III.

Verzeichnis des Beethovenschen Nachlasses nach der vidimierten Abschrift bei Fischhoff in O. Jahns Nachlaß (aus Thayers Materialien).

[578] »Die Auction fand statt 5. Nov. 1827 am Kohlmarkt No. 1149 hintere Stiege 2. Stock, unter Leitung des Schätzmeisters Anton Gräfer Gesammtertrag 1140 f. 18 C.M.


[Stempel]


Gerichtliche [oder Berichtliche?] Inventur und Schätzung über das Verlassenschafts Vermögen des den 26. März 1827 mit Testament verstorbenen Herrn Ludwig van Beethoven, Tonsetzer No. 200 in der Alservorstadt, seel. durch 8 Tage.


An baarem Gelde


hätte sich nach dem Hintritt des Erblassers vorgefunden

an Banknoten1215 f.C.M.

an Einlösscheinen600 W. W

Summe1215 f. 600 W. W


wovon dem Vormunde des minderjährigen Neffen Herrn Hofrat von Braüning zur Bestattung der Leiche und anderen Ausgaben übergeben wurden 650 fl. C.M. Daher zur Depositirung verblieben 565 f.C.M. und 600 f.W.W.


An Bankaktien.


Eine Aktie der priv. öst. Nationalbank N. 2 a fol. 3099 ddto 13. July 1819 mit Coupon No. 28624 aufLudwig van Beethoven lautend nach dem Course vom 26. März 1827

1063 f. –

[579] als dem Sterbtag laut Börsezettel mit 8 Stück Coupons vom 1. Semester 1827.


Eine dto No. 3 a fol. 3099 dto eodem mit Coupon N. 28625 auf do. lautend pro

1063 f. –

mit 8 dto von dto.


Eine dto Nr. 4 a fol. 3099 dto eodem mit Coupon No. 28626 auf do. lautend pro

1063 f. –

mit 8 dto von dto.


Eine dto No. 5 a fol. 3099 dto eodem mit Coupon Nr. 28627 auf dto lautend

1063 f. –

pro mit 8 dto von dto.


Eine dto No. 6 a fol. 3099 dto eodem mit Coupon No. 28628 auf dto lautend pr.

1063 f. –

mit 8 dto von dto.


Eine dto No. 7 a fol. 3099 dto eodem mit Coupon Nr. 28629 auf dto lautend

1063 f. –

pr. mit 8 Stück Coupons von dto.


Eine Aktie der priv. oester. Nationalbank No. 8 a fol. 3099 dato 13. July 1819 mit Coupons Nr. 28630 auf Ludwig van Beethoven lautend pr.

1063 f. –

mit 8 Stk. Coupons vom 1. Semester 827.


Summe 7441 f. –


An ausständigem Unterhaltsbeitrag


In dem geheimen Zahlamte Sr. Maj. aus der Privatkasse Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Rudolf von jährlichen 600 f. C. Mze vom 1. bis 26. März 827 mit

43 f. 20


In der kurfürstlichen Lobkowitz'schen Kasse von jährlichen 700 f.W.W. oder 280 f. C.M. im Betrag ausständig pr. – – –

66 f. 53


Aus der Rudolf fürstl. Kinsky'schen Prager Hauptkasse von jährlichen 1200 f.W.W. oder 480 f. C.M. vom 1. bis 26. März 827 mit

34 f. 40


Summe 144 f. 53


An Prätiosen:


1 ovaler Ring mit Smaragd, Brillanten & Rosett.90 f. –

1 goldene Medaille mit dem Bildnisse Ludwigs

des 18. w. 41 #164 f. –

1 silberne Minutenuhr8 f. –

1 silberne Vorleglöffel ro 101/2 Lth10 f. 30

1 silberne Obersschöpfer ro 41/2 Lth4 f. 15

8 silberne Eßlöffel ro 271/2 Lth27 f. 30

5 silberne Kaffelöffel ro 41/2 Lth4 f. 30

1 silberne Salzdose ro 51/2 Lth5 f. 45

Summe314 f. 30


[580] Vorstehende Barschaft, Bankactien und Präziosen wurden laut Fürzuhalten B zu löbl. Gerichtshanden verlegt.


An der Leibeskleidung & Wäsche

C. Mze.


2 tüchne Fracke, 2 Spenser, 2 Gehröcke, 1 blautuchener Mantel

15 fl. –


16 verschiedne Gille und 8 Beinkleider

6 fl. –


2 Hüte 6 Paar Stiefel, 3 Hosenträger, 6 Barbiermesser, 2 kleine Pistolen, 1 ord. Stock, 1 Schlafrock

6 fl. –


14 Hemden, 20 V Hemden, 20 Hals- & Sacktückeln, 18 Pr. Söckel, 8 Nachtleibel, 14 Gattien, 6 Schlafhauben

10 fl. –


Summa 37 fl. –


An der Hauswäsche und Einrichtung


2 Tischtücher, 10 Servietten, 10 Handtücher 6 Leintücher 4 Ziehen

4 fl. –


2 harte Bettstätten sammt Strohsack 4 Matrazen, 7 Pölster 1 Tüchel 3 alte abgenähte Decken 1 Kotzen

12 fl. –


Im 1. Zimmer


4 harte Tischeln, 8 lederne Sesseln 3 harte Schublädekasten, 1 Nachtkastel, 2 weiche Stellen, 1 Ofenschirm, 1 Schreibpult

6 fl. –


2 Spiegel in vergoldt. Rahm. 2 Fensterplachen, 2 Chatoulen

2 fl. –


Im 2ten Zimmer.


2 alte Tische 2 alte Sessel 1 harter Schreibkasten 1 dto Hängekasten 1 weicher Thürlkasten 1 Nachtkasten 3 weiche Stellagen 1 Fensterplache

6 fl. –


[581] Im 3ten Zimmer


1 led. Schlafsessel 1 altes Sofa 1 Reisekoffer 2 Fensterplachen

4 fl. –


In der Küche:


14 Stück Porzellainteller einiges Steingutgeschirr 1 blecherne Tasse einige Gläser Flaschen & Plutzer

4 fl. –


4 messingene Leuchter 1 dto Mörser 1 kupferner Waschkößl 1 Federbratter Verschiedene Eisengeschirre und die ord. Kücheneinrichtung.

6 fl. –


Melzels Metronom

8 fl. –


1 Pianoforte von John Broadwood und Sohn ausLondon im Mahagonikasten

100 fl. –


An Instrumenten


1 Violoncello von Pater Zuaneri40 fl. –

1 Viola von Vinc. Reschner10 fl. –

1 Violin von Josef Zuaneri16 fl. –

1 Violin von Nikolaus Amati12 fl. –

Summa78 fl. –


An Musikalien, Manuskripten und Musikalienbüchern.1


Diese wurden vermöge Protokoll, welches dem Licitationsausweis beiliegt, geschätzt auf

480 fl. 30


An Büchern


Solche wurden laut Protokoll so ebenfalls dem Licitationsbeweis beiliegt, geschätzt auf 45 f. 58 Xr.W.W. oder in C. Mze.

f. 18 fl. 20


Das inventirte Verlassenschafts Vermögen beträgt demnach:

[582] Neuntausend achthundert achtzig fünf Gulden 13 Xr. C. Mze.

9885 f. 13 Xr. C. Mze.

Sechshundert Gulden W.W.

600 f. – W.W.


An baarem Gelde1215 f.600 –

An Bankaktien7441 f.

An ausständigem Unterhaltsbeitrag144 f. 53

An Prätiosen314 f. 30

An Leibskleider u. Wäsche37 f. –

An Hauswäsche u. Einrichtung156 f. –

An Instrumenten78 f. –

An Musikalien u. Manuskripten480 f. 30

An Büchern18 f. 20

Summa9885 f. 13600 –


Urkund dessen nachstehende Fertigungen:

Wien den 4. Okt. 1827.


Dro Bach CuratorFranz Horny m/p als Zeuge

Jakob HotschevarFerd. Prandstätter

m/p k.k. Hofconzipist m/p Sekulär

als Vormund des minderj. Karl

v. Beethoven und als ZeugeJgnaz Schleicher m/p

Jos. Leop. Krembs m/pFranz Deimelm/p

als Zeuge präz. Schätzmeister.


Franz Anton Hausmann m/p Schätzmeister

G.S. Ferdinand Leichtl m/p Uhrenschätzmeister

Tobias Sponagl m/p Eff. Schätzmeister

Seb. Zimmermann m/p Eff. Schätzmeister

Martin Stuss m/p Schätzmeister

Die bürgerlichen Geigenmacher.«

Nachtrag zum vierten Bande.

[583] Von dem in den früheren Bänden mehrfach erwähnten Herrn Edward Speyer in Shenley wird mir soeben in freundlichster Weise das Fragment eines Briefes Beethovens an M. Schlesinger (ohne Adresse) zugestellt, welcher sich auf die Druckfehler in den ersten Pariser bzw. Wiener (Leidesdorfschen) Exemplaren von Op. 111 bezieht, von denen Bd. IV S. 232 die Rede ist. Da nur eines der beiden den Brief bildenden Blätter erhalten ist, so fehlt allerdings in der Mitte offenbar ein größeres Stück. Dennoch ist natürlich auch dieses Fragment im Rahmen der Biographie von Interesse und sei deshalb hier mitgeteilt. Es stammt aus dem Nachlasse von Hubert Ferdinand Kufferath (1818–1896), Herrn Speyers Schwiegervater.


Wien am 3ten April (?)


Errata welche ich ergebenst bitte sowohl wegen ihnen als wegen mir sogleich verbessern zu lassen –

Seite 2 takt 2 u. 3 statt


3. Anhang

muß der untere Bogen weg u. oben über die 5 Achtelnoten so 3. Anhang bezeichnet werden. Seite 5 Takt 22


3. Anhang

statt 3. Anhang muß es heißen


3. Anhang

Seite 8 Takt 9


3. Anhang

statt f muß d stehen nemlich:


3. Anhang

die Exemplare wieder geben, u. schrieb in der eile nur das wahre, wie es hier ist, 2-mal, allein es ist unbegreiflich wie die 6 ersten Noten ganz falsch sind, da sie doch in dem ersten mir geschickten Exemplar richtig sind nur war hier die Siebente Note e/c nicht richtig. –

Seite 22 Takt 6 im Basse


3. Anhang

muß es seyn


3. Anhang

[584] im selben Takt Diskant statt


3. Anhang

einer Note


3. Anhang

muß nur ein Punkt hinter der F Note stehen. – als ein auffallendes Ereigniß schickte mir hier jemand 2 Exemplare der Sonderbarkeit wegen, wie weit man es mit der Nachahmung bringen könne, das eine von ihnen in Paris gestochen und das andere hier von Leidesdorf so täuschend nachgestochen daß Keins vom andern zu Unterscheiden ist €. Es scheint, sie verstehen sich auf ihre Freundte. Diabelli sticht sie auch schon, wie ich höre, nach – obschon ich kein Exemplar erhalten von ihnen, so hielt ich es doch für meine Pflicht, sie mit den neuen u. noch alten Fehlern bekannt zu machen, u. bitte selbe sorgsam verbessern zu lassen. –


Beethoven.


€ auch denselbigen preiß.


Auch von einem ganz undatierten Briefchen, das ebenfalls ohne Adresse ist (ich möchte auf Holz in der ersten Zeit seines Verkehrs mit Beethoven schließen), teilt mir Herr Speyer Abschrift mit. Das Original wurde vor einigen Jahren von Max Friedländer für Mrs. Oliverson gekauft und befindet sich jetzt im Besitz von Fräulein Caroline Geisler-Schubert, einer Großnichte Franz Schuberts, in Haslemere, Surrey. Es lautet:


In Eil bitte ich sie von dem was ich ihnen von Geldwechseln erzählte wenigstens, wenn sie so etwas wiederholen, keinen Namen zu nennen – Vieles Vieles muß ich jetzt ertragen, doch es entspringt alles aus dem Guten, was ich zum Theil vollbracht und noch vollbringen will. –


stets ihr

Freund

Beethoven.


Fußnoten

1 Vgl. die spezifizierte »gerichtliche Inventur und Schätzung« bei Thayer »Chronologisches Verzeichnis«, S. 173–182.

Quelle:
Thayer, Alexander Wheelock: Ludwig van Beethovens Leben. Band 5, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1908., S. 578-585.
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