36. [Anfang zu Wolfgangs Brief]

[347] Paris den 5ten

Aprill 1778


Mein lieber Mann


wür sind beyde gott lob und danck gesund, und hoffen das du und die nanerl sich in gutter gesundheit befinden, so wird es mit der hilf gottes alles gutt werden, der wolfgang hat sehr vill zu thuen, er mues auf die Kahr woche für das Consert Spirituell ein Misocrere machen wo 3 Chor und ein fuga und tuet und alles darinen sein mues, mit sehr villen Instrumenten Kinstigen mittwoch soll es schon fertig sein, damit eskan probiertwerden, er schreibtes bey den Monsieur le gro der director Von den Consertist, wo er die meiste Zeit speisset, bey den Novere kan er auch däglich speissen wie auch bei der Madame depine. hernach hat er für einen duc 2 Consert1 zu machen, eins für die flautraver, und eines für die harpfe, für das französchische theater mues er ein act zu einer opera machen. eine scholarin hat er auch, welche ihm für iedelection 6 liver bezaltnehmlich für 12 lectionen 3 louidor, die bezalung bekomen wür aber erst wan alles fertig ist, und Vor ostern werden wir keinen xer einnehmen. unser gelt ist aber schon zimlich klein geworden, und klecket nicht so weith dan wür miessen ein anders quatirr nehmen weill das so weith entlegen ist zu fuess zu gehen, wür haben schon Vill gelt für das fahren ausgeben, es ist mir sehr leyd von diesen haus weck Zu gehen es sind prase leuth mit denen ich deutsch reden kan. die Madame de pine hat uns um ein anders um gesehen, die briefe so du an uns schreibest adresiere nur an herrn mayer, wür werden sie schon von ihm bekomen, bis ich dir eine andere adres schicke. den herrn gschwendner haben wür noch nicht auf gesucht, wan wür aber gelt werden brauchen das unseres nicht mehr klecken soll, so werden wür ihm schon bitten uns etwas Vor zu strecken, wan wür gar keines brauchten wehre es uns desto lieber und auch besser. der wolfgang ist hier wieder so berühmt und beliebt das es nicht zu beschreiben, der herr wendlig hat ihn in grossen Credit schan ehe er ankomen [348] gesezt, und iezt hat er im bey seinen freinden aufgefürt, er ist doch ein wahrer menschenfreind. und Monsieur Von grim hat den wendling auch zuegesprochen weill er als ein Musius mehrer Credit hat als er sein möglichest zu thuen damit er bald bekant würd. was meine lebensarth betrifft ist solche nicht gar angenehm, ich size den ganzen tag allein in zimmer wie in arest, welches noch darzue so dunckel ist und in ein kleines höffel geth das man den ganzen tag die Sohn nicht sehen kan, und nicht einmahl weis was es vor ein wetter ist, mit hartter miehe kan ich bey einen einsahleuten liechten etwas weniges stricken, und für dieses zimmer müssen wir das Monat 30 liver bezahlen, der eingang und die stiegen ist so öng das es ohnmöglich wehre ein Clavier hinauf zu bringen. der wolfgang mues also ausser haus bey Monsieur le gro Componieren weill dorth ein Clavier ist, ich sehe ihme also den ganzen tag nicht, und werde das reden Vollig vergessen. meiner kost von teater ist auch Superb für 15sol zu mitag bekomme ich 3 speisen, erstlich eine Supen mit beutter die ich nicht mag, 2ten ein bröcket schlechtes fleisch 3ten etwas von einen kalbsfus in einer schmuzigen brihe, oder eine stein harte leber, auf die nacht aber lassen wür kein essen kommen, sondern die frau Mayerin kaufft uns ein paar 36. an Gatten und Tochter, Paris, 5. April 1778 kalbfleisch, und last es bey den becken Prathen, da haben mir es das erstemahl warmer, und hernach kalter so lang es klegt, wie es in engeland der gebrauch ist, keine supen aber haben wür abends niemals, die fast däge feind gar nicht zu beschreiben und nicht aus zu stehn, es ist hier alles um die helfte theuerer als es vor 12 Jahren wahr wie wür das leste mahl hier gewesen sein. heunt als den 10ten habe ich den ganzen tag eingebacketdan wür ziehen in ein andres quadier, wo wür nur derffen das Monat einen louidor bezahlen, und haben 2 zimmer auf die gassen hinaus, und näher bey der Noblesse, und bey den theater, ich hatte diesen brief ender wegg geschickt, so aber haben wür von dir einen erwarthen wollen, damit wür in hetten beandworthen können, dan wür miessen für einen ieden brief den wür aufgeben 17 Sols zallen und wan wür einen bekommen 24 Sols. göstern ist der herrBaron von grim bey mir gewesen, und hat mich besuchtet, er last dir sagen [349] du solst dich nicht so grämmen, es würd noch alles recht gutt werden. man mues nur noch ein wenig gedult haben, er würd dir auf deinen brief schon andworthen er hat gar Vill zu thuen iezt;

Fußnoten

1 Em Irrtum der Mutter (s. Wolfgangs Briefe 127 und 129).


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 350.
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