241.

[207] Vienne ce 4 de Janvier 1783


Mon trés cher Pére!


Ich kann ohnmöglich viel schreiben, weil wir erst von der Baron Waldstädten hereinkommen, ich mich Erst ganz vom fus auf ankleiden muß, weil ich zum Hr: Hofrath spiellmann1 in die accademie eingeladen bin. – für dem Neue-Jahres Wunsch danken wir beyde, und bekennen uns freywillig als ochsen das wir ganz auf unsere schuldigkeit Vergessen haben – wir kommen also hinten nach, und wünschen keinen Neu Jahres Wunsch, sondern wünschen unsern allgemeinen alletags-wunsch – und damit lassen wir es beruhen; – wegen der Moral hat es ganz seine richtigkeit; – es ist mir nicht ohne Vorsatz aus meiner feder geflossen – ich habe es in meinem herzen wirklich versprochen, und hoffe es auch wirklich zu halten. – meine frau war als ich es versprach, noch ledig – da ich aber fest entschlossen war sie bald nach ihrer genesung zu heyrathen, so konnte ich es leicht versprechen – zeit und umstände aber Vereitelten unsere Reise, wie sie selbst wissen; – zum beweis aber der wirklichkeit meines versprechens kann die spart von der hälfte einer Messe dienen, welche noch in der besten hoffnung da liegt. –

Heute habe ich die ältere Comteße Balfi zur schüllerin bekommen, das ist, die tochter des Irzbfocusi olfnlr ocuwlotlr2, – aber ich bitte es noch bey sich zu behalten, indemm ich nicht gewiß wissen kann, ob mann es gerne wissen lässt. – Die sinfonie von der lezten hafner-Musique in Wienn verfertiget, ist mir gleichgültig ob in spart oder abgeschrieben, denn ich muß sie ohnehin zu meiner accademie öfters abschreiben lassen. – ich wünschte auch folgende sinfonien zu haben


241. an den Vater, Wien, 4. Januar 1783

241. an den Vater, Wien, 4. Januar 1783

[207] auf das so bald möglich. – Dann sind auch auf kleinen Papier blau eingebundener Contrapuncte von Eberlin, und etwelche


241. an den Vater, Wien, 4. Januar 1783

sachen von Haydn3 dabey, welche ich gerne wegenBaron van Suiten bey welchen alle Sonntage von 12 bis 2 uhr bin4; – sagen sie mir, sind in des Haydn lezten Amts, oder vesper, oder in beyden, fugen von wichtigkeit? – Dann würden sie mich sehr verbinden, wenn sie mir beyde sachen so nach und nach in die spart setzen liessen. Nun muß ich schliessen; – sie werden mein leztes sammt Einschluß von der Baronin richtig erhalten haben; – sie hat mir nicht gesagt was sie ihnen geschrieben, sondern nur daß sie sie um etwas die Musique betrefend gebeten hat; – sie wird es mir aber gewis, weil sie gesehen daß ich gar keinen Vorwitz darauf habe, gewis sagen, so bald [208] ich wieder hinauskomme, denn sie hat einen grossen schus; – ich habe aber von einer Dritten hand gehört daß sie einen Menschen für sich haben möchte, indemm sie abreisen wird – Nun will ich sie mir avertiren, daß wenn dieses wahr ist, sie sich ein wenig in acht nehmen möchte, weil sie veränderlich wie der Wind ist – und glaublich, ohngeacht sie sich es einbildet, schwerlich von Wienn wegkommen wird; – denn sie reist schon so lange die Ehre habe sie zu kennen. – Nun adieu, wir küssen ihnen 1000 mal die hände, und umarmen unsere liebe schwester von herzen und sind Ewig dero

gehr kinder

W. et C. Mozart


NB: es kommen nur 3 Concerte heraus;

und der Preis ist 4 Duccaten.

Fußnoten

1 Gehörte zum Freundeskreis van Swietens.


2 Auflösung der Chiffren: erzbischof seiner schwester


3 Michael Haydn.


4 S. die Briefe vom 10. und 20. April 1782.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 207-209.
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