M. Placidus Scharl über Mozart

[8] Nach P. Magnus Sattlers »Ein Mönchsleben aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, nach einem Tagebuche des P. Placidus Scharl«;

Regensburg, 1868


... Schon als Knabe von 6 Jahren producirte er seine eigenen Compositionen auf dem Clavier. »Die Oktav, [8] welche er mit seinen kleinen Fingerchen noch nicht zugleich erreichen konnte, erhupfte er mit außerordentlicher Geschwindigkeit und wunderbarer Accuratesse.« Man durfte ihm nur den nächsten besten Gedanken angeben zu einem musikalischen Satz oder zu einer Fuge, so führte er ihn sogleich durch alle Tonarten mit merkwürdiger Abwechslung und immer neuen Gängen und fugirte Stunden lang über einen Gegenstand. Musikalisches Phantasiren war seine Passion. Wie er, so war auch seine Schwester eine bewunderte Clavierspielerin; sie spielte jedoch nur die Werke anderer Meister, indessen Wolfgang seine eigenen Gedanken producirte; wodurch er später in den größten Städten: Wien, München, London sich allgemeinen Beifall erworben hat ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 8-9.
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