nach Hause, und Du nicht nach Italien kommen. will ich mit dem wenigen, was noch da ist, unsere ocuhedln blzmueln.8 so hat Deine Mamma und Deine schwester nach alfnla Tsd9 gar keinen krzlhzlr,10 und ich könnte Dir auch mit nichts beystehen. Man muß also diese Umstände abwarten. ihr seyd unterdessen an einem sichern Ort. Im Nahmen gottes, gedult und Bemühung! wer weis was mit dem Churfürsten von Manheim zu thun ist, wenn alles wieder ordentlich geht? – um nach Italien zu kommen, must Du nothwendig geld haben, und wenn ich auch wirkl: eine Scrittura herausreissen könnte. man muß ja geld zum reisen haben. Bin ich im Stande unsere ocuhedln zh blzmueln,11 und zugleich Dir Reisegeld wenigst 3 oder 400 f nach Italien zu geben? – – Sey aufgeräumt, finde Dich in die Umstände, und da Du mir schriebst Du solltest eine opera schreiben, so folge meinem Rath und gedenke daß an dem ersten Stücke Dein ganzer Cre dit hängt. höre, bevor Du schreibst, und überlege den geschmack der Nation, höre oder betrachte ihreopern. ich kenne Dich, Du kannst alles nach ahmen. schreib nicht in Eyle, – kein vernünftiger thut das. überlege die Worte vorher mit hl: B: Grimm, und mit Noverre, mach Scizzi und laß solche sie hören. alle machen es so, Voltaire liest seinen freunden seine gedichte vor, hört ihr urtheil, und ändert. Es ist um Ehre und geld Einnahme zu thun, und dann wollen wir nach Italien wieder gehen wenn wir geld haben. schreibst Du etwas zum gravieren, so schreib es leicht für Liebhaber und popular: schreib nicht eylig! streich weg, was Dir nicht gefält. mach nichts umsonst, lass Dich für alles bezahlen. Wir sind alle gesund, lebt wohl, wir küssen euch viel 1000 mahl und bin der alte

Mzt

[24] Mein liebes Weib vergesse das aderlassen nicht, denk daß Du nicht zu hause bist. und Du mein lieber Wolfg: sorge für Deine gesundheit. – hast Du ein Clavier im Hauß? – Die Nannerl hat sich seit der zeit in gallanterie, gusto, expression und im accompag: erstaunlich exerciert. Ceccarelli, der sich empfehlt, und den 18 abreiset, hat ein violinsolo ohne Baß hergebracht, ich sollte ihm solchen dazu schreiben. als ich einmal vormittag nicht zu hauß war, hat sie den Baß dazu geschrieben. nun muß sie mir solches öfter thun. addio – Lebts wohl. ich weis wohl, daß man nicht so oft schreiben kann: die Brief sind zu theuer. hl: B: grimm hat mir geschrieben, mit nächster Post werde antworten.

gestern ist der Cornet Andretter auf eine zeit angekommen, er empfehlt sich. am kommenden Sontag wird der Erzbischof von ollmütz graf Colloredo hier geweicht, und die Serenata vom Rust aufgeführt werden. ob graf wolfegg etwa wieder nach Paris geht, werde mich erkundigen. Das schwarze Pulver kann vielleicht in einer Apotecke erfragt werden. Es heist. Pulvis epilepticus niger. hl: Bullinger war in gefahr ein hitziges gallfieber zu bekommen, er ist schon 14 täge Krank: itzt darf er aber schon etwas von fleisch essen. Er und alle empfehlen sich – ganz Salzburg!

Fußnoten

1 Der Sohn des Großhändlers und Bürgermeisters.


2 Der Salzburger Bürger F.X. Späth, der die Tochter des alten Haffner 1776 geheiratet hatte (s. hierzu auch den Brief vom 11. Dezember 1777: Haffnermusik).


3 Ferdinando Bertoni (1725–1813), der außer Opern auch zahlreiche Kirchenmusik schrieb.


4 Antwort auf Wolfgangs Brief vom 1. Mai.


5 G. Cambini (1746–1825), der Schützling Gossecs.


6 Anton, der jüngere Sohn bes Mannheimer Meisters Johann Stamitz.


7 Der Tenorist Guglielmo d'Ettore, der vor der Aufführung von Wolfgangs Mitridate in Mailand intriguiert zu haben scheint.


8 Auflösung der Chiffren: schulden bezahlen.


9 meinem Tod


10 kreuzer,


11 schulden zu bezahlen,


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 25.
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