250.

[220] Vienne ce 12 d'avril 1783


Mon trés cher Pére!


Ihr leztes vom 8ten dieses habe heute frühe erhalten, und daraus ersehen daß sie alles richtig von hl: v: Daubrawaick erhalten haben. – mir ist leid daß der Postwagen erst heute acht tage geht, und ich ihnen folglich die 2 Exempl: von meinen Sonaten sammt dem übrigen nicht eher schicken kann. – Ich werde auch mit dieser gelegenheit die varierte Singstimme der arie non sò d'onde viene E: schicken. – wenn sie mir ohnehin wieder etwas schicken, so bitte ich das Rondeau für die Alt Stimme (welches ich für den Castraten der mit der Welschen trup in Salzburg war, gemacht habe) und das Rondeau welches ich dem Ceccarelli in Wieñ gemacht habe, mitspatzieren zu lassen; – wenn es wärmer wird, so bitte ich unter dem dache zu suchen, und uns etwas von ihrer kirchenmusik zu schicken; – sie haben gar nicht nöthig sich zu schämen. – Baron van suiten, und Starzer, wissen so gut als sie und ich, daß sich der gusto immer ändert – und aber - daß sich die Verränderung des gusto leider so gar bis auf die kirchen Music erstreckthat; welches aber nicht seyn sollte – woher es dann auch kömmt, daß man die wahre kirchen-Music – unter dem Dache – und fast von würmern gefressen – findet. – wenn ich, wie ich hoffe, im Monath Julio mit meiner frau nach Salzburg kommen werde, so wollen wir mehr über diesen Punkt sprechen. – als hl. v: Daubrawaick von hier abreiste, war meine frau fast nicht zu erhalten, sie wollte absolument mit mir nachreisen. – sie glaubte wir könnten vieleicht noch eher in Salzburg [220] seyn als Daubrawaik; – und wenn es nicht gewesen wäre wegen der kurzen zeit die wir uns hätten aufhalten können – Ja was sag ich – sie hätte Ja gar in Salzburg niederkommen müssen! – mithin – also der ohnmöglichkeit wegen, so wäre unser heisester Wunsch Sie mein bester vater und meine liebe, schwester zu umarmen nun schon erfüllt; – denn wegen meiner frau hätte ich mir dieses Reisgen zu unternehmen getrauet. – sie befindet sich so wohl auf – und hat so zugenommen, daß alle Weiber gott danken därfen wenn sie in der schwangerschaft so glücklich sind. so bald also meine frau nach ihrer Niederkunft im Stande seyn wird zu reisen, so sind wir gewis gleich in Salzburg. – in meinem lezten schreiben1 werden sie gelesen haben daß ich noch in einer academie zu spiellen hatte, nemlich in der Madelle teyber ihrer. – der kayser war auch da. – Ich spiellte das Erste Concert welches ich in meiner academie gespielt habe – ich sollte das Rondeau repetiern – ich sezte mich also wieder hin – anstatt daß ich aber das Rondeau wiederhollte; liess ich das Pult weg thun, um alleine zu spiellen – da hätten sie aber hören sollen was diese kleine Surprise das Publikum erfreute – es wurde nicht alleine geklatscht, sondern bravo und Bravißimo geruffen. – der kayser hörte mich auch ganz aus – und wie ich vom Clavier weg gieng, gieng er von der loge weg. – also war es ihm nur mich noch zu hören. – Ich bitte sie auch wenn es möglich ist mir die Nachricht wegen meineracademie zu kommen zu lassen. – Es freuet mich vom herzen daß ihnen das wenige was ich ihnen schicken konnte, so gut zu statten gekommen ist. – ich hätte noch vielles zu schreiben. allein ich fürchte die Post reitet mir davon, es ist schon 3/4 auf acht uhr. – leben sie also unterdessen wohl. Mein liebes Weiberl und ich küssen ihn 1000mal die hände, ud unsere liebe schwester umarmen wir von herzen, und sind Ewig Dero

gehorsamste kinder

W: Et C: Mozart


an ganz Salsbourg unser

Compliment. Adieu.

Fußnoten

1 Vom 29. März.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 220-221.
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