Vierzehntes Kapitel.

Das Nationaltheater unter Max Franz.

»Es heißt«, schreibt ein Korrespondent der Berliner Annalen des Theaters, datiert aus Köln vom 12. März 1788, »daß die Klossche Gesellschaft Cölln auf immer verlassen, und der Kurfürst sie an sich nehmen und in Bonn behalten werde. Dann heißt es wieder, daß sie wöchentlich einmal von Bonn aus hieher reisen und spielen soll. Binnen 14 Tagen muß das Wahre entschieden sein. Genug, daß sie auf alle Fälle die nächsten 4 Wochen in Bonn spielen wird. Der Kurfürst soll geneigt seyn, eine Summe dazu herzugeben.«

Aber der Kurfürst hatte bereits einen andern Plan gefaßt oder war nahe daran, ihn zu fassen; es war die Anstellung einer Gesellschaft von Hofschauspielern und die Gründung eines Nationaltheaters nach dem von seinem Vorgänger in Bonn und seinem Bruder Joseph in Wien angenommenen Plane. Seine Finanzen waren nunmehr in Ordnung, die Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten in fähigen Händen und in milder Weise tätig, und nichts hinderte ihn mehr, Musik und Theater in eine bessere und dauernde Verfassung zu bringen; er schritt jetzt zur Ausführung dieses Planes.

Im Laufe des Sommers 1788 löste sich die Klossche Gesellschaft auf, und einige der besseren Schauspieler wurden engagiert1. Diese mit einigen anderen alten Bekannten des Lesers aus der Zeit Max Friedrichs, welche sich in Bonn niedergelassen hatten und jetzt begierig die Gelegenheit ergriffen, die Bühne einmal wieder zu betreten, bildeten die neue Gesellschaft. Das Verzeichnis in H. A. O. Reichards Theaterkalender (1791) ist folgendes (die aus der Klosschen Gesellschaft Engagierten sind mit einem Sternchen bezeichnet): Schauspieler: Baltus, Bekenkam, Brand, Dardenne, *Demmer, *Lux, *Fr. Müller, Römer, *Joh. Spitzeter, *Steiger, Toussy, *Vohs;[238] Schauspielerinnen: Mad. Bekenkam, Mad. Brand, *Mlle. Christina Keilholz, *Mlle. Dorothea Keilholz, Mad. Neefe, Mlle. Töpfer, Mlle. Magdalena Willmann, *Mad. Müller, Mlle. Willmann (senior); für Kinderrollen: Max Brand, Anton Brand, *Karl Müller, Karl Neefe, *Fried. Steiger, Therese Brand, Louise Neefe, Felice Neefe. Die meisten von diesen sangen auch in der Oper, sogar bis zu dem kleinen Mädchen Louise Neefe. Joseph Reicha war Direktor; Neefe Pianist und Bühnendirektor für die Oper; Steiger dasselbe für das gesprochene Drama; Johann Goldberg Chor- und Ballettmeister; RömerSouffleur; Rousseau und Bekenkam Maler. Die Zusammensetzung des Orchesters war folgende: Violinen: Ferd. Drewer, Franz Ries, Johann Goldberg, Andreas Perner, Andreas Romberg, Johann Baum, und die Azzessisten Franz Drewer und Karl Willmann; Bratschen: Joseph Philippard und Ludwig van Beethoven; Violoncellos: Gaudenz Heller, Max Willmann, Bernhard Romberg; Kontrabässe: Johann Bapt. Paraquin, Thomas Pockhorny; Klarinetten: Christian Meuser, Joseph Pachmeier; Fagotts: Theodor Zillicken, Georg Welsch; Hörner: Nikolaus Simrock, Andreas Bamberger; Kontrafagott: Eisen; Flöten: Sebastian Pfau, Anton Reicha; Oboen: Georg Libisch, Joseph Welsch; Trommel: Joh. Bap. Renard; Trompeten: Wilhelm Stumpff, Phil. Franz Göppert, Franz Jos. Hofstätter, Michael Baltus.

Eine Vergleichung dieses Verzeichnisses mit der Aufzählung der Mitglieder der Kapelle in den Hofkalendern für dieses und die folgenden Jahre zeigt, daß die beiden Institute voneinander getrennt gehalten wurden, wenngleich der größere Teil der Namen in beiden erscheint. Einige der Sänger in der Kapelle spielten im Theaterorchester, während einzelne der Instrumentalisten in der Kapelle auf der Bühne sangen2. Andere Namen aber erscheinen auch nur in einer der beiden Listen. Beethoven erscheint als Organist nur im Hofkalender, als Bratschist aber hatte er eine Stelle in beiden Orchestern. So hatte er in einer Periode von vollen 4 Jahren Gelegenheit, die Orchester-Komposition praktisch zu studieren in der besten aller Schulen, im Orchester selbst. Diese Körperschaft von 31 Mitgliedern, unter der energischen Leitung Reichas, von denen viele jung und voll Ehrgeiz, einige schon als Virtuosen bekannt [239] waren und noch jetzt als solche in der Geschichte der Musik rühmlich genannt werden, gewährte eine Schule der Instrumentalmusik, wie sie weder Händel und Bach, noch Mozart und Haydn in ihrer Jugend durchgemacht hatten; daß ihr Nutzen sich bewährte, sowohl bei Beethoven als bei mehreren anderen der jungen Männer, ist bekannt genug.

Der ausgezeichnetste unter den Schauspielern war Joseph Lux. Er war zuerst als Mitglied von Böhms Gesellschaft in Bonn gewesen; dann war er nacheinander bei Klos und bei der Mainz-Frankfurter Truppe; jetzt wurde er für das Bonner kurfürstliche Theater engagiert. Durch ein Dekret vom 2. Okt. 1789 erhielt er auch eine Anstellung »als Hofmusicant bei unserem Toxal, Kammermusik und Theater«, mit 600 G. von der Landrentmeisterei, anzufangen mit dem ersten des vorhergehenden Monats Juli, und 400 G. aus der kurfürstlichen Schatulle. Ein Streifen Papier, der sich noch bei dem Dekrete findet, sagt folgendes: »Der Hr. Lux ist vor dem Toxal, Kammer-Musik und Theater mit 100 Pistolen

jährlicher Besoldung aufgenohmen.

Joseph Lux.«


Sein Name folgt einigen der letzten Ausgaben des Hofkalenders auch auf Beethoven als Bratschist. Er war ein ausgezeichneter Bassist und ein außerordentlich seiner Komiker. Seine letzten Jahre brachte er in Frankfurt a. M. zu, wo er noch 1815 der große Komiker war. Doch dauerte dies nicht viel länger; im Januar 1818 war kein »erster Buffo« in Frankfurt; »denn der alte Hr. Lux ist bereits jetzt schon Invalid und bald vielleicht nicht mehr unter den Lebendigen, denn er schleicht herum wie eine personificirte Allegorie auf die hiesige Bühne.– wie ein Schatten.« (Corr. A. M. Z. XX, 34). Ein paar Monate später heißt es: »Im Laufe dieses Monats (September) erlebte unsere Bühne einen bis jetzt noch unersetzten Verlust durch den Tod des geschätzten Komikers Lux. Im feierlichen Geleite des gesammten Bühnenpersonals ward er zur Gruft bestattet, auf welche die Thräne manches Armen, dem sein milder Sinn Gutes erwiesen, niederfällt.«

Unter den Düsseldorfer Papieren befindet sich ein Dekret, welches unseren alten Bekannten aus Max Friedrichs Zeit, Joseph Demmer, als Baßsänger bei der Kapelle anstellt. Das Datum ist der 18. Dez. 1788, und sein Gehalt sollte mit dem Anfang dieses Quartals, dem 1. Oktober, beginnen. Sein Name kam jedoch nicht in den Hofkalender, und es hat sich auch keine andere Erwähnung von ihm gefunden. Es ist demnach kaum zu bezweifeln, daß der Demmer in dem Verzeichnisse der Schauspieler der Tenorist dieses Namens war, welcher als Sängerknabe in der [240] Kölner Domkirche gebildet worden war. Seine Stimme war stark, nicht leicht ermüdend und von großer Höhe. Als Schauspieler war er ausgezeichnet in der feineren Komödie. Als Goethe das Weimarische Theater in seine Hand nahm (1791), wurde Demmer als erster Tenor engagiert, und im Laufe der Zeit wurde er einer der gefeiertsten Taminos in der Zauberflöte, obgleich er zu dieser Zeit ziemlich scharf von Schröder kritisiert wurde.

Johann Spitzeder wurde in der Kapelle und im Theater gleichzeitig mit Joseph Demmer angestellt (18. Dez. 1788), zunächst auf ein Jahr; beide als »Vokal-Bassisten«. Nachdem die vorläufige Berufung Spitzeders am 8. Sept. 1789 auf ein Jahr verlängert war, wurde er am 17. Aug. 1792 dauernd mit einem Gehalt von 400 Gulden angestellt. Er war ein Liebling des Theaterpublikums; Osmin in Mozarts Entführung war eine namhafte Rolle seines Repertoirs. Der berühmte Berliner Spitzeder war sein Sohn.

Maximilian Willmann, ein geschickter Violoncellspieler, aus Forchtenberg, einem Dorfe zwischen Mergentheim und Würzburg, war einige Jahre in Wien, wo die ältere seiner zwei Schwestern, Marie, Schülerin Mozarts im Klavierspiel war. Ältere Zeitungen berichten sehr günstig über ihr öffentliches Spiel; und in Bonn, wo sie zuweilen auch auf der Bühne als Schauspielerin auftrat, spielte sie oft in den Privatkonzerten des Kurfürsten. Die jüngere der Schwestern, Magdalena, war nach Aussage Neefes für die Oper von Righini in Wien ausgebildet worden. In einem Berichte über die erste Aufführung (3. Dez. 1786) der Umlaufschen Oper »Der Ring der Liebe, oder Zemirens und Azors Ehestand«, bemerkt die Wiener Zeitung: »Mlle. Willmann betrat dabey zum Erstenmal in der Rolle der Zemire das Theater und erhielt einen lauten Beifall.« Wenn demnach Gerber ihre Geburt um 1775 ansetzt, so muß er sich ziemlich weit vom Richtigen entfernen3. [241] Im nächsten Jahre kam sie mit ihrem Vater und ihrer Schwester nach Frankfurt a. M., sang die Violante in Paesiellos Mädchen von Frascati und die Frau Lene in Umlaufs Schöner Schusterin und wurde als Kurmainzische Hofsängerin angestellt. Von dort kamen Willmanns und Lux nach Bonn. Auch hier trat sie zuerst als Violante auf. Sie war noch sehr jung und hatte viel zu lernen; aber, wie Friederike Flittner ein halbes Dutzend Jahre vorher, besaß sie Talente, welche durch Studium und Übung von wenigen Jahren sich so vortrefflich entwickelten, daß sie das Lob Gerbers rechtfertigen, nach welchem sie »zu den berühmtesten deutschen Sängerinnen« gehöre, »gerühmt wegen ihrer wundervollen tiefen und dabey ungemein angenehmen Stimme, wegen ihrer Kunstfertigkeit und ihres Geschmacks im Vortrage, und wegen ihrer vortrefflichen Action, so daß an dieser Künstlerin nichts zu wünschen übrig bleibt«. Die Leipziger Allg. Musik. Zeitung preist sie in ähnlichen Ausdrücken (II, 637; IV, 295). Allerdings war das 10 Jahre nach der neuen Organisation des Bonner Nationaltheaters, aber es gewährt dieser Institution kein geringes Lob; denn wäre dies eine schlechte Schule gewesen, so hätte kein künftiges Studium Fehler beseitigt, welche damals und dort zu bleibenden Gewohnheiten geworden waren. Aber ähnliches Lob fehlte ihr auch in jenen Jahren nicht, als Beethoven im Orchester die Bratsche spielte zu ihrem Gesange auf der Bühne. In den Sommerferien von 1791 machten Willmann und seine Schwestern eine Kunstreise nach Mainz, Frankfurt, Mannheim, Darmstadt, München usw., und überall zollte man ihnen die zuvorkommendste Aufmerksamkeit und belohnte sie bei ihrer Abreise mit wertvollen Geschenken. »Von der letzten Stadt aus«, sagt der Bonner Korrespondent von Reichardts und Kunzens Mus. Monatschrift (Juli 1792), »schreibt man öffentlich: ›Die Aeltere weiß in ihrem Klavierspiel viele Fertigkeit mit Präcision und Gefühl zu verbinden; indessen die jüngere, ihre durch Höhe und besonders durch Tiefe sich auszeichnende Stimme mit der feinsten Empfindung im Ausdruck und dem richtigsten Geschmack im Vortrage zu vereinigen weiß.‹ .... Auch in Dischingen, am Hofe des Fürsten von Thurn und Taxis, rufte man ihnen ein gnädiges Willkommen [242] zu. Man führte daselbst Mozarts Entführung aus dem Serail mit vieler Pracht und ganz neuen Decorationen auf .... In dieser Oper spielte und sang die Herzogin von Hildburghausen die Constanze ganz vortrefflich; die Erbprinzessin das Blondgen, Demoiselle Willmann, die jüngere, den Belmonte, Baron von Schack, Musikintendant, den Osmin, Graf Glenau den Bassa, Hofmusiker Marchand den Pedrillo: die ältere Demois. Willmann machte den Kapellmeister. Das Auditorium bestand aus mehreren Fürsten und einem zahlreichen Adel.« – Ein Dekret vom 19. Febr. 1790 erhöht ihr Gehalt »aus K. F. Chatouille« von 800 auf 1000 Gulden; gleichzeitig wurde sie förmlich als Hofsängerin angenommen4.

Die erste Sopranistin war Christina Magdalena Elisabeth Keitholz, späterhin als Mad. Haßloch eine gefeierte Primadonna zu Kassel, Hamburg und Frankfurt a. M. Sie war geboren in Pirna bei Dresden, kam in ihrem fünften Jahre auf die Bühne und sang, als sie erwachsen war, nacheinander in Hamburg und Schwerin, von wo sie nach Bonn berufen zu sein scheint. Ihre Stimme war sehr hoch, ihre Darstellung leicht und wahr; als »Königin der Nacht« in der Zauberflöte war sie in ihren späteren Jahren berühmt. Ein angeborenes Anstoßen verursachte eine Undeutlichkeit der Aussprache im Sprechen und Singen. Am Schlusse der ersten Saison verließ sie Bonn mit ihrer Schwester Dorothea, wurde aber bald nachher wieder berufen5. Vielleicht waren Beethovens Erinnerungen an die umfangreichen Stimmen, mit denen er in seiner Jugend vertraut gewesen war, die unbewußte Ursache der beispiellosen Höhe, worin er die Vokalpartie in einigen seiner späteren Werke schrieb.

Eine bemerkenswerte Tatsache in Beziehung auf diese Gesellschaft ist das jugendliche Alter der meisten neu engagierten Mitglieder. Maximilian [243] scheint junge Talente ausgesucht und ihnen, wenn sich das Metall als echt erprobt hatte, eine dauernde Stelle in seinem Dienste gegeben zu haben; rücksichtlich ihrer Ausbildung scheint er weise Maßregeln ergriffen und so eine Grundlage gelegt zu haben, auf der er, wäre nicht der Ausbruch der französischen Revolution und die Auflösung seines Hofes dazwischen gekommen, mit der Zeit sein musikalisches Institut zu einem der ersten in Deutschland gemacht haben würde.

Dies gilt gleichmäßig von den neuen Mitgliedern des Orchesters.

Reicha selbst war noch ein ziemlich junger Mann; er war 1757 geboren6. Er war Virtuose auf dem Violoncell und hatte als Komponist einigen Namen; nur wurde seine Tätigkeit sehr durch sein Gichtleiden gehemmt.

Die Vettern Andreas und Bernhard Romberg hatte Maximilian in Münster gefunden und nach Bonn gebracht. Sie hatten als Knaben, als Virtuosen auf ihren Instrumenten (Andreas auf der Violine, Bernhard auf dem Violoncell), eine Reise bis nach Paris gemacht, und ihre Konzerte waren von Erfolg gekrönt gewesen. Andreas war 1767 bei Münster geboren, und Ledebur (Tonkünstler Berlins) nimmt dasselbe Jahr auch als Geburtsjahr Bernhards an. Sie waren demnach drei Jahre älter als Beethoven und zählten jetzt eben 21 Jahre; ihre Lebensbeschreibungen sind leicht zu finden und machen eine weitere Schilderung hier unnötig. Beide waren schon fleißige und namhafte Komponisten und müssen eine wertvolle Vermehrung des Kreises von jungen Männern gebildet haben, in welchem Beethoven sich bewegte. Das Dekret, welches sie als Hofmusiker (Violinist resp. Violoncellist) anstellt, ist datiert vom 19. Oktober 1790.

Andreas Perner, ein vielversprechender Violinist, in Prag geboren und von Frankfurt aus nach Bonn gekommen, starb als junger Mann am 6. August 1791; aber so jung er war, hatte er doch schon »mehrere gute Symphonieen, Concerte und andere Werke« produziert.

Anton Reicha, ein vaterloser Neffe des Konzertmeisters, geboren zu Prag am 27. Febr. 1770, wurde zu seinem Onkel nach Bonn gebracht. Er war schon einige Jahre unter der Obhut dieses Onkels gewesen und hatte unter seiner Leitung sich eine gute Fertigkeit auf der Flöte, der Violine und dem Pianoforte erworben. Die sonderbaren Mißverständnisse [244] in seiner Geschichte, die sich in Schillings Lexikon finden, zugleich auch das Interesse der Erzählung, namentlich das Licht, welches sie auf das Gemälde wirst, dessen Mittelpunkt Beethoven ist, mögen ein ziemlich langes Zitat aus Dr. Kastners biographischer Skizze rechtfertigen, die in Gaßners Zeitschrift für Deutschlands Musikvereine (IV.) erschien.

»Maximilian von Oesterreich ... war aus früheren Zeiten mit Reicha's Onkel in Wien bekannt gewesen und beeilte sich demnach auch, gleich nach seiner Ernennung zum Churfürsten von Köln, den talentvollen Mann zu sich zu berufen und ihm die Organisation eines Orchesters anzuvertrauen, dessen Leitung er er hielt, wie er auch in der Folge mit der Kapellmeisterstelle des Theaters bekleidet wurde. Seit drei Jahren schon hatte sich der junge Reicha mit der Erlernung obengenannter Instrumente abgegeben. Er war daher, dem ihm innewohnenden Instinkt der Musik zufolge, kein Neuling mehr und konnte als Musiker im Churfürstlichen Orchester angestellt werden. Hier hörte der aufstrebende Jüngling zum ersten Mal Ensemblestücke, und da man in der Wahl der Musik umsichtig zu Werke ging und dem Bessern den Vorzug gab, so erhielt Reicha's Geschmack eine wohlthätige Richtung. ›Bis dahin‹, sagte er, in Noten, die ich vor mir habe ›war ich nur ein ganz gewöhnlicher Musiker; plötzlich aber ermannte sich meiner die Leidenschaft der Komposition; es war ein glühendes Fieber!!‹ Der Onkel zwar bestritt diese Neigung und sah in den Versuchen des Neffen einen nutzlosen Aufschwung, weiter ohne Wichtigkeit, im höchsten Falle ein Mittel, auf eine kindische Weise seine Zeit zu verschwenden. Er übte daher Vaterrechte aus, untersagte dem Jüngling jede ähnliche Arbeit, und ging also mit der sich entfaltenden Natur den Kampf der Ueberlegung ein, der leider auch hier, wie in ähnlichen Fällen, nichts fruchtete. Aus erspartem Gelde kaufte sich Reicha ins Geheim die besten Lehrbücher, die über Komposition handelten; studierte und analysirte die ihm unter die Hände kommenden Werke von Händel, Mozart und Haydn, und gieng so unverdrossen weiter in seinen ergiebigen Nachtwachen, immer mit mehr Gewißheit auf die Spur des als Keim in ihm liegenden Talents kommend, bis nach dessen Entwicklung die Hindernisse, wenn auch verborgener Weise, aus dem Wege geräumt waren.

Um diese Zeit auch gründete Maximilian eine Universität in seiner Residenzstadt Bonn. Reicha besuchte die Course dieser Lehranstalt7, [245] machte sich in der Literatur seines Landes heimisch und beschäftigte sich vorzüglicher Weise mit der damals soviel Aufsehen erregenden Kantischen Philosophie, wie auch mit Algebra, einer Wissenschaft, die nach Reichas Aussage ihm in der Folge von ganz besonderem Nutzen für seine Kunst geworden, durch die lichtvolle Richtung seiner Gedanken und durch die Schärfe, welche in täglichen Uebungen sein Urtheil erhielt.

Nichts demnach fehlte Reicha mehr, um jene Bildung zu erhalten, die ihm fürs künftige Leben nöthig war. Mittlerweile auch machte der Onkel seine Pläne der Zukunft. Der Neffe sollte nun blos allein ein praktischer Musiker werden, fähig genug jedoch, nach ihm einst in der Anstellung als Nachfolger fungiren zu können. Einen Komponisten wollte er durchaus nicht, sei's, daß er im Pflegesohne die gehörigen Eigenschaften zu vermissen glaubte, sei's, daß er ihm die Widerwärtigkeiten aller Art ersparen wollte, welche sich auf der Bahn des schöpferischen Künstlers aufthürmen. Er ließ es zwar geschehen, wenn ihm zuweilen Versuche des Jünglings zu Gesichte kamen; er schien sie jedoch keiner Beachtung werth zu halten, legte sie als etwas Gleichgültiges bei Seite und enthielt sich geflissentlich jenes Lobes und jener Aufmunterung, deren der schaffende Geist bedarf und die ihm forthilft auf der betretenen Bahn. Nicht selten geschah es selbst, daß Reicha statt des Beifalls Tadel erhielt, und endlich nur noch die Nächte zu seinem Lieblingsstudium erübrigen konnte, sorgfältig während des Tages seine Lehrbücher der Tonkunst in der Matraze seines Bettes verborgen haltend. Lange natürlich konnte es nimmer so gehen, und wie denn alles endlich sich fügt, was sich fügen soll, so schlug auch für Reicha die Stunde seiner geistigen Erlösung. Er war so eben mit der Composition einer Scene fertig geworden: das Werk sollte entscheiden. Des Morgens in der Frühe legte er seine Arbeit auf seines Oheims Tisch und verläßt das Haus, den Tag in banger Erwartung auf dem Lande zubringend. Spät erst kehrte er nach Hause zurück und erfuhr beim Eintreten, sein Onkel wünschte ihn noch denselben [246] Tag zu sprechen. Der gichtbrüchige Mann gieng auf Krücken gestützt auf und ab; als der Jüngling erschien, schließt in Jener in die Arme. ›Du hast gesiegt!‹ wendet er sich hierauf an ihn; ›deine Scene hat mir eine unbeschreibliche Freude gemacht. Folge deiner Neigung, ich will mich hinfüro nicht mehr widersetzen.‹ Reicha weinte vor Freude; sollte er doch erst eigentlich zu leben anfangen.

Jetzt auch bricht der Strom seiner Gedanken sich die Bahn, und die Kapelle des Oheims führte erst eine Symphonie für großes Orchester auf, worauf verschiedene Italienische Scenen folgten. Diese Vorarbeiten des siebzehnjährigen Jünglings hatten Succeß. Mehr brauchte er damals nicht, denn was hätte ihm jeder andere Lohn sein können, gegen den unerzwungenen Beifall der Freunde und Gönner! – In Bonn wurde Reicha mit Beethoven bekannt, der damals als Organist am Hofe angestellt war. ›Wir haben vierzehn Jahre8 mit einander zugebracht‹, sagt Reicha, ›verbündet wie Orestes und Pylades, und waren in unserer Jugend immer beisammen. Nach achtjähriger Trennung sahen wir uns in Wien wieder, und hier theilten wir uns alles mit, was uns beschäftigte.‹«

Im Alter von 17 Jahren Orchester- und Vokalmusik für die kurfürstliche Kapelle komponierend, ein Jahr später Flötist im Theater und mit 19 zugleich Flötist und Violinist in der Kapelle und ein so intimer Freund Beethovens, der weniger als ein Jahr jünger war: mußten Reichas Lorbeeren da nicht ein Sporn für den Ehrgeiz des anderen sein?

Wir sahen bereits, daß Liebisch, Welsch und einige andere Spieler von Blasinstrumenten neue Namen in Bonn waren, und es drängt sich von selbst der Gedanke auf, daß der Kurfürst aus Wien einige Mitglieder jener Harmoniemusik-Gesellschaft mitgebracht habe, welche Reichard so hoch gepriesen hat9; weiter unten wird sich zeigen, daß eine solche Gesellschaft einen Teil des Musikinstituts in Bonn bildete, was wegen seiner Beziehung [247] auf die Frage nach Ursprung und Zeit mehrerer bekannten Werke sowohl von Beethoven als Reicha wichtig ist und zugleich einen Fingerzeig gibt, wo und wie sie ihre bewunderungswürdige Kenntnis der Leistungsfähigkeit und der Wirkungen jener Gattung von Instrumenten erwarben.

Daß alle die Personen, welche in den oben mitgeteilten Listen genannt sind, schon während der ersten Saison in Bonn anwesend gewesen seien, ist nicht ganz sicher und kaum wahrscheinlich; die Listen sind die der zweiten Saison.

Die Vorbereitungen waren sämtlich 1788 getroffen; die Eröffnung konnte aber erst nach den Weihnachtsfeiertagen, nämlich am Abend des 3. Januar 1789 vor sich gehen. Das Theater war verändert und verbessert worden; der Berichterstatter in den Berliner Annalen sagt von demselben: »Uebrigens finde ich das hiesige Comoedienhaus sehr verändert; an beiden Seiten laufen drei Reihen von Logen über einander. Die unten sind geblieben wie sie waren: aber in den oberen Rängen befinden sich auf jeder Seite neun Logen. Auch ist der Unterschied der Stände so wie in Frankreich, also auch hier im Komoedienhaus durchaus aufgehoben.« Durch einen Zufall wäre jedoch das erneuerte Komödienhaus, wiewohl ein Teil des kurfürstlichen Palastes, überhaupt nicht eröffnet worden. Wir lassen das Intelligenzblatt (8. Jan.) dies erklären: »In der Nacht vom 2. auf den 3. dieses M. hat ein Bösewicht in dem hiesigen Hof-Schauspielhaus Feuer angelegt, und einige Röhren, welche Wasser nach der Stadt führen, abgeschnitten. Jenes ist glücklicherweise nicht zum Ausbruche gekommen, u. diese sind schleunig wieder hergestellt worden. Da am andern Tage, den 3ten, die kurfürstlichen Hofschauspieler die Bühne mit dem Schauspiele10: ›Der Baum der Diana‹ eröffnen sollten, so ist es zu vermuthen, daß der Mordbrenner den Zeitpunkt, da die Ampeln gefüllt, und sonst viele brennbare Sachen im Hause vorhanden waren, mit Fleiß zur Ausführung seines schändlichen Vorhabens gewählt hatte. Die Bühne wurde demungeachtet vor einem zahlreichen Auditorium eröffnet.«

In H. A. O. Reichards Theaterkalender (1791, 510) findet man die »Rede bei Eröffnung der Nationalschaubühne zu Bonn, von C. G. Neefe, gesprochen von Steiger11, die Musik zum Chore von Jos. Reicha. 1789«. [248] Der Dichter (?) erzählt in Knittelversen das Wachsen der deutschen Bühne von der Zeit, wo


»Sonst zog die arme Schauspielkunst

Im lieben deutschen Vaterlande

(Gesaget sei es hier mit Gunst)

So wie Nomaden, gleich der Zigeunerbande

Von einem Ort

Zum andern fort.«


bis


»jetzt – entzückt vermag ich es zu sagen –

Jetzt darf sie vollends nicht mehr zagen,

Sie kann es kühnlich wagen,

Das Haupt empor zu tragen

Seit andre teutsche Große sich nicht schämen

Sich teutscher Art und Kunst mit Nachdruck anzunehmen.«


Natürlich schließt die Rede mit einigen starken Schmeicheleien auf den Kurfürsten, und der Chor fällt ein:


»Ja ein langes, heitres Leben

Möge Dir der Himmel geben!

Lebe hoch beglückt!

Enkel werden Enkeln sagen

Von den segensvollen Tagen

Die uns Max einst zugeschickt.«


Bei den Versen


»Ihr aber, Schwestern, Brüder!

– O! Wonne bebt durch meine Glieder! –

Ihr alle wißt und fühlt, was er für Kunst und uns getan.«


ist Folgendes als Anmerkung beigefügt:


»Der Kurfürst ist nicht blos ein Freund der Bühne und der Tonkunst, wie die Meisten seines Gleichen; sondern er verdient unter den Kennern seinen Platz. Er weiß Stücke, Schauspieler, musikalische Compositionen und praktische Tonkünstler mit Einsicht und Geschmack zu beurtheilen. Er besitzt selbst einen ansehnlichen Vorrath (den er immer noch vermehrt) der neuesten und besten Opernpartituren, die er sehr fertig lies't und womit er sich zuweilen Nachmittags nach besorgten Regierungsgeschäften im Kabinet amüsirt. Die Arien singt er dann selbst; das Klavier, [249] ein Violoncell, zwei Violinen und eine Viola begleiten ihn. Mehrstimmige Gesänge vertheilt er unter die Accompagnateurs, die singen können.

Er hat im Komödienhause drei Reihen Logen übereinander bauen lassen, die nach seiner eigenen Angabe, gustös und bequem eingerichtet sind. Sonst hatte man nur eine Gallerie für den Adel, und an den Seiten des Parterres einige ofne Logen.

Er besoldet eine sichre Anzahl von Theatersängern. Die übrigen werden aus der Einnahme bezahlt oder beschenkt. Die besten Sänger müssen auch in der Kirche und Kammer singen.

Den im Theater arbeitenden Musicis ist ihre sonstige Besoldung erhöht worden. Uebrigens muß sein leutseliges Betragen jeden Künstler entzücken.«

Und so konnte der junge Beethoven auch als Bratschist etwas verdienen.

Wenn man aus dem Umstande, daß die erste Saison des Nationaltheaters eröffnet wurde mit Martins »Baum der Diana«, anstatt mit einem von Glucks oder Mozarts Meisterwerken, eine ungünstige Meinung von Maximilians Geschmack herleiten wollte, so genügt es, zu bemerken, daß er in seiner Eigenschaft als Großmeister des Deutschen Ordens einen großen Teil des Lerbstes in Mergentheim zugebracht hatte und bei seiner Rückkehr Bonn erst am letzten Januar wieder erreichte. Er war demnach weder für diese Wahl verantwortlich, noch dafür, daß die Deklamation der derben Schmeicheleien Neefes durch Steiger zugelassen wurde.

Fußnoten

1 In einem Briefe aus Köln vom 2. Okt. 1788 (Journal von und für Deutschland 1788, S. 440) heißt es darüber so: »Der Theaterdirector Klos, welcher aus seinem Proceß mit Großmann bekannt ist, hat hier Bankerott gemacht. Seine ganze Garderobe, Theaterbibliothek und Musicalien sind vor einigen Wochen um 1300 Gulden verkauft worden, und zwar hat solche der Kurfürst an sich gekauft, welcher in Bonn ein Nationaltheater errichten will, wozu auch schon einige Mitglieder der Klosischen Gesellschaft engagirt sind.« Anm. d. Herausg.


2 So wurde Friedrich Müller, oben als Sänger genannt, am 27. Januar 1730 als Hofviolinist angestellt; desgleichen am 19. Febr. 1796 Thomas Pokorni als »Hofgeiger«. Der letztere erscheint auch unter den Besuchern des Beethovenschen Hauses. Anm. d. Herausg.


3 Leider nennt Gerber (N. T.-L.) wohl die beiden Schwestern Willmann (ohne die Vornamen), nicht aber Max Willmann, obgleich er seine Frau Mme Willmann geb. Tribolet erwähnt. Erst Schillings Un.-L. (1838) widmet ihm ein paar warme Zeilen, setzt seine Lebenszeit zwischen 1768 und 1812 und bedauert sein frühes Hinscheiden (gez. –d [J. von Seyfried]). Magdalenas Geburtsjahr setzt auch Schilling um 1775, nennt sie aber nicht eine Tochter, sondern eine jüngere Schwester von Max. Wenn Righini sie ausgebildet hat, so muß das zwischen 1780, wo derselbe nach Wien kam, und 1786, wo sie als Zemire auftrat, geschehen sein. Augenscheinlich hat man sie für jünger ausgegeben, als sie war, und wird ihre Geburt um 1770 anzusetzen sein, wenn nicht noch früher. Demoiselle Tribolet ist Anfang 1791 noch nicht Willmanns Frau; daß sie seine zweite Frau genannt wurde (II.2, S. 132) ist natürlich Folge der irrigen Annahme, daß Magdalena und Marie Töchter von Max seien. Als Datum von Magdalenas Tod gibt Gerber bestimmt an 12. Jan. 1802. Im übrigen vgl. die Angaben über Joh. Ignaz Willmann S. 52. [Der S. 239 im Verzeichnis Reichards von 1791 aufgeführte Violinist Karl Willmann ist wohl der von Fischer (vgl. Anhang VII) erwähnte zweite Sohn, der »im Hause starb«.] H.R.


4 Daß die Familie Willmann auch mit der Beethovenschen Familie verkehrte, in deren Nachbarschaft sie wohnte, entnehmen wir dem Fischerschen Bericht. Anm. d. Herausg.


5 Aus einem Briefe an den Kammerherrn von Schall, der weiter unten zur Erwähnung kommen wird, aus d. Juni 1790, möge folgende Stelle hier Platz finden: »Die Keilholz ist zu Mannheim, beim ersten debutiren, dreymal herausgeklatscht worden; wir haben sie allso vermuthlich gehabt, und werden sie sobald nicht wiederhaben, indem ihre Feindinn so hoch in Gunst, Macht und Kraft gestiegen, daß ihr keine Mücke mehr ungestraft in den Weg fliegen darf.« Diese Feindin wird Magdalena Willmann gewesen sein, die gerade vorher Hofsängerin geworden war. Anm. d. Herausg.


6 Gerbers Datum, bestätigt durch Neefe in J. Fr. Reichardts Monatsschrift August 1792, S. 56. Jahn (Moz., erste Aufl II, S. 530, Anm.) sagt: 1746. Reichas Geburtsort ist nicht Prag, sondern Klattau i. Böhmen (Sammelb. d. J. M.-G. IX, S. 96.)


7 Vgl. Ernst Bücken, »Anton Reichas Leben und Kompositionen«, München 1912, Dissert. S. 21 (auch, »Musik«, 1913, 2. Märzheft, Ernst Bücken, »Beethoven und Reicha«). In den handschriftlichen Personalverzeichnissen der ehemaligen Universität Bonn (Bonner Univ.-Bibl.) findet sich folgende Notiz: III Verzeichnis der Studierenden auf der kurfürstlichen Universität und Schüler zu Bonn von mehreren Jahren:


NominaCognominaPatriaFacultasMatricula

Ludovicvan BeethovenBonnphilos.14. Maji –89

Carl Ferd.KügelgenBacharachphilos.14. Maji –89

AntonReichapragensisphilos.14. Maji –89


8 Vgl. Bd. II, S. 287, auch S. 617; sieben Jahre in Bonn und sieben in Wien, wo aber anscheinend Beethoven sich nicht mehr ganz in die Jugendfreundschaft zurückfinden konnte. Reicha war für ihn ein »französischer Komponist« geworden.


9 Die beiden Brüder Welsch und Perner waren aus Frankfurt nach Bonn gekommen, wo sie bessere Versorgung erwarteten; ihr Weggehen von Frankfurt hatte weitere Verhandlungen zur Folge, da man sie dort des Vertragsbruchs beschuldigte, Ein Bericht aus Mergentheim vom 15. Nov. 1788 an die Stadt Frankfurt enthält die Mitteilung, daß Konzertdirektor Reicha die Sache untersuchen werde, Das Ende war, daß der Kurfürst die offenbar tüchtigen Musiker in seinem Dienste de. hielt. Anm. d. Herausg.


10 Lies »Singspiele«.


11 Steiger war, wie oben gesagt, Direktor neben Reicha. Vgl. auch »Reise auf dem Rhein« [von Lang], Koblenz 1790, S. 206. Anm. d. Herausg.

Quelle:
Thayer, Alexander Wheelock: Ludwig van Beethovens Leben. Band 1, 3. Auflage, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1917.
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